(M)ein Traum wird wahr .... Weltreise!

Reisezeit: Juni 2013 - April 2014  |  von Rolf Bilo

Im Sultanat Brunei Darussalam: Bandar Seri Begawan

Unterwegs in der Landeshauptstadt

Ein erster Eindruck

Mit dem hoteleigenen Minibus wurde ich am Flughafen abgeholt und das erste, was der Fahrer mich fragte, war, ob ich wegen des Eid al-Fitr, dem Fest aus Anlass des Ramadanendes, gekommen sei. Nein, sagte ich, oh - sagte er, da müsse ich aber unbedingt hin. Ich hatte gelesen, dass der Palast des Sultans am Ende des Ramadans für die Öffentlichkeit geöffnet sei, aber das Ramadanende war ja bereits einen Tag vor meiner Ankunft. Der Minibusfahrer sagte mir, dass das Fest meistens am Wochenende nach dem Ramadanende 3 Tage lang stattfinden würde und ich müsse mir das ansehen, zumal der Sultan eine Audienz für jedermann gäbe und zum Essen einladen und den männlichen Besuchen persönlich die Hand schütteln möchte (die Damen werden von der Gattin des Sultans begrüßt). Also plante ich um und den Palastbesuch für Samstag ein.

Am Ankunftstag wollte ich mir aber noch ein erstes Bild von der Hauptstadt, die wegen des langen, ungewöhnlichen Namens selbst von Einheimischen mit BSB abgekürzt wird, machen und startete zu einer ersten Runde. Es war Feiertag und die Straßen waren relativ leer. Als erstes führte mich mein Weg zum offenen Markt "Tamu Kianggeh", der zwar sehr interessant aussah und roch, aber nur wenige offene Stände und damit keine Atmosphäre hatte. Am Kianggehflüsschen ging ich weiter zur Waterfront mit einem tollen Blick auf Kampong Ayer, dem Wasserdorf, angeblich das größte auf Stelzen gebaute Dorf zur Vergößerung des Stadtgebietes auf der Flußfläche. Herrlich war der Sonnenuntergang und die aufkommende Dunkelheit vor dieser Kulisse anzusehen.

Ich ließ mich treiben und durchquerte das große Einkaufszentrum, welches auch die deutsche Botschaft beherbergt und lief auf ein hell erleuchtetes, großes Gebäude mit einer goldenen Kuppel zu. Es dauerte eine Weile, bis ich registrierte, dass es sich dabei um die 1958 gebaute zweitgrößte Moschee Bruneis, die Sultan Omar Ali Saifuddin Mosque, handelte. Wegen der Ramadanabschlussfeiern war ein Besuch von Nicht-Moslems nicht möglich und so konnte ich nur die faszinierende, hellbeleuchtete Außenfassade bewundern.

Schnell musste ich noch zurück zum Einkaufszentrum, einige Lebensmittel erwerben, dann ging es Richtung Hotel zurück. Ich wählte einen anderen als den Hinweg und kam an weiteren toll erleuchteten Gebäuden vorbei: dem Hauptpostamt, der Royal Ceremonial Hall oder Lapau genannt, dem Brunei Historic Center und dem Royal Regalia Building. Einige dieser Objekte beherbergen Museen, die ich mir anschauen wollte, da das größte und interessanteste Museum (Brunei Museum) derzeit wegen Renovierung geschlossen ist.

Mit Gedanken an die morgen anstehende Audienz beim Sultan schlief ich nach diesem doch anstrengendem Tag schnell ein.

Im Palast des Sultans - Istana Nurul Iman

Ich muss gestehen, dass ich doch etwas aufgeregt war, als es losgehen sollte. Was würde mich im Sultanspalast erwarten, würde ich tatsächlich dem Sultan persönlich begegnen und - was sollte ich bloss anziehen, ich habe doch nur Reisekleidung dabei? Aber wenn sich eine solche Gelegenheit schon mal bietet, dann möchte ich dabei sein. Um 8.00 Uhr geht es los.

