(M)ein Traum wird wahr .... Weltreise!
Majuro auf den Marshall-Inseln
Mittwoch, 11. September 2013, es geht weiter nach Majuro auf dem gleichnamigen Atoll der Marschall-Inseln.
Mein Flug hat eine angenehme Startzeit, 9.20 Uhr, so dass noch ein Frühstück in Ruhe möglich ist. Wegen des für einen US-Fluges schwierigen Datums, 9/11, bis ich überpünktlich am Airport Guam, aber der check-in sowie die security sind harmlos; der Start ist pünktlich, was folgt ist ein ca. 8-stündiger Flug in einer Boeing 737-800 von United Airlines. Einen solch langen Flug in einer kleinen 737 habe ich noch nicht gemacht, es stehen Zwischenlandungen an und im Flugplan steht, dass es nur auf der ersten Sequenz ein Frühstück gibt, später nichts mehr. Deshalb habe ich mich mit Trockenkeksen eingedeckt ...
Die erste Zwischenlandung ist nach etwa 1 ¼ Std. auf Chuuk (ehemals Truk), die nächste etwas über eine Stunde später auf Pohnpei, beide Inseln gehören zu den Föderierten Staaten von Mikronesien. Knapp unter zwei Stunden weiter gibt es den letzten (jedenfalls für mich, der Flieger geht noch weiter bis nach Honululu) Zwischenstopp auf dem zu den Marschall-Inseln gehörenden Atoll Kwajalein. Der Flughafen ist witzig, ein US-Militärflughafen - hier auf der Insel befindet sich eine amerikanische Raketenteststation - aber relativ klein, fast viereckig, mit einem Golfplatz auf den Freiflächen und die das Gelände umschließende Straße wird nach Feierabend als Fahrradrundkurs genutzt .
Bei Einbruch der Dämmerung lande ich in Majuro, der Hauptstadt der Marshall-Inseln. Es gab übrigens doch auf jeder Flugsequenz einen kleinen Snack und Getränke. Einreise geht schnell, Visa-on-arrival für Europäer mit Weiter-/Rückreiseticket, Gepäck ist schon da und der Pick-up auch schon. Als wir losfahren, ist es stockdunkel, es ist nichts zu sehen. Doch die Straße ist so schmal, dass ich auf beiden Seiten des Autos das Meer rauschen hören kann. Am nächsten Morgen sehe ich auf der Karte, dass das Atoll an seinen schmalsten Stellen nur zwischen 20 und 30 m breit ist.
Ich lande im Flametree Backpacker Hotel, das hatte ich bei tripadvisor gefunden und der Preis von 20 US $ sprach mich an, so könne ich mein Budget schonen - dachte ich. Schnell eingecheckt, die Sachen aufs Zimmer, oh je - ein mit Maschendrahtzaun und Sperrholz bis in 1,80 m Höhe abgeteiltes 8 qm Hüttchen, Etagenbett, stickig und heiß. Naja, ist ja eigentlich egal, ich brauche nur etwas, um meine Klamotten abzustellen und nachts ein Bett mit Dach drüber. Also, rüber in die gegenüberliegende Kneipe, die auch noch zum Flametree gehört, das Hostel hat eine U-Form, hinten der Zimmertrakt, vorne die Kneipe. Und das ist die Dorfkneipe, hier ist jeden Wochentag bis 24 Uhr high-life, am Wochenende bis 3.00 Uhr, hier treffen sich die locals jeden Alters und einige wenige Gäste von auswärts. Es gibt was zu essen, jeden Tag ein anderes Gericht, ansonsten trinkt und singt man hier. Budweiser in Dosen, das amerikanische, dazu Billard und Karaoke.
Ein japanisches Ehepaar sitzt neben mir an der Bar, er versucht ihr mit klassischen Schnulzen der 70-er zu imponieren. Zugegeben, er kann singen, aber ich war der einzige, der klatschte, sie schaute nur gelangweilt. Die Dorfjugend trällert auch, ebenfalls überwiegend amerikanische Popsongs aus den 70-er und 80-ern, darunter sind auch einige sehr schöne Stimmen, aber auch ein-zwei Nebelkrähen; denen macht das aber gar nichts, denn sie sind schon seit morgens breit. Mir kommt der Laden vor wie ein Indianerreservat im Amerika der 1970´er, wo man schon vor lauter Langeweile morgens das Saufen anfängt.
