Mekong
Vat Phou: unterwegs mit der Vat Phou
Die Aussicht auf einen schönen Sonnenaufgang weckt mich am Morgen schon früh. ausserdem habe ich gut und lange geschlafen, denn nach einem Glas feinem Rotwein, gespendet von Vreni und Christian, meinen Reisebegleitern, habe ich mich früh zurückgezogen. Abende dauern hier eh meistens nicht so lange.
Leider bleibt auch der Sonnenaufgang eher eine Enttäuschung, so wie auch der Untergang gestern völlig unspektakulär hinter dicken Wolken stattfand. Es ist eben im Moment nicht die Jahreszeit der grandiosen Naturschauspiele, da nutzt es auch nichts, dass ich Khan darauf aufmerksam gemacht habe, dass ich mit Sonnenuntergang gebucht habe.
Die Nacht war ruhig, wie haben am Ufer angelegt, wo das Schiff für die Nacht an das Stromnetz eines kleinen Dorfes angeschlossen war und die Wassertanks wieder aufgefüllt wurden. Das Schiff verfügt über vier Motoren, zwei für den Antrieb und zwei für die Stromversorgung auf dem Schiff. Um sieben wird der Motor gestartet, wir legen ab, Richtung Norden. Eine halbe Stunde später wird Frühstück serviert, auf dem Oberdeck ist der Tisch bereits gedeckt. Brot, Butter, Konfitüre, dazu frische Früchte und Eier nach Wunsch. Dazu Kaffee oder Tee.
Und dann besuchen wir ein kleines Dorf. "Ihr könnt Eure Schulbücher und Stifte mitbringen", meint Khan und ich verstehe zuerst gar nicht, was er damit meint. Es sei in der Ausschreibung der Reise zu lesen, dass man für den Besuch einer Dorfschule Geschenke mitbringen könne und viele Touristen machen von dieser Möglichkeit Gebrauch, erklärt mir Vreni. Da wir alle nichts dabei haben, bringt Khan etwas von der Company mit. Mit diesen Geschenken wird anscheinend die Berechtigung erkauft, das Dorf regelmässig zu besuchen und zu ermöglichen, dass die Touristen ungestört Fotos machen dürfen.
Die Menschen sind Selbstversorger. In ihren Gärten bauen sie Gemüse, Früchte und Blumen an. Auf den Reisfeldern wird im Moment der Reis ausgepflanzt. Die meisten Arbeiten werden hier noch von Hand ausgeführt. Einzig die Wasserbüffel werden mit der Zeit durch Maschinen ersetzt. Dafür werden ein paar Kühe und Hühner gehalten, dort sehe ich zwei Gänse, und natürlich wird auch auf dem Mekong gefischt.
Im kleinen Laden kann man ein paar Sachen kaufen, die man nicht selber produzieren kann und ausserdem gibt es im Dorf Elektrizität wie eigentlich in allen Dörfern hier am Fluss. Einzig das Wasser wird mit Pumpen aus dem Fluss geholt und für die Hygiene und zum Kochen gebraucht. Trinkwasser kauft man in Flaschen oder in grossen Behältern. Ein einfaches Leben.
Im Dorf wohnen gegen 600 Leute und die Schule besuchen 200 Kinder. Allerdings nur die Primarschule, für die Sekundarschule müssen sie in einen grösseren Ort in der Umgebung. Ja, es gibt die Schulpflicht, und ja, sie gehen in die Schule. Jedenfalls die meisten. Falls nicht die Eltern der Meinung sind, dass die Kinder zu Hause helfen und später in Thailand eine Arbeit suchen sollten. Von dort können sie Geld nach Hause schicken, um so die Eltern zu unterstützen.
Leider sind zur Zeit Schulferien, sonst würden wir die Schule besuchen, so treffen wir nur eine der Lehrerinnen, der Khan die Geschenke für die Schule übergeben kann.
Der Rest des Tages gehört der Musse, dem Nichtstun. Lesen, schlafen, spielen, Siesta halten. Auf dem Wasser sehen wir manchmal kleine Fischerboote. Netze werden ausgelegt oder eingezogen. Am Ufer versteckt hinter hohen Bäumen liegen kleine Dörfer. Manchmal erkennt man einen Tempel, denn es gibt kein Dorf, das nicht seinen eigenen Tempel, seinen Buddha hat.
Oft stehen am Ufer auch Kinder, die laut auf sich aufmerksam machen. Wenn man sie sieht, winken sie und wir winken zurück. Ich frage mich dann immer wieder, wie diese Kinder die Touristen wohl sehen. Was sie sich wohl denken, wenn sie das grosse Schiff vorbeifahren sehen. So gross ist das Schiff natürlich nicht, aber da auf dem Fluss keine Warentransporte stattfinden, ist es eines der grössten Schiffe hier. Es fährt hier jede Woche 2-3 Mal vorbei. Wahrscheinlich sind wir einfach eine willkommene Abwechslung im Leben dieser Kinder.
Am späteren Nachmittag legen wir wieder am Ufer an. Wir besuchen eine alte Kultstätte im Dschungel. Hohe Bäume stehen da, in denen man irgendwo Tiere kreischen hört. Gibbons leben hier, erzählt Khan auf Nachfrage. Doch sie würden sich gut verstecken, man kann sie nicht sehen.
Mir fällt wieder einmal auf, dass sich Erklärungen kaum um Pflanzen und Bäume oder Tiere handelt, ganz im Gegenteil zum Amazonas, wo es fast ausschliesslich um die Natur geht. Dort gibt es aber auch keine alten Gebäude oder verborgene Stätten im Dschungel, da sich alles dem endlosen Kreislauf der Natur unterordnet. Dafür gibt es hier viele Dekorationen. Auch einfache Dorfbewohner legen Wert auf schöne Giebel oder Haustüren. Blumen und Gärten. Es ist immer wieder spannend, diese Unterschiede zu entdecken, denn das Leben hier am Fluss ist oft sehr ähnlich.
Leider versteckt sich auch heute die Sonne frühzeitig hinter dicken Regenwolken, und am Abend giesst es in dicken Strömen vom Himmel. Nachtessen wird drinnen serviert. Zum Dessert gibt es etwas Spezielles: flambierte Bananen mit Reiswhisky.
Aufbruch: | 16.06.2017 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 21.09.2017 |
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