Völlig verrückt - wir machen es trotzdem....

Reisezeit: Februar 2013 - August 2015  |  von Manuela A.

Candidasa 03.10.2013

Was wäre Bali ohne Strandurlaub oder Taucherlebnisse (nicht für mich), wir wollten Stadtleben gegen Strandleben eintauschen.
Bevor wir Ubud verliessen, erzählte unser Hotelbesitzer uns noch von der bevorstehenden Zahnfeilzeremonie und Verbrennungszeremonie die beide in ein paar Tagen stattfinden würden.
Bei den Zeremonien handelte es in diesem Fall um Massenveranstaltungen. Diese Zeremonien spielen eine grosse Rolle im balinesischen Leben und sind sehr sehr teuer. Normal verdienende Leute können es sich kaum leisten, deshalb schließen sich viele Familien zusammen um sich die Kosten für diese Feiern zu teilen.
Die Zahnfeilzeremonie sollte spätestens vor der Hochzeit stattgefunden haben. In Kurzform erklärt, bei dieser Feier werden die oberen Vorderzähne angefeilt. Damit sollen schlechte Emotionen wie Gier, Eifersucht, Neid, Wollust, Aggressivität usw. von einem genommen werden. Die unteren Zähne bleiben unangetastet, damit diese Eigenschaften nicht völlig verschwinden, da sie ja zum menschlichen Dasein gehören.
Die Verbrennungszeremonie ist das hinduistische Ritual der Einäscherung Verstorbener.
Bei beiden Zeremonien kommen alle Familienangehörige zusammen, es werden Priester und Zeremonienmeister engagiert und die Feierlichkeiten ziehen sich inklusive Vorbereitungen über viele Tage hin.
Wir bekamen das Ganze in solch schillernden Farben und mit solcher Inbrunst geschildert, dass wir es uns nicht entgehen lassen wollten und sagten, wir kämen wieder zurück. Ein netter geschickter Schachzug, so blieben wir ihm als Gäste erhalten.
Wir verabschiedeten uns zunächst, um nach Candidasa zu fahren, ein Urlaubsort an der Ostküste.

Die Busfahrt dorthin begann etwas abenteuerlich, da die Fahrgäste den Bus erst anschieben mussten. Vor Motoreinsatz war Muskeleinsatz gefordert. Einmal gestartet kam der Bus mit uns ohne weitere Vorkommnisse in Candidasa an.
Dieser Ort bestand aus einer kilometerlangen Strasse die an beiden Seiten von Unterkünften, Restaurants und verschiedenen Geschäften gesäumt war.
Wir fanden sehr schnell Quatier bei einem Australier der mit einer Balinesin verheiratet war.
Die witzige Art dieses Hostelbesitzers überzeugte zum Bleiben und im kleinen dazugehörigen Restaurant traf sich anscheinend die gesamte australische "Gemeinde" die hier lebte. Wie wir feststellen konnten, herrschte hier jedenfalls immer gute Stimmung. Es gab dort ein richtig gutes Frühstück und auf der Terasse an dem grossen Tisch lernten wir schnell andere Leute kennen, die entweder auch hier wohnten oder einfach nur zum Frühstücken kamen.
Mittlerweile mit den hiesigen Fahrgewohnheiten vertraut ( hatte gut reden,war ja nur Beifahrer) liehen wir uns wieder ein Moped.
Wir sind am nächsten Tag zu den ehemaligen königlichen Wassergärten Tirta Gangga ( einfach traumhaft schön, die balinesischen Herrscher wussten schon gut zu leben ) gefahren und anschließend in den etwas nördlich gelegenen Ort Ahmed. Dort wollte Oliver sich über Tauchgelegenheiten informieren.
Die Fahrt entlang der Küste war sehr schön, reizvolle Landschaft, kleine Fischerdörfer und immer wieder atemberaubende Aussicht auf die Küste.
In Ahmed suchten wir mehrere Tauchbasen auf, erstaunlicherweise schien niemand dort Interesse an potentiellen Kunden zu haben. Es war Nebensaison, kaum Touristen zu sehen, überarbeitet konnte dort also niemand sein. Von freundlichem Desinteresse bis glatter Abweisung ( Zitat: geht lieber zu der Nachbartauchschule, die haben bessere Ausrüstung und sind nicht so teuer ) war wirklich alles vertreten, um störende Kundschaft loszuwerden.

