(M)ein Traum wird wahr .... Weltreise!

Reisezeit: Juni 2013 - April 2014  |  von Rolf Bilo

Saipan, nördliche Marianen

Im Commenwealth of the northern Marianes

Für Guam habe ich eine ganze Woche eingeplant, zu viel Zeit, wie sich aber erst vor Ort rausstellt. Und so schiebe ich einen Tagesausflug auf die 219 km entfernte Insel Saipan ein, eine von mehreren Inseln, die den Commenwealth der nördlichen Marianen darstellen und ebenfalls ein nichtinkorporiertes Territorium der USA sind. Anders als Guam gehörten diese Inseln vor dem Krieg jedoch nicht zum Einflussbereich der USA, möglicherweise ist das ein Grund für die etwas von Guam abweichende Haltung und staatsrechtliche Gestaltung.

Mit United Airlines fliege ich zunächst nach Rota, der ersten Insel Nordmarianas. 30 Minuten Zwischenstopp, einige kinderreiche Familien steigen aus, drei neue Touristen wieder ein, dann geht es noch einmal knappe 20 Minuten bis Saipan. Saipan war bis 1914 auch Teil Deutsch-Neuguineas, aber ich habe keinerlei Spuren aus der Kolonialzeit mehr finden können. Zwischen Rota und Saipan liegt noch die Insel Tinian, von hier aus startete im Sommer 1945 der Bomber Enola Gay, um Hiroshima mit der ersten Atombombe zu beglücken. Als eines der touristischen Angebote der Insel wird eine Fahrt über die Rollbahn des ehemaligen Flughafens auf den Spuren der Atombombe angeboten. Skurril!

Gerne hätte ich mir einen Scooter gemietet, doch am Flughafen gibt es nur PKW, und so miete ich mir das erste Mal auf meiner Reise ein Auto. Gut, dass ich einen internationalen Führerschein mithabe, der nationale hätte nicht ausgereicht. Mit einem kleinen Toyota werde ich also die ganze Insel umrunden, die jedoch nur eine Länge von 20 km hat, das reicht für die 5,5 Stunden, die ich bis zum Rückflug habe.

Saipan war im 2. Weltkrieg einer der wichtigsten und daher schwerst umkämpften Kriegsschauplätze. Im Sommer 1944 landeten amerikanische Truppen und eroberten in einem dreiwöchigen Kampf die Insel. Dabei kamen über 30.000 Menschen ums Leben. Die Insel hatte strategische Bedeutung für Amerika, da von hier aus Japan per Bomber erreicht werden konnte. Diese Schlacht ist auch heute noch allgegenwärtig. Eine Vielzahl von Memorials, Kriegsrelikten und Gedenkstätten sind überall auf der Insel zu finden. Selbst an den Stränden befinden sich im Meer noch Panzerwracks, deren Türme aus dem Wasser schauen.

Sehr bedrückend empfand ich jedoch das Suicidecliff sowie das Banzaicliff im Norden der Insel. Landschaftlich ausgesprochen schön war diese Gegend Schauplatz einer menschlichen Katastophe. Hier waren die japanischen Truppen - und mit ihnen der Tross der Zivilbevölkerung - eingeschlossen und tausende von ihnen sprangen aus Furcht vor der von der Propaganda beschriebenen Behandlung durch die Amerikaner mit Folter und Mord von den Klippen ins Meer bzw. in den Wald. Heute stehen viele Gedenksteine an diesen Stellen, aufgestellt von Angehörigen, Verbänden und Firmen.

Auch der Menschen anderer Staaten, die in die Geschehnisse verwickelt waren, wird mit großen Gedenkplätzen gedacht. Überrascht hat mich, dass die koreanische Gedenkstätte voller Gedenksteine, die durch Firmen errichtet wurden, ist.

Vom Suicidecliff nur knapp einen Kilometer an der Küste entfernt gelegen befindet sich die "Grotto", eine natürliche Grotte mit einem offenen Zugang zum Meer, heute Spielplatz für Taucher und Schnorchler. Über eine steile Treppe kann man bis hinunter ans Wasser kraxeln. Knapp einen weiteren Kilometer entfernt befindet sich die Bird-Island, einen Steinwurf vom Strand entfernt und klein und unbewohnt - bis auf eine Vielzahl von Vögeln.

