Mekong

Reisezeit: Juni - September 2017  |  von Beatrice Feldbauer

Rückfahrt

Auch wenn man es nur anhand der Beine sieht, hier sitzen vier Personen auf dem Motorrad - und das Mädchen hinten sitzt ausserdem seitlich darauf.

Auch wenn man es nur anhand der Beine sieht, hier sitzen vier Personen auf dem Motorrad - und das Mädchen hinten sitzt ausserdem seitlich darauf.

Schulbus?

Schulbus?

Beim Frühstück habe ich beste Sicht auf die Strasse. Auf Schulkinder, die zur Schule gehen, oder von ihren Eltern gefahren werden. Am Rücken tragen sie den Tornister, oder sie haben eine Stofftasche umgehängt. Und immer ist da ein kleiner Kessel dabei. Ich nehme an, dass sie darin ihr Mittagessen oder Znüni dabei haben.

Nebenan auf der Baustelle wird gearbeitet. Ein Arbeiter mischt den Beton, respektive er hackt das feuchte Kies-Betongemisch mit der schweren Hacke auf und schaufelt ihn in weite Blechschalen. Diese werden von jungen Männern hinauf getragen, wo sie von einem anderen verbaut werden. Es ist sehr intensive Handarbeit was hier geleistet wird.

Ich gehe noch einmal hinaus an den Strand. E ist leer, bis auf ein Quad und die beiden Reiter, die auf Kunden warten. Es könnte ein sonniger Tag werden, es ist auch bereits heiss.

Heute steht der grosse Bus nicht da wie gestern, dafür kommt ein Mini-Van. Er holt die Passagiere in den verschiedenen Ressorts direkt ab. Wahrscheinlich hat es sich für den grossen Bus nicht gelohnt, wegen den sieben Passagieren hierher zu kommen.

Wir fahren auf der schmalen Überlandstrasse, die sich schlängelnd durch die Landschaft zieht. Es geht auf und ab und um unzählige Kurven. Ich kann auf den Tacho sehen, wir sind mit 60 Stundenkilometer unterwegs, auch wenn uns jemand entgegen kommt. Dann muss der eine oder der andere auf den Strassenrand ausweichen.

Auch durch die Dörfer. Dann werden Hindernisse weggehupt. Hunde rennen hier nicht einfach so über die Strasse, sie stehen mitten auf der Strasse und gehen beim Hupen landsam auf die Seite. Ziegen muss man ausweichen, die bleiben stehen. Fussgänger machen einen Schritt zur Seite, Fahrräder oder Motorräder versuchen sich am Rande zu halten, wenn der Bus von hinten hupt.

Ich bin bereits froh, dass wir nicht im grossen Bus unterwegs sind, denn ich frage mich, wie der hier um die Kurven kommt, durch die Dörfer rast, mit dem Gegenverkehr klar kommt.

Wir sind hier durch die Nacht gefahren. Es gibt keine Strassenbeleuchtungen hier, keine Strassenbegrenzungen mit Rückstrahlern. Es war einfach nur finstere Nacht und die Scheinwerfer des Busses waren die einzige Beleuchtung.

Nach einer Stunde durch die Landschaft und durch Dörfer, über schmale Brücken und durch enge Kurven halten wir an einem grossen Parkplatz an. Hier soll der grosse Bus kommen. Und hier kann man sich verpflegen.

Ich entdecke am Rand des Parkplatzes gelbe Blumen, die von weissen Schmetterlingen umschwärmt werden. Da kann ich die Pause gut abwarten.

Und dann entdecke ich beim Blick durch das Objektiv plötzlich etwas ganz anderes, völlig andere Formen. Ich schaue auf und tatsächlich, eine farbige Echse macht Morgengymnastik an einem Pfosten. Fast sieht es aus, als ob sie mitten in der Liegestütze aufgehört hätte.

Sie sitzt da und wartet. Erstarrt. Gibt mir genügend Zeit, mich auf das neue Objekt einzustimmen.

Weiter geht es mit dem grossen Bus. Die Strassen sind nicht viel breiter, aber ich kann von meinem Sitz nicht hinaus auf die Strasse sehen. Ich merke nur wie der Bus schaukelt. Die Betonpiste ist in der Mitte leicht bombiert und durch das dauernde Ausweichen bei Fahrrädern und Fussgängern, wechselt der Bus immer die Spur und kommt dadurch ins Schaukeln.

