Mekong
Silberküste
Heute bin ich früher beim Frühstück. Ich bin ausgeschlafen, wach und neugierig. Auf der Strasse vor dem Hotel steht der Bus, der zurück nach Yangon fährt. Allerdings werde ich erst morgen mitfahren.
Da plötzlich, was war das? Eine Fata Morgana? Bin ich jetzt in Mexiko? Ein Pferd mit Reiter ist durch die Strasse getrabt. Seine Hufe höre ich noch auf dem Betonplatten klappern, als es schon längst ausser Sicht ist. Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten Wochen irgendwo ein Pferd gesehen zu haben.
Ich laufe der Strasse entlang, will wissen, was dieses Ngwesaung zu bieten hat. Ein paar Läden, ein Restaurant, viel ist da nicht los. An der Strassenkreuzung stehen ein paar Männer unter einem grossen Schirm. Ich trete näher und erkenne, dass da eine Art Dame gespielt wird. Ein einfaches Schachbrett. Kronkorken sind die Spielfiguren. Ich sehe eine Weile zu.
Zwei junge Männer spielen, der Rest schaut zu und gibt gelegentlich Tipps ab. Niemand reagiert, als ich fotografiere, man scheint mich nicht zu sehen. Doch nein, nach einer Weile holt jemand einen Plastikstuhl von einem Stapel, ich soll mich setzen. So bleibe ich also hier, und als es zu regnen beginnt, rücken wir ein wenig zusammen, das Spiel geht weiter.
Der Vater mit dem kleinen Jungen freut sich, dass ich ihn fotografiere und will unbedingt, dass der Junge freundlich in die Kamera guckt. Der versteht das zwar nicht, staunt aber trotzdem, als ich ihm seine Foto zeige.
Einer der Männer hat ein Klemmbrett bei sich, verkauft etwas. Er spricht ganz wenig Englisch.
Was ist das, was du verkaufst?
Fahrten nach Yangon.
Wir stehen an einem Busstopp. Der Van wird in einer Stunde losfahren, aber es fehlen noch ein paar Passagiere.
Ich zeige mein Ticket für morgen, hab leider bereits eine Passage gekauft.
Einer der Männer holt eine Büchse aus seinem Jutesack, er will mir offensichtlich etwas siegen. Er schüttet ein paar Schneckenhäuser und Muscheln auf den Tisch. Das kann mich jetzt nicht umhauen, die Schneckenhäuser sehen ganz normal aus.
Bis sie sich bewegen, bis da ein Tier herauskriecht, das gar nicht wie eine Schnecke aussieht, eher wie eine Krabbe. Ziemlich schnell krabbelt sie über den Tisch, gefolgt von einer zweiten. Was ist das? Ich habe das noch nie gesehen. Bin fasziniert und angewidert.
Und die Männer freuen sich an meiner Unwissenheit und Faszination.
Esst Ihr das? Frage ich begleitet mit entsprechenden Gesten.
Nein, ist die Antwort. Er hat die also einfach so bei sich und packt sie zurück in die Büchse.
Der Regen hat aufgehört. Ich bedanke mich für den Unterschlupf und die eigenartigen Schnecken und schlendere ein paar Häuser weiter.
Taxi, Taxi, rufen mir zwei Burschen entgegen und deuten auf ihre Motorräder.
Was soll das kosten?
Wohin willst du?
Ich weiss nicht, eine Stunde rumfahren.
Eine Stunde?
Das scheint ihnen zu lang, darauf waren sie nicht gefasst. Nach einigem Zögern geht der Jüngere darauf ein, wir vereinbaren den Preis und los geht’s.
Wir fahren der Strasse entlang, aus dem Dorf, entlang der Küste. Das heisst, entlang den Hotels. Versteckt in den Palmen liegen sie aufgereiht.
Grossartige Eingänge mit goldenen Buchstaben. Dahinter liegen Bungalows oder niedrige Bauten. Es wird an verschiedenen Orten gebaut. Ausgebaut oder es entstehen neue Ressorts. Auf der anderen Strassenseite windschiefe Hütten, kleine Läden, einfache Restaurants und ganz viel Grün. Bäume, Sträucher, wilde Natur und dazwischen gelegentlich ein paar Reisfelder.
