Mekong
Bonsai Saigon
Ich habe für Saigon extra ein etwas besseres Hotell gebucht, denn ich wusste, dass ich heir eine Schreiboase brauchen werde. Darum mit Pool. Dass mein Zimmer aber gleich auf dem 9. Stockwerk liegt und der Pool nur eine Etage höher, ist natürlich ein extra-plus, mit dem ich nicht gerechnet habe.
Jedenfalls verziehe ich mit mit dem Laptop hinauf auf die Terrasse, geniesse den Blick hinter auf die unzähligen Motorräder, den endlos rollenden Verkehr und versuche meine Gedanken und Fotos zu ordnen.
Gar nicht so einfach, die beiden letzten Tage in Hoi An schienen nicht sehr ereignisreich zu sein und enthielten trotzdem so viele Emotionen und Informationen. Beim Durchsehen der Fotos erkenne ich erst, was mir Duc alles gezeigt hat, wieviel er mir vom Leben in Hoi An mitgegeben hat.
Ich arbeite also erst einmal ziemlich intensiv, während ich gleichzeitig die kleine Kamera aufbaue. Sie soll mir einen Zeitrafferaufnahme mit 200 Bildern von der Kreuzung da unten aufzeichnen. Auch Wolkenbilder fängt sie ein. Ja, ja, Wolkenbilder. Hab die wohl zu wenig beachtet, jedenfalls fängt es plötzlich an zu regnen. Zuerst glaube ich noch, dass ich einfach den Sonnenhut über die Kamera halten könnte, doch schon bald regnet es in Strömen
Einen Moment glaube ich an Hagel, aber da setzt zum Glück mein Verstand ein. Hagel in Saigon wäre jetzt doch extrem übertrieben. Es sind einfach schwere grosse Regentropfen die mit grosser Geschwindikeit in den Wirlpool schiessen.
Ich bringe mich also bei der Bar in Sicherheit und schreibe weiter. Doch die Hitze bleibt und die Feuchtigkeit wird wohl gegen 100 % gehen. Geht das überhaupt, wäre das nicht schon wie Wasser?
Egal, mir ist es zu heiss und zu feucht und alles klebt. Der Tisch, die Tastatur, die Haut... Also zurück ins Zimmer. Da ist es angenehm. Kühl und weich. Ich kann auch jederzeit noch ein Mittagsschläfchen einlegen.
Bis mir in den Sinn kommt, dass ich beim Einchecken nicht nur Coupons fürs Frühstück bekommen habe, da waren auch noch Coupons für Teatime. Jeden Nachmittag von 15.00 bis 17.00 Uhr. Passt.
Richtig englische Teatime. Mit etwas salzigem (ein kleines Pizzastück), etwas Süssem (verschiedene Pattisserie) und Früchten. Dazu Tee oder Kaffee.
Ich lasse es mir schmecken und verziehe mich dann zurück ins Zimmer. Muss mir unbedingt noch etwas für heute ausdenken. Irgendwo hatte ich etwas von Dinnerfahrten auf dem Saigon-River gelesen. Die Rezeption empfiehlt mir Eliza, ein schwimmendes Restaurant. Doch als ich im Internet selber nachsehe, merke ich, dass sich dieses Schiff gar nicht bewegt. Es ist einfach ein sehr elegantes Schiff mit toller Atmosphäre und gutem Essen, aber es bleibt im Hafen stehen.
Das muss doch auch noch etwas anderes geben. Ich suche weiter. Und finde Bonsai-Cruises.
Mir gefällt der Name, die Homepage und das Schiff. Also buchen.
Es ist immer so eine Sache, allein in den Ausgang zu gehen. An einen Ort wo voraussichtlich lauter Paare oder Gruppen sind. Doch ich habe mir vorgenommen, mich nicht von negativen Gedanken einschüchtern zu lassen. Lege extra den knallroten Lippenstift auf, hole das rote Kleid aus dem untersten Fach des Koffers und lasse mich von einem Taxi zum Hafen chauffieren.
Ich bekomme einen Tisch ganz vorne, neben der Bühne. Ob das in Ordnung sei, fragt mich der Kellner, und auch die Serviertochter, die gleich darauf einen Melonensaft zur Begrüssung bringt, will wissen, ob ich mir hier wohl fühle. Es könnte sein, dass die Musik hier etwas laut werde, gibt sie zu bedenken, aber ich finde den Platz genial. Nicht eingeklemmt zwischen Tischen an denen Leute zu zweit oder in Gruppen sitzen und sich im besten Fall nicht um einen kümmern und im schlimmsten Fall mitleidige Blicke zuwerfen. Nein, vorne, bei der Musik, in der Nähe des Ausgangs, so dass ich jederzeit hinaus aufs Vordeck gehen kann, um die Lichter draussen zu geniessen.
