(M)ein Traum wird wahr .... Weltreise!

Reisezeit: Juni 2013 - April 2014  |  von Rolf Bilo

Verrückt nach Meer ...: ... noch mehr verrücktes - das Bordleben

Meine ersten Gedanken und Einschätzungen hatte ich ja schon zu Beginn der Kreuzfahrt im Eingangskapitel "Verrückt nach Meer" notiert. Jetzt, am Ende dieser Reise mit MS Albatros, möchte ich noch einmal einige Aspekte dieses Reiseabschnittes beschreiben, gerade auch das Leben an Bord. Vielleicht bin ich dabei sehr kritisch, das liegt jedoch daran, dass mich diese Kreuzfahrt inkl. Nebenkosten so viel wie ein Kleinwagen gekostet hat und ich deshalb wenig kompromissbereit war. Bei diesen Kosten erwarte ich 100% Superleistung!

Ich ziehe mein Fazit vor: Mir hat die Fahrt auf der MS Albatros nicht gefallen, auch wenn ich inzwischen meinen Frieden damit gemacht habe und an die schönen Erinnerungen an die Reise mit meinem Sohn und zu interessanten Zielen denke. Es wird wohl meine erste und zugleich letzte Fahrt mit einem Phoenix-Schiff gewesen sein.

Warum? Meine Erwartungen waren völlig andere. Dieses war meine neunte Kreuzfahrt, jeweils auf anderen Schiffen. Die Zielgruppe der MS Albatros sind ältere bis hochaltrige Menschen mit ihren Bedürfnissen an Essen, Unterhaltung, Mittagsschlaf und flaches Ausflugsprogramm, möglichst alles aus dem Bus heraus und nicht laufen. Dazu dann noch der tägliche Arztbesuch, um etwas Unterhaltung zu haben ... Und das Schiff selber ist auch in die Jahre gekommen - trotz ständiger Renovierungen - was sich u.a. in der Qualität der Klimaanlage, dem Geräuschpegel, der Schiffsbewegungen, den vielen Reparaturtrupps und letztlich auch der vergammelten Liegen an Deck bemerkbar macht.

Richtig genervt hat mich das Essen: Frühstück von 6.30 bis 9.30 h, an Seetagen bis 10.00 Uhr. Das sind Zeiten für Menschen, die unter seniler Bettflucht leiden und nicht für Erholungssuchende. Die Qualität des Frühstücks war jedoch hervorragend, es gab eine große Auswahl, die zwar nicht wechselte, aber dennoch reichhaltig war. Wie habe ich mich über Schwarzbrot, Graubrot und Brötchen gefreut, nachdem ich monatelang nur weißes Pappbrot aß! Beeinträchtigt wurde das Frühstück lediglich durch den Lärm und die Hektik im großen Speisesaal.

Die Organisation der Mahlzeiten war ein weiteres Ärgernis für mich. Mittag- u. Abendessen gibt es zu festen Zeiten, eine Sitzung, eine Stunde Einlass - das ist noch ok. Gewählt wird im Restaurant á la Carte, d.h. aus bis zu 3 Wahlmöglichkeiten der bis zu 7 Gänge wird beim Kellner bestellt. Davon laufen 3 rum, die sich gegenseitig behindern. Getränke beim Hilfskellner? Völlig überfordert, er sucht den Sommelier, der aber gerade am anderen Ende des Saales ist. Inkludierte Tischgetränke sind zwei Säfte oder Weiß- und Rotwein. Wasser muss bezahlt werden! Das habe ich noch auf keinem Schiff erlebt! Diese Organisationsform führt dazu, dass man ständig wartet - bis zu 70 Minuten, bis der erste Gang auf dem Tisch steht - unmöglich!!!

Dazu muss man wissen, dass es - anders als auf den mir bisher bekannten Schiffen - wenige Möglichkeiten für alternative Mahlzeiten bestehen. Zwischen 16.00 und 16.45 h gibt es eine Kaffeetafel und abends kann man alternativ an Deck eine Auswahl des Abendessens als Buffet erhalten, daneben gibt es noch Pizzen. Nun ist man um diese Kaffeezeit aber nicht an Bord, wenn man organisiert oder auf eigene Faust unterwegs ist. D.h., nach dem Frühstück auf Tour, zwischen 17 und 18 h zurück, Hunger, dass der Magen auf den Knien hängt - und dann beginnt erst um 19.00 h das Abendessen mit diesen langen Wartezeiten! Ein Unding, hier fehlt ein kleines Zwischenmahlzeitangebot.

