Völlig verrückt - wir machen es trotzdem....
Mandalay bis 16.05.2015
Mandalay – Traumstadt, Sehnsuchtsziel, Märchenkulisse usw. Eine Stadt, die von vielen bekannten Schriftstellern beschrieben wurde und als Inspiration diente. Da waren wir doch gespannt.
Von Toungoo aus lag eine 10 std. Zugfahrt vor uns. Mir ging es wieder ganz gut, dafür schwächelte Oliver jetzt, er muss aber auch alles nachmachen.
Schon wieder stiegen wir in ein völlig anders gestaltetes Zugabteil als bisher. Die Fenster waren nur halbhoch zu öffnen (schade), dafür funktionierten die Ventilatoren an der Decke (gut) und wir hatten Sitzplätze hintereinander bekommen (warum?).
Neben mir nahm freundlich lächelnd eine einheimische Frau Platz, schob ihren grossen Reissack vor meine Füsse und deponierte diverse Kartons und Taschen in den gemeinsamen Fussraum. Mit Beinfreiheit auf meiner Seite sah es damit eher mau aus.
Wie nun schon öfters beobachtet und erlebt, mit Distanz und Privatraum hat man es hier nicht so. In den Zügen sitzen die Leute oft auch auf dem Boden im Gang oder liegen dort und schlafen. Wenn Schaffner oder Händler durchwollen, stört keinen, es wird keinen Zentimeter zur Seite gerückt. Alle müssen über die den Weg versperrenden Personen hinwegsteigen. Das wird auch kommentarlos hingenommen.
Meine Sitznachbarin legte noch ihre grosse Handtasche ganz selbstverständlich zur Hälfte auf meinen Schoss, schließlich war dort noch Platz. Andererseits, nett wie die Leute sind, bot sie mir an, aus ihrer Getränkedose mitzutrinken und beim Abschied winkte sie mir noch freundlich zu. Ich war nur froh, dass ich mich jetzt etwas ausbreiten konnte.
Wir kamen gegen 21 Uhr in Mandalay an und haben deshalb erst einmal nichts von der Stadt gesehen.
Zimmerpreise von 30 – 50 Euro/Nacht liessen uns erschauern, die Zimmer waren dafür noch nicht einmal besonders schön. Nach längerer ermüdender Suche, wir wollten nur noch ins Bett, fanden wir zum Glück noch ein Guesthouse für 15 Euro/Nacht.
Morgens gab es ein gutes Frühstück (im Preis inbegriffen) und wir erkundeten ein wenig die nähere Umgebung. Auf den ersten Blick gefiel es uns leider nicht besonders.
Es war auch wahnsinnig heiß, Mandalay gehört zu den wämsten Gegenden in Myanmar, die Temperaturen überstiegen die 40 Grad Grenze (dafür kühlte es nachts auf 36-38 Grad ab!).
Mittags versuchten wir etwas zu essen zu finden. Normalerweise kein Problem in Asien, überall gibt es kleine Strassenlokale. Hier leider nicht.
Wir fanden einen schönen grossen Markt (Obst, Gemüse, Frischfleisch usw – aber nichts zu essen), in jeder Strasse gab es nur Werkstätten für Autos, Mopeds und Handwerksbetriebe aller Art, Blumenschmuck und Dekorationen für Tempel. Wir schienen in einem Gewerbegebiet gelandet zu sein?
Wir fanden irgendwann einen kleinen Stand wo Gemüsepuffer frittiert wurden und gönnten uns ein paar dieser Köstlichkeiten. Mann waren die fett. Muss man nicht jeden Tag haben.
Nachmittags machten wir uns auf den Weg zum Ayeyarwaddy River. Dort sollte es eine schöne Uferpromenade und einen Park mit guter Aussicht auf den grossen Fluss geben.
War dort das schöne Mandalay?
Wir liefen weiterhin nur durch Strassen mit allen möglichen Handwerksbetrieben (schön ist, dass es hier anscheinend viel Arbeit gibt) und die allgemeine Vermüllung dieser Strassen setzte neue Maßstäbe. Also, Myanmar hat von allen asiatischen Ländern die wir kennen das grösste Müllproblem und Mandalay ist die Hauptstadt davon.
Normalerweise lieben wir es ja, einfach durch Städte zu laufen ,so die versteckten schönen und kuriosen Plätze zu entdecken , die man überall mit Geduld,Laufarbeit und dem Quäntchen Glück finden kann. Hier nur Betonklötze im chinesischen Neubaustil, unförmige Häuserzeilen, Nebenstrassen sind Sandpisten, nichts was das Auge erfreut. Schon seltsam, bisher konnten wir normalerweise allen Städten etwas Schönes abgewinnen.
Auf unserem Weg fanden wir wenigstens endlich ein paar Strassenlokale. Mitten in Abfallbergen oder auf schlammigen Plätzen, umgeben von stinkigen Abwässerkanälen. Die Umgebung war nur schrecklich, so grossen Hunger konnten wir gar nicht haben, um dort etwas zu essen.
