Mekong

Reisezeit: Juni - September 2017  |  von Beatrice Feldbauer

Tempeltour zum zweiten

Grosses Erschrecken beim Zähneputzen. Ich hab gestern definitiv zuviel Sonne bekommen. Mein ganzes Dekolletee ist rot, abgesehen vom weissen Strich, den die quergehängte Handtasche hinterlassen hat. Also heute besser schützen und vor allem mehr Stoff beim Ausschnitt haben.

Beim Frühstück spielt sich folgende Szene ab. Ein Mann und eine Frau sitzen separat beim Frühstück. Aek fährt vor, grüsst den Mann, der grüsst zurück, die beiden scheinen verabredet zu sein.

Grad will der Mann mit Aek losfahren, da mischt sich die Frau ein. Mir ist nicht ganz klar, ob die beiden zusammen gehören. Es wird um den Preis verhandelt. Jetzt kommt noch eine zweite Frau dazu und ich merke, dass Aek jetzt stark in Bedrängnis kommt. Schon fängt die Frau an, ihm die Benzinpreise vorzurechnen. Es geht einige Zeit hin und her und ich vermute schon, dass mit dem Ausflug wohl nichts wird. Doch plötzlich ist man sich einig, alle drei steigen ins TucTuc, fahren los.

Ohne, dass ich etwas gesagt habe, kommt der Hotelbesitzer zu mir. Die Frau ist schwierig, meint er. Nein, die beiden gehören nicht zusammen. Der Mann hat Aek für den ganzen Tag gebucht. Preis war vereinbart - sogar etwas günstiger als für mich gestern - und unvermittelt haben sich die zwei Frauen zugeschalten, wollten mitfahren, aber ihnen war der Preis zu hoch. Dabei wäre der jetzt durch drei zu teilen gewesen.

Ich weiss nicht, wie es ausgegangen ist, aber ich weiss, dass es für Einheimische immer schwierig ist, ihre Preise zu bekommen. Auch ich zahle nicht immer, was auf Anhieb verlangt wird, aber wenn man eine Vereinbarung hatte, sollte man sich daran halten. Ich ärgere mich echt über Touristen, die immer das billigste Angebot wollen. Die arbeiten zuhause wahrscheinlich auch für den günstigsten Preis.

So, das musste jetzt gesagt sein, hoffe, die drei hatten einen angenehmen Tag zusammen.

sehr spezielle Strassenlaternen an meiner Strasse

sehr spezielle Strassenlaternen an meiner Strasse

Mein Guesthouse 'One Love'

Mein Guesthouse 'One Love'

Ich will es heute etwas langsamer angehen, hab entdeckt, dass in der Nähe des Hotels auch Tempelanlagen sind, und stehe bald danach bei der letzten Anlage, die wir gestern besucht hatten, da wo mir der Turm zu hoch war.

Schade, bei der zweiten hatte ich zwei Kleider gekauft und im Hotel bemerkt, das eines doch nicht meine Grösse ist. Ich hoffe, dass ich den Laden wieder finde. Ein TucTuc-Fahrer spricht mich an, möchte eine Tour verkaufen. Ich frage nach der Anlage mit dem gefangenen Buddhakopf und er bietet mir an, mich hin zu fahren. Nach kurzem Überlegen entscheide ich, mich für eine zwei-Stunden-Tour. Was solls, zum Spazieren ist es zu heiss und eigentlich sollte ich mir doch noch ein paar Tempel ansehen.

Fünf Minuten später sind wir beim Tempel, wo ich meine Kleider gekauft habe. Ich drohe ihm, das hätte er mir auch sagen können, dass der nur wenige Meter entfernt war. Aber Karim grinst, entschuldigt sich, die anderen Tempel wären weiter weg, die hätte ich nicht zu Fuss gefunden.

Die Frau im Laden kann sich sofort an mich erinnern und anstandslos kann ich mein Kleid gegen ein anderes tauschen, das ich mir diesmal rasch überziehe.