Die Qualität der beiden Hauptmahlzeiten lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Häufig waren die warmen Bestandteile mittags und abends schon kalt oder nur noch lauwarm, die Erwartungen aufgrund der Beschreibung auf der Karte, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ und der Realität, wenn die kleinen Häppchen dann auf den Tisch kamen, klafften weit auseinander. Wie man so unterschiedliche Speisen zubereiten kann, dass sie nach nichts schmecken, ist mir ein Rätsel.

Fröhliche Ausnahme von diesem Elend waren die Nachspeisen, die nicht nur kunstvoll hergerichtet waren, sondern auch exellent schmeckten. Danke, Roberta!

Der Late-night-snack, den ich aber nur selten nutzte, war dafür wieder sehr appetitlich und reichhaltig. Insgesamt bekommt das Essensangebot auf diesem Schiff von mir die Schulnote 5!

Für einige organisierte Landausflüge konnte man anstelle des Mittagsessen ein Lunchpaket erhalten. Problem dabei war allerdings, dass dieses i.d.R. nicht mit an Land mitgenommen werden durfte, da die Einfuhr von Lebensmitteln nahezu überall verboten ist! Dieser Sachverhalt ist m.E. nach symptomatisch für die Qualität der Ausflugsorganisation und Auskünfte an Bord. Selten habe ich so schlecht organisierte und durchgeführte Ausflüge erlebt wie auf dieser Fahrt. Aber auch dieses scheint der Zielgruppe geschuldet zu sein... Antworten auf organisatorische Fragen begannen meist mit: das müsste so sein, vermutlich, ich glaube-dass ... Und entsprechend war auch das Ergebnis. Ähnliches gilt für das täglich verteilte Tagesprogramm, dessen Informationsgehalt - insbesondere für die Landgänge - dürftig war.

Dabei kann ich nicht über das Bemüht sein der Crewmitglieder meckern: freundlich, höflich, bemüht - auch Sonderwünsche zu erfüllen, trotz des Stresses (und der häufig unangebracht aggressiv vorgebrachten Fragen, insbesondere an der Rezeption - wie ich beobachten konnte) immer freundlich! Hierfür gibt es einen Sonderpluspunkt! Danke, Herr Petersen, danke, Jeffyboy, danke, Budi und all die vielen anderen netten Menschen! Leider führte das "Bemüht sein" allein nicht zum Erfolg ...

Noch ein paar Sätze zum Unterhaltungsprogramm: Bingo, Kartenspielen, Shuffleboard, Golfabschläge sind etwas für die Zielgruppe alte Menschen, nicht für ein gemischtes Publikum. Das Showprogramm dafür bot eigentlich für Alle, naja - mindestens Viele - etwas, die Showgruppe und einige Gastkünstler waren sehr gut. Nur sehen konnte man sie in der Atlantiklounge schlecht ... Das wurde aber durch die humorvolle Moderation von Kiona wieder gut gemacht!

Internetzugang gab es auch, allerdings sehr langsam und schwach (Hochladen von Fotos war nicht möglich), das ist aber für Schiffe normal. Ärgerlich waren allerdings die unverschämten Preise!

So, alles Gemeckere bitte ich unter Berücksichtigung des Preis-Leistungs-Aspektes zu verstehen!

Natürlich gibt es auch schöne Seiten einer Kreuzfahrt. Erholung auf dem blauen Meer an Seetagen, an denen man bei herrlichem Wetter auf Deck relaxen und gelegentlich Delfine oder andere Schiffe beobachten kann, ein schönes Buch aus der Bordbibliothek, ein halbschattiges Plätzchen an Heck oder Deck 7, dazu ein kühles Getränk und nette Gespräche. Das entspannt schon. Auch die Kabine war prima, geräumig, immer in Schuss gehalten vom nahezu unsichtbaren Kabinensteward. Und die Geduld der Rezeptionsmitarbeiterinnen ist auch bemerkenswert - mein Sohn hatte seinen Bordausweis mehrfach verkrost und es musste zweimal ein neuer ausgestellt werden, ohne Probleme möglich!

Trotz meiner Probleme mit der an Bord angetroffenen Zielgruppe hatten wir eine nette Tischgemeinschaft (es gibt feste Plätze), mit der angenehme Gespräche möglich waren. Drei Geburtstage und eine Hochzeit feierten wir in dieser kurzen Zeit, jeweils mit Sekt, Torte und Ständchen am Tisch. Mein Gegenüber, ein 82-jähriger Herr aus Potsdam, ebenfalls mit seinem Sohn unterwegs, erwies sich als äußerst humorvoller Mensch. Leider kränkelte er unterwegs etwas - ein Schicksal, was übrigens viele Passagiere ereilte. Ein hartnäckiger Husten hielt sich die ganze Reise über an Bord, gefolgt von einer Durchfallwelle. Jeder steckte jeden an...