Ankunft in dem kleinem Park mit Aussichtspunkt: überall Dreck, Blick auf (man kann es nicht schönreden) Slums. Die Leute leben unter ärmlichsten Bedingungen am Flussufer, so etwas hatten wir in dieser Form noch nicht gesehen.Wir sind auf unserer Reise in Asien oft mit Armut konfrontiert worden und der Anblick ist nicht ungewohnt, aber das war vom Eindruck noch einmal eine Schippe drauf /oder eher eine drunter.Wir hatten einiges über das pittoreske Bild am Fluss gelesen, wo man sieht wie Waren noch per Hand verladen werden, Holz auf dem Fluss verschifft wird usw. Stimmte alles soweit, allerdings, wenn man dieses Leben aus der Nähe sieht, können einem diese Menschen nur leid tun.
Auch die „Uferstrasse“, eine Ansammlung von Wellblechhütten und Plastikplanen-Zelten. Diese wohl vom Schreibtisch aus geplante Flaniermeile wurde durch die harte Realität der Menschen hier voll eingeholt. Was die erwartete Regenzeit für diese Menschen hier bedeutet, möchte man sich gar nicht vorstellen. Auf dem Rückweg gelang es uns immerhin ein gutes Süppchen an einer Garküche zu essen. Wir zogen unser Besichtigungsprogramm weiter durch.
Mandalay Hill, sehr schöne Pagoden und Tempel, herrlicher Blick auf die Landschaft.
Diverse Pagoden, das grösste Buch der Welt ( buddhistische Lehre auf 729 Marmortafeln ), Mahamuni Pagode (das dritte wichtige Heiligtum in Myanmar, jetzt haben auch wir alle gesehen).
Die in Reiseführern beschriebene Strasse der Blattgoldhersteller haben wir gesucht und gefunden. Leider gab es dort keine Blattgoldhersteller, zumindest nicht die versprochenen kleinen Betriebe.
Strassauf, Strassab und um die Ecken, nichts zu finden. Plötzlich hörten wir doch noch rhythmisches Schlagen. Ganz versteckt, durch ein Wohnzimmer, sahen wir einen Mann wie er auf einen Block schlägt. Er winkte uns heran und er zeigte uns seine harte, körperlich belastende Arbeit. Einfach Wahnsinn.
Unser persönliches Fazit von Mandalay: wir sind mit (zu ?) hoher Erwartung hier eingetroffen. Diese hat sich leider nicht erfüllt. Wenn man nicht gezielt eine der Sehenswürdigkeiten hier sehen will, kann man sich den Besuch eigentlich sparen.
Es lebe die Nebensaison! Man muss zwar mit extremer Hitze fertig werden, aber die normalerweise anfallenden Eintrittsgelder wurden an keiner Sehenswürdigkeit kassiert, bis auf die Fotogebühren.
Und damit kann man gut leben.
Ausserdem von Vorteil, man kann sich vor Ort spontan eine Unterkunft suchen. Die Unterschiede im Preis-Leistungsverhältnis sind immens. Wir waren jedes Mal froh, dass wir nicht im Voraus buchen mussten, das ersparte uns so manche unangenehme Überraschung.
Und wieder eine mehr oder weniger lustige Bahnfahrt, wir werden gen Mandalay gesprungen ( ernsthaft: es macht Spass Zug zu fahren)
Kinder sammeln weggeworfene Flaschen ein. Diese werden wieder mit Wasser gefüllt und in Zügen verkauft. Man hatte uns gewarnt: kauft kein Wasser im Zug, das ist nicht gut!
Naypyidaw, die auf dem Reissbrett entstandene Hauptstadt von Myanmar. Grosse Strassen führen dorthin, aber scheinbar will keiner dahin, denn die riesigen Strassen sind leer
Für den Tempel, Geldscheine in vielen Formen kunstvoll gefaltet. Einfach als Rad oder aufwendiger als Pfau, keine Ahnung was das kostet, haben nicht nachgerechnet
Am Hauptarm des Ayeyarwaddy River werden Waren wie z.B. Tonkrüge per Muskelkraft von den Booten entladen
Es ist kaum vorstellbar wie die Menschen hier leben. Das ist nicht der Schweinestall, sondern das Wohnhaus
Wir konnten doch noch eine recht gute Suppe essen, am Besteck waren noch Essensreste, aber die Leute sind einfach sooooooo nett, da sieht man über Einiges hinweg
Überall an den Strassen sind Brunnen, wo sich die Menschen waschen oder Wäsche waschen, für uns unvorstellbar, wir befinden uns in einer Grossstadt!!!
Rund um das Palastgelände ist alles sehr gepflegt und sauber. Die Gebäude sind Nachbauten, da die ursprünglichen Holzgebäude abgebrannt sind
Und wieder einmal: als Tourist wird man um Erinnerungsfotos gebeten
In der Kyauktawgyi Pagode ist der Buddha aus einem massiven Block Marmor auf den Hügel gebracht worden und mit einem aus vielen Diamanten bestehendem 3.Auge versehen
Alltägliches Bild in Myanmar, Mönche oder Nonnen auf ihrem Weg um Almosen zu sammeln
In der Mahamuni Pagode, ein weiteres wichtiges Heiligtum. Der Buddha ist mit soviel Blattgold beklebt, dass man kaum noch Konturen erkennen kann
Ein Blattgoldhersteller bei der Arbeit. Im Sekundentakt wird mit dem mehrere Kilo schweren Hammer auf das Gold (zwischen Hirschleder geklemmt) geschlagen. Zum Schluss muss das Gold "dünner als ein Federstrich" sein
Aufbruch: | Februar 2013 |
Dauer: | 30 Monate |
Heimkehr: | August 2015 |
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