Mekong
Brücke
Gibt es organisierte Touren, die man unternehmen könnte? frage ich nach dem Frühstück an der Rezeption.
Ja, man könnte auf den schwimmenden Markt, aber der war am frühen Morgen, der wird wohl bald zu Ende sein, oder man könnte eines der Dörfer besuchen.
Mit einer Gruppe? Mit dem Taxi?
Das sind alles individuelle Touren mit den Booten. Per Taxi könntest du zur Vinery gehen, die liegt da oben auf dem Hügel.
Also alles individuell. Auf Bootstrip habe ich im Moment keine Lust, zu sehr ist mir die verregnete Fahrt noch in den Knochen. Ausserdem war es eine reine Verkaufstour. Vor allem wenn ich allein unterwegs bin, wird noch viel mehr erwartet, dass ich in den Dörfern etwas kaufe. Mit einer Gruppe ist es einfacher nichts zu kaufen.
Also der Weinbauer. Ich hatte gelesen, dass hier Reben angebaut werden und ich hatte auch schon dreimal Wein von einem deutschen Weinbauern getrunken. Wäre also vielleicht ganz interessant, diesen zu besuchen.
Das Taxi wird mich um ein Uhr abholen, bis dahin bleibt mir noch etwas Zeit zum Thousend Island Hotel zu gehen um dort das Internet zu benutzen. Ich hatte nämlich bemerkt, dass das Internet auch auf der Dachterrasse relativ schnell ist. Und abgesehen von den lauten Booten und dem Vorbeter, der aus einer der Pagoden ertönt, ist es dort ruhig.
Es ist tatsächlich komplett ruhig. Ich bin der einzige Gast. Aber es sind zwei Kellner da, die sich freuen, mich zu bedienen. Das Hotel ist ein Best Western Haus und einen Moment hatte ich daran gedacht, umzuziehen, doch dann überlege ich, dass ich im Inle Star eigentlich den besten Ausgangspunkt habe.
Zwar ist das Hotel sehr einfach, Internet langsam bis abwesend, kein Restaurant, aber ein unschlagbarer Preis. Das Zimmer ist sauber und wird jeden Tag gemacht, das Frühstück in Ordnung und die Angestellten sehr freundlich. Das Best Western liegt einen Block entfernt, ich kann da also jederzeit zum Essen oder fürs Internet hingehen. Bestimmt ist es um ein vielfaches teurer als meine jetzige Unterkunft.
Auch ein Umzug in eines der Ressorts, von denen es am See einige gibt habe ich mir aus dem Kopf geschlagen. Bei dem Wetter ist das zu einsam und ob die Internet zur Verfügung haben, würde ich bezweifeln. Also bleibe ich im Star und verlängere um zwei Nächte. Ich mag es, länger zu bleiben und einen Ort ganz langsam zu erleben.
Ist der Besitzer des Weingutes ein Deutscher? Will ich vom Taxifahrer wissen.
Ich glaube Franzose, aber ich weiss es nicht.
Er weiss gar nichts über das Weingut, ausser, wo es ist und das ist für einen Taxifahrer das wichtigste.
Es heisst Red Mountain und liegt am Osthang, ganz am Anfang des Sees. Es gibt ein schönes Restaurant mit Blick zum See und zu den gegenüberliegenden Hügeln. Rundum ist ein kleiner Garten mit Obstbäumen und verschiedenen Blumen. Und natürlich gibt es Reben. Sie sind abgeerntet.
Auf der Speisekarte des Restaurants suche ich vergebens nach einem Hinweis auf den Besitzer. Auch das Signet des Pfaus sehe ich nirgends. Das hatte ich noch vorgestern auf der Flasche entdeckt, von der ich ein Glas im Restaurant des Schweizers getrunken hatte. Auch dort war übrigens kein Name des Restaurant-Besitzers aufgeführt. Das scheint hier gar nicht üblich zu sein, so dass ich auch da nicht sicher bin ob das tatsächlich stimmt.