Und dann fahre ich mit Karim los. Zum liegenden Buddha. Der kostet keinen Eintritt. Dafür werde ich von einem Mann angesprochen. Er drückt mir ein Papier mit einem dünnen Goldplättchen in die Hand und sagt, ich solle dieses auf den kleinen Buddha kleben, der da vor dem grossen steht, das bedeute Glück. Und was kostet das, will ich wissen, während ich es dem Buddha aufs Auge drücke. Oh, mach dir da keine Gedanken, knie dich hier beim grossen Buddha nieder und sprich mir nach. Ich bin grad in Laune und knie mich mit ihm hin und wir beten für Glück - für die Familie - für einen Lottogewinn - den Powerball und sind inzwischen beide schon richtig glücklich. Er öffnet die Hand, zeigt ein paar kleine Buddhastatuen aus Messing: Die bringen Glück.

Jetzt ist der Bann gebrochen. Ich nehme das Glück, lasse die Buddhas liegen. Und er ist am Boden zerstört. Wenigstens den Betrag für das Goldplättchen möchte er jetzt doch noch haben. Ich habe zwei Babys, jammert er. Ok, 20 Bath ist mir der Spass wert. Er hat inzwischen die nächsten Touristen gesichtet, holt das nächste Goldplättchen hervor...

Bei den Souvenirständen entdecke ich frische Kokosnüsse und Karim betätigt sich als Fotograf. Ich darf jetzt sogar den Hut aufsetzen, den mein kleiner Gauner von vorhin hingelegt hat. Doch als die nächsten Touristen auftauchen, braucht er ihn wieder, schleicht sich an.

Wir fahren weiter.

Er ist riesig, der liegende Buddha

Er ist riesig, der liegende Buddha

Weiter geht die Fahrt zum zweiten Tempel. Einer ist grandioser als die andere. Ich komme nicht mehr aus dem Staunen. Trotzdem fehlt mir jemand, der mir etwas darüber erzählen könnte. Oder wenigstens eine Übersichtskarte der Stadt. Die, die ich gestern bekommen habe, ist sehr schlecht bebildert, auch wenn sie eigentlich wie eine Kinderzeichnung daher kommt. Ausserdem ist sie fast nur thailändisch angeschrieben.

Also bleibe ich beim Bewundern der Tempel und lasse mich von der Mystik verzaubern. Und höre wieder den Vögeln zu, die hier unentwegt kreischen. Gestern habe ich es noch zwitschern genannt, aber sie sind so lautstark unterwegs, dass zwitschern doch etwas harmlos tönen würde.

Meine Versuche, einen aus der Nähe zu fotografieren scheitern fast immer, denn unvermittelt fliegen sie auf, setzen sich auf die nächste Mauer oder den nächsten Baum. Und dann klappt es doch. Wer weiss, vielleicht weiss mein virtuell mitreisender Ornithologe Peter wie der Vogel heisst. Er und meine Cousine Margrit haben mir auf unseren gemeinsamen Perureisen die Augen für die verschiedenen Vögel geöffnet.

Was ist das für ein Vogel. Wenn er fliegt, sieht man unten seine weissen Federn an den Flügeln
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Die Antwort kam von verschiedenen Seiten, per Mail / Whatsupp und Gästebuch. Es ist ein white-vented Myna (Acridotheres javanicus)

Was ist das für ein Vogel. Wenn er fliegt, sieht man unten seine weissen Federn an den Flügeln
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Die Antwort kam von verschiedenen Seiten, per Mail / Whatsupp und Gästebuch. Es ist ein white-vented Myna (Acridotheres javanicus)

Der nächste Tempel ist keine Ruine, sondern noch in Betrieb. Das heisst wieder Schuhe ausziehen. Wieder so ein riesiger Typ, der mit goldenem Blick auf die Gläubigen herunterschaut. Die ihm Blumen und Geschenkkörbe bringen, die sie gleich nebenan gekauft haben. Wahrscheinlich werden die Geschenke am Abend wieder hinaus zum Verkaufsstand gebracht, damit sie wieder verkauft werden können.

