Völlig verrückt - wir machen es trotzdem....
Die Wiege malayischer Kultur 04.06.2013
Kota Bharu, Hauptstadt des Bundesstaates Kelantan - unsere Information war: dort würde es eher traditionell zugehen, das Leben ist strenger muslimisch geprägt, kulturell sollte es eine sehr interessante Gegend sein. Kelantan wird als Wiege der Kultur Malaysias bezeichnet und auch heute noch wird dort ein konservativer Lebensstil gepflegt.
Früh am Morgen oder besser mitten in der Nacht, klingelte unser Wecker. Wir hatten sowieso schlecht geschlafen, da der Gecko der sich mit uns das Zimmer teilte, recht regelmäßig durch seine für uns ungewöhnlichen Laute um Aufmerksamkeit warb. Außerdem trafen wir auch hier auf eine chinesische Reisegruppe, die sich lautstark (hatten wir das nicht schonmal?) im Treppenhaus über mehrere Etagen hinweg unterhielt .
Der nächtliche Regen hatte zum Glück aufgehört, also die Sachen geschwind zusammengepackt und los, damit wir pünktlich um 4.30 Uhr morgens am Bahnhof unsere Fahrkarten kaufen konnten.
Kaum hatten wir unseren Zimmerschlüssel in den Nachtbriefkasten geworfen und das Hotel verlassen, öffnete der Himmel erneut seine Schleusen. Das konnte doch jetzt einfach nicht wahr sein. Innerhalb von einigen Minuten stand das Wasser knöcheltief auf der Strasse.
Wir hatten Glück, in unmittelbarer Nähe vom Hotel führte eine überdachte Treppe auf die Strasse zum Bahnhof. Diese finstere Gasse hätten wir normalerweise umgangen, aber besondere Umstände erfordern besondere Massnahmen.
Danach sprinteten wir von Überdach zu Überdach, mussten eine Strasse und den Platz vor dem Bahnhof überqueren und kamen letztendlich nur mäßig durchnässt an.
Es warteten schon sehr viele Leute mit sehr viel Gepäck auf den Zug und wir fürchteten um unser Weiterkommen.
Aber halb so wild, wir bekamen Tickets und erfuhren, dass unser Zug nur 1 Stunde Verspätung hatte. Super, um diese Zeit, unter diesen Umständen halluzinierten wir von einem trockenen Bett und Tiefschlaf.
Es sah Sitzplatzmässig gut aus für uns, denn viele der anderen Wartenden stiegen in den ankommenden Nachtzug, der ebenfalls erheblich verspätet war. Für diesen Zug hätten wir im Voraus Karten kaufen können, hatten wir bewusst nicht gemacht, weil wir nicht mitten in der Nacht losfahren wollten. Ein bisschen dumm gelaufen, jetzt kam er zum regulären Zeitpunkt unseres Zuges, das konnten wir ja nicht ahnen.
Irgendwann kam dann auch unser Zug, wir stiegen ein und wunderten uns über die Polstersitze mit Nummern, die geschlossenen Fenster und die Klimaanlage. Da wir keine Sitzplatzreservierung hatten und von einer Fahrt im Dschungelzug ausgingen, fragten wir beim Schaffner noch einmal nach, ob wir im richtigen Zug wären. Stimmte alles, wir waren etwas erstaunt.
Die Fahrt ging los, die Klimaanlage ging an und wir kühlten langsam aber sicher runter, da wir auch immer noch nass waren. Wir hatten uns schon gewundert, warum die anderen Leute so dick angezogen waren und einige sogar Decken dabei hatten.
Im Laufe der Fahrt hatten wir auch gefühlt wieder die Bodenfrostgrenze erreicht. Als Oliver fragte, ob ich auch so kalte Füsse hätte, konnte ich nur antworten, keine Ahnung, ich spüre sie nicht mehr.