Ich bestelle ein Glas Sauvignon Blanc. Er schmeckt etwas ungewohnt, passt aber hervorragend zu meiner Fischsuppe, die mit sehr viel frischem Ingwer und Gemüse hervorragend gekocht ist. Fast hätte ich mich beim ersten Bissen verschluckt, denn eine so intensive Würze hatte ich nicht erwartet. Da wurde eine halbe Knolle Ingwer, in Scheiben geschnitten, mitgekocht.
Am Nebentisch fragen drei Amerikanerinnen, ob es eine Besichtigungstour gäbe und widerstrebend willigt die Bedienung ein, jemanden zu rufen, der ihnen den Betrieb zeigen könnte. Die offizielle Tour hätte um zwei Uhr angefangen, die nächste sei um vier Uhr.
Ich bezweifle, dass da grad im Moment eine Tour stattfindet, es ist Viertel nach zwei, dafür hat es im Moment einfach zu wenig Gäste.
Ich schliesse mich den Amerikanerinnen an und tatsächlich kommt ein junger Mann, der uns die grossen Tanks zeigt. Die Ernte findet im Februar und März statt. 200‘000 Flaschen werden im Jahr hier abgefüllt. 70 % Weisswein, 30 % Rotwein. Sie wollen versuchen das Verhältnis zu ändern, denn Rotwein ist sehr gefragt bei den Burmesen.
Ob es das einzige Weingut in Myanmar sei, will eine der Amerikanerinnen wissen. Nein, es gäbe noch einen Deutschen, aber das sei was ganz anderes, antwortet er.
Hier ist der Besitzer Burmese und nachdem ich ihn konkret anspreche, gibt er junge Mann zu, dass er der Sohn des Besitzers ist. Er tritt zwar sehr bescheiden auf und entschuldigt sich auch für sein mangelhaftes Englisch, aber man spürt seinen Stolz.
Wir werfen noch einen Blick in den kleinen Shop aber es ist schnell klar, dass man hier nicht auf den Einzelverkauf eingerichtet ist. Man arbeitet mit dem Restaurant, das ein beliebtes Ausflugsziel ist und verkauft den Wein an Grossabnehmer wie Hotels und Restaurants in ganz Myanmar.
Wo genau der zweite Weinbauer ist, finde ich nicht heraus. Hier möchte ich nicht direkt fragen und mein Taxifahrer gibt auch nur eine ausweichende Antwort. Wahrscheinlich ist er zu weit weg.
Dafür fragt er: möchtest du noch die Brücke sehen?
Ich habe zwar keine Ahnung, was es mit der Brücke auf sich hat, aber wenn er sie extra erwähnt, wird das wohl interessant sein.
Dafür müssen wir am See noch etwas weiter fahren, aber mein Fahrer meint, das würde mit dem abgemachten Preis in Ordnung gehen.
Willst du auch noch die Pagode sehen?
Eher nicht, ausser sie wäre etwas ganz besonderes.
Ist sie nicht, wir fahren direkt zur Brücke.
Die Brücke erweist sich als Holzsteg, der hinaus zu einem schwimmenden Dorf führt. Der Taxifahrer will auf mich warten, während ich hinaus auf die Brücke gehe. Und prompt in ein Fotoshooting gerate.
Pre-Wedding? Ich bin inzwischen mit den Sitten hier vertraut.
Ja, Pre-Wedding.
Der Fotograf erzählt, dass das hier nicht das einzige Setting ist, sie werden nachher noch an zwei anderen Orten fotografieren.
Kurz darauf spricht mich wieder ein junger Mann an.
Hast du Lust, mein Dorf zu besuchen? Meine Frau fährt dich mit dem Kanu herum.
Das Kanu ist auch schon bereit und die Frau breitet die Matte aus, auf die ich mich setzen soll. Die Fahrt soll eine knappe halbe Stunde dauern, so lange sollte ich es aushalten, flach im Boot zu sitzen.
