Völlig verrückt - wir machen es trotzdem....
Golden Rock und Mawlamyine 07.05.2015
Heute begann die Erkundungsrunde durchs Land. Erstes Ziel, nahe Yangon gelegen, der Golden Rock. Neben der Shwe Dagon Pagode in Yangon die zweite grosse Pilgerstätte in Myanmar. Wir fuhren mit dem Zug nach Kyaikhtiyo. In Thailand fuhren wir mit den Zügen immer in der einfachsten Klasse, hier mussten wir uns die „Upper Class“ gönnen, da nur dieser Fahrkartenschalter geöffnet war. Das war im Nachhinein auch gut, denn die Upper Class war schon abenteuerlich genug.
Man hat eine Sitzplatznummer (das ist durchaus von Vorteil), die Sitze sind gepolstert, oder hatten zumindest irgendwann ein Polster. Man kann die Sitze in leichte Liegeposition bringen, theoretisch durchaus bequem. Leider sind die Sitze fast alle in Liegeposition und können nicht mehr verändert werden, kann auf Dauer unbequem werden, wenn man stundenlang in Schräglage verbringen muss.
Unbeschreiblich schön, die Landschaft durch die man fährt. Wir hatten das Gefühl durch eine Filmkulisse oder an einer endlosen Fototapete entlangzufahren. Ein Genuss, der langsame Zug, die weit geöffneten Fenster, wir wussten gar nicht wohin zuerst schauen.
Das Fahrvergnügen wurde allerdings durch den technischen Zustand des Zuges gemindert. Wir hatten noch nie solch eine Zugfahrt erlebt. Der Zug rüttelt, schwankt, springt über die Schienen. Vor meinem geistigen Auge tauchten alte Zeichentrickfilme auf, in denen niedliche runde Lokomotiven singend und springend über Gleise tanzen. Der Reisende wird in die Höhe geschleudert, knallt wieder in den Sitz, wird nach rechts und links geworfen und nach vorne und hinten gerüttelt. Das ist keine Übertreibung, so etwas kann man sich auch nicht vorstellen, das muss man erlebt und gefühlt haben. Das rhythmische auf- und ab -Gehopse gab uns das Gefühl wir reiten im Galopp die Strecke entlang. Das Szenario „ein Zug springt von den Schienen“ konnte man sich in diesem Fall wortwörtlich vorstellen. Wir waren heilfroh, dass wir nicht auf den Holzbänken der einfachen Klasse sassen, es war schon so schmerzhaft genug.
Von Kyaikhtiyo aus sind wir mit einem Pickup weiter nach Kim Pun gefahren, der nächst gelegene Ort zum Golden Rock. Dort gibt es nur wenige Unterkünfte für Ausländer und viele Unterkünfte für einheimische Pilger. In der Hochsaison sollen täglich bis zu 40000 Menschen diesen Felsen besuchen. Gut besuchter Ort, dementsprechend teuer und schlecht die Möglichkeiten für Touristen.
Wir fanden für 14000 Kyat (war am billigsten, weiter ging es ab 20000 K) eine Bleibe. Ein Wort reicht: grottenschlecht. Ein Zimmer ????? bestehend aus Bett (dreckig) mit Wänden (dreckig) drumherum. Unsere Koffer mussten hochkant stehen, weil wir sonst die Tür nicht aufgekriegt hätten. Es konnte sich auch nur einer von uns im Zimmer aufhalten, weil wir sonst die Tür nicht mehr aufgekriegt hätten (oder einer musste auf dem Bett sitzen). Quälend der Gedanke, für den Preis bekommt man woanders in Asien ein Luxuszimmer. Aber hier kann man das nehmen, die Leute strömen trotzdem her. Unter dieser Voraussetzung haben wir uns erstmal schnell etwas zu essen gesucht (lange nicht mehr so teuer und wenig gegessen, da ist einem selbst das Wenige noch im Hals stecken geblieben). Dann geschwind einen der grossen Lastwagen gegriffen, die die Menschenmassen zum Golden Rock hinauf transportieren. Höchst unbequeme Angelegenheit, dafür werden die Leute aber wie die Ölsardinen in der Dose auf den Laster gepfercht. Wir hatten es oft gelesen, und es bestätigte sich, die Fahrt gleicht einer Achterbahnfahrt. Steil bergauf, steil bergab, ich war froh als wir heil angekommen waren. Die Strecke ist landschaftlich allerdings sehr schön. Man kann den Aufstieg auch zu Fuss machen, dauert ein paar Stunden. Bei einem besseren Preis-Leistungsverhältnis unserer Unterkunft wären wir noch eine Nacht geblieben um diese Möglichkeit wahrzunehmen. Aber so war eigentlich eine Übernachtung schon zuviel und wir verzichteten auf die schöne Wanderung.