Das war der Zeitpunkt unsere Koffer herunterzuwuchten, ein paar Socken, ein paar zusätzliche T-Shirts für den Zwiebellook und unsere Sarongs zum Zudecken aus den Koffern zu kramen.
Draussen zogen eine tolle Landschaft, Berge und Regenwald an uns vorbei, wir sahen durch das Fenster die Menschen in Sommersachen schwitzend durch die Gegend laufen und versuchten uns im Zug irgendwie warm zu halten. Paradoxe Situation, zumal wir ernsthaft Sorge hatten uns zu erkälten, da alle anderen Passagiere um uns herum niesten, husteten und vor sich hin schnieften.Die fuhren wahrscheinlich öfters mit dem Zug.
Es stiegen auch immer mehr Leute zu,es stieg kaum jemand aus, der Zug war tatsächlich berstend voll. Als Oliver bemerkte, dass ich die einzige Frau ohne Kopftuch im Abteil war, fühlte ich mich schon etwas merkwürdig. Hoffentlich waren die Kleidervorschriften in Kota Bharu nicht so streng wie es immer hieß.
Den "Dschungelzug" ( offene Fenster , keine Klimaanlage,die Möglichkeit einfach näher dran zu sein und Dschungelluft zu schnuppern) auf den wir uns gefreut hatten gab es anscheinend nicht mehr und wir waren erleichtert als wir ankamen und uns in der gewohnten Affenhitze erst einmal aufwärmen konnten.
Der Bahnhof lag ein paar Kilometer außerhalb der Stadt, Busse gab es nicht, Taxis anscheinend auch nicht.Das hatten wir noch nicht erlebt, Ankunft am Bahnhof und kein Taxi das einen abgreifen will.
Wir haben eine Weile gewartet, es standen Taxis etwas entfernt herum, allerdings ohne Fahrer.
Schließlich kam doch noch eins, nach zähen Verhandlungen konnten wir für einen nur leicht zu teuren Preis in die Stadt fahren.
Der erste optische Eindruck von Kota Bharu war ernüchternd, es gefiel uns gar nicht, eine normale Grosstadt.
Oliver fragte mich, was nochmal der Grund war, warum ich dorthin wollte. Konnte ich in diesem Moment auch nicht mehr sagen. Wollte ich überhaupt dorthin?
Nach längerer Suche fanden wir das Hotel, das wir aus dem Internet herausgesucht hatten, leider aufgrund der Ferien deutlich teurer als angegeben.
Da war Weitersuchen angesagt. Die Suche gestaltete sich etwas schwierig, da es überall "Feriensonderpreise" in den verschiedenen Unterkünften gab.
Wir fanden schließlich ein Zimmer, Kategorie: eine Nacht halten wir aus.
Bei der anschließenden ersten oberflächlichen Stadtbesichtigung gefiel es uns hier wirklich nicht besonders gut.
Hilfe, ich hörte immer nur, was wolltest du eigentlich hier. Keine Ahnung, hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
Gewohnheitsmässig führte unser erster Weg zur Touristeninformation. Dort wurden wir sehr nett begrüsst, erhielten viele Informationen, diese Touri-Anlaufstelle ist wirklich zu empfehlen. Der freundliche Angestellte konnte ein paar Sätze deutsch, bot uns eine individuelle Tagestour, von ihm persönlich geführt, an und unterhielt sich ausführlich mit uns. Im weiteren Velauf unseres Aufenthaltes sind wir ihm noch mehrmals begegnet, er fragte jedesmal wo wir herkämen, sprach daraufhin die gleichen Sätze deutsch mit uns, bot uns jedesmal die gleiche (recht teure ) Privattour unter seiner Regie an. Wir hätten uns jedesmal schlapplachen können und sagten uns, für ihn sehen wir (die Ausländer ) eben alle gleich aus. Vielleicht hat er sich irgendwann nur einmal gewundert, dass soviele Deutsche aus Berlin in den letzten Tagen hier Urlaub machten.