Der "Istana Nurul Iman" (arabisch für Palast des Lichtes des Glaubens) dient dem Sultan von Brunei seit 1984 als Wohn- und Regierungssitz; als erstes beeindruckte mich seine ungeheure Größe, er ist von außen gar nicht in Einem zu erfassen. Mit 200.000 qm Wohnfläche und 1.788 Zimmern ist er der größte Palast der Welt, verfügt über eine eigene Rennstrecke im Garten, damit der Sultan auch mit seiner Rennwagensammlung spielen kann, und er ist einfach schön!

Nur wenige Securitykontrollen stehen an, dafür sind tausende Menschen auf den Beinen, es geht aber geordnet zu. Bis zu 120.000 Menschen sollen an den drei offenen Tagen durch den Palast geschleust und verpflegt werden, und Gastgeschenke gibt es auch. Ich nasche nur etwas von den köstlichen Nachspeisen, dann stelle ich mich an. Erst tut sich eine halbe Stunde gar nichts, dann kommt Bewegung in die lange Schlange. Die Polizisten bitten Frauen, Kinder und Uniformierte zunächst nach vorne, die Herren mögen bitte warten. Das passiert auch, ruhig und geordnet, zumindest in der ersten und dann auch in der zweiten Stunde, in der sich nichts bewegt. Dann kommt eine große Gruppe pakistanisch-indischer Gastarbeiter, die zweitgrößte Migrantengruppe im Lande. Sie drängeln, erst leicht, dann heftiger, bis es zu ersten Tumulten kommt. Und trotzdem bewegt sich die Schlange nicht. Ladies first, dann Soldaten&Polizisten.

Um 12.30 Uhr bin ich dann in der ersten Reihe, da kommt ein Polizist und teilt den Wartenden mit, dass der Sultan jetzt Pause macht und um 14.00 Uhr zurückkäme. Nicht, dass ich kein Verständnis für den Sultan hätte, der vermutlich Krämpfe im Arm vom vielen Händeschütteln hat, aber noch mal einige Stunden im Palast zu warten, dafür war ich nicht nach Brunei gekommen. Den Palast hatte ich ja nun gesehen, etwas gegessen hatte ich auch, es war auf jeden Fall ein tolles und unerwartetes Event, also was soll´s. Ich ging raus und während ich zum Ausgangstor lief, stoppten Securities alle Bewegung auf dem Gelände und ließen einen Konvoi mit Eskorte vorbei. Und so sah ich den Sultan dann wenigstens in einer Staatskarosse an mir vorbeifahren.

Ein orientierungsloser Stadtrundgang

Kurz umziehen, dünnere Sachen an, und dann geht es wieder in die Stadt. Zu Fuß möchte ich die Jame'asr Hassanil Bolkiah Mosque erlaufen und besichtigen. Auf dem Weg dorthin hält ein Einheimischer an und nimmt mich mit, ein durchaus üblicher Vorgang hier. Gastfreundschaft zeichnet sich auch so aus. Wir unterhalten uns angeregt und er setzt mich 10 Minuten später an der Moschee ab; diese Freundlichkeit sollte aber Folgen haben, ich hatte mir nämlich den Weg nicht eingeprägt. Es ist die größte Moschee Bruneis und sehr imposant, zählt zu den wichtigen, größten und schönsten Moscheen der Welt. Ich drehe erst eine Runde außen herum, gehe dann hinein und werde kurz darauf wieder hinauskomplementiert - wegen der Nachramadanfeiern erst ab kommenden Dienstag wieder Besuche von Nichtmoslems. Ok, Pech gehabt. Das, was ich sehen konnte, war jedoch sehr beeindruckend.

Mein "Stadtplan" bestand aus einer Kopie von einer Kopie einer Kopie eines alten Planes und war dem Grunde nach wertlos. Hinzu kommt, dass es nur wenige Straßennamen gibt und die Moschee inmitten eines Highwaykreisels liegt. Soll heißen: ich fand nicht mehr zurück! So orientierungslos war ich schon lange nicht mehr, ich hatte keinerlei Idee mehr, wo ich mich befand. Taxen gibt es in Brunei nur sehr, sehr wenige, also hilft nur noch - wenn kaum Menschen auf der Straße sind - die Suche nach einer Bushaltestelle und warten. Entweder fährt der Bus sofort zum Busbahnhof, oder halt entgegengesetzt und man fährt halt zwei Touren. Ich hatte Glück, nach einigen Minuten kam ein Bus und er fuhr keine 10 Minuten zum Busbahnhof in die Innenstadt.

