Mekong

Reisezeit: Juni - September 2017  |  von Beatrice Feldbauer

nichts los...

Ich mag diese Tage, an denen nichts los ist, jedenfalls nichts weltbewegendes. Gerade nach einem so intensiven Tag wie gestern mit den Elefanten, braucht es einen unaufgeregten Tag.

Es sind die Tage, an denen es auf die kleinen Begegnungen ankommt. Und so eine habe ich gleich schon am Morgen im Shuttle, der mich nach Pai bringen wird.

"Alessandro", stellt sich der junge Mann vor. Das kommt eigentlich kaum vor, denn andere Touris sind meistens mit sich selber beschäftigt, oder ich bin ihnen zu alt, um tatsächlich mit mir Kontakt aufzunehmen. Umso schöner ist diese ausgestreckte Hand. Sie gehört einem jungen Italiener. Nach den ersten Worten ist klar, dass er seit ein paar Jahren in der Schweiz wohnt. Wir können also deutsch sprechen. Auch er ist allein unterwegs, hält sich von den Strand-Tourismus-Zentren bewusst fern. Er nutzt die Zeit zwischen zwei Arbeitsplätzen für eine längere Reise durch Südostasien.

Bald sind wir in ein intensives Gespräch vertieft, philosophieren übers Reisen und übers Leben, was im Endeffekt auf das gleiche herauskommt. Leben ist eine Reise. Zu sich selbst. Sich selber kennen lernen, herausfinden, was einem wichtig ist, was man erreichen will, mit wem und warum. Die Zeit geht schnell vorbei. Auf der Fahrt, auf der Reise, im Leben.

Die Fahrt nach Pai führt über die Berge. Es sind viele Kurven auf der Strecke und es scheint, dass der Busfahrer schon verschiedene Erfahrungen mit seinen Passagieren gemacht hat, jedenfalls ist bei jedem Sitz ein weisser Plastiksack befestigt. Man weiss ja nie, was die Leute alles zum Frühstück gegessen haben, wie sie den Abend verbracht haben vor der Fahrt nach Pai, dem Treffpunkt der Backpacker aus aller Welt.

Auf halber Strecke gibt es einen Halt. "20 Minunten, die Toilletten sind da hinten", verkündet der Fahrer. Ich sehe mich bei der Essensausgabe um. Die aufgehängten Hühner geben ein skurriles Bild ab, und auch die gebratenen Spiegeleier sind eher kurios.

Der arme Teddy ist wohl unter dem Weihnachtsbaum eingeschlafen...

Der arme Teddy ist wohl unter dem Weihnachtsbaum eingeschlafen...

Mein iced Café

Mein iced Café

Ich habe für mich etwas neues entdeckt, ein geeister Kaffee. Genau so wie wir in der Kochschule einen Tee gemacht haben, wird auch ein Eiskaffee angeboten. Ein frisch gebrühter - mit Kolbenmaschine - Kaffee wird mit etwas Kondensmilch gemischt und in einen Becher voller Eiswürfel gegossen. Eine Köstlichkeit. Cremig und süss, ein Dessert.

Gegen ein Uhr treffen wir in Pai ein. Beim Busterminal verabschieden wir uns, Alessandro hat sein Hostal bereits gesehen, ich werde meines jetzt suchen.

Beim zweiten Tempel links, sagt mir ein Taxifahrer, der auf Gäste wartet, mich aber zu meinem offensichtlich zu nahen Hotel nicht bringen will. Es sind auch tatsächlich nur gut 200 m, denn die Tempel stehen auch hier nah beieinander.

erster Tempel...

erster Tempel...

zweiter Tempel....

zweiter Tempel....

... gefunden

... gefunden

Die "Breeze of Pai" ist eine einfache Unterkunft mit einfachen Bungalows in einem Garten mit vielen exotischen Pflanzen. Die Heliconia neben meinem Häuschen und die Hängematte im Garten machen mir das Haus auf Anhieb sehr sympathisch. Und auch den Typ, der mich vor dem Haus von der Wand so freundlich begrüsst hat, finde ich süss. Ich sag's ja, an solchen Tagen sind es die kleinen Begegnungen, die es ausmachen.

Ich mache es mir in meinem Haus erst einmal gemütlich, richte das Wlan in Handy und Laptop ein und befasse mich damit, was ich fast am liebsten mache: nichts.

Irgendwann fängt mein Magen an zu knurren, und ich mache mich auf, den Ort zu erkunden.

