Mekong

Reisezeit: Juni - September 2017  |  von Beatrice Feldbauer

Abschied

Spätes Frühstück am Samstag-Morgen. Diana macht Hausaufgaben und Sothy hilft ihr ein wenig dabei. Die Kleine ist eine aufgeweckte Dame und weiss genau was sie will. Bei ihr ist immer Betrieb, sie will alles wissen, spricht kabodschanisch und englisch fliessend.

Roger ist da und wir können endlich ein wenig plaudern.

Wie hat das angefangen mit der Schule?

Zuerst war alles sehr klein. Wir hatten das kleine Guesthouse mit einem Restaurant und hinten in einem Zimmer habe ich angefangen, Kindern Englisch beizubringen. Ich wollte die Kinder aus armen Familien unterstützen, die keine Möglichkeit haben, in der Schule Englisch zu lernen. In der Grundschule wird das nicht gelehrt und dabei ist es für die Zukunft der Kinder wichtig.

Zuerst war es nur Roger allein, später hat ihm die ältere Tochter geholfen und es wurden immer mehr Kinder, die dazu kamen. Irgendwann war der Raum zu klein, die Lust, mit den Kindern zu arbeiten aber immer grösser und drängender und so kauften Sothy und Roger das Grundstück und bauten eine Schule. Das scheint in Kambodscha keine so grosse Investition zu sein, wie das bei uns wäre und die Infrastruktur ist auch äusserst einfach. Im April 2013 wurde die Schule in der jetzigen Form eröffnet.

Roger kannte viele Leute und so kamen auch Spenden zusammen. Man versuchte Patenschaften für die Kinder zu bekommen, um einen Lehrer einzustellen. Es gab Zeiten da kamen bis zu 300 Kinder in die Schule. Heute sind es etwas über 100.

Ausbildung ist das Wichtigste für Kinder, damit haben sie eine Chance, der Armut zu entkommen. Roger nimmt daher nur Kinder aus wirklich armen Familien auf. Sothy kocht am Morgen Essen für die Kinder. Reis und Gemüse/Fleisch, oder Suppe. Roger verteilt das bevor der Unterricht beginnt und so kommen die Kleinen zu einem warmen Essen, damit sie nicht hungrig in den Tag starten müssen.

Die Kinder gehen selbstverständlich in die normale Grundschule, der Englischunterricht ist zusätzlich. Es gibt Vormittags- und Nachmittagslektionen, in die immer verschiedene Kinder kommen. Ich glaube, die Englischstunden geben den Kindern auch zusätzlich etwas Struktur in ihre Tage. Und Freude, denn hier kommen sie freiwillig, es gibt keine Pflicht herzukommen.

Sothy führt das Resort, das sie vor vier Jahren eröffnet haben, kocht am Morgen das Essen für die Schule und Roger geht zur Schule und schaut dass alles richtig abläuft. Das Guesthouse wurde inzwischen vermietet.

Die Schule ist sein Leben, die Kinder liegen ihm am Herzen. Er braucht sie und sie brauchen ihn. Manchmal hilft er einer Familie auch sonst ein wenig aus, aber das ist schwierig, da kommt dann ganz schnell Eifersucht auf. Warum die und nicht wir. Es ist schwierig, alles richtig zu machen. Das gilt auch für die Führung der Schule.

Natürlich sind das keine richtigen Lehrer. Lehrer könnten wir gar nicht bezahlen. Es sind Leute, die etwas Englisch können und gern Unterricht geben. Sie arbeiten für eine Zeit und wenn sie eine Arbeit finden, die besser bezahlt wird, müssen wir wieder jemand anders finden.

Schön wäre es, wenn man Volontaire hätte. Das könnte uns sehr helfen. Oder mehr Paten für die Kinder. Wobei, das muss er auf meine Nachfrage zugebehen, es ist nicht möglich, nur die Kinder, die einen Paten haben, zu unterstützten. Wir möchten allen Kindern helfen, damit sie einen besseren Start in ihre Zukunft haben. Eine Patenschaft kostet 15 Dollar pro Monat.

Schade, konnten wir in dieser Woche nicht mehr über die Schule sprechen, Roger hätte mir gern noch mehr erzählt, aber jetzt ist er müde, muss sich hinlegen.

Und ich gehe in den warmen Pool. Die grösste Abkühlung des Tages ist übrigens, wenn man aus dem Pool steigt. Dann scheint einen Moment die Luft kühler als das Wasser.

Diana hat unterdessen meine Kamera entdeckt und fotografiert wild in der Gegend herum. So machen wir also gegenseitige Fotoshooting, was uns beiden viel Spass macht.

Am späteren Nachmittag schicke ich KC eine Meldung. Hast du Zeit, ich brauche dich.

Eine halbe Stunde später ist er hier. War in der Stadt, hat gewartet, dass ihn jemand engagiert. Wir fahren zurück in die Stadt, ich will einkaufen. KC weiss genau, wo man Schulhefte einkauft: im Bookshop. Es gibt 10-er-Pack für 4 Dollar. Als ich der Verkäuferin sage, wie viele ich will, meint sie, da hätte sie noch günstigere, für 3 Dollar. Also packen wir 200 Stück ein. Und Farbschachteln, und Bleistifte. Das sollte für eine Weile reichen. Und dann noch Bälle. Lernen ist wichtig, doch Spielen ebenso.

Auch in das Dschungeldorf am Amazonas habe ich immer Fussbälle mitgebracht. Und wehe, ich hatte den Voleyball für die Mädchen vergessen. Darum kommt auch hier ein Voleyball dazu.

KC, mein TucTuc-Driver

KC, mein TucTuc-Driver

Beim Einkaufen im Bookshop

Beim Einkaufen im Bookshop

Als wir zurück kommen, muss Roger, trotz Müdigkeit noch einmal aus dem Haus kommen. Ich will ihn mit meinem Abschiedsgeschenk überraschen.

Mir imponiert die Arbeit, die Roger und Sothy hier geleistet haben und möchte sie gern ein wenig unterstützen. Ich glaube damit hat Roger nach all meinen kritischen Fragen doch nicht mehr gerechnet.

Jedenfalls freut er sich und wie heisst das doch so schön von der geteilten Freude... es stimmt auf jeden Fall.

"A child without education, is like a bird without wings.”
Ein Kind ohne Ausbildung ist wie ein Vogel ohne Flügel.

Das hat Roger in sein Facebook-Profil geschrieben.

Am Abend bin ich mit Bernard und Oudom zum Essen verabredet. In ein Restaurant, in dem kaum Touristen verkehren. Sie haben noch ein Französisch/englisches Paar dazu eingeladen und so gibt es einen sehr unterhaltsamen Abend. Mit viel feinem Essen. Es stimmt schon, ein gemeinsames Essen schmeckt auf jeden Fall besser, als allein irgendwo zu speisen.

Siehst du, sagt Bernard, wir leben hier in Kambodscha sehr gut. Recht hat er.

Es ist mein letzter Abend in Kambodscha, morgen geht meine Reise weiter.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit für etwas Neues. Für eine neue, mir völlig unbekannte Weltgegend. Spontan, ohne Planung, nur mit einer Idee: den Mekong sehen. Abflug am 16. Juni nach Bangkok. Ab dann wird es spannend. Freue mich, wenn auch diesmal wieder Freunde, Kunden und Bekannte virtuell mitreisen. Man kann den Reisebericht übrigens auch abonnieren, dann erhält man immer ein Mail, wenn ich etwas neues geschrieben habe.
Details:
Aufbruch: 16.06.2017
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 21.09.2017
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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