Abschlusssightseeing

Mein letzter Tag in Brunei; ich habe lange mit mir gekämpft, ob ich einen Tagesausflug nach Labuan, einer zu Malaysia gehörenden Insel, die in 45 Minuten mit dem Boot zu erreichen ist, machen soll. Es ist möglich, aber muss selbst organisiert werden, was mich grundsätzlich nicht schreckt. Was mich abhält, ist der Umstand, dass ich aus- und wieder einreisen muss und zwar sowohl in Brunei als auch in Malaysia. Und das in einem Zeitfenster von nur etwa 4-5 Stunden, so will es der Fährfahrplan. Das ist mir dann doch zu stressig und so bleibe ich noch einen Tag in BSB und schaue mir noch einige Sehenswürdigkeiten an, die ich bisher nur im Dunkeln und von außen sah:

The Royal Regalia Building - dieses Museum ist Sultan Hassanal Bolkiah gewidmet und zeigt die Krönung und das Silberjubiläum nebst dem dazugehörigen Schmuck und Geschmeide sowie Szenen aus seinem Leben, aber auch von der Staatswerdung Bruneis. Man muss die Schuhe ausziehen und wird beim Betreten schockgefrostet, so sehr ist das Gebäude runtergehkühlt - und dann mit nackten Füßen über Steinfußboden. Als Lohn erwartet einen dann u.a. eine Ausstellung
von Staatsgeschenken, z.T. peinlichem Kitsch!

The Brunei History Center liegt ganz in der Nähe des Regalia Buildings und dokumentiert die Geschichte Bruneis und insbesondere der königlichen Familie mitsamt der dazugehörenden Genealogie. Leider war das Gebäude geschlossen und das offensichtlich für längere Zeit.

Brunei Stamp Gallery - Allein das Postamt ist schon sehenswert, es enthält aber auch eine reichhaltige Briefmarkensammlung. Auch dieses Postamt hatte geschlossen, aber man konnte von außen einen Blick hineinwerfen.

Bubongan Duabelas - 1906 wurde dieses Haus der 12 Dächer gebaut und als Britische Botschaft genutzt. Es ist das älteste noch erhaltene Gebäude der Hauptstadt und enthält heute u.a. dass Außenministerium und kann daher nicht besichtigt werden.

Den späten Nachmittag nutze ich dann wieder, um meine Reisedetails zu checken, es geht weiter nach Singapur. Allerdings muss ich für die darauffolgende Destination Dhaka noch schnell ein neues Hostel suchen, denn dasjenige, welches ich bereits vor einem halben Jahr buchte, wurde staatlicherseits geschlossen (für Besucher aus Europa und Amerika). Tja, das gehört bei einer solchen Reise immer dazu.

Der "open market" am Kianggehflüsschen

Der "open market" am Kianggehflüsschen

Blick von der Waterfront auf Watervillage bei Einbruch der Dunkelheit

Blick von der Waterfront auf Watervillage bei Einbruch der Dunkelheit

Richtigen Charme entwickelt die Waterfront eher am Abend, wenn alles schön beleuchtet ist.

Richtigen Charme entwickelt die Waterfront eher am Abend, wenn alles schön beleuchtet ist.

Im Einkaufscenter mit Blick auf die Moschee

Im Einkaufscenter mit Blick auf die Moschee

Die Sultan Omar Ali Saifuddin Moschee bei Nacht ...

Die Sultan Omar Ali Saifuddin Moschee bei Nacht ...

... und hier noch einmal aus anderer Perspektive

... und hier noch einmal aus anderer Perspektive

Wachtposten in Paradeaufmachung vor dem Sultanspalast

Wachtposten in Paradeaufmachung vor dem Sultanspalast

Das königliche Wappen

Das königliche Wappen

Der Palast ist so riesengroß, dass er nicht in einem zu fotografieren ist, wenn man auf dem Gelände steht.