Saipan hat noch einige Spuren des spanischen Kolonialzeitalters aufzuweisen, die aber im Kontext mit den Ereignissen des 2. Weltkrieges eher untergehen. Gleiches gilt für die chinesische Zuckerindustrie, die hier einst bedeutend war.

Heute stellt sich mir Saipan als eine - zumindest in den Teilen abseits der Hauptattraktionen und Hotels - abgewirtschaftete Insel dar. Viele Hotelruinen, ärmliche Dörfer, zuwachsende Straßen, die ins Nichts führen, Geschäfte, die in großen Lettern ankündigen, auch Essensmarken anzunehmen ("jeder 6. Amerikaner hungert", so wird in Guam zu Spenden aufgerufen!) prägen das Bild neben den Kriegsmemorials. Für historisch interessierte Menschen, für Taucher und Wassersportfreunde ist Saipan sicherlich ein guter Ort, für den Normal-Touri eher weniger.

Auf Saipans internationalem Flughafen ist um 18.00 Uhr nichts los, mein Flug mit 26 möglichen Passagieren in der ATR 42 ist der einzige, der noch geht, der Airport wirkt wie ausgestorben. Knapp 30 Minuten fliege ich, dann bin ich wieder zurück auf Guam. Ein interessanter Tag; ich rätsel noch lange über das Konstrukt des "Commonwealth of the northern marianes".

Die United-ATR 42 auf dem Flughafen von Guam

Die United-ATR 42 auf dem Flughafen von Guam

Zwischenlandung auf dem Flughafen von Rota

Zwischenlandung auf dem Flughafen von Rota

Anflug auf Saipan

Anflug auf Saipan

Welcome in ... Saipan, Commonwealth of the northern marianes

Welcome in ... Saipan, Commonwealth of the northern marianes

Der internationale Flughafen Saipans

Der internationale Flughafen Saipans

Tolle Sandstrände gibt es entlang der Westküste Saipans

Tolle Sandstrände gibt es entlang der Westküste Saipans

Zwei amerikanische Sherman-Panzer aus der Zeit der Invasion 1944 sind vom Strand aus zu sehen; ihre Türme ragen aus dem Wasser, ein interessantes Ziel für Schnorchler

Zwei amerikanische Sherman-Panzer aus der Zeit der Invasion 1944 sind vom Strand aus zu sehen; ihre Türme ragen aus dem Wasser, ein interessantes Ziel für Schnorchler

US-Truppenversorger außerhalb der Riffkette auf Reede

US-Truppenversorger außerhalb der Riffkette auf Reede

Die Mt. Carmel Church

Die Mt. Carmel Church

Amerikanisches WW II-Memorial

Amerikanisches WW II-Memorial

Japanischer Panzer und Bunker am Straßenrand

Japanischer Panzer und Bunker am Straßenrand

Gut organisiert ist die Katastrophenvorsorge für den Fall eines Tsunamis

Gut organisiert ist die Katastrophenvorsorge für den Fall eines Tsunamis

Spanischer Glockenturm an der Christo Rai Kirche

Spanischer Glockenturm an der Christo Rai Kirche

Das ehemalige japanische Hospital beherbergt heute das Museum der Nordmarianen

Das ehemalige japanische Hospital beherbergt heute das Museum der Nordmarianen

Auf Saipan gab es einst eine blühende Zuckerindustrie, für die diese Schmalspurbahn notwendig war. Heute ist in dieser Gegend Chinatown.

Auf Saipan gab es einst eine blühende Zuckerindustrie, für die diese Schmalspurbahn notwendig war. Heute ist in dieser Gegend Chinatown.

Denkmal des chinesischen Zuckerbarons Matsue im chinesischen Park

Denkmal des chinesischen Zuckerbarons Matsue im chinesischen Park

Tolle Bäume mit riesigen Wurzeln und verwobenen Stämmen gibt es auf Saipan zu sehen.

Tolle Bäume mit riesigen Wurzeln und verwobenen Stämmen gibt es auf Saipan zu sehen.