Neben der Statue hockt ein Mönch. Er winkt mich zu sich. Will mir sowas wie den Segen geben. Das ist ganz angenehm, denn mit seinem Besen spritzt er mir kühles Wasser über den Nacken. Und er schenkt mir ein Armband. Natürlich spende ich ihm dafür 20 Bath, auch wenn ich sehe, dass in seinem Topf bisher nur 100-Bath-Noten liegen.

Auch Buddha mag heute lieber liegen, als sitzen.

Auch Buddha mag heute lieber liegen, als sitzen.

Und dann habe ich genug. Die zwei Stunden sind fast um. Bring mich zu einer Massage, bitte ich Karim. Zu einer Massage? Damit habe ich ihn komplett aus dem Tritt gebracht. Er ist zuständig für Tempel und Ruinen. Also noch ein Tempel, das gibt ihm Zeit, sich um einen Massage zu kümmern.

Wie gewohnt habe ich keine Ahnung, um was für einen Tempel es sich hier handelt, aber mir fallen die vielen Hähne auf. Scheint sich um heilige Hähne zu handeln und mir kommen sie vor wie eine Gartenzwergsiedlung.

Beim hintersten Buddha steht ein Schild. Es wird um Spenden für Futter und Medizin für die Tempelhunde gebeten. 70 davon sollen auf dem Gelände leben.

Ich habe nicht den offiziellen Rückweg gewählt und komme unter riesigen Bäumen zum TucTuc zurück. Karim macht offensichtlich ein Nickerchen, liegt auf der Rückbank. Also lege ich mich auf den breiten Brunnenrand und gucke in den Himmel. Wunderbar entspannend. Als sich Karim nach einiger Zeit aufsetzt und um sich guckt, stelle ich erstaunt fest, dass es gar nicht mein Fahrer ist. Zum Glück habe ich ihn nicht geweckt. Ich schleiche mich von dannen, gehe zum Eingang und da sitzt Karim auf einer Bank, wartet auf mich. Er weiss jetzt auch, wo ich meine Massage bekomme und wir fahren zurück in die Stadt.

Karim macht Siesta...

Karim macht Siesta...

... und ich auch

... und ich auch

Das leiste ich mir jetzt.

Das leiste ich mir jetzt.

Nach der Massage und einer erfrischenden Dusche gehe ich In der Nähe etwas essen und auf dem Rückweg zum Hotel entdecke ich ein Cafe mit einem wunderschönen Namen: Busaba, weisse Blume.

Die restlichen Stunden verbringe ich mit der Klimaanlage im Hotelrestaurant, arbeite an meinem Blogg. Es gibt so unglaublich viel zu schreiben, wenn ich nicht dran bleibe, vergesse ich glatt die Hälfte.

Und dann ist es Zeit, zum Bahnhof zu fahren. Aek bringt mich hin. Um Acht Uhr geht es los, mit dem Nachtzug nach Chiang Mai.

eisgekühlter Lemontea, im Moment etwas vom wichtigsten, und soooooo fein.

eisgekühlter Lemontea, im Moment etwas vom wichtigsten, und soooooo fein.

Bahnsteige von Ayutthaya

Bahnsteige von Ayutthaya

alles klar...

alles klar...

Einfahrt des Nachtzuges nach Chiang Mai

Einfahrt des Nachtzuges nach Chiang Mai

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit für etwas Neues. Für eine neue, mir völlig unbekannte Weltgegend. Spontan, ohne Planung, nur mit einer Idee: den Mekong sehen. Abflug am 16. Juni nach Bangkok. Ab dann wird es spannend. Freue mich, wenn auch diesmal wieder Freunde, Kunden und Bekannte virtuell mitreisen. Man kann den Reisebericht übrigens auch abonnieren, dann erhält man immer ein Mail, wenn ich etwas neues geschrieben habe.
Details:
Aufbruch: 16.06.2017
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 21.09.2017
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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