Später komme ich noch mit einigen locals ins Gespräch, ein Mädel stellt mir einen billardspielenden Jugendlichen als ihren Cousin und gleichzeitig ihren Neffen vor - nichts ungewöhnliches hier, bei knapp über 30.000 Einwohnern auf diesem Atoll ist halt jeder mit jedem verwandt, man kann es fast sehen, so sehr sehen sich hier viele ähnlich. Sie will mir noch ihr Leid klagen, dass hier jeder jeden kennt und alles über jeden wisse, da kippt sie vom Stuhl und kotzt sich voll. Ich trete den Rückzug an, schade, mit jeder Dose Bud konnte ich die locals besser verstehen, aber es ist schon spät und ich bin eigentlich auch ziemlich müde.
Nach einer Horrornacht komme ich am nächsten Morgen erst gegen 11.00 Uhr in die Gänge, die ganze Nacht herrschte ein Höllenlärm. Durch die U-Form des Flametree Hostels schallt im Innenhof die Musik aus der Kneipe und dann lärmten einige Besucher bis morgens früh noch im Patio. Naja, erst mal duschen, dann frühstücken gehen und mal weitersehen. Auf dem Weg zur Dusche fragt mich mein Zimmernachbar, ob ich das Fenster geschlossen habe, nein, habe ich nicht. Solle ich aber, denn die Jungs der Umgegend würden aus Langeweile in die Zimmer einbrechen und wer am meisten geklaut hat, ist der local hero des Tages. Ok, noch ein Minuspunkt. Beim Frühstück das gleiche - ein Mädel von gestern abend kommt zu mir an den Tisch und meint, dass wäre kein sicherer Ort, ich solle mir was anderes suchen.
Das tue ich dann auch, keine 500 m weiter ist das Marshall Island Resort, in dem die Woche zuvor das jährliche meeting der Inselregierungen aus der Südsee stattfand. Ok, wenn sich Regierungschefs hier wohlfühlen, werde ich das wohl auch. 90 $ die Nacht, egal, das Budget darf mal überzogen werden, schließlich habe ich morgen meinen 100-sten Reisetag, da gönne ich mir ein vernünftiges Zimmer.
Mit einem deutlich besseren Bauchgefühl mache ich mich nach dem Umzug zu einer ersten Erkundung Majuros auf den Weg, gehe erst mal Richtung Flughafen, bis ich das Gefühl habe, die Welt ist zu Ende. Viel Spannendes habe ich nicht gesehen, einige Regierungsgebäude, ein lokales Beschäftigungsprojekt, bei dem traditioneller Kanubau gepflegt und Touristen gezeigt wird, dann noch einige Blicke auf die an sich gesperrten Häfen. Einige Läden schaue ich mir an, ich brauche ja wieder Lebensmittel, dann ist der Tag auch schon fast wieder zu Ende. Ich genieße mein Hotelzimmer, lese noch etwas und schlafe herrlich.
Als ich Freitag wachwerde, habe ich doch 13 Stunden geschlafen! Ich kann mich nicht erinnern, wann das zuletzt der Fall war, 6 Stunden ist für mich normal! Kurz gefrühstückt, dann die andere Richtung zu Fuß erkunden. Ich habe die Sorge, dass eine ganze Woche auf den Marshall-Inseln etwas zu lange sein könnten, aber die Flugverbindungen hätten als Alternative nur einige Stunden oder eine weitere Woche zugelassen. Die Atolle der Inseln sind ein Taucherparadies, hier gibt es tolle Riffe, Fischgründe und jede Menge Wracks (Schiffe und Flugzeuge) zu sehen. Aber nicht für Schnorchler, sondern für richtige Taucher und das auch über die Atolle verstreut. Die Amerikaner erprobten rund um das Bikiniatoll, welches auch zu den Marshall-Inseln gehört, ihre Atom- und Wasserstoffbomben. Dazu haben sie japanische und deutsche Beuteschiffe des 2.WK, darunter den Kreuzer Prinz Eugen, rosa angemalt und bombardiert. Heute sind einige Atolle weggebombt, einige für 24.ooo Jahre Sperrgebiet, die umgesiedelte Bevölkerung lungert z.T. ebenfalls in Majuro herum.
