Mekong
Schwimmender Markt
Ich hatte bestimmte Bilder im Kopf, als mir Chowwitz, der junge Mann, der mir gestern das Reisebüro vermittelt hatte, von dem schwimmenden Markt erzählt hatte. Bilder von Gemüse und Früchteständen in Booten oder am Ufer mit Booten zu erreichen. Das interessierte mich natürlich und Chowwitz schlug vor, mich hinzufahren.
Heute sind wir also unterwegs mit einem Toyota Camry. Persönlich fährt er übrigens einen Volvo, der schon eine Million Kilometer auf dem Tacho hat. Der Toyota gehört der Firma.
"Nein", meint er auf meine Frage "die schwimmenden Märkte gibt es schon seit über einhundert Jahren, die sind keine Erfindung für die Touristen. Und sie werden auch noch immer von den Einheimischen benutzt".
Es gibt überall in Thailand Kanäle, und diese Wasserstrassen sind traditionelle Verbindungswege. Wir fahren zum Markt von Damoen Saduak, dass ca. 100 km von Bangkok entfernt ist.
Auf dem Weg erzählt er mir viel Interessantes über das Leben in Thailand. Zum Beispiel macht er mich auf die Bäume am Strassenrand aufmerksam. In ein paar Wochen würden sie blühen, sie hätten gelbe Blumen, denn sie seien extra zu Ehren den Königs angepflanzt worden.
König Bhumibol wurde an einem Montag geboren. Die Farbe vom Montag ist gelb. Bhumibol, von dem man nur als dem 9. König spricht, war 70 Jahre lang Regent des Landes, letzten Oktober ist er gestorben. Bei einer so langen Regentschaft konnten natürlich schon Bäume für ihn gepflanzt werden. Ich möchte wissen, welche Farbe der neue König haben werde, doch das weiss er nicht. Noch nicht. Noch ist der alte König nicht beigesetzt,
Da jeder Tag einer Farbe angehört, will ich natürlich wissen, wie es mit meinem Tag aussieht, ich bin ein Sonntagskind. Das ist rot und eigentlich verwundert mich das gar nicht.
Sonntag ist der Tag der Sonne, der Kraft, der Montag gehört dem Mond. Und schon stecken wir in der nächsten Geschichte.
Die Planeten kreisen um die Sonne, die als Vater des Universums gilt, nur der Mond kreist um die Erde und ist somit immer unterwegs. Er ist sowas wie die Tochter der Sonne. Oder Grosstochter, so genau will sich Chowwitz nicht festlegen. Jedenfalls ärgert sich die Sonne immer wieder, weil der Mond so viel unterwegs ist und wenn die Sonne so richtig böse ist, schaut sie ihre Tochter nicht mehr an. Das ist dann, wenn der Mond am Himmel nicht mehr sichtbar ist. Doch lange kann Vater Sonne der Tochter nicht böse sein und so kommt sie langsam wieder zum Vorschein.
Ich möchte auch wissen, was es mit der Lotusblume auf sich hat. Die Lotusblume, Seerose ist die Blume Buddhas. Wenn sie geschlossen ist, erinnert sie an die betenden Hände Buddhas oder die geschlossenen Hände wie man sie bei der Begrüssung hält. Die Lotusblume gilt als Symbol der Reinheit, da sie aus dem Morast emporwächst und dann über dem Wasser steht. Losgelöst und unabhängig. Eine offene Blüte ist wie eine Schale. Buddha wird immer auf Lotusblüten sitzend dargestellt. Das werde ich von jetzt an überprüfen.
Mit solchen Gesprächen kommen wir zügig vorwärts und schon bald sind wir an unserem Ziel angelangt.
Gelb, die Farbe des Königs. Ihm zu Ehren wurden im ganzen Land viele Bäume mit gelben Blüten gepflanzt.
