Mekong

Reisezeit: Juni - September 2017  |  von Beatrice Feldbauer

Tonle Sap

So sieht mein Henna-Tattoo heute aus.

So sieht mein Henna-Tattoo heute aus.

so mag ich das...

so mag ich das...

Ich kämpfe mit den Tücken der Technik. Zuerst will mein Laptop nicht starten, scheint, dass er mit irgend einem Update beschäftigt ist, dann kann ich im umdiewelt kein neues Kapitel eröffnen und als das endlich alles funktioniert und ich den Zirkus-Tag fast fertig geschrieben habe, drücke ich versehentlich eine Taste und der ganze Text ist weg. Jedenfalls der letzte Teil, der mit der Zirkus-Beschreibung.

Meine Freundin Rosmarie, die Astrologin, meint das sei dem rückläufigen Merkur zuzuschreiben. Ich bin da zwar eher skeptisch, finde es aber tröstlich, dass nicht ich die Urheberin bin.

Hilft mir zwar wenig, denn jetzt muss ich den letzten Abschnitt noch einmal schreiben. Wo ich doch so um die Worte gekämpft und gesucht hatte, um den Zirkus zu beschreiben. Zum Glück hatte ich aber zwischendurch immer wieder gespeichert, so war nur der allerletzte Teil verloren.

Ich schreibe meine Texte hier meistens direkt ins Internet, das ist einfacher, als sie zuerst ins Word zu schreiben und dann ins Internet zu übertragen, was natürlich sicherer wäre. Aber das Aussuchen und Aufladen der Fotos und das Schreiben und Redigieren der Texte brauchen eh schon ziemlich viel Zeit. Und es ist auch heute wieder heiss. Ich wechsle vom Frühstückstisch mit der Aussicht auf den Pool zurück ins kühle Zimmer.

Nein, immer möchte ich hier nicht leben. Dieser ständige Wechsel zwischen Kühlschrank und Backofen würde mich auf die Dauer stressen.

Endlich ist der Text fertig, und ich kann in den Pool. Möchte ja wissen, wie warm der ist. Eine Erfrischung ist er auf jeden Fall keine mehr.

Noch ein wenig Blumen fotografieren und den Kindern zusehen, die zu der kleinen Diana gekommen sind und dann ist es schon bald Zeit für meine heutige Tour.

Ich habe die Sunset-Tour gebucht, aber wenn das heute einen Sunset gibt, würde mich das sehr überraschen. Der Himmel ist eher bewölkt heute, vor allem im Westen, und die Sonne muss sich ziemlich durchkämpfen, um gelegentlich einen Blick auf die Erde werfen zu können. Was sie natürlich nicht hindert, der Erde so richtig einzuheizen.

Pünktlich um halb vier kommt der Minivan. Neun Leute, das geht noch, da ist nicht jeder Sitz besetzt, da bleibt noch Luft. Ausserdem fahren wir nicht weit. Unser Ziel ist der Tonle Sap, der riesige See ganz in der Nähe.

Zuerst besuchen wir allerdings eine Lotusfarm. Sam, unser Guide erzählt, dass die Lotusblume nicht nur für Buddha im Tempel gebraucht wird, sondern, dass auch die Wurzeln und Früchte gegessen werden können. Dazu reisst er eine Pflanze mitsamt der langen Wurzel aus, diese sieht wie die weisse Verlängerung des grünen Stengels aus.

Er bricht kleine Stücke ab und wir können versuchen. Schmeckt frisch, kühl, vielleicht mit Spargel vergleichbar. Allerdings isst man sie in der Regel nicht roh, sondern sie wird zu Fleisch als gekochtes Gemüse serviert.

Als Kind hatten wir manchmal nicht genug zu essen zu Hause, da sind wir dann ins Lotusfeld geschlichen und haben die Wurzeln ausgerissen und gegessen. Erwischt wurden wir kaum, denn wir waren so klein und konnten uns im Wasser unter den grossen Blättern gut verstecken.

Bei den Früchten bricht man die Kapsel auf und holt die Samen heraus. Diese kann man schälen und das Innere ist ein erfrischender Snack.

Und dann zeigt er uns noch etwas Überraschendes. Wenn man den Stengel bricht, gibt es einen Faden, feine Pflanzenfasern, die man gewinnen kann. Daraus wird ein Faden gesponnen aus dem dann wertvolle Schals hergestellt werden.

Mit dem grossen Wasserrad soll das Wasser bewegt werden.

Mit dem grossen Wasserrad soll das Wasser bewegt werden.

Ein feiner Faden aus dem Lotusstängel

Ein feiner Faden aus dem Lotusstängel

Der Bus fährt weiter und wir pulen immer noch Lotussamen aus den Kapseln. Schon bald erreichen wir den See. Wir werden von unserem Schiff erwartet und fahren bald schon los.

Noch sind wir im grünen Gürtel, der den See umgibt. Hier wachsen Büsche und Bäume im Wasser, aber bis zum Ende der Regenzeit wird das Wasser um mehrere Meter steigen und nur noch die höheren Bäume werden sichtbar sein. Darum schwimmen hier die Häuser auf Flossen. Wir fahren durch das schwimmende Dorf.

Vorbei an der Dorfschule, der katholischen Kirche, vorbei an der Diskothek und an vielen Wohnhäusern, die meistens eine offene Terrasse haben, auf der sich das Leben abspielt.