Ich laufe bis zum anderen Ende des Atolls, nach Rita. Das einzige Museum des Atolls hat wegen Renovierung geschlossen, die Feuerwache hat keine Fahrzeuge mehr, die Boxen werden von der benachbarten Polizei mitgenutzt, die Mormonen, die 7-Tage-Adventisten, die Heilsarmee und noch so einige andere religiöse Organisationen haben hier ihre Kirchen und Tempel. Zwischendurch gibt es einige winzige Friedhöfe, die in den Vorgärten von kleinen Häusern liegen und auf denen Kinder spielen und Hunde herumstreunen, zu sehen. Ich suche einen netten Platz irgendwo am Meer, wo ich mal etwas in Ruhe trinken und auf´s Meer schauen kann und finde ihn nicht. Nach zwei Stunden komme ich an einer kleinen Marina vorbei, da gibt´s wenigstens an einer Bootstankstelle Getränke.
Das war auch gut getimet, denn es kommt ein heftiger Tropenregen herunter. 10 Minuten später ist alles vorbei und ich laufe weiter. Aber es sieht alles gleich aus, in der Mitte die Straße, dann eine Häuserreihe rechts, eine links, dazwischen Müll. Wenn das Atoll etwas breiter wird, steht auch schon mal ein größeres Haus dort oder es gibt eine Hinterstraße, das war es dann. Bei Einbruch der Dunkelheit bin ich wieder im Hotel, einen großen Teil des Atolls habe ich gesehen. Morgen werde ich wohl einen Strandtag einlegen, danach mal schauen. Ich bekam auf Palau noch ein deutsches Buch, "Nele und Paul", vlt. lese ich das hier. Eigentlich sollte das für Nauru sein, denn da bin ich flugbedingt auch eine Woche und es gibt nur wenig zu sehen...
In den nächsten Tagen lasse ich alles ganz gemütlich angehen, ich verpasse ja nichts. Lange schlafen kann ich auf einmal, duschen, frühstücken und gegen Mittag eine kleine Runde drehen, falls es nicht zu heiß ist. Trotzdem hole ich mir noch einmal einen Sonnenbrand, ich dachte eigentlich, dass das nach 3 Monaten in der Sonne langsam aufhört. Zu sehen gibt es nicht mehr viel, auch wenn ich immer wieder mal nach Neuem Ausschau halte.
Jede der kleinen pazifischen Inseln hatte etwas Eigenes, Besonderes. Waren es auf Yap die ständig Betelnuss-kauenden Einheimischen, deren Münder so aussahen, als hätten sie gerade in frisches, blutiges Fleisch gebissen, und die ihren tiefroten Sabber überall hinspuckten, so sind es auf dem Majuroatoll einerseits die vielen herumlungernden Menschen, anderseits die Unmengen an herumstreunenden Hunde. Langeweile kann tödlich sein, viele Einheimische, gerade die jungen, würden gerne etwas Sinnvolles arbeiten. Aber es gibt nur wenige Jobs und so liegt man halt im Schatten, um sich herum eine Schar kleiner Kinder, was will man auch sonst machen. Aber die Hunde sind ein Problem. Während die Herumstreuner auf den anderen Inseln meist ausgemergelte, ängstliche und verschreckte Wesen waren, die einem Leidtun konnten, sind die Viecher hier meist fett und aggressiv. Da auch einige Kampfhunde oder zumindest diese beinhaltende Mischlinge sind, fand ich es gar nicht spaßig, wenn diese kläffend auf mich zuliefen. So hatte ich dann auch immer eine Hosentasche voller Steine dabei und meine Kamera mit dem Riemen um die Hand als Verteidigungsschleuder. Tatsächlich habe ich beides zweimal einsetzen müssen .