Still gleiten wir über das Wasser. Immer wieder kommen uns Boote entgegen, oft von Frauen gerudert, manchmal mit Motoren. Wir kommen an den schwimmenden Gärten vorbei. Und jetzt sieht man sie viel besser als an meinem ersten Tag. Tomaten und Zwiebeln werden im Moment angepflanzt. Wenn diese vorbei sind, wird Chilli gesetzt.
Viel kann die Frau mir nicht erklären, sie sitzt ausserdem hinter mir und da ist eine Kommunikation eher schwierig. Sie steuert eines der Häuser an und ruft hinein.
Dein Haus?
Das Haus meiner Mutter. Noch einmal ruft sie etwas hinein und jetzt kommt ein Mann heraus mit einem aufgespannten Schirm. Es fängt an zu regnen und sie hat sofort einen Schirm organisiert und kümmert sich, dass ich mitsamt meiner Tasche darunter sitze.
Wir fahren zwischen den Häusern hindurch. Diese sind allerdings nicht schwimmend, auch wenn das ein schwimmendes Dorf sein soll. Die Häuser stehen auf langen Stangen, sind in den See gerammt.
Das Wasser sei hier ungefähr drei Meter hoch, hat mir der Mann gesagt, dessen Frau mich jetzt herumrudert. Aber die Häuser stehen im Wasser, es gibt keine Strassen und keine Brücken, die sie verbinden. Einzig die Gärten schwimmen, aber darauf kann man nicht stehen. Sie werden aus den Booten heraus gepflegt.
Es gibt ganz verschiedene Häuser. Windschiefe Hütten aus Bastmatten zusammengezimmert aber auch zweistöckige richtige Häuser mit Holzbrettern gebaut, grossen Fenstern und bunt bemalt. Blau, Rot, Braun. In einem offenen Gebäude sitzt eine Familie am Boden zusammen beim Essen. Als ich winke, wird zurück gewunken.
Dort wäscht eine Frau auf der Treppe die Wäsche. Meine Ruderin ruft ihr zu, sie schaut uns an und lacht. Es ist alles ganz friedlich und fröhlich. Die Menschen leben ganz natürlich, leben mit den neugierigen Touristen, lassen sich nicht stören, sondern freuen sich über das Interesse.
Manchmal begegnen wir Ruderern, die das Ruder stehend bedienen. Mit einer Hand und einem Fuss. Dazu stehen sie ganz hinten mit einem Bein auf dem Bootsrand und geben dem Ruder den Dreh mit dem Bein. Dies ist die eigenartige Technik, für die der Lake Inle bekannt ist.
Die halbe Stunde ist schnell vorbei und wir kommen zurück zur Brücke, wo der Mann mit dem kleinen Sohn wartet. An wen soll ich zahlen? Ich vermute, dass der Mann das Geld einstecken wird, doch er zeigt zu seiner Frau: sie ist gerudert.
Mein Taxifahrer lächelt verschmitzt. Er hatte natürlich schon gewusst, dass ich eine Fahrt im Kanu machen würde. Das Warten hat ihn gar nicht gestört, auch wenn er jetzt viel länger unterwegs war, als abgemacht. Er freut sich, dass es mir gefallen hat.
Auf dem Rückweg begegnen wir einem Ochsenkarren. Den möchte ich unbedingt fotografieren. Wir halten am Strassenrand. Der Bauer lässt seine Ochsen anhalten, damit ich besser fotografieren kann. Es ist fast unheimlich, egal was man macht, die Leute sind unglaublich freundlich und geduldig.
Es war ein toller Nachmittag, spontan und ungeplant, so wie ich das am meisten mag.
Vögel des Tages
Weil mein Objektiv leider nicht mehr funktioniert, konnte ich sie nicht näher heranzoomen, sie sehen ähnlich aus, wie Störche, oder wenigstens Verwandte von ihnen.
Aufbruch: | 16.06.2017 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 21.09.2017 |
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar