Mekong

Reisezeit: Juni - September 2017  |  von Beatrice Feldbauer

Vientiane

Heute geht es mir schon wieder bedeutend besser, darum will ich jetzt ein wenig die Stadt erkunden. Gleich neben dem Hotel gibt es einen Autozubehör-Händler. Da gibt es Felgen und Scheinwerfer zu kaufen, Carrosserieteile, ja komplette Motoren. Das muss ich unbedingt festhalten, könnte sein, dass ich der eine oder andere meiner Kunden dafür interessieren.

Dann aber will ich an den Mekong. Kann ja nicht so schwierig sein, den Fluss zu finden. Auch wenn die Strassennamen weder auf der Karte noch auf der Strasse zu entziffern sind. Ich wende mich statt wie bisher, wenn ich zur Hauptstrasse wollte, nach links, nach rechts und dann noch einmal nach rechts. Eine halbe Stunde später habe ich das Gefühl, dass ich diese Geschäfte am Strassenrand schon einmal gesehen haben und prompt stehe ich kurze Zeit später wieder vor dem Hotel.

Also noch einmal von vorne. Mit mehr Konzentration. Den Mekong habe ich nicht gefunden, aber jede Menge Autogaragen. Grosse Autohändler, kleine Reparaturwerkstätten und weitere Ersatzteilverkäufer.

Meine Kunden in der Schweiz sind Autogaragen (Autohäuser und Werkstätten) daher zieht es mich wohl immer wieder in solche Gegenden. Irgendwann merke ich, dass ich mich immer weiter von meinem Ziel entferne und halte ein Tuctuc an. Tatsächlich fährt es mich den ganzen Weg, den ich zu Fuss gekommen bin, wieder zurück und kurze Zeit später stehe ich dann tatsächlich vor dem Fluss.

Aber der Fluss ist hier weit weg. Es gibt einen breiten Fussgängerbereich und dann eine weite Grünzone. Das zeigt, dass man wie hoch der Fluss bis zum Ende der Regenzeit steigen kann.

Ich schlendere ein wenig auf dem breiten Bulevard und entdecke dann einen der grossen Tempel. Da ich irgendwie schon ein wenig Entzugserscheinungen habe, gehe ich näher.

Aus dem Tempel ertönt ein Lautsprecher. Das habe ich noch nie gehört. Und vor dem Tempel sitzen viele Leute am Boden.

Neugierig wie ich bin, trete ich ein. Es ist wieder ein junger Mönch, der einritt, hätte es wissen müssen. Diesmal muss es eine grosse und wahrscheinlich eine reiche Familie sein. Jedenfalls sind sehr viele, vor allem Frauen hier. Alle elegant angezogen in den schönsten Kleidern mit farbigen Schleifen und in ihren wunderschönen Jupes in traditionellen Mustern. Sie sitzen und knien, aber ganz hinten gibt es ein paar niedrige Plastikstühle, auf einen setze ich mich und beobachte die Leute. Es ist alles ganz locker. Vorne wird gebetet und gesungen, hier hinten spielt ein Junge auf seinem Handy Solitär, ein anderer chattet. Dort wird das ganze fotografiert und gleich per Whatsapp weitergeleitet. Überhaupt gibt es kaum jemanden, der nicht wenigstens einmal eine Foto schiesst, oder sich gar umdreht und ein Selfie aufnimmt. Ausserdem schleicht ein Fotograf mit einer professionellen Ausrüstung den Wänden entlang und fängt die Zeremonie mit unzähligen Fotos ein. Und im Seitengang stapeln sich die Geschenke.

Haushaltmaschinen und Töpfe, und Silbergeschirr, Blumenarrangements. Alles durcheinander. Auch die Lautsprecheranlage ist monströs.

Ich stehe auf, nicke nach links und rechts und verlasse den Tempel wieder.

In einem Kaffeehaus in der Nähe lasse ich mir einen Bananen-Mocka auf Eis servieren. Es ist Mittag und mir geht es wieder wunderbar. Essen mag ich aber nichts, es ist mir zu heiss.

Später entdecke ich, dass auf der anderen Strassenseite ein Markt aufgebaut wird. Ob das der Nachtmarkt ist. Ich schlendere durch die noch mit Plachen bedeckten Anhänger, die nach und nach von Motorrädern hergefahren werden, da fällt mir eine Frau auf, die mir mit dem Fahrrad entgegenkommt.

Grad hab ich eine Foto von ihr gemacht, da hält sie auch schon an. Manicure? Ich habe sie zuerst gar nicht verstanden, aber sie zeigt auf meine Finger. Manicure?

Ähm... ja... warum nicht
Pedicure? beides?

Jetzt ist ihr Blick bei meinen Füssen, wo der Lack auch so langsam abgeht.

Wo?
Dort!

Sie zeigt auf eine Bank unter einem dieser Bäume mit den schönen Blumen, die ich eben noch fotografiert habe.

Und so kommt es, dass ich mich kurz darauf verschönern lasse. Sie hat alles dabei, ein paar Plastikbecken für Fuss und Hände, Instrumente, Watte, Nagellackentferner, verschiedene Lacke und drei Liter Wasser in einer Petflasche. Das reicht.

Du brauchst Vitamine, meint sie, nicht nur einen Lack. Vitamine, damit meint sie einen Basislack. Weil die Kosmetikerin bei der letzten Anwendung keinen benutzt hat, kann sie den Lack jetzt nur schlecht entfernen. Jedenfalls mit dem bisschen Nagellackentferner und dem winzigen Wattebausch, den sie verwendet. Also gut, Vitamine. Und eine kleine Fussmassage dazu. Wir sind beide happy. Irgendwie.

Jedenfalls bin ich am Schluss um schöne Fuss- und Fingernägel reicher und sie um sechs Franken.

Danach schaue ich noch ein wenig zu, wie die Stände aufgebaut werden. Es ist tatsächlich der Nachtmarkt, der hier ab fünf Uhr geöffnet hat. Ich schlendere noch ein wenig durch die Stände, bis es anfängt zu regnen.

Grad noch rechtzeitig erwische ich ein TucTuc, das mich ins Hotel zurück bringt, Minuten später regnet es wieder einmal aus allen Rohren. Und der Schirm ist natürlich im Hotel geblieben.

Morgen heisst es Abschied nehmen von Laos. Ich werde mich also heute noch um meine nächste Unterkunft kümmern müssen.

Du bist hier : Startseite Asien Laos Vientiane
Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit für etwas Neues. Für eine neue, mir völlig unbekannte Weltgegend. Spontan, ohne Planung, nur mit einer Idee: den Mekong sehen. Abflug am 16. Juni nach Bangkok. Ab dann wird es spannend. Freue mich, wenn auch diesmal wieder Freunde, Kunden und Bekannte virtuell mitreisen. Man kann den Reisebericht übrigens auch abonnieren, dann erhält man immer ein Mail, wenn ich etwas neues geschrieben habe.
Details:
Aufbruch: 16.06.2017
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 21.09.2017
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors