Völlig verrückt - wir machen es trotzdem....

Reisezeit: Februar 2013 - August 2015  |  von Manuela A.

Taiping - Stadt des ewigen Friedens 12.5.13

Nach intensivem Studium von Reisebroschüren und nach Internetrecherche sollte es nun in das kleine Städtchen Taiping gehen.
Wir wollten uns gemächlich Richtung Süden vorarbeiten, mit dem Fernziel Singapur.
Taiping konnten wir mit dem Bus erreichen,sehr sehenswert sollte dort in der Nähe ein grosser Mangrovenwald sein, der eine wichtige ökologische Rolle als Erosionsschutz der Küstenregion dient.
Also warum nicht, vom Meeresstrand ab in die Mangroven.
Wir rechneten uns aus, nachmittags anzukommen, rein theoretisch. Und wie fast immer war es gut,am Ziel keine festen Termine zu haben.
Am Vormittag liessen wir uns vom Taxi (es gibt keine Busse) zur Fähre Langkawi- Perlis bringen, haben eine Karte für die Überfahrt bekommen, es lief erst einmal gut.
Während der Überfahrt kam dann ein doch recht heftiger Wind (Sturm) auf. Jetzt war es absolut nicht mehr lustig.
Hoher Wellengang, aus den Fenstern konnte man kaum noch schauen, da war nur noch Wasser zu sehen. Das Schiff schlingerte von einer Seite zur anderen,Kinder fingen an zu weinen und es wurde etwas lauter und unruhiger im Saal.
Ich hatte nicht richtig Angst, aber wohl habe ich mich auch nicht mehr gefühlt. Als dann die Besatzung anfing die berüchtigten Plastiktüten in Massen zu verteilen,dachten wir nur, solange sie keine Rettungswesten verteilen ist alles noch im grünen Bereich.
Etwas zu denken gab mir auch Olivers Bemerkung, er konnte sich bisher nie vorstellen, dass diese Fähren umkippen könnten. Jetzt konnte er es sich vorstellen. Wirklich sehr beruhigend.
Nicht nur wir waren heilfroh, als wir endlich wieder festen Boden unter den Füssen hatten. Mit den anderen, im Gesicht leicht grünlich gefärbten, Passagieren, schwankten wir von Bord.

Theoretisch wollten wir nun mit dem Bus nach Butterworth fahren, praktisch gab es den Bus aber nicht. Wir waren zwar auf der Hinfahrt hier ausgestiegen, daraus sollte man aber nicht folgern, dass man deshalb von hier auch wieder zurück kommt.
Laut unserer Internetrecherche wussten wir wo der Busbahnhof war, dort angekommen erfuhren wir, dass man tatsächlich von Butterworth aus hier an der Fähre ankommt, allerdings nicht mehr zurück. Darauf muss man auch erstmal kommen.
Es gab für diesen Bus hier keine offizielle Haltestelle,die Fahrgäste steigen bei Bedarf so aus.
Man konnte in einige weiter entfernte Städte fahren,wo man den entsprechenden Bus erwischt, die lagen jetzt aber gar nicht in unserer Richtung.
Es gab einige anstrengende Diskussionen mit diversen Bus- und Taxifahrern. Wenn man der Landessprache nicht mächtig ist, erleichtert das die Sache nicht gerade. Normalerweise sprechen hier alle gut englisch, aber in diesem speziellen Fall, schien sich keiner daran erinnern zu können.
Die Fahrer hatten sichtlich ihren Spass, palaverten auf malayisch, lachten dabei und wir verstanden nur verschiedene Zahlen. Scheinbar wurde ohne uns ein Fahrpreis verhandelt.
Letztendlich kam für uns als Anlaufstelle die Stadt Kangar in Frage, völlig entgegengesetzt zu unserem Ziel. Dort gab es allerdings einen grossen Busbahnhof von wo aus wir mit Sicherheit weiterfahren konnten. Bei den näher gelegenen Städten konnte oder wollte uns keiner sagen, ob von dort heute noch ein Bus in unsere Richtung fuhr.
Das erste Mal erstaunlicherweise, dass ein Busfahrer unser Geld locker in die Hosentasche steckte und wir auch auf Nachfrage kein Busticket bekamen. Ein Schelm wer Böses dabei denkt! Wahrscheinlich ging die Familie abends schick essen,muss ja auch mal sein.