Beim Einstiegsort bekomme ich zuerst eine kurze Erklärung in Englisch, was ich alles sehen werde, und dann darf ich in ein Boot einsteigen. Ein langes schmales Boot, für mich ganz allein. Mein junger Schiffsführer spricht nicht englisch, dafür kann er mit dem Motor umgehen. Und wie. Er bringt das Ding auf Hochtouren und weil es damit immer viel zu schnell fährt für den schmalen Kanal, muss er laufend abbremsen. Eine ruhige gemütliche Fahrt ist nicht möglich, er hat sichtlich Spass daran, eine Wasserfontäne und Wellen hinter sich zu lassen.
Dass ich sehr viel, aber ganz andere Erfahrung habe mit dem Fahren in schmalen Booten, kann er nicht wissen. Am Amazonas hiessen die kleinen Motoren PequePeque, weil das wie das Geräusch tönt, das sie machen, hier ist es zwar das gleiche Prinzip des Motors mit der langen Schiffsschraube, aber die Motoren sind viel stärker.
Wir fahren durch schmale Kanäle. An den Ufern stehen Häuser, fast überall mit vielen Blumentöpfen davor. Schon bald legen wir an einem Steg an und ich soll aussteigen. Es ist eine Kokosnussplantage. Man produziert hier Kokossirup. Der Saft wird von den Blüten direkt am Baum abgezapft und wird dann über dem Feuer eingedickt. Aus dem eingedickten Saft können Süssigkeiten gemacht werden. Ich erhalte eine Probe vom süssen Saft sowie ein paar Bonbons.
Überall hier wachsen Kokospalmen und mir ist schon auf der Fahrt aufgefallen, dass die Nüsse überall hier am Strassenrand verkauft werden. Und genau so eine kaufe ich mir als Proviant für die weitere Fahrt.
Wir fahren weiter, respektive wir fräsen weiter. Inzwischen sind auch andere Boote unterwegs. Man nimmt gegenseitig Rücksicht, was ja in diesen schmalen Kanälen gar nicht anders möglich ist, aber wenn die Bahn frei ist, wird Gas gegeben. Völlig verrückt.
Doch dann wird mein Fahrer ausgebremst. Ein Plastiksack hat sich um seinen Propeller verfangen und dieser kann sich nicht mehr drehen. Also greift er zum Messer, löst den Plastik und weiter geht die Fahrt. Dass er den Plastik gleich wieder ins Wasser wirft, ärgert mich, ist aber für ihn die normalste Sache der Welt. Mich freuts, dass das später noch zweimal passiert, aber das ist wohl eine Sache, mit der man hier einfach lebt.
Und dann kommen die Verkaufsstände. Von wegen Gemüse und Früchte und von wegen nicht nur für Touristen. Es sind fast ausschliesslich Souvenirs, die hier angeboten werden. Ausserdem Kleider, Mode, Handtaschen, schön gearbeitete mit traditionellen Mustern.
Als wir in die Hauptverkaufskanal kommen, gibt es auch ein paar Boote, von denen Lebensmittel verkauft werden, aber es sind sehr wenige. Immer wieder zieht uns ein Verkäufer oder eine Verkäuferin mit ihre Haken zu sich an ihren Stand und will mir ihre Waren anpreisen. Doch ich bleibe standhaft, resp. sitzend und kaufe nichts. Es ist eh noch viel zu früh, irgend etwas zu kaufen und ausserdem sehen die Sachen so aus, dass sich sie jederzeit wieder kaufen könnte.
Ich konzentriere mich lieber auf das Sehen und versuche im ganzen Gewirr ein paar Fotos zu machen. Bald sind wir wieder aus dem Getümmel heraus und kommen zu einer schönen Pagode. Hier steige ich aus. Beim Eingang steht ein Schild das verkündet, dass man für 10 Bath Fischer füttern könne. Später finde ich den kleinen Teich mit den Fischen, es sind Goldfische, vielleicht Koi, aber die grössten schwimmen bereits bauchaufwärts auf dem Wasser. Sie sind wohl zu wenig gefüttert worden. Es entsetzt mich, wie achtlos hier mit den Tieren umgegangen wird.