Vielleicht ist es besser, wenn ich nicht vorne hinaus sehe. Obwohl ich gern einen Video aufnehmen würde. Ich traue mich aber bei dem Schütteln und Wanken auch nicht, von meinem Sitz nach vorn zu klettern. Ich würde einige der schlafenden Mitpassagiere stören und anstossen.

Das Angebot der kleinen Jungen: Tofuküchlein, harte Hühner- und Vogeleier, Früchte

Das Angebot der kleinen Jungen: Tofuküchlein, harte Hühner- und Vogeleier, Früchte

Die schlechten Zähne kommen von der Betelnuss, die sehr viele Leute hier dauern kauen - und laufend ausspucken.

Die schlechten Zähne kommen von der Betelnuss, die sehr viele Leute hier dauern kauen - und laufend ausspucken.

Bald halten wir wieder an. Wir sind mitten in einem kleinen Dorf. Hier scheinen alle grossen Busse anzuhalten. Aber auch die öffentlichen Busse machen einen kurzen Halt. Ich stelle mich an die Kreuzung und beobachte, was hier abläuft, während die anderen sich schon wieder im grossen Restaurant verpflegen. Hier scheint der richtige Mittagshalt zu sein, das vorhin war nur ein Kaffeehalt.

Natürlich falle ich auf, die Fremde, die mit der Kamera rumsteht und Bilder einfängt. Doch niemand stört sich daran, im Gegenteil. Man winkt mir aus Bussen zu, einer weist mich darauf hin, dass ich den Chauffeur fotografieren soll. Die Kinder, die den ankommenden Bussen entgegen rennen, um ihre Zwischenverpflegung den Passagieren zu verkaufen, stellen sich in Position und freuen sich, wenn ich ihnen die Foto zeige.

Ich sehe inzwischen, dass beim Bus eine Reparatur ansteht. Zuerst war es nur einer, der hinten bei der Motorklappe stand, jetzt sind es bereits vier Männer und ein Werkzeugkasten, die um das Heck versammelt sind.

Das kann dauern.

Irgendwann geht es aber dann doch weiter. Die Fahrt dauert lange.

Wir kommen zur Stadt und fahren hier durch Slums. Erbärmlich, wie Leute hier wohnen. Mitten im Müll, der im Wasser unter und neben den Häusern und auf der Strasse liegt, leben sie in schiefen Hütten. Gebaut aus Bambus oder Holz und manchmal nur aus Strohmatten, die an Stangen befestigt sind. Nebst dem Müll liegen hier auch tausende von Autoreifen. Grosse Lastwagenpneus. Ob es ein Zufall ist, dass Scania und Volvo gleich in der Nähe ihre grossen Vertretungen haben?

Unvorstellbar, dass hier Menschen wohnen, ihre Kinder aufziehen, versuchen jeden Tag ein menschenwürdiges Leben zu führen und zu überleben.

Und dann sind wir in der Stadt. Der Bus hält an verschiedenen Orten an, die Passagiere sagen, wo sie aussteigen wollen. Ich sehe von weitem die Hafenkräne und beim nächsten Halt steige auch ich aus. Man holt meinen Rucksack aus dem Gepäckfach und dann bringt mich ein Taxi zum Hotel.

Hier freut man sich, mich wieder zu sehen, will wissen, wie mein Ausflug war, wie es mir gefallen hat, ob alles geklappt hat. Es ist irgendwie wie nach Hause kommen. Zurück nach Yangon.

Meinen Vogel des Tages habe ich heute vor meinem Hotelfenster entdeckt. Er ist dabei, sein Nest zu bauen und bringt dafür laufend lange grüne Halme aus den Palmen daher und flicht sie hinter den grünen Blättern eines Busches zu einem Nest.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit für etwas Neues. Für eine neue, mir völlig unbekannte Weltgegend. Spontan, ohne Planung, nur mit einer Idee: den Mekong sehen. Abflug am 16. Juni nach Bangkok. Ab dann wird es spannend. Freue mich, wenn auch diesmal wieder Freunde, Kunden und Bekannte virtuell mitreisen. Man kann den Reisebericht übrigens auch abonnieren, dann erhält man immer ein Mail, wenn ich etwas neues geschrieben habe.
Details:
Aufbruch: 16.06.2017
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 21.09.2017
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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