Hierbei handelte es sich um die grossen Reisebusse, die es von verschiedenen Gesellschaften gibt und nicht um die öffentlichen Nahverkehrsbusse. Da wurde immer völlig korrekt gearbeitet.
Etwas tröstlich war, dass uns ein indonesisches Ehepaar ansprach, denen es genauso ergangen ist.
Sie meinten nur, wir sollen uns nicht ärgern, das kommt schon mal vor. Ihnen hat es noch nicht einmal genützt, dass sie sich in der Landessprache verständigen konnten. Über ihren Kopf hinweg konnte nicht verhandelt werden, trotzdem mussten auch sie einen "Busfahrersonderbonus" zahlen.
An dieser einen Stelle ist man den Fuhrunternehmern hilflos ausgeliefert.
In Kangar angekommen, bekamen wir zum Glück gleich einen Anschlussbus nach Butterworth.
Mittlerweile war es nachmittags und eigentlich hätten wir schon in Taiping sein wollen.
Irgendwann abends, es war schon dunkel, kamen wir endlich in Butterworth an. Jetzt hatten wir uns etwas Gutes verdient, auf ein paar Minuten kam es nicht an , also nichts wie los nach Georgetown.
Der Bus hält am Hafen, die Fähre geht regelmässig, man ist gleich drüben und wir kannten uns dort gut aus.
Außerdem wurde diese Entscheidung noch durch den Gedanken an ein gutes Essen in Little India erleichtert.
Wo wir schlafen wollten wussten wir auch schon.
Erste Anlaufstelle war unser Noble Hotel, erwartungsgemäss natürlich alles belegt. Aber die Freude über das unerwartete Wiedersehen mit uns war gross.
Zweite Anlaufstelle, in diesem Hotel hatten wir seinerzeit auch schon Zimmer inspiziert , war wegen Renovierung geschlossen. Dumm gelaufen.
Dritter Versuch, aller guten Dinge sind drei, ein Hotel was wir vom Sehen auch schon kannten, die hatten geöffnet und sogar gerade Sonderpreise.

So kamen wir für wenig Geld in den Genuss eines neuen ,sehr schönen Hotelzimmers ( dass es kein Fenster hatte stört ja nicht weiter ) mit Fernseher (hatten wir seit Wochen nicht mehr) und auch das Bad war ein Genuss.
Nach einem guten indischen Essen ab in ein schönes sauberes weiss bezogenes Bett.
Guter Schlaf war vorprogrammiert, es war ja richtig dunkel und kein Strassenlärm störte uns (ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei fensterlosen Räumen, man darf nur keine Platzangst haben).
Nichtsdestotrotz wurden wir ca. um 5.30 Uhr vom Ruf des Muezzin geweckt, die haben wirklich sehr gute Lautsprecher.
Als es wieder ruhig wurde, konnten wir trotzdem nicht weiterschlafen, denn vom hinduistischen Tempel gegenüber erklang fröhliches und vor allem lautes Glöckchen-Gebimmel. Die haben anscheinend auch sehr gute Lautsprecher.
Das war dann so intensiv, dass wir aufgestanden sind, mit dem Gedanken, heute möglichst früh in Taiping anzukommen.
Auf zur Fähre, rüber nach Butterworth - der Bus nach Taiping war gerade weg!
"Ausnahmsweise" mal wieder unpünktlich, diesmal allerdings zu früh losgefahren.
Spontane Planänderung, wir nehmen den Zug. Der Bahnhof ist auch fussläufig zur Fähranlegestelle, also nichts einfacher als das.
Wir hatten eine angenehme Zugfahrt, wobei wir fanden, in Thailand macht Zugfahren mehr Spass.
In Malaysia hatten wir nun schon wieder einen Tiefkühlwaggon dank Klimaanlage, die Fenster sind deshalb nicht zu öffnen und uns fehlten die fliegenden Händler.
Die Bahnhöfe die wir gesehen haben werden zur Zeit alle neu gebaut, grösser und moderner. Da wird anscheinend richtig investiert, allerdings geht der individuelle Charakter und der Charme der alten Bahnhöfe verloren.

