(M)ein Traum wird wahr .... Weltreise!
Nauru, die kleine Inselrepublik: Die kleinste Republik der Welt, 19 km Umfang
Eine meiner Sorgen nach der langen Woche in Majuro war, was ich denn wohl auf dieser kleinen Inselrepublik so alles machen könne, schließlich bin ich flugplanbedingt ebenfalls eine ganze Woche hier. Lesestoff habe ich nicht mehr viel, Internetverbindungen sind schwierig und vor allem sehr teuer und allzuviel zu sehen gibt es auch nicht.
Informationen zu Nauru beziehen sich entweder auf die Kolonialgeschichte, auch hier gibt es eine lange deutsche Zeit, oder auf die aktuellen politischen Beziehungen zu China, Taiwan, der UN und Australien. Letzteres insbesondere deshalb, weil Nauru Australiens Flüchtlinge (sie lassen keinen einzigen Flüchtling mehr ins Land und verbreiten diese Politik auch offensiv über das Fernsehen) aufnimmt und in Camps im Ausland, auch in Nauru, konzentriert. Vor etwa einem halben Jahr wurde das 2006 geschlossene Camp auf Nauru wiedereröffnet, inzwischen sind 650 männliche Flüchtlinge aus aller Welt hier zusammengepfercht. Ursprünglich konnten sie sich auf Nauru frei bewegen, nachdem es aber Überfälle und Vergewaltigungen gab, wurden die Camps eingerichtet. Bei über 30° im Schatten, den es aber nicht gibt, in Zelten den ganzen Tag ohne Beschäftigung herumzulungern, ist schon hart. Mir gefällt unser (deutscher) Umgang mit dem Thema Flüchtlinge auch nicht, aber die australische Lösung ist auch nicht ok. Irgendwo dazwischen muss es doch einen vernünftigen Weg geben!
Zu touristischen Themen ist nicht viel über Nauru zu finden. Phosphatabbau mit den Folgen für Gesellschaft und Natur ist noch ein großes Thema. In den 1970-er Jahren war Nauru durch die Einnahmen aus dem Phosphatgeschäft nach den Pro-Kopf-Einkommen das zweitreichste Land der Welt. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Auffällig sind die vielen ärmlichen Behausungen, Bauruinen und älteren Autos. Aber die Menschen haben sich arrangiert, mein Eindruck ist, dass die meisten hier zufrieden sind.
Dazu trägt sicherlich die tolle Landschaft entlang der Ringstraße, die die 19,4 km Umfang der Insel erschließen, bei. Mal ein Korallengesteinstrand, dann wieder Sandstrände, immer Palmen gesäumt, ein tolles Farbenspiel zwischen dem Blau des Himmels, dem türkisgrünen Meer, den dunkelgrünen Bäumen und dem weißen Strand. Hier relaxen die locals, liegen im Schatten und lassen es langsam angehen. Wenn sie nicht ihrem Tageserwerb nachgehen, spiele sie australian football.
Es gibt so gut wie keine Touristen hier, lediglich ein Paar aus Tschechien ist neben mir noch auf der Insel. Selbst bei der Immigration schaute man erstaunt, dass ein Tourist einreisen möchte. Ansonsten gibt es einige langzeit-expats , die hier für internationale Organisationen oder Firmen arbeiten. Offensichtlich kennen sie sich alle untereinander und verbringen ihre freie Zeit miteinander. Mehrere meiner Nachbarn in der Ewa-Lodge (die ich empfehlen kann) sind Langzeit-Aufenthalter. Am Abend meiner Ankunft saß ich lesend auf der Veranda mit Blick aufs Meer, als mich Bronn ansprach; sie lebt mit ihrem Mann, der im Flüchtlingscamp arbeitet, für 2 Jahre hier. Nach einem kurzen Gespräch fragte sie mich, ob ich Lust hätte, mit einigen Australiern und Neuseeländern essen zu gehen. Hatte ich natürlich und so lernte ich eine Reihe netter Leute kennen, die alle eine bewegte Lebensgeschichte zu erzählen hatten. Offensichtlich ist es für Aussies und Kiwis nichts ungewöhnliches, selbst mit über 6o mal für einige Jahre ins ozeanische Ausland zu gehen.