Bald wird das Buffet eröffnet, ich bekomme mein Glas Wein und die Musik beginnt mit eindrücklichen Trommelklängen.
Ich habe Logenplatz, bin gleich beim Buffet, habe den besten Blick auf die Musik und die beste Bedienung. Denn weil ich allein bin, kann ich die Bemühungen des Personals auch besser würdigen, merke, dass mein Teller immer wieder abgeräumt wird, das Wasser nachgeschenkt und dass sich überhaupt alle bemühen, mir einen schönen Abend zu bereiten.
Bald fällt mir eine junge Frau auf, die überall zum Rechten sieht. Mir lässt sie einen Stuhl bringen, damit ich meine Handtasche nicht auf den Boden stellen muss, dann huscht sie weiter, aufs Vorderdeck, später ist sie beim Grill und sieht zu, dass alles funktioniert, überwacht das Auffüllen des Buffets.
Es ist die Chefin selber. My Boss, sagt mir die Serviertochter und als ich sie frage, woher sie denn sei, weiss sie es nicht. Kann sich nicht erinnern, wie das Land heisst, aber sie geht sie gleich fragen.
Austria. Aha, da können wir ja gleich deutsch sprechen. Später haben wir tatsächlich kurz Zeit miteinander zu sprechen. Ihr Vater hat das mit der Bonsai vor ein paar Jahren angefangen, heute führt er die Firma zusammen mit Ines und einem Geschäftspartner. Und Ines ist tatsächlich hier und kontrolliert den Ablauf.
Wir wollen, dass sich alle Gäste hier wohlfühlen, das ist das Ziel unserer ganzen Mannschaft. Das spürt man und als ich später mit ein paar Angestellten ins Gespräch komme, weil die sich gern mit Ausländern unterhalten und ich ja grad Zeit habe, während ich den Mond und die vorbei gleitende Skyline bewundere, merke ich den Respekt, den sie ihrer Chefin entgegen bringen.
She is very nice, erzählt mir einer der Kellner, der seit fünf Monaten hier arbeitet. Die Arbeit gefällt ihm sehr gut, er kann neue Erfahrungen machen, sein Englisch anwenden und vielleicht irgendwann seinen Traum erfüllen. Tourguide möchte er werden. Selbständig, um den Touristen sein Vietnam zeigen zu können.
Es ist fast Vollmond. Und die Stimmung ist einmalig. My, eine junge Studentin, die ebenfalls seit einiger Zeit hier arbeitet, zeigt mir die Treppe, die ganz hinauf führt. Später bitte ich sie, ob sie von mir eine Foto macht, was sie sehr gerne macht.
Zur Erinnerung fotografiere ich sie auch und wir tauschen Namen aus, werden im Facebook in Kontakt bleiben. Irgendwie.
Das Gebäude in der Mitte mit er Helikopterplattform ist zur Zeit das höchste hier in Saigon: Bitexco Financial Tower 258,5 m.
Zwei Stunden dauert die Fahrt und sie ist Magic. Ich weiss gar nicht, was ich da noch erklären und erzählen könnte. Die Fotos sprechen für sich, auch wenn sie gar nicht all den Zauber vermitteln können.
Die Fahrt mit der Bonsai gehört bis jetzt zu einem der schönsten Erlebnisse meiner Reise. Bestimmt war es der schönste Abend.
Und falls jemand von den Lesern dieses Blogs irgendwann nach Ho-Chi-Minh-City kommt, nicht vergessen, eine Fahrt mit der Bonsai gehört zu den absoluten Höhepunkten der Stadt.
Zurück im Hotel steige ich hinauf zum Pool. Der ist jetzt geschlossen, denn es ist kurz nach 22.00 Uhr. Aber der Whirlpool ist noch offen und so findet man mich schon bald da. Ob er mir eine Foto machen könnte, frage ich den Kellner, der mit meine Pinacolada bringt. Ja sehr gern. Er hört gar nicht mehr auf, zu fotografieren. I like that, sagt er und fokuissiert mich von allen Seiten. Mir ist nicht ganz klar, was er daran so mag, ob er gern ältere Damen fotografiert oder ob ihn meine Kamera fasziniert.
Etwas später, nachdem ich mich notdürftig abgetrocknet und wieder angezogen bin, treffe ich auf zwei Frauen. Geetha und Asha aus Neuseeland. Sie sind zu einem Kurztripp hier und sind zwei sehr aufgestellte Damen. Wir sind schon sehr bald in ein Gespräch vertieft - über das Leben, über Männer, das Reisen und über Lebensentwürfe.
Um Mitternacht schliesst auch die Bar und das ist gut so, denn ich werde morgen früh abgeholt.
Aufbruch: | 16.06.2017 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 21.09.2017 |
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