Der Golden Rock, ein imposanter Felsen, der nur an einer winzigen Auflagefläche wie an den Untergrund geklebt wirkt. Unser erster Eindruck : eigentlich hatten wir ihn uns grösser vorgestellt, auf Bildern sieht er riesig aus. Wenn man aber nahe dran steht, ist es schon ein unglaublicher Anblick. Schade, das das Drumherum nicht so schön ist. Es ist alles auf Masse ausgelegt. Ein grosses Hotel, Souvenirläden, viel Müll der einfach über die Geländer den Berg hinuntergeworfen wird und überall wird gebaut um das Areal noch zu vergrössern. Wir waren froh, dass Nebensaison war. Es waren viele Besucher hier, aber es herrschte kein Gedränge. Zur Hauptsaison möchten wir diese Attraktion nicht erleben.
Dann erfolgte die rasante Rückfahrt, und ich war froh, als wir wieder heil unten ankamen. Insgesamt recht teurer Spass ( je 5000 Kyat für die Fahrt, je 6000 Kyat Eintritt). Wir sind uns immer noch nicht ganz sicher, ob dieser Abstecher das Geld wert war.
Jetzt konnten wir uns auf unsere Unterkunft freuen (gruseln?). Ich dachte ernsthaft daran, die Nacht draussen auf einer Bank zu verbringen, aber da waren zuviel Moskitos.
Also schliefen wir in unseren von der Zugfahrt und LKWFahrt leicht schmuddeligen Sachen, Dusche fiel wegen Unzumutbarkeit aus, Toilettengang wurde so lange es ging verkniffen. Die Koffer wurden erst gar nicht geöffnet, dafür war sowieso kein Platz im Raum. Das mag für asketische Pilger ja alles wunderbar erscheinen, ich bin aber kein asketischer Pilger und war froh, dass wir am nächsten Tag abhauen konnten. Überraschung: das Frühstück das uns morgens serviert wurde, war gut!
Endlich wieder am Bahnhof von Kyaikhtiyo, ging der Zug den wir nehmen wollten erst in 4 Std., weil man uns im Hotel eine falsche Zeit genannt hatte.
Im Nachhinein ein Glücksfall: zum einen entschieden wir uns spontan, statt wie geplant nach Norden, in den Süden zu fahren, weil dieser Zug eher kam. Zum anderen, während wir in einem Teehaus sassen und warteten, zog plötzlich eine Prozession mit geschmückten Elefanten, Ponys, wie kleine Prinzen gekleidete Jungen vorbei. Unglaublich, Wahnsinn, richtige Elefanten! Die hatten wir solange gesucht und hier laufen sie herum, und zwar nicht um Touristen zu erfreuen!
Jetzt konnte uns nichts mehr erschüttern, gut gelaunt kauften wir kurz bevor der Zug kam (man kann Fahrkarten erst immer kurz vor Zugankunft kaufen) unsere Tickets nach Mawlamyine.
Es folgte eine Fahrt durch eine märchenhafte Landschaft, anders kann man es nicht sagen. Wir schossen hunderte von Fotos, wobei nur wenige richtig gut wurden. Es ist nicht leicht zu fotografieren, während man durch die Gegend gehüpft wird. Denn anders geht es hier anscheinend nicht, auch dieser Zug sprang (kein Witz !- ungewollte Sprünge von 50 cm aus den Sitzen gehören mit zur Fahrt!) , tanzte , schaukelte seinen Weg.
In Mawlamyine angekommen, es war für uns Liebe auf den ersten Blick. Wir fanden diese Stadt spontan sehr schön. Eine grosse Stadt, dabei doch beschaulich. Überall auf den umliegenden grünen Hügeln golden glänzende Stupas, ein grosser Fluss mit Uferpromenade wo abends Essensstände aufgebaut werden, sehr viel Grün, wir fühlten uns spontan wohl.
