Mekong
Spazieren
Die schlechte Nachricht vorab: meine Million ist weg. Verputzt, verschleudert, ausgegeben, weg. Aber man weiss es ja, mit einer Million muss man umgehen können, sonst ist sie schnell weg.
Also besorge ich mir erst einmal wieder etwas Geld in der Wechselstube. Beim Automaten hat es nicht geklappt, aber in der Wechselstube bekomme ich es mit der Kreditkarte. Und dann fange ich gleich wieder mit ausgeben an.
Ich befasse mich jetzt endlich damit, wie es weitergehen soll. Grad, als ich mir überlege, wie ich von hier wohl weiterreisen soll, entdecke ich eine Tafel mit Bustarifen. Es gibt also verschiedene Ziele und ich suche eine Reiseagentur auf, und dann noch eine, und eine dritte. Soweit ist das jetzt alles klar. Ich bleibe noch ein wenig hier, und dann geht's nach...
nein, das will ich jetzt noch nicht verraten. Nur soviel, ich bleibe bei meiner Vision.
Nach dem späten Frühstück am Flussufer bleibe ich gleich sitzen, ich habe den Laptop mitgebracht und schreibe den Reisebericht von gestern. Heute habe ich richtig Zeit, kann in Ruhe Fotos auswählen, und auch wenn das Internet im Cafe nicht so schnell ist, ist das heute nicht schlimm. Ich hab nichts anderes vor.
Dann schlendere ich ein wenig durch die Stadt, bewundere die Blumen, die überall in den Gärten blühen. Überhaupt die Gärten. Die scheinen für alle hier sehr wichtig zu sein. Es gibt kein Haus ohne Pflanzen davor. Grosse Kübelpflanzen, Palmen, Christusdorn, Malven, wassergefüllte Töpfe mit Lotusblüten und ganz viele Pflanzen, die ich nicht benennen kann. An den Baumstämmen an der Strasse zum Mekong sind Orchideen und andere exotische Pflanzen aufgebunden. Das alles macht die Stadt so schön. Die schmalen Gässchen mit den Gärten davor. Die gepflegten Parks um die Tempel, die man hier Vat nennt.
Das einzige, was mich hindert, richtig heimisch zu werden, sind die Namen. Die Namen der Strassen, die ich nicht lesen kann. Aber auch die Namen der Vats, von dem ich keinen einzigen aussprechen, geschweige denn mir einprägen kann. Ich merke, dass es wichtig ist, Sachen benennen zu können, um sich wohl zu fühlen. Jedenfalls mir geht das so. Sonst aber ist die kleine Stadt tatsächlich sehr angenehm. Die Auswahl an schönen Restaurants ist riesig.
Und auch wenn es mir gefällt, immer wieder an den gleichen Orten einzukehren, weil mir zum Beispiel das Frühstücksmüesli schmeckt, oder die Aussicht, das Essen, die Bedienung, so ist es trotzdem gut, wenn man genügend Auswahl hat. Es ist auch heute wieder drückend heiss und ich finde, dass ich eine richtige Siesta verdient habe. Bin ja schliesslich in den Ferien.
Später mache ich eine Stadtrundfahrt per Tuctuc. Natürlich kennt der Fahrer nur wenige Worte Englisch, aber er zeigt mir, was ich vielleicht verpasst habe. Vieles habe ich bereits gesehen, so zum Beispiel die schmale Bambusbrücke, Riverside, die schönen Guesthäuser und Beizlein englang dem Mekong. Ich frage ihn, welches das beste Restaurant der Stadt sei. Er überlegt einen Moment und meint dann treuherzig: I don't know. Ich weiss es nicht.
Egal, wir kommen zum Markt. Der ist interessant. Von aussen sieht er gar nicht so gross aus und ich hätte ihn bestimmt übersehen, aber als ich hineingehe, staune ich nicht schlecht, was da unter den farbigen Plastikplachen alles angeboten wird. Es ist der Markt der Einheimischen, es gibt kaum Souvenirs oder Handarbeiten für Touristen. Aber ganz viele Schuhe und Kleider, Kosmetik, Gemüse, Früchte, Autobestandteile.