Der Palast ist so riesengroß, dass er nicht in einem zu fotografieren ist, wenn man auf dem Gelände steht.

Festlich gekleidet oder auch in Alltagskleidung - ein buntes Bild geben die vielen Besucher aus nah und fern bei diesem Fest ab.

Festlich gekleidet oder auch in Alltagskleidung - ein buntes Bild geben die vielen Besucher aus nah und fern bei diesem Fest ab.

Auf royale Empfänge bin ich kleidungstechnisch nicht eingestellt...

Auf royale Empfänge bin ich kleidungstechnisch nicht eingestellt...

... aber plaudern mit Menschen aus aller Welt macht Spaß. Meine koreanische Tischnachbarn war völlig aus dem Häuschen, den Sultan sehen zu können.

... aber plaudern mit Menschen aus aller Welt macht Spaß. Meine koreanische Tischnachbarn war völlig aus dem Häuschen, den Sultan sehen zu können.

Brechend voll war die Halle und entsprechend lang die Wartezeiten.

Brechend voll war die Halle und entsprechend lang die Wartezeiten.

Bis zu 120.000 Menschen kommen an den 3 offenen Tagen in den Palast.

Bis zu 120.000 Menschen kommen an den 3 offenen Tagen in den Palast.

Die Jame'asr Hassanil Bolkiah Mosque,...

Die Jame'asr Hassanil Bolkiah Mosque,...

.. hier noch mal aus einer anderen Perspektive, ist einen Besuch Wert, aber der Rückweg kostete mich doch Nerven.

.. hier noch mal aus einer anderen Perspektive, ist einen Besuch Wert, aber der Rückweg kostete mich doch Nerven.

Das Royal Regalia Building, eiskalt runtergekühlt und gefüllt mit royalen Ausstellungstücken.

Das Royal Regalia Building, eiskalt runtergekühlt und gefüllt mit royalen Ausstellungstücken.

Halb Kutsche, halb Sänfte: mit diesem eigenartigen Gefährt, begleitet von 40 Soldaten, bewegt sich der Sultan bei festlichen Anlässen durch sein Reich.

Halb Kutsche, halb Sänfte: mit diesem eigenartigen Gefährt, begleitet von 40 Soldaten, bewegt sich der Sultan bei festlichen Anlässen durch sein Reich.

Hier ist die Sultan Omar Ali Saifuddin Moschee noch einmal bei Tageslicht zu sehen.

Hier ist die Sultan Omar Ali Saifuddin Moschee noch einmal bei Tageslicht zu sehen.

Vor der Moschee befindet sich eine steinerne königliche Barke

Vor der Moschee befindet sich eine steinerne königliche Barke

Das Haus mit den 12 Dächern befindet sich auf einem Hügel, den man sich von der Waterfront aus erarbeiten muss.

Das Haus mit den 12 Dächern befindet sich auf einem Hügel, den man sich von der Waterfront aus erarbeiten muss.

Unterwegs zum 12-Dächer-Haus passiert man einen großen Friedhof

Unterwegs zum 12-Dächer-Haus passiert man einen großen Friedhof

Einer der weniger schönen Anblicke: Teile des Watervillages gleichen einem Slum

Einer der weniger schönen Anblicke: Teile des Watervillages gleichen einem Slum

© Rolf Bilo, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach über 30 Jahren wird mein Traum wahr: meine Weltreise, d i e Weltreise, beginnt in Kürze. Ein Jahr lang um die Welt, möglichst viel sehen, alle Kontinente..... Der Countdown läuft
Details:
Aufbruch: 06.06.2013
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 25.04.2014
Reiseziele: Äthiopien
Burundi
Südsudan
Kenia
Uganda
Ruanda
Tansania
Dschibuti
Seychellen
Mauritius
Madagaskar
Komoren
Thailand
Brunei Darussalam
Singapur
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Rolf Bilo berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.