Glücksgriff bei der Unterkunft, ein neu eröffnetes Hotel (Einführungs-Sonderangebot) hatte noch ein Zimmer frei. Es war zwar ein Einzelzimmer (mit einem Einpersonenbett, aber wir hatten fast ein Jahr in einem Auto gewohnt, also kein Problem), dafür kostete es nur 12000K. Und es war supersauber! Das war schon Luxus, hatten wir uns nach der letzten Nacht aber auch verdient.Die Alternative vor Ort war das oft in Reiseführern empfohlende direkt am Fluss liegende (Zimmer ohne Fenster! für 16.000 Kyat) Breeze Guesthouse, von dem wir später von einem anderen Backpacker Pärchen hörten, das sie sich für den Preis dort noch Bettwanzen eingefangen haben.Was für eine Freude.Reisen ist schöööön.
In Mawlamyine gab es selbstverständlich wieder viele Pagoden zu besichtigen. Hier sind sie auf die umliegenden Hügel verteilt und von dort hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Fluss und die Landschaft.
Eine wirklich sehr schöne Stadt, wir wären gerne länger geblieben als 2 Tage, aber wir wollen ja noch mehr sehen von Myanmar. Und ein 28 Tage Visum ist schnell abgelaufen.
Der klassische Sitz der höheren Klasse im Zug. Die Rückenlehne unverstellbar in Liegeposition, schön wenn die Sitzfläche noch fest verankert ist - da wussten wir noch nicht, es kann noch "besser" werden
Der wunderbare Blick aus dem Fenster entschädigt für alles, gefühlt fährt man durch eine Filmkulisse
Kinder aus den Dörfern an denen man vorbeifährt, warten darauf, dass ihnen die Reisenden Süssigkeiten aus dem Zug zuwerfen
In Kim Pun wird man auf die Lastwagenfläche verfrachtet, Masse statt Klasse, aber wie soviele andere wollen auch wir zum Golden Rock
Spass pur für uns, unser japanischer Sitznachbar. Er schrie, lachte, juchzte während der ganzen Fahrt, aber es war wirklich Achterbahn-Feeling
Die rasante Fahrt ging steil (senkrecht) bergauf und bergab, ich war froh, von meiner Position aus keinen Blick auf die Strasse gehabt zu haben
Der Felsen hat tatsächlich nur eine geringe Auflagefläche am Untergrund, wenn man das sieht, denkt man, er müsste eigentlich jeden Moment hinunterkippen ( laut Glauben der Einheimischen wird er nur durch ein Haar Buddhas gehalten ! )
Oliver darf sich dem Prachtstück nähern, für Frauen ist der Durchgang hinter die Absperrung verboten
Träger schleppen das Gepäck der Gäste die im Hotel ( 100 US $ pro Nacht) auf dem Berg wohnen herauf. Hut ab, kann man da nur sagen
Ein Bett das aussieht als hätten schon zig Leute vor einem darin gelegen, ein Zimmer das eigentlich keins ist, da möchte man nur noch raus statt rein
Zurück nach Kyaikhtiyo. Der Pickup wird bis zum Anschlag gefüllt. Mein Sitznachbar (extrem gesellig, redefreudig oder leicht angetrunken?) unterhielt sich zur Belustigung aller Anwesenden die ganze Zeit lautstark auf burmesisch mit mir
Unser unterhaltsamer Freund aus dem Pickup. Er wollte unbedingt noch, dass wir zum Abschied ein paar Fotos von ihm machen
Dann konnten wir endlich die Fahrkarten kaufen. Wie gewohnt hielt Oliver einen Mindestabstand zum Schalter ein, die paar Zentimeter wurden sofort von einem anderen Ticketkäufer in Beschlag genommen
Die Züge werden gut genutzt von der Bevölkerung, da gönnten wir uns gerne die teurere Sitzplatzgarantie
Kaum vorstellbar, aber die normalen Dörfer an denen man vorbeifährt sind immer nur eine Ansammlung von Bambus- und Holzhütten
Mönche ziehen meist in den frühen Morgenstunden überall durch die Städte um Almosen zu sammeln. Dafür sind wir damals in Luang Prabang noch extra mitten in der Nacht aufgestanden !
An den Treppenabsätzen sind an der Überdachung Bilder angebracht die Szenen aus Buddhas Leben zeigen
und alte Säulenhallen. Die Touristen die den Aufstieg scheuen und sich mit Taxis zur Pagode fahren lassen, verpassen das Beste
Aufbruch: | Februar 2013 |
Dauer: | 30 Monate |
Heimkehr: | August 2015 |
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