In den nächsten Tagen verbrachte ich immer wieder mal einige Stunden mit Menschen aus dieser community. Sehr gut gefallen hat mir dabei eine Inselumrundung um sechs Uhr morgens! Sport (außer schwimmen und tauchen) ist eigentlich nur nachts möglich. Und so gibt es eine Walkinggruppe, die sich samstags um 6 Uhr morgens trifft, und - der Sonne entgegen - die Insel umrundet. Das war doch was für mich! Seit meiner misslungenen Marathonvorbereitung im Mai bin ich nicht mehr gelaufen, sondern habe nur noch meine touristischen Runden zu Fuß erledigt. Mein Fuß ist aber wieder in Ordnung und es drängt mich nach Bewegung. Knapp 3 ¾ Stunden benötigten wir, da hatte ich meine erste zu-Fuß- Umrundung einer vollständigen Republik hinter mir. In tiefdunkler Nacht bei klarem Sternenhimmel starteten wir, konnten einen wunderschönen Sonnenaufgang genießen und kamen erschöpft, aber zufrieden wieder am Ausgangspunkt an. Einziger Wehrmutstropfen waren auch hier die unzähligen wild herumstreunenden Hunde; jeder der Mitlaufenden hatte einen "dogstick", einen Knüppel, dabei. Ich bewaffnete mich wieder mit Steinen und leider mussten wir auch alles einsetzen, denn die Viecher sind wirklich überall und sehr aggressiv.
Weil uns die Wanderung so viel Spaß machte und wir uns gut verstanden, verabredeten wir uns noch zum Mittagessen und Sue, eine weitere Hotelnachbarin, nahm mich in ihrem Auto mit. Sie wird nächsten Montag auf die Marshall-Inseln fliegen und so konnte ich auch mal einige Tipps geben und nicht nur empfangen. Sie wird mir auch noch ihr Fahrrad für die nächsten Tage (inkl. Helm und "dogstick") leihen. Und wieder hatten wir interessante Gespräche, ich bin immer wieder überrascht, wie viele interessante Menschen mit ihren Lebensgeschichten es gibt. UNO-Mitarbeiter, Auslands(hochschul)lehrer, Techniker, Flüchtlingshelfer, Künstler - alle finden sich hier zusammen und bereichern gegenseitig ihren Alltag. Jeder neue Gast ist herzlich willkommen, gibt es doch dann Abwechslung im ansonsten auch schon mal eintönigen Inselleben.
Nach dem Essen fährt Sue mit mir noch eine Runde durch das Inselinnere; es gibt nur eine Straße ins Innere, vorbei an den Tagebauminen des Phosphatabbaus, rund um eine Binnensalzwasserlagune. Im Landesinneren sieht Nauru ganz anders aus, es ist eine echte Mondlandschaft, völlig zerkraterte riesige Löcher im Boden. Der Tagebau befindet sich in den letzten Zügen, die Minen sind ausgebeutet, bald ist es vorbei. Einen Plan zur Rekultivierung gibt es noch nicht...
Interessant sind auch die Einrichtungen des Tagebaus. Riesige Förderstrecken, tankähnliche Behälter, eine Feldeisenbahn und zwei große Verladerampen am Hafen. Zwei deshalb, weil es eine alte und eine neue Rampe gibt. Die alte beinhaltet eine Geschichte, die zu den wenigen verbliebenen Spuren deutscher Anwesenheit zählen. Seit Ende der 1850-Jahre gab es zunächst einen deutschen Handelsposten unter Adolf Capelle hier, dann wurde es deutsches Schutzgebiet und Kolonie. 1914 besetzte Neuseeland Nauru und damit war auch hier Deutschlands Traum von der Kolonialmacht vorbei. Und weil Neuseeland als Teil des Commonwealth im 2. Weltkrieg Kriegsgegner war, beschoss die deutsche Kriegsmarine im Dezember 1940 die ältere der Phosphatverladerampen mehrfach und zerstörte sie; 10 Wochen war damit der Phosphattransport unterbunden. Es soll die einzige erfolgreiche Pazifikaktion der Kriegsmarine gewesen sein. Und so wie die Rampe damals zerdeppert wurde, liegt sie auch noch heute dort. Verbogener Stahl, abgerissene Teile im Wasser - jeder Schrotthändler hätte an dem riesigen Teil seine Freude.
Natürlich habe ich auch meine klassischen Erkundungsrunden gedreht, bin zu Fuß mal in die eine, dann in die andere Richtung gelaufen. Immer die Rundstraße an der Küste entlang, verlaufen kann man sich nicht, spätestens nach 19,4 km ist man wieder da, wo man angefangen hat. Es gibt einige kleine, hübsche Holzkirchen zu sehen, auf den kleinen Friedhöfen fallen mir einige deutsche Familiennamen auf (Aloysius, Capelle) und wieder sehe ich einzelne Gräber in den Vorgärten. Die Friedhöfe sind voll und teuer und so werden die verblichenen Lieben eben im Vorgarten verbuddelt; oft kommt eine Betonplatte drauf, auf der später die Wäsche getrocknet werden kann. So schlägt man 2 Fliegen mit einer Klappe.
Es gibt eine einzige Ampel auf Nauru, doch sie ist inzwischen defekt und wird durch zwei westentragende Verkehrsregler ersetzt. Allerdings nur dann, wenn ein Flugzeug landet! Die Landepiste ist direkt an der Küste angelegt, aber dort verläuft ja auch die Ringstraße. Wenn also ein Flieger einschwebt, so wird die Straße gesperrt, bis die Maschine die Abstellposition erreicht hat. Dann können am Anfang der Landebahn und zwischen Runway und Abstellplatz die Autos wieder verkehren.