Gut gefallen hat mir auch die Brückenführung, zu der man sich an der Rezeption anmelden konnte. Kapitän Morton Hansen führte sich persönlich durch und erzählte in launiger Form über das Schiff und auch sich selbst. Am Ende gab´s noch ein Erinnerungsfoto vom bordeigenen Fototeam, welches immer und überall präsent war, ohne jedoch störend zu wirken.

Die Route und die Ziele haben sowohl meinem Sohn, als auch mir gut gefallen. Viele interessante Städte und Regionen haben wir sehen dürfen, ein gutes, ausgewogenes Verhältnis zwischen See- und Hafentagen. Lediglich Cartagena kam etwas zu kurz, hier hätte zu Lasten von Santa Marta mehr Zeit sein sollen - aber das muss die Fahrtstrecke hergeben.

Und das Allerbeste war natürlich das eigentliche Wesen einer Kreuzfahrt - nach einem interessanten Tag abends in die eigene Koje zu gehen, am nächsten Morgen aufwachen, im eigenen Bad zu duschen und alles im Kleiderschrank vorzufinden und - ohne Koffer zu packen und kleinteilige Reiseorganisation - an einem völlig anderen Ort zu sein. Das ist der Grund, warum ich Kreuzfahrten trotz allem mag!

MS Albatros in ganzer Schönheit - hier auf Reede

MS Albatros in ganzer Schönheit - hier auf Reede

Kapitän Morton Hansen und sein Stellvertreter beim Auslaufmanöver

Kapitän Morton Hansen und sein Stellvertreter beim Auslaufmanöver

Die norwegische Postflagge zeigt an, das Morton Haqnsen Kapitän ist

Die norwegische Postflagge zeigt an, das Morton Haqnsen Kapitän ist

Sonnenuntergang über dem Schiff

Sonnenuntergang über dem Schiff

Frühmorgens am Bug

Frühmorgens am Bug

Kapitän Hansen überwacht die Rettungsübung

Kapitän Hansen überwacht die Rettungsübung

Abendstimmung an Heck

Abendstimmung an Heck

Herrliche Sonnenuntergänge

Herrliche Sonnenuntergänge

Blick auf den Pool am Heck

Blick auf den Pool am Heck

Äquaqtortaufe

Äquaqtortaufe

Fertig zum Landgang - per Tenderboot

Fertig zum Landgang - per Tenderboot

MS Albatros bei Nacht

MS Albatros bei Nacht

Showprogramm mit Kiona (hier mit Perücke)

Showprogramm mit Kiona (hier mit Perücke)

Das MS Albatros Showensemble

Das MS Albatros Showensemble

Künstlerparade nach der Show

Künstlerparade nach der Show

Das Bufet Magnifique

Das Bufet Magnifique

Unsere Tischgemeinschaft - hier bei der Hochzeit

Unsere Tischgemeinschaft - hier bei der Hochzeit

Kunstvoll wird das Bufet aufgebaut

Kunstvoll wird das Bufet aufgebaut

Bei der Brückenführung

Bei der Brückenführung

Morton Hansen erläutert das Logbuch

Morton Hansen erläutert das Logbuch

Abschied von der MS Albatros in Havanna

Abschied von der MS Albatros in Havanna

© Rolf Bilo, 2013
Du bist hier : Startseite Karibik Kuba ... noch mehr verrücktes - das Bordleben
Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach über 30 Jahren wird mein Traum wahr: meine Weltreise, d i e Weltreise, beginnt in Kürze. Ein Jahr lang um die Welt, möglichst viel sehen, alle Kontinente..... Der Countdown läuft
Details:
Aufbruch: 06.06.2013
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 25.04.2014
Reiseziele: Äthiopien
Burundi
Südsudan
Kenia
Uganda
Ruanda
Tansania
Dschibuti
Seychellen
Mauritius
Madagaskar
Komoren
Thailand
Brunei Darussalam
Singapur
Bangladesch
Hongkong
Macau
Taiwan
Palau
Mikronesien
Vereinigte Staaten
Nördliche Marianen Inseln
Marshallinseln
Nauru
Neukaledonien
Fidschi
Tuvalu
Samoa
Neuseeland
Niue
Cookinseln
Tonga
Australien
Papua-Neuguinea
Salomonen
Vanuatu
Kiribati
El Salvador
Argentinien
Brasilien
Paraguay
Uruguay
Chile
Großbritannien
Bolivien
Peru
Ecuador
Panama
Kolumbien
Kuba
Jamaika
Bahamas
Niederländische Antillen
Venezuela
Trinidad und Tobago
Guyana
Suriname
Französisch Guayana
Kap Verde
Senegal
Gambia
Marokko
West-Sahara
Algerien
Frankreich
Deutschland
Der Autor
 
Rolf Bilo berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.