In Thailand stellten wir immer wieder fest, wenn hier etwas liebevoll hergerichtet ist und gepflegt wird, sind es die Bahnhöfe. Dort waren es immer kleine Schmuckstücke, die nur anzusehen schon schön war.
Wir kamen wir geplant mittags in Taiping an, ein sonniger, heisser Sonntag.
Aus dem Internet hatten wir wieder ein paar Hotels herausgesucht, die wir uns anschauen wollten.
Der Weg führte uns entlang einer heissen staubigen Landstrasse, wobei entlang der Strasse hierzulande auf der Strasse meint.
Gehwege waren hierzulande bisher sowieso Mangelware, Fussgänger sind eine ignorierte unbekannte Art.
Nach dem Motto, die kommen schon irgendwie klar, wuselt man immer irgendwie neben oder zwischen Autos herum.
Hier kamen wir wieder einmal in einem Städtchen an und sahen - irgendwie nichts.
Keine Leute, alle Geschäfte geschlossen, keine Essensstände, lebte hier überhaupt jemand?
Nach längerer Suche fanden wir dann ein Hotel, Preis-Leistung stimmte aber überhaupt nicht, und wir bevorzugten weiterzusuchen.
Beim zweiten Versuch fanden wir ein Zimmer, erschien uns für diese "Geisterstadt" zwar immer noch etwas "overpriced", war aber akzeptabel.
Beim ersten Bummel ohne Koffer durch die Stadt entdeckten wir voller Freude ein geöffnetes indisches Lokal.Da sehr viele Läden geschlossen hatten zögerten wir nicht .Das Essen war im Ganzen eher unterdurchschnittlich.Die von uns so geliebten vielfältigen Gewürze der indischen Küche waren dem Koch wohl gerade ausgegangen.Verliebt war er auch nicht, so ergriffen wir aus reiner Notwehr zu Salz und Pfeffer.Zumindest wussten wir für die nächsten Tage wo wir nicht mehr essen gehen.Danach schlenderten noch ein wenig weiter.Zwei Ecken entfernt stolperten wir rein zufällig auf einen grossen Essensmarkt.Alles war schön im Freien aufgebaut, es sah gut aus und roch gut, Anfängerpech, gehen wir halt am nächsten Tag hin.

Beim weiteren Herumlaufen bot die Stadt hübsche kleine Gassen mit schönen alten Gebäuden, sah auf den zweiten Blick alles ganz gut aus.
Eine ältere Frau sprach uns an, wünschte einen schönen Muttertag (stimmt, es war Muttertag ) und warnte uns gleich vor Taschendieben, die es hier auch gäbe.
Konnten wir uns gar nicht vorstellen aber sowas gibt es eben überall.
Auf dem Rückweg zum Hotel dann ohrenbetäubender Motorenlärm.
Eine Gruppe Jugendlicher (zw. 20 -30 Zweiräder ) veranstaltete ein illegales Mopedrennen um den Häuserblock. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit rasten sie immer wieder um den Block,drehten Runde um Runde und das bei normal weiterlaufendem Autoverkehr. Es war kaum zu glauben, dass nicht ein Unfall nach dem anderen passierte. Gelegentlich liessen sich Mopedfahrer aus dem "Normalverkehr" zu ein zwei Runden "wer ist der Schnellste im ganzen Land" verleiten.
Wer zur Spitzengruppe und zu den Verfolgern zählte war bei dem Gewusel nicht mehr auszumachnen.Leute die um uns herumstanden regten sich wahnsinnig darüber auf, fragten uns was wir davon hielten, schimpften auf die Polizei die nichts unternimmt usw.
Irgendwann kam doch ein Polizeiwagen, aber wie ein Spuk waren natürlich alle Rennfahrer verschwunden.
Nach soviel lokaler Aufregung wollten wir am nächsten Tag zunächst zur Touristeninformation gehen und uns informieren, was man ansonsten noch Spannendes hier erleben kann.

Der provisorische Bahnhof in Butterworth. Zur Zeit in einem Container, denn auch hier wird ein neuer grosser Bahnhof gebaut.

Der provisorische Bahnhof in Butterworth. Zur Zeit in einem Container, denn auch hier wird ein neuer grosser Bahnhof gebaut.

Während der Zugfahrt

Während der Zugfahrt

Ankunft in Taiping , noch der alte Bahnhof. Der neue ist aber schon fast fertig und die Sitzbänke haben dort vielleicht normale Sitzhöhe

Ankunft in Taiping , noch der alte Bahnhof. Der neue ist aber schon fast fertig und die Sitzbänke haben dort vielleicht normale Sitzhöhe

Weichenumstellung noch in Handarbeit

Weichenumstellung noch in Handarbeit

Auch Taiping hat schöne alte Gebäude zu bieten

Auch Taiping hat schöne alte Gebäude zu bieten

Den grossen Essensmarkt haben wir leider am ersten Tag zu spät entdeckt

Den grossen Essensmarkt haben wir leider am ersten Tag zu spät entdeckt

Als Abendunterhaltung gab es.....

Als Abendunterhaltung gab es.....

...ein illegales Mopedrennen

...ein illegales Mopedrennen

© Manuela A., 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir beginnen eine Reise (geplant) um die Welt und starten erstmal in Thailand. Der weitere Weg findet sich unterwegs, es gibt keinen festen Plan und das Ende ist hoffentlich noch in weiter Ferne
Details:
Aufbruch: Februar 2013
Dauer: 30 Monate
Heimkehr: August 2015
Reiseziele: Thailand
Malaysia
Singapur
Brunei Darussalam
Indonesien
Hongkong
Australien
Laos
Kambodscha
Myanmar
Deutschland
Der Autor
 
Manuela A. berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.