(M)ein Traum wird wahr .... Weltreise!
Caracas in Venezuela
Caracas liegt nur 184 Meilen von Curacao entfernt, ein Katzensprung für uns, die wir noch den Norden Südamerikas bereisen möchten.
Von Venezuela werden Udo und ich nicht all zu viel sehen, lediglich 4 Tage/3 Nächte in der Hauptstadt Caracas stehen auf dem Programm. Die Stadt bereitet uns etwas Sorgen, sie ist angeblich die gefährlichste Stadt der Welt mit 140 Morden auf 100.000 Einwohner/Jahr, das sind bei geschätzten 5 Mio Einwohnern 7.000 Morde pro Jahr - und das ist nur die Schwerkriminalität. Auch bekommen wir immer wieder zu hören, nicht im Dunkeln, nicht in Menschenmengen und schon gar nicht mit Rucksack und Fotoapparat herumzulaufen. Mit Sorgen hatten wir in den letzten Wochen auch die Nachrichten über die sich ausweitenden Proteste von Studenten und Arbeitern gehört, die inzwischen auch Todesopfer forderten.
Eigenartigerweise stellt sich weder bei Udo, noch bei mir ein subjektives Unsicherheitsgefühl ein. Natürlich muss man die für Großstädte üblichen Verhaltensweisen an den Tag legen; meine Kamera trage ich offen am langen Gurt ums Handgelenk, habe ich doch noch die Worte einer Reiseleiterin aus Afrika in den Ohren, niemals eine kleine Handkamera mitzunehmen, sondern eine große, schwere und zwar am langen Gurt, die für jeden sichtbar als Schwingkeule eingesetzt werden kann.
Was uns viel mehr Kopfzerbrechen macht, ist der Wechselkurs. Offiziell gibt es für einen Euro 8,9 Bolivar. Damit würde ein halbes Hähnchen mit Kartoffelpüree etwa 30 € kosten - eindeutig zu viel für unser Budget. Doch am Flughafen gibt es den halboffiziellen Wechselkurs, der aber nicht veröffentlicht werden darf, und der liegt bei über 15 Bolivar/€. Und dann gibt es noch verschiedene Schwarzmarktkurse, die bei bis zu 1:82 liegen sollen. Damit würde das halbe Hähnchen wieder bezahlbar sein ...
Ok, das vorweg. Nun kommen wir am frühen Abend an und fahren zunächst einmal eine Stunde durch den dichten Verkehr bis zum Hotel, welches im etwas außerhalb gelegenen Bezirk Chacao und Stadtteil Altamira liegt. Bereits am ersten Abend treffen wir an der nächstgelegenen Kreuzung auf eine Demo, die aber friedlich abläuft; die Nationalpolizei ist nicht zu sehen und die städtischen Verkehrspolizisten schauen sich das Ganze gelangweilt aus der Distanz an.
Die nächsten beiden Tage stehen ganz im Zeichen von Sightseeing. Mit U-Bahn und zu Fuß wollen wir Caracas erkunden, nach einem Frühstück mit herrlichen Empanadas geht es in die Innenstadt. Zunächst werden wir erschlagen von wuchtigen Betonklötzen, die schäbig und heruntergekommen wirken. Museen, Theater, Hotelhochhäuser - alles riesig, hässlich und erdrückend. Dazu vielspurige Straßen, auf denen der Autolärm tost und Abgase einem die Luft zum Atmen nehmen.
Wir gehen in Seitenstraßen, kommen an der Stierkampfarena und etwas weniger hektischen Gegenden vorbei und laufen - wirklich zufällig - auf die Hauptfeuerwache zu. Natürlich muss ich Fotos machen, dabei werden wir vom Capitan der Einsatzabteilung angesprochen und hereingebeten. Die Wache befindet sich im Keller- u. Erdgeschoss eines rund 12-stöckigen Verwaltungshochhauses, ganz oben sitzt der General der Feuerwehr, dem wir vorgestellt werden sollen, da Feuerwehrleute aus Deutschland (Udo war auch mal einer, als er noch in seinem Heimatort lebte) selten sind. Doch der General hat Magenprobleme und sitzt schon etwas länger auf dem WC .... Macht nichts, mich interessiert das Gespräch und der Fahrzeugpark eh mehr. Viel Mühe geben sich die Feuerwehrleute, von denen es hier Massen gibt, Personalkosten sind offensichtlich kein Thema. Mitten in der Führung ein Alarm mit mehreren Alarmstufenerhöhungen, die (reale) Show passt gut Interessant ist die große Flotte von Motorrädern, mit denen First-Responder durch den dichten Verkehr zu Rettungsdiensteinsätzen fahren, bis sich die Ambulancias durchgequält haben. Als wir weitergehen wollen, meint der Capitan, die Gegend sei zu gefährlich und lässt uns mit einem Wagen bis zum Plaza Bolivar bringen. Danke dafür!
Am Plaza Bolivar liegen rund um den Platz viele alte Gebäude, die alle in gutem Zustand und sehr ansehnlich sind. Bischofssitz neben Stadtverwaltung, Capitol vor dem Gerichtshof, der akademischen Gesellschaft und der San Francescokirche, dann die Provinzregierung und nicht zuletzt die Kathedrale. Alles will besichtigt werden, mal geht es nur von außen, mal kann man eintreten. Wir wollen noch zum Regierungssitz Palacio Miraflores, dem weißen Palast und der Kaserne der Ehrenwache. Dabei kommen wir an der Santa Clara Kirche vorbei, die m.E. noch imposanter als die Kathedrale ist.