Am Rand entdecke ich verschiedene Werkstätten. Dort werden unter anderem Motorfahrräder repariert. Hinten das Ersatzteillager. Warum mich sowas interessiert. Viele Leser werden es wissen, für die anderen die Erklärung: meine Kunden in der Schweiz sind Autoreparaturwerkstätten, Garagen.
Leider finde ich keine Autovertretung, aber eine Honda -Motorrad-Vertretung muss als Beispiel herhalten.
Wir fahren weiter, vorbei am grossen Supermarkt, am chinesischen Markt, wo nur chinesische Artikel verkauft werden - nein ich habe keinen Bedarf, wir fahren weiter.
Dann kommen wir zu einer speziellen Brücke. Mein Taxifahrer nennt sie 'Good Friends'. Ich versuche später vergebens den richtigen Namen zu ergoogeln, kann ihn nicht finden. Freundschaftsbrücken werden die wenigen Brücken genannt, die den Mekong überspannen und Thailand und Laos miteinander verbinden. Beides trifft auf diese Brücke nicht zu. Sie überquert den schmalen Nebenfluss des Mekong. Das Besondere ist, dass nur Motorräder sie passieren dürfen. Auf der Seite gibt es zusätzlich einen schmalen Fusssteg. Die Brückenkonstruktion ist aus Eisen, die Fahrspur aus Brettern. Mit zwei Spuren für die Motorräder.
Und dann kommt wieder einmal die berühmte Fragerunde. Hätte das bei diesem Fahrer, fast ohne Englisch nicht erwartet:
Wie alt bist du?
Ich runde etwas ab - 60
Ich bin 45
ich lasse das so stehen - sage nichts
bist du verheiratet?
nein
Hmmm
Es kommt kein weiterer Kommentar, es fehlen die Worte.
Und gleich noch einmal zeigt er mir eine Brücke. Eine schmale Bambusbrücke über den Fluss. Ich steige die Stufen hinunter bis zum Anfang der Brücke und sehe die Tafel, die Kasse. Hier muss man 50 Rappen Brückenzoll bezahlen, das muss die berühmte Brücke sein und nicht die, die ich vorgestern vorgestellt habe.
Vielleicht gibt es zwei Brückenzoll-Brücken? Da soll sich noch jemand auskennen. Ohne Erklärungen ist es nicht so einfach, die richtigen Informationen zu finden. Die Brücken müssen jedes Jahr wieder neu aufgebaut werden, denn durch das Hochwasser werden sie weggespült. Das Geld ist für die Anschaffung und den Bau der neuen Brücke nach der Regenzeit.
Als nächstes kommen wir zu einem grossen Park mit einem riesigen Monument. Prinz Souphanouvong, in Luang Prabang geboren. Er war bis 1995 fast zwanzig Jahre Präsident der Volksrepublik Laos.
Vorher war stand Laos über 50 Jahre unter französischer Kolonialmacht, was sich auch heute noch in den vielen schönen alten Gebäuden in der Stadt zeigt. Und darin, dass es noch immer sehr viele Bäckereien gibt, die Croissants und Baquettes machen. Das französische Flair liegt irgendwie noch in der Luft.
Was mich direkt zum nächsten Halt bringt. Die Stunde ist abgelaufen und ich verlasse das TucTuc bei der Zürcher Bäckerei.
Nur schade, dass ich noch immer keinen Hunger habe, die Menukarte sieht vielversprechend aus. Mit Pizzas und laotisch-thailändischen Gerichten. Und feiner Patisserie und Gebäck.
Aber ein Eis-Capuccino ist jetzt genau das richtige.
Viel später besuche ich das kleine Restaurant gleich neben meinem Hotel. Hab morgen wieder etwas vor und sollte früher aufstehen, als heute.
Aufbruch: | 16.06.2017 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 21.09.2017 |
Laos
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