Im Hotel lag ein kleiner Flyer zur deutschen Kolonialgeschichte aus, der kurz und mit Fotos bebildert die Historie dieser Epoche beschrieb. Anders als die meisten anderen Südseeinseln begann die Kolonialisierung nicht erst 1898, sondern schon in den 1850-Jahren als Handelsposten. Ein deutscher und ein portugiesischer Kaufmann bauten hier eine Handelsstation auf, um insbesondere Copra, das getrocknete Kokosnussfleisch zur Öl- und Seifenproduktion nach Deutschland zu verschiffen. Später, in den 1890-ern, wurden die Marshallinseln zu einer staatlichen Kolonie, aber 1914 war auch hier Schluss, die Japaner übernahmen alles kampflos. Zu sehen gibt es heute aus dieser Epoche nur noch das Wohnhaus des portugiesischen Händlers, alles andere ist weg, z.T. bereits 1905 einem Hurrican zum Opfer gefallen. Die Deutschen hatten seinerzeit ein Steuersystem für die Einheimischen eingeführt (was sonst, das klappt ja auch heute noch!): pro Kopf musste eine bestimmte Menge Copra abgeführt werden. Wenn man heute über das Majuroatoll geht, stellt sich die Frage, wo denn genügend Boden zur Anpflanzung der Kokospalme ist, um Massenexport zu ermöglichen, denn die Insel ist sehr schmal. Möglicherweise haben die anderen Atolle mehr Fläche zu bieten.
Einen Ausflug möchte ich noch machen und zwar an das andere Ende des "Festlandes" von Majuro, nach Laura. Auf einer Karte aus dem Visitorsbüro sieht es so aus, als wenn da noch mal ein etwas größerer Ort zu finden sei, allerdings wird in der Touristenbroschüre nur ein schöner Sandstrand mit Picknickfläche erwähnt. Ich suche mir ein leeres Taxi (hier gilt das Share-Taxi-System, d.h. der Fahrer nimmt solange neue Fahrgäste auf, bis der letzte Platz besetzt ist und man kann auch ein teilweise besetztes Fahrzeug heranwinken), verhandele den Preis und los geht´s. Eine knappe Stunde fährt man von Delap (so heisst der Kern Majuros) über die Brücke, vorbei am Flughafen, der bei Tageslicht ganz eigenartig aussieht, weil die Landebahn auf der einen Seite vom offenen Meer, auf der anderen Seite von einer wie angeklebt wirkenden Straße und dann sofort der Lagune umgeben ist; das Terminal ist winzig und aus Holz. Zur Zeit wird die Landebahn gerade verlängert.
Die Fahrt ist relativ eintönig, zu schmal ist das Atoll, als dass es außer den bereits bekannten Palmen und einfachen Behausungen etwas zu bieten hätte. Ab und zu mal ein heruntergekommenes Hotel, dann die Botschaften Japans, Taiwans, der USA und später noch Australiens, dann ist man in Laura. Ein langgezogenes Dorf, kein eigentliches Zentrum, das wichtigste ist in der Tat der Sandstrand. Leider ist auch er verhunzt, mit Autowracks ist das Ufer befestigt und wo einmal Müll und Schrott liegt, wird alles andere dazu gekippt. Dann geht es zurück nach Delap, noch einmal einkaufen, und das waren dann die Marshall-Inseln.
Majuro ist eine wunderschöne Insel mit einer tollen Lagune, auf der viele Frachter auf Reede liegen. Man kann türkisgrünes Wasser bewundern, in Ufernähe schwimmen und schnorcheln, den (wenigen) Fischern bei der Arbeit zusehen und sich an einigen Palmenhainen erfreuen und super Sonnenuntergänge beobachten. Aber wie so viele kleine Inseln und insbesondere selbständige Staaten, die auf kleinen Inseln zu Hause sind, gibt es ein Müllproblem. Wohin mit all dem alltäglichen Müll, mit den Schrottautos, Kühlschränken, A/C´s und all den anderen ausgedienten Dingen? Hinters Haus, oder neben das der Nachbarn. Dieses Bild (und der dazu gehörende Geruch) stört das Touristenauge doch mächtig. Wohl dem, der nur zum Tauchen hierherkommt und weit genug vom Ufer entfernt die phantastische Unterwasserwelt bewundern kann!
20 US $ Ausreisesteuer sind beim Abflug fällig, aber das ist ok. Stempel in den Pass und es geht (endlich ) weiter, das kleine Nauru ist meine nächste Destination.
Das Gerichtsgebäude; einer UN-Untersuchung nach ist es auf den Marshall-Inseln im internationalen Vergleich am schwierigsten auf der Welt, seine Ansprüche gegen Dritte durchzusetzen
Es gibt eine Brücke, die die schmalste Stelle des Atolls verbindet; sie ist durch diese Mole geschützt
Aufbruch: | 06.06.2013 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | 25.04.2014 |
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