Wir fahren bis zum letzten Hotel, kehren dann um und fahren auch auf der anderen Seite noch einmal aus dem Dorf. Hier gibt es zwischen all den Hoteleingängen einen Zugang zum Strand. Er ist wild, grosse Wellen schlagen ans Ufer und darin liegen Männer, spielen mit einem Ball, lassen sich in die Wellen fallen, niemand schwimmt. Das Meer ist zu rau. Und tatsächlich, da steht eine rote Tafel: Schwimmen verboten. Ein paar Kinder spielen Fussball.
Und hier sehe ich das Pferd wieder. Es wartet mit seinem Reiter auf Touristen, die einen Strandritt machen möchten. Doch Touristen sind kaum da.
Wir fahren zurück. Mir ist schon länger aufgefallen, dass wir von allen anderen Motorrädern überholt werden. Wir fahren so langsam, dass ich zeitweise Angst habe, wir würden umfallen. Mein Fahrer hat das mit der einen Stunde ernst genommen.
Da es tatsächlich nicht viel zu sehen gibt, will er die Stunde ausnutzen und fährt entsprechend langsam. Nach genau einer Stunde sind wir zurück bei meinem Hotel. Ich finde, er hat seine Aufgabe perfekt gelöst. Es fängt wieder an zu regnen und ich ziehe mich in mein Zimmer zurück.
Mittagsschläfchen ist angesagt. Und ausserdem habe ich noch ein Buch, das ich gestern Abend angefangen habe.
Am späteren Nachmittag gehe ich hinunter zum Strand. Er ist hier ganz flach und ich kann weit hinaus laufen bis ich endlich ins niedrige Wasser komme. Schimmernd wie ein Spiegel breitet sich das Wasser aus. Ich laufe hinaus, bis die Wellen meine Füsse umspülen. Ich bin im indischen Ozean. Was für ein Gefühl.
Am Ufer stehen ein paar Quads. Gibt es hier ein Seafood-Restaurant, will ich wissen.
Da gibt es ganz viele.
Wir fahren los. Entlang der Küste. Diesmal auf dem weiten Sandstrand. Das mit den vielen Restaurants mag stimmen, aber im Moment ist kaum eines offen. Nachdem wir ein paar Hotels abgeklappert haben, werden wir ganz in der Nähe fündig. Das Escala hat offen und das Restaurant hat einen schönen Blick über den Pool zu den vielen Palmen und hinaus aufs Meer.
Leider gibt es nicht alles, was auf der Karte steht. Und dabei hätte ich mir für den heutigen Abend richtig etwas geleistet. Wenn ich schon mal am Meer bin. Aber weder der Hummer noch die Tiger-Crevetten oder den Thunfisch gibt es. Der Grillteller sieht aber auch verlockend aus.
Bis das Essen serviert wird, kommt der Manager und fragt, wie es mir gefällt, woher ich komme und wie lange ich bleibe.
Er selber kommt aus Sri Lanka und lebt seit fünf Jahren in Myanmar.
Das Hotel hat erst gestern wieder geöffnet, erzählt er. Das erklärt wohl, dass noch nicht die ganze Speisekarte angeboten werden kann. Nein, meint er, das hat mit dem Meer zu tun. Im Moment fahren keine Fischerboote hinaus, die See ist zu rau.
Jetzt zur Zeit des Sonnenunterganges würden die Fischer zurückkommen, aber du siehst kein einziges Boot auf dem Wasser.
Auch er würde gern Fisch essen, es gäbe hier ganz besonders feinen Thunfisch, aber leider werde der im Moment nicht gefangen.
Ich bin allein Gast im Restaurant, ein paarmal bringt der Kellner ein Tablett zu den Bungalows, es gibt also noch andere Gäste. Ich geniesse diesen Abend mit einem Glas Weisswein und spaziere dann entlang dem Wasser zurück zu meinem Hotel. Der Aufenthalt an der Silberküste hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Mein Hotel Lux macht auch keinen schlechten Eindruck - auch wenn die Farben von der Folie stammen, die über die Fassadenbaustelle gespannt ist.
Es waren Einsiedlerkrebse, die da aus den Schneckenhäusern und Muscheln gekrochen sind. Diese Krabben suchen sich irgendwo einen Unterschlupf und bleiben dann da, bis sie einen grössere Bleibe brauchen.
Der Tipp kam per Facebook, ich musste nicht einmal googlen.
Aufbruch: | 16.06.2017 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 21.09.2017 |
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