Was nun folgt, ist ein Deja-vu-Erlebnis: vor ca. 9 Monaten war ich - ebenfalls mit Udo unterwegs - in Juba/Südsudan beinahe verhaftet worden, als ich das UNO-Gebäude fotografierte. Nun standen auch hier im Regierungsviertel überall gut sichtbare Schilder, dass es sich um eine Sicherheitszone mit Fotografierverbot handelt. Dazugelernt ließ ich dann auch das Fotografieren sein und wanderte entlang der schmiedeeisernen Gitter und schaute nur interessiert. Udo lief, seinen Stadtplan in der Hand, vorneweg - und hinter uns ein auffälliger Unauffälliger, getarnt im Trainingsanzug, auf dem aber der Schriftzug "Unteroffiziersschule der Marine" zu lesen war.
Ich mach´s kurz, er verhaftete uns mit Hilfe zweier herbeigeholter Uniformierter, nahm uns den Pass ab, brachte uns in die Kaserne und schon wurden wir verhört. Ob wir wüssten, dass hier Fotografierverbot sei. Na klar, war ja nicht zu übersehen und wir hätten ja auch nicht fotografiert. Ob wir wüssten, dass hier eine Sicherheitszone sei. Na klar, stand ja auch auf dem Schild und wir hätten ja nur unseren touristischen Blick schweifen lassen. Ja, aber was wir denn hier wollten? Nun, was Touris eben so wollen, schauen, neugierig sein, alles sehen. Was mir mit dem Plan machen würden und was die eingezeichneten Buchstaben bedeuten würden? Und so ging es fast eine Stunde, der Pass wurde hin- und hergedreht, Stempel geprüft, kopiert. Ein hinzugerufener Offizier läutete dann die Wende ein, als er in Udos Pass das Visum Turkmenistans fand. Wir hatten in 2012 eine Reise durch Zentralasien gemacht, ich hatte inzwischen einen neuen Pass bekommen, aber Udo hatte noch das Visum in seinem. Der Offizier hatte 2011 Hugo Chavez auf einem Staatsbesuch nach Turkmenistan begleitet und nachdem wir eine Weile über Ashgabat plauderten, war die Luft raus, jedenfalls für ihn. Der Trainingsanzug-Geheim-Mensch wollte aber noch nicht so ganz aufgeben, noch mussten Daten erfasst und ein Foto gemacht werden, dann wurden wir aus der Kaserne eskortiert und waren wieder frei. Dabei hatten wir dieses Mal wirklich nichts gemacht!
Fast schon amüsiert ob des Deja-vu´s marschierten wir weiter, wollten noch das Pantheon besuchen, die nationale Gedenkhalle mit dem Grab Simon Bolivars. Zunächst dachte ich, wir hätten uns verlaufen und stünden vor einer der zahlreichen Kirchen. Wenn man die Treppen vor der Staatsbibliothek hochkommt, sieht das Pantheon tatsächlich wie eine Kirche aus. Doch betritt man es, sieht man die imposante Halle mit anderen Augen. Hier sind die wichtigsten Persönlichkeiten Venezuelas bestattet, mal mit großem Ehrenmal, dann wieder nur eine kleine Urne. 2011 wurde für den Vater der Nation und großen Befreier, Simon Bolivar, eine eigene Halle gebaut. Diese sieht ein wenig wie eine Skisprungschanze aus, wirkt aber beeindruckend. Simon Bolivar wird in ganz Südamerika sehr verehrt, ähnlich wie sein seinerzeitiger Mitstreiter Jose San Martin.
Nun mussten wir so langsam wieder Richtung Altamira, wollten noch eine Kleinigkeit essen und auf Udos Geburtstag ein Bier nehmen. Am Plaza Venezolano sahen wir noch eine interessante Polizeiaktion, hier wurden öffentlich Schusswaffen gesammelt und mittels zweier auf Fahrzeugen montierten Pressen unter dem Beifall der Zuschauer zermalmt und unbrauchbar gemacht. Zu Fuß marschierten wir noch zwei Stunden durch Caracas, nahmen dann die U-Bahn und waren froh, als wir unsere Füße im Hotel ausruhen konnten.
Der zweite volle Tag ist weniger spektakulär, es geschieht nichts Außergewöhnliches - was uns fröhlich stimmt. Zunächst versuchen wir, mit einer der Seilbahnen auf die Berge zu kommen, um Caracas aus 970 m Höhe zu sehen. Die erste Seilbahn am Ende der U-Bahn-Strecke sollte seit 2012 in Betrieb sein, doch Tragseile an den Masten haben wir keine gesehen. Also fuhren wir zurück Richtung Innenstadt, liefen eine dreiviertel Stunde zur Bodenstation des Teleférico, um dann zu lesen, dass seit dem 10. März Reparaturarbeiten durchgeführt werden. Also wieder zurück in die Stadt.
Wann immer wir den Stadtplan zückten, um nach dem Weg zu suchen, wurden wir angesprochen. Wir mögen die Kameras und Rucksäcke wegpacken und hier nicht herumlaufen, es sei eine unsichere Gegend. Dennoch stellte sich auch heute wieder kein Unsicherheitsgefühl ein und so liefen wir weiter zu Fuß. Zwischendurch ging Udo noch zum Friseur, einer echten Spelunke, doch das gehört inzwischen dazu. Heute liefen wir uns die Hacken ab und nahmen das normale Stadtleben in uns auf. Lediglich das Simon-Bolivar-Museum und sein Geburtshaus besichtigten wir. Dann liefen wir noch in den Park El Calvario