Der kleine Junge, der vorne im Bug steht, ist der Sohn des Kapitäns und er hilft schon tatkräftig mit. Bindet das Boot los, stösst es vom Ufer weg oder wirft das Tau an die Anlegestelle und zieht das Boot heran, bindet es an. Er ist der eigentliche Assistent seines Vaters.

Wie ich ihn so auf den Planken arbeiten sehe, denke ich, dass man einem so kleinen Jungen bei uns vielleicht sagen würde: pass auf, das kannst du jetzt noch nicht machen. Hier muss er es tun. Ja er gibt sogar älteren Damen die Hand und führt sie sicher aus dem schwankenden Schiff.

Wir legen an. Am schwimmenden Souvenirladen. Und bei der Krokodilfarm. Begrüsst werden wir von zwei Frauen, die gegen ein Trinkgeld ihre Schlange aus dem Kasten holen und einem Passagier um den Hals hängen. Er kann zum Glück gut damit umgehen und auch seine Frau findet langsam Gefallen an dem Tier und staunt, dass es nicht feucht ist.

Die Krokodile leben in einem kleinen Gehege mit Wasserzugang. Natürlich ist das Gehege auch unter Wasser gesichert. Es stinkt fürchterlich. Wofür werden sie gehalten, will ich wissen. Vor allem für die Haut, da drüben kann man Produkte aus Krokodilleder und Schlangenhaut kaufen. Und auch für das Fleisch, aber das ist nicht sehr kostbar. Wichtiger ist das Leder.

Tierschutz ist hier halt noch weit weg. Ebenso wie bei den Schmetterlingen, die im Souvenirladen angeboten werden. Interessant ist es ja, die verschiedenen Arten zu sehen und ich merke, dass ich noch einige Male auf Jagd gehen muss, um nur die Hälfte einmal vor die Kamera zu bekommen.

Nebenan spielen ein paar Kinder. Sie tauchen und planschen im Wasser und spielen mit einem Ball.

Eine Frau bettelt um Geld und zeigt mir ihren fast nackten Säugling. Essen, scheint sie zu sagen. Was soll ich machen? Das sind die Momente, die extrem schwierig sind. Sie sitzt da unten in ihrem kleinen Boot, ich da oben auf den Planken des Shops.

Ich bin ein Feigling, ich habe ihr nichts gegeben, und bin mit meinem schlechten Gewissen weggelaufen.

Auf der Bestätigung meiner heutigen Tour stand, dass man Kindern auf gar keinen Fall etwas geben soll, auch nichts abkaufen, denn das würde sie davon abhalten, in die Schule zu gehen. Die Schiffs-Gesellschaft unterstütze aber regelmässig die Schule des schwimmenden Dorfes.

Ist mir das jetzt ein Trost?

Wir legen wieder ab und erreichen bald die Tara Queen. Laut Beschreibung das grösste Schiff in der Gegend. Es mutet mich fast wie ein Seeräuberschiff an. Im oberen Stock sind die Tische gedeckt und ein kleines Buffet steht bereit.

Auch eine Bar lädt ein und schon bald sind wir mit Getränken eingedeckt und bedienen uns am Buffet mit Frühlingsrollen, Reis, Rind, Chicken, gebratenen Kartoffeln und verschiedenen Gemüsen ein. Es ist alles angerichtet für einen gemütlichen Sonnenuntergang, aber die Sonne lässt sich schon seit einiger Zeit nicht mehr blicken. Sie macht den Untergang ganz allein mit den Wolken aus und wir gehen leer aus.

Trotzdem ist es schön, ganz oben auf der Terrasse auf das grosse Wasser hinauszuschauen und den Gedanken nachzuhängen. Das Schiff liegt übrigens vor Anker und fährt nicht hinaus.

Der Tonle Sap ist der grösste See Südostasiens und mit seinen 2700 km2 fünfmal grösser als der Bodensee. Fast schon ein Meer.

Langsam wird es dunkel, und es heisst zurückfahren nach Siem Reap. Schade, dabei habe ich die Hängematten im Heck noch gar nicht ausprobiert. Zu spät, wir legen ab, fahren zurück durch das schwimmende Dorf, wo aus der Disko laute Musik ertönt, zurück zum Bootsanleger und dann zurück ins Hotel.

Es war ein interessanter und schöner Ausflug, auch wenn das mit dem Sonnenuntergang nicht geklappt hat. Aber das bin ich mich ja inzwischen gewohnt, es ist einfach nicht die Jahreszeit für die ganz schönen Sonnenuntergänge.

Sam, unser Guide ist auch Barman

Sam, unser Guide ist auch Barman

Der Sonnenuntergang findet nicht öffentlich statt.

Der Sonnenuntergang findet nicht öffentlich statt.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit für etwas Neues. Für eine neue, mir völlig unbekannte Weltgegend. Spontan, ohne Planung, nur mit einer Idee: den Mekong sehen. Abflug am 16. Juni nach Bangkok. Ab dann wird es spannend. Freue mich, wenn auch diesmal wieder Freunde, Kunden und Bekannte virtuell mitreisen. Man kann den Reisebericht übrigens auch abonnieren, dann erhält man immer ein Mail, wenn ich etwas neues geschrieben habe.
Details:
Aufbruch: 16.06.2017
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 21.09.2017
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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