Später hörten wir von anderen Touristen, dass dieses merkwürdige Verhalten Kunden gegenüber nicht nur uns aufgefallen war. Das war scheinbar die normale Kundenpflege dort. Olivers Fazit war danach, mit solchen Leuten wollte er nicht unbedingt abtauchen. Wenn die schon an Land kein Interesse an ihm hatten, was passierte dann unter Wasser?
Da wir aber nun schon einmal da waren, schauten wir uns noch den Strand dort an. Ein steiniger Strand und nach kurzer Zeit wurden wir von Kindern begleitet die uns selbstgebastelte Sachen verkaufen wollten. Uns taten solche Kinder ja irgenwie immer leid, aber man kann nicht dauernd etwas kaufen und kaum sprachen wir mit einem Jungen kamen gleich mehrere andere nach.
Da in dem Ort für uns weiter nichts Interessantes zu entdecken war, machten wir uns wieder auf den Rückweg.
Nächster Tag, nächste Tour. Wir wollten einen kleinen Weg durch die Hügel und Reisterassen fahren, den uns ein junger Schweizer der bei uns im Hostel wohnte empfohlen hatte. Der Weg war schwer zu finden und noch schwerer zu befahren. Da wäre eine Crossmaschine sinnvoll gewesen, ein kleines Moped mit 2 Personen besetzt war eindeutig überlastet.
Also kehrten wir gezwungenermassen um, in diesem Fall ein Glücksfall für uns.
Als wir zurückfuhren, sahen wir ein grosses Feuer und viele Leute dort in der Nähe. Da mussten wir natürlich anhalten und schauen was dort passierte.
Man winkte uns heran, sagte wir sollen ruhig näherkommen. Wir fragten was hier los wäre und bekamen zur Antwort, hier fände gerade eine Einäscherung statt. Unser erster Gedanke,auweia, da sind wir ja völlig fehl am Platz. Waren wir aber nicht, man lud uns ein "mitzufeiern" und drängte uns geradezu dazu Fotos zu machen. Ein Mann erzählte uns gut gelaunt, dass gerade sein Vater eingeäschert wurde und zeigte uns ein grosses Bild des Verstorbenen.

Der Hinterbliebene sprach sehr gut englisch und konnte uns in allen Einzelheiten die Zeremonie erklären. Er war sehr erstaunt, als wir erzählten, dass Beerdigungen bei uns eher traurig ablaufen und die Leute dabei um den Verstorbenen weinen.
Hier sassen wirklich alle (an die 100 Leute ) ganz entspannt zusammen und eine Musikgruppe sass etwas abseits und spielte auf traditionellen Instrumenten.
Man führte uns zu dem Platz wo die Asche des Verstorbenen ausgebreitet war und Angehörige die Knochenreste mit den Händen einsammelten.
Danach gingen alle zu einem Tempel wo die Knochenreste und Asche in Form eines Körpers ausgebreitet wurden. Das Ganze wurde dann in einen grossen Schrein gelegt, Opfergaben dargebracht und Priester nahmen diverse religiöse Handlungen vor. Das ganze dauerte ein paar Stunden, es wurde gebetet, gesungen und immer wieder geweihte Gaben an den Schrein gelegt.
Dann machten sich alle auf den Weg zum Fluss um die Asche des Verstorbenen dem Wasser zu übergeben. Jetzt müssen wir sagen, dass war wie im Film. Die vielen feierlich gekleideten Leute gingen in einer Prozession durch grüne Reisfelder einen Weg hinunter zum Fluss, vorne wurde der grosse Totenschrein getragen, im Hintergrund spielten die Musiker, die irgendwann zurückblieben. Es sah total malerisch aus.
Als alle am Fluss versammelt waren, wurde der grosse Schrein ins Wasser geworfen, die nächsten Angehörigen haben wir da schon nicht mehr gesehen. Wir wollten uns gerne für dieses für uns aussergewöhnliche Erlebnis bedanken, aber auf einmal waren alle Leute in alle Winde zerstreut und weg.
Wenn es sich auch ein bisschen komisch anhört, aber für uns war das die schönste Beerdigung die wir je gesehen hatten und die man sich nur vorstellen kann.
Nach dieser sehr privaten Feier der wir beiwohnen durften, waren wir gar nicht mehr so wild auf die grosse Zeremonie die wir ursprünglich sehen wollten. Aber wir hatten schon unsere Busfahrkarten gekauft, der Weg zurück nach Ubud war somit Programm.