Es ist tatsächlich ein Treffpunkt für Backpacker und Aussteiger. Jedes Haus eine Reiseagentur, eine Boutique oder ein Tatoo-Studio. Imbisstände reihen sich mit einem vielfältigen Angebot an Schmuckläden. Dazwischen kurven Motorroller, flanieren Pärchen. Zum Glück ist keine Hochsaison, da wäre wohl kein Durchkommen mehr.

das nenn ich mal eine Begrüssung: Hoi du!

das nenn ich mal eine Begrüssung: Hoi du!

Ich möchte mir den morgigen Tag organisieren und trete in eine kleine Reiseagentur. Der Typ hinter dem Tisch ist offensichtlich erstaunt, dass überhaupt jemand hereinkommt und erklärt mir dann die Touren, die sie anbieten. Die grosse Höhle würde mich interessieren. Was würde das kosten und wann fahrt ihr los? will ich wissen. "Wenn es eine Gruppe gibt... " fängt er an zu erklären, aber es ist offensichtlich, dass er nicht daran glaubt, dass sich bis morgen noch eine Gruppe bilden wird.
Wieviele seid Ihr denn? - Ich, nur ich - Oh...

Kann ich auch allein gehen? Er schöpft wieder Mut, sagt mir einen Preis. Dazu kommt dann noch der Eintritt in die Höhle und einer anderen Attraktion auf dem Weg. Das macht also insesamt knapp 2000 Bath, rechne ich vor.
Nein, nein, wehrt er ab, das Taxi kostet nicht so viel.
Aber wenn ich wissen will, wieviel mich der Tag kostet, muss ich das schon zusammenrechnen, erkläre ich.
Er ist irgendwie verwirrt... starrt auf die Zahl, die er mir aufgeschrieben hat - und dann streicht er sie, sagt, dass er auch für 200 Bath weniger fahren könne. Warum tust du das, will ich wissen, ich hab dich gar nicht darum gebeten. Weil du allein bist, erklärt er treuherzig und wir schliessen den Deal ab.
Hast du mir einen netten Fahrer, will ich noch wissen, worauf er mir den Mann vorstellt, der die ganze Zeit vor dem Laden gesessen hat.
Spricht er englisch, frage ich, worauf er, nein, aber sprichst du chinesisch?

Damit sind alle Details klar, ich werde morgen um neun hier sein und freue mich auf einen spannenden Tag.

Von anderen Reiseerzählungen höre ich immer, dass man Preise drücken, sich nicht über den Tisch ziehen lassen darf, und dann passiert mir sowas, ich bin ganz einfach ein Glückspilz. Vielleicht zahle ich immer noch einen guten Preis, aber unsere Abmachung beglückt beide und somit ist das für mich ein voller Erfolg.

Dann schlendere ich weiter. Mein Magen knurrt und ich lasse mir in einem Thairestaurant ein Curry mit Garnelen und Reis servieren. Schmeckt sehr gut, aber nicht ganz so gut wie das, das ich vorgestern selber gekocht hatte.

Nachdem nun mein Magen befriedigt ist, braucht mein Geist noch etwas Anregung, und wie gewünscht entdecke ich eine Buchhandlung. Und ein sehr interessantes Buch, von dem ich schon gelesen hatte, als es vor zwei Jahren herauskam. "Hausfrau" erzählt von den Erfahrungen einer Amerikanerin, die mit einem Banker in Zürich verheiratet war. Das Buch ist in englisch, aber ein Blick auf den Umschlag zeigt mir, dass ich es verstehen sollte. Es ist lange her, dass ich ein englisches Buch gelesen habe.

Ich sehe mich noch ein wenig im Buchladen um, entdecke, dass es auch eine deutsche Abteilung hat, aber ich bleibe bei meiner Entdeckung und schlendere hoch zufrieden zurück in mein kleines Reich.

Der Tag war gut.

die Abteilung mit den deutschen Büchern kann sich sehen lassen

die Abteilung mit den deutschen Büchern kann sich sehen lassen

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit für etwas Neues. Für eine neue, mir völlig unbekannte Weltgegend. Spontan, ohne Planung, nur mit einer Idee: den Mekong sehen. Abflug am 16. Juni nach Bangkok. Ab dann wird es spannend. Freue mich, wenn auch diesmal wieder Freunde, Kunden und Bekannte virtuell mitreisen. Man kann den Reisebericht übrigens auch abonnieren, dann erhält man immer ein Mail, wenn ich etwas neues geschrieben habe.
Details:
Aufbruch: 16.06.2017
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 21.09.2017
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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