Ein wenig erinnert mich dieser Flughafen an St. Maarten in der Karibik, hier schweben auch tieffliegend Maschinen über das Meer an und landen nach 50 m auf der Runway. Würde auf Nauru der Strand an genau dieser Stelle hergerichtet werden, gäbe es ein nicht minder interessantes touristisches Ziel.
Auf Nauru sind noch einige Relikte der japanischen Besetzung im 2. Weltkrieg zu finden. So ist das gesamte Ufer mit kleinen Bunkern bestückt, die noch einigermaßen erhalten sind; auf dem Weg vom Hotel Richtung "Zentrum des Geschehens" - soweit man das sagen kann - gibt es so etwas wie einen Bauhof, auf dem wohl Fundstücke gesammelt werden. Eine Flakkanone, ein japanisches Flugzeugwrack, eine Seemine und ein Flugzeugmotor zieren das Gelände.
Im Landesinneren soll es noch ein japanisches Gefängnis sowie einen Befehlsstand und weitere Geschütze geben, ich werde sie aber nicht gezielt suchen, sondern mir eher den Tagebau anschauen.
Kleinere Geschäfte entlang der Ringstraße, um das Civic-Center herum versammelte Fress- und Mobilfunkbuden - das ist das öffentliche Leben hier. Die Häfen sind klein, eher geschützte Anlegestellen ohne große Technik, auch der Flughafen ist winzig. Es gibt eine Flughafenfeuerwehr, die auch für den Brandschutz auf der Insel zuständig ist, nachdem die Regierung die zivile freiwillige Feuerwehr auflöste. 2 Flugfeldlöschfahrzeuge (davon eines defekt, obwohl erst 5 Jahre alt, es fehlt eine Sicherung!!!) von Rosenbauer, ein Tanklöschfahrzeug australischer Herkunft, 6 Mann auf einer Schicht, das war´s. Neben der Feuerwehr ist das Parlament und das Governmenthouse, nett anzuschauen.
Der einzige nationale Fernsehsender unterbricht zur vollen Stunde das ansonsten australische Fernsehprogramm für Nachrichten. Seit einigen Wochen gibt es einen neuen Präsidenten, der wird ständig verfolgt, ansonsten gibt es Schulfeste, offizielle Besucher aus Australien und neue Technik im Krankenhaus, über das berichtet wird. Mir kommt die Berichterstattung, insbesondere aber die Studioausstattung vor wie die ersten Piratensenderausstrahlungen vor vielen Jahren bei uns.
Das war auch schon so ziemlich alles, was es zu sehen gibt auf Nauru. Trotzdem hat es mir hier sehr gut gefallen, vermutlich wegen der netten Aussies und Kiwis! Ich bin gespannt, wie die Ausreise und der Flug mit Our Airline nach Brisbane klappen wird.....
Mein erster Eindruck von Nauru, abends nach dem Check-in in der Ewa-Lodge bei Capelle&Partners; Blick auf den Strandabschnitt vor der Lodge
Gut zu erkennen ist das Korallenriff, welches die Insel umgibt und somit auch vor Tsunamis und ähnlichem schützt.
Interessante Korallengesteinformationen; diese hochgewachsenen Felsen gibt es nur im Bezirk Menen und im Landesinneren
Morgens um 6 ist die Welt noch in Ordnung .... Um 6.00 Uhr morgens startete die Insel-Republik-Umrundung, uns erwartete ein herrlicher Sonnenaufgang bei angenehmer Frische
Löschfahrzeug der Flughafenfeuerwehr, wird sowohl auf dem Fluggelände als auch für den städtischen Brandschutz eingesetzt
Der "cantilever", die Förderanlage für Phosphatverladung, wie sie im Dezember 1940 von der deutschen Kriegsmarine zerschossen wurde.
Auf der Insel gibt es vereinzelt auch diese eindrucksvollen Luftwurzelbäume, die ich bisher nur aus der Karibik kannte
Mein Hotelnachbar Alex von der taiwanesischen Botschaft bei unserer abendlichen Wanderung durch die Korallenkalkfelsen.
Meine andere Hotelnachbarin Sue lieh mir ihr Fahrrad, mit dem ich 2 Tage über die Insel fuhr, hier im Phosphattagebaugebiet
Eine Brackwasserlagune in der Inselmitte könnte ein Paradies sein, wenn es nicht auch so verschmutzt wäre.
Die Ampel lässt nur noch müde den Kopf hängen und funktioniert nicht mehr, der wenige Verkehr wird per Posten gestoppt.
Aufbruch: | 06.06.2013 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | 25.04.2014 |
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