Gut gefüttert mit Info-Material gingen wir in ein malayisches Restaurant um richtig zu futtern. Nach einiger Zeit fragte die Bedienung ob sie sich zu uns setzen dürfte. Na klar, wir freuten uns, gemeinsam studierten wir die Stadtpläne und die junge Frau gab uns noch einige gute Tipps. Auch an den nächsten Tagen die wir in Kota Bharu waren sind wir dort oft essen gegangen und unsere neue Bekannte gab uns erfolgreich Nachhilfeunterricht in malayischer Sprache.
Auf dem Rückweg zu unserem Hotel kamen wir an einem Laden vorbei, der schon geschlossen war. Im Schaufenster standen alte Reklameplakate (eine Sammelleidenschaft von Oliver ), die er eifrig versuchte durch das heruntergelassene Gitter zu fotografieren. Ein Mann sprach uns an, es war der Ladenbesitzer, er öffnete die Gitter und holte sogar die Plakate heraus, damit Oliver bessere Bilder machen konnte.
Nach wieder einmal soviel positiven Erfahrungen sahen wir die ganze Stadt in einem positiveren Licht.. Die Sache mit den angeblichen Bekleidungsvorschriften war auch recht übertrieben. Es waren hier zwar deutlich mehr Frauen mit Kopfschleier zu sehen als wir bisher in den anderen Landesteilen angetroffen hatten. Es war aber offensichtlich kein Problem für die Einwohner Frauen ohne Kopftuch oder mit T- Shirt und kurzen Hosen zu begegnen.
Am nächsten Tag zogen wir um, wir fanden etwas außerhalb des Zentrums (ca. 15 min. Fußweg) in Chinatown ein Hostel in dem wir zum regulären Preis sogar ein grosses Familienzimmer bekamen. Für unser nächstes Ziel, die Perhentian Islands zu besuchen, beliebte Urlaubsinseln auch für die Einheimischen, war es sinnvoll das Ende der Ferien abzuwarten. Zum einen hatten wir dann bessere Karten überhaupt eine Unterkunft zu finden, die dort in geringerer Zahl zu finden sind, zum anderen sanken auch wieder die Preise.Da wir nun ein komfortables Zimmer hatten, es offensichtlich einiges zu sehen gab in der Stadt, beschlossen wir ein paar Tage zu bleiben. Wie schon öfters erlebt, gefiel es uns hier von Tag zu Tag besser.
Die folgenden Tage war dann das volle Kulturprogramm angesagt, und das konnten wir hier ausgiebig geniessen.
Nass, müde,Regen, Dunkelheit, der Zug kommt nicht. Kann man sich Schöneres vorstellen?? In diesem Fall - Jaaaa!
Der Eingangsbereich vom grossen Palast, Eintritt und Fotos vom Bereich hinter dem Zaun strengstens verboten.
Schade aber auch, sah sehr gut aus.
.....Jahar Palast zu bewunderen, der als Museum dient. Hier war schon geschlossen. In diesem Fall wird auf Pünktlichkeit grosser Wert gelegt.
Blick in die riesige Markthalle Siti Khadijah. Hinter den Rundbögen findet man noch lange Gänge mit dicht aneinander liegenden Geschäften die Waren aller Art verkaufen.
Das Museum für Handwerkskunst, erbaut im traditionellen Stil. Dort kann man auch wunderschöne handgefertigte Souverniers erstehen
Eines der Plakate die extra für Oliver aus dem schon geschlossenen Laden geholt wurden. Dieses zumindest hat auch heute noch eine gewisse Aktualität.
Diese wirklich sehr gute Suppe bestellten wir nach folgendem Gespräch: Können wir die Speisekarte sehen? Gibt es nicht. Was gibt es zu essen? Suppe. Welche Suppen? Eine Suppe. O.K. wir nehmen die Suppe
Aufbruch: | Februar 2013 |
Dauer: | 30 Monate |
Heimkehr: | August 2015 |
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