Muskelschmalz statt Motorkraft war die Devise, aber dann fuhr er doch

Muskelschmalz statt Motorkraft war die Devise, aber dann fuhr er doch

Vor dem großen Lotusteich in Candidasa

Vor dem großen Lotusteich in Candidasa

Blick auf den Mount Agung

Blick auf den Mount Agung

In den wunderschönen königlichen Wassergärten Tirta Gangga

In den wunderschönen königlichen Wassergärten Tirta Gangga

Kleine Bäche werden von Brücken überspannt

Kleine Bäche werden von Brücken überspannt

Mittels Steinpoller kann man über künstlich angelegte Seen laufen in denen Kois schwimmen

Mittels Steinpoller kann man über künstlich angelegte Seen laufen in denen Kois schwimmen

Abendstimmung in Candidasa

Abendstimmung in Candidasa

Wir haben oft erlebt, dass es an Tankstellen keinen Sprit mehr gab. Bei der nächsten Tankstelle war dann Schlangestehen angesagt

Wir haben oft erlebt, dass es an Tankstellen keinen Sprit mehr gab. Bei der nächsten Tankstelle war dann Schlangestehen angesagt

Die Verbrennung war gerade beendet als wir dazukamen

Die Verbrennung war gerade beendet als wir dazukamen

Die Asche und Knochenreste wurden von den Angehörigen aufgenommen und in Körbe verteilt

Die Asche und Knochenreste wurden von den Angehörigen aufgenommen und in Körbe verteilt

Asche und Knochenreste wurden in Form eines Körpers ausgebreitet

Asche und Knochenreste wurden in Form eines Körpers ausgebreitet

Oliver im Gespräch mit dem Sohn des Verstorbenen

Oliver im Gespräch mit dem Sohn des Verstorbenen

Priester legten geweihte Gaben in den Schrein

Priester legten geweihte Gaben in den Schrein

Geweihte Blüten wurden an die Angehörigen verteilt

Geweihte Blüten wurden an die Angehörigen verteilt

Während der gesamten Zeremonie spielte  eine Musikgruppe

Während der gesamten Zeremonie spielte eine Musikgruppe

Die Prozession machte sich auf den Weg zum Fluss

Die Prozession machte sich auf den Weg zum Fluss

Der Weg dorthin führte durch die grüne Landschaft

Der Weg dorthin führte durch die grüne Landschaft

Der Schrein mit der Asche wurde dem Fluss übergeben

Der Schrein mit der Asche wurde dem Fluss übergeben

Blick auf die Anlagen des Wasserpalastes

Blick auf die Anlagen des Wasserpalastes

Hähne in ihren Körben sind überall vertreten. Dank der nächtlichen Ruhestörung haben wir mittlerweile ein leicht gestörtes Verhältnis zu diesem Geflügel

Hähne in ihren Körben sind überall vertreten. Dank der nächtlichen Ruhestörung haben wir mittlerweile ein leicht gestörtes Verhältnis zu diesem Geflügel

Wieder einmal idyllische Landschaft

Wieder einmal idyllische Landschaft

© Manuela A., 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir beginnen eine Reise (geplant) um die Welt und starten erstmal in Thailand. Der weitere Weg findet sich unterwegs, es gibt keinen festen Plan und das Ende ist hoffentlich noch in weiter Ferne
Details:
Aufbruch: Februar 2013
Dauer: 30 Monate
Heimkehr: August 2015
Reiseziele: Thailand
Malaysia
Singapur
Brunei Darussalam
Indonesien
Hongkong
Australien
Laos
Kambodscha
Myanmar
Deutschland
Der Autor
 
Manuela A. berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.