Auf einem ehemaligen japanischen Militärgelände befindet sich heute der american memorial park

Auf einem ehemaligen japanischen Militärgelände befindet sich heute der american memorial park

Hier wird den gefallenen US-Soldaten sowie der eingesetzten Einheiten gedacht

Hier wird den gefallenen US-Soldaten sowie der eingesetzten Einheiten gedacht

Am Banzaicliff spielten sich 1944 Dramen ab, als japanische Soldaten und Zivilisten, darunter auch Kleinkinder, vor den anrückenden Amerikanern flüchteten und von den Klippen in den Tod sprangen

Am Banzaicliff spielten sich 1944 Dramen ab, als japanische Soldaten und Zivilisten, darunter auch Kleinkinder, vor den anrückenden Amerikanern flüchteten und von den Klippen in den Tod sprangen

Landschaftlich absolut phantastisch handelt es sich doch um einen traurigen Ort

Landschaftlich absolut phantastisch handelt es sich doch um einen traurigen Ort

Heue erinnern viele Gedenksteine an die tausende von Toten, hier die japanische Mahnstätte

Heue erinnern viele Gedenksteine an die tausende von Toten, hier die japanische Mahnstätte

Zwischen dem Banzaicliff und dem Suicidecliff befinden sich Gedenkstätten der Koreaner, der Okinawer, der Japaner und der Amerikaner.

Zwischen dem Banzaicliff und dem Suicidecliff befinden sich Gedenkstätten der Koreaner, der Okinawer, der Japaner und der Amerikaner.

Unterhalb des Suicidecliffs befand sich der letzte japanische Kommandoposten, gesichert durch Küstengeschütze, Panzer und Flak

Unterhalb des Suicidecliffs befand sich der letzte japanische Kommandoposten, gesichert durch Küstengeschütze, Panzer und Flak

Vor dem Kommandoposten steht dieses japanische Panzerwrack

Vor dem Kommandoposten steht dieses japanische Panzerwrack

Der japanische Kommandoposten von der Bergseite aus gesehen

Der japanische Kommandoposten von der Bergseite aus gesehen

Auf der Spitze des Suicidecliffs, Blick nach Norden

Auf der Spitze des Suicidecliffs, Blick nach Norden

Blick in die entgegengesetzte Richtung, südwestlich

Blick in die entgegengesetzte Richtung, südwestlich

Birdisland, ca. einen Kilometer von den tragischen Schauplätzen entfernt. Ein schöner Ausblick auf eine schöne Landschaft

Birdisland, ca. einen Kilometer von den tragischen Schauplätzen entfernt. Ein schöner Ausblick auf eine schöne Landschaft

Von den Hügeln aus hat man einen weiten Blick auf den Pazifik

Von den Hügeln aus hat man einen weiten Blick auf den Pazifik

Eine natürliche Grotte ist auch ein besuchenswertes Ziel

Eine natürliche Grotte ist auch ein besuchenswertes Ziel

Man kommt ganz schön ans Schwitzen, wenn man die steilen Stufen zur Grotte hinunterklettert

Man kommt ganz schön ans Schwitzen, wenn man die steilen Stufen zur Grotte hinunterklettert

Der Anblick lohnt sich aber. Taucher und Schnorchler bevölkern die Grotte

Der Anblick lohnt sich aber. Taucher und Schnorchler bevölkern die Grotte

Heute hat Saipan seine strategische Bedeutung an Guam verloren, viele ehemalige Militärstützpunkte, aber auch zivile Einrichtungen wie Hotels, liegen brach

Heute hat Saipan seine strategische Bedeutung an Guam verloren, viele ehemalige Militärstützpunkte, aber auch zivile Einrichtungen wie Hotels, liegen brach

Japanische Luftschutzbunker am Flughafen

Japanische Luftschutzbunker am Flughafen

Vor dem Rückflug nach Guam

Vor dem Rückflug nach Guam

Flagge des Commenwealth der nördlichen Marianen

Flagge des Commenwealth der nördlichen Marianen

© Rolf Bilo, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach über 30 Jahren wird mein Traum wahr: meine Weltreise, d i e Weltreise, beginnt in Kürze. Ein Jahr lang um die Welt, möglichst viel sehen, alle Kontinente..... Der Countdown läuft
Details:
Aufbruch: 06.06.2013
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 25.04.2014
Reiseziele: Äthiopien
Burundi
Südsudan
Kenia
Uganda
Ruanda
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Der Autor
 
Rolf Bilo berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.