Nach zwei Stunden sind wir zurück am Ausgangspunkt. Mir wird ein Glas Wasser angeboten und die Foto, die ein Mädchen unbemerkt beim Einsteigen geschossen hat. Das Wasser nehme ich an, aber die überteuerte Foto lasse ich liegen.
Chowwitz will mir eine weitere Attraktion zeigen. Auf dem Rückweg halten wir bei einem Platz an, wo Elefanten zum Reiten angeboten werden.
Soll ich, soll ich nicht? Die Elefanten würden hier gut gehalten, ich müsse keine Bedenken haben, versichert mir mein Reiseleiter. Ausserdem gehören Elefanten schon seit Jahrhunderten zu Thailand und sie dienen schon immer den Menschen. Wir sind die einzigen Touristen und ich lasse mich überzeugen, steige auf das grosse Tier. Himbo heisst er und ist 10 Jahre alt. Wir nehmen einen Korb Bananen mit, den wir unterwegs verfüttern können.
Es ist schon eine sehr spezielle Erfahrung, auf einem Elefanten zu sitzen und unter dir jeden Schritt zu spüren. Sanft schwanke ich bei jeder Bewegung des Tieres. Der Spaziergang ist kurz, dauert knapp 20 Minuten durch den dschungelähnlichen Garten. Ganz hinten fliegen wunderschöne Schmetterlinge, die meine Aufmerksam fast mehr auf sich ziehen, als das Koloss, das unter mir weiter trottet. Die Bananen holt er sich mit dem Rüssel und verdrückt gleich den ganzen Bund aufs Mal. Wir kommen noch durch einen kleinen Tümpel und schon ist der Rundgang zu Ende. Ich steige mit gemischten Gefühlen hinunter und nehme mir vor, dass dieser Ritt eine Ausnahme bleiben wird.
Eigentlich habe ich zuviel gelesen, wie Menschen hier mit ihren Tieren umgehen und sie mit viel Gewalt untertan machen.
Zu Fuss zurück in den Dschungel darf ich übrigens nicht, auch nicht mit Begleitung. Ich hätte so gern noch ein paar Schmetterlinge fotografiert. Aber man will nicht darauf eingehen und das hat nichts damit zu tun, ob man Englisch versteht. Überhaupt habe ich wieder das Gefühl, dass die Freundlichkeit nach der unterwürfigen Begrüssung mit der kleinen Verbeugung und dem Hinblättern des geforderten Preises, sofort zu Ende ist.
Ausserdem hat mein Elefantenführer beim Knipsen der Fotos penetrant auf das zu erwartende Trinkgeld aufmerksam gemacht.
Beim nächsten Programmpunkt winke ich ab. Tiger besuchen. Nein, es ist kein Zoo, ich hätte einfach die Möglichkeit, Tiger zu füttern und gar zu ihnen ins Gehege zu gehen. Angst hätte ich nicht davor, aber hier sage ich endgültig nein und hoffe, dass die Tiger trotzdem gefüttert werden und nicht so enden wie die Fische im Tempelteich. Man sollte solch fragwürdige Touristenattraktionen tatsächlich nicht unterstützen.
Der nächste Programmpunkt ist unproblematisch, verspricht mir Chowwitz und hält bei einem Tempel an. Ein riesiger goldener Buddha sitzt inmitten von roten Dekorationen. An den Wänden sind Bilder mit den Stationen seines Lebens aufgemalt. Chowwitz ist Buddhist wie 80 % des Landes und im Alter von zwanzig Jahren war er für ein Jahr ein Mönch.
Er kniet sich vor dem Buddha hin und verneigt sich bis zum Boden, verrichtet wohl ein Gebet, dann fahren wir weiter.
Im Hotel lasse ich mir am Buffet ein verspätetes Mittagessen schmecken und verziehe mich in mein Zimmer. Zwar wollte ich eigentlich an den Pool, lasse es aber, da ich die einzige Person da wäre. Sieht eh nicht so aus, als ob da öfters wer hinkäme.
Später zieht noch ein Gewitter auf, aber da liege ich bereits in der Massage.
Aufbruch: | 16.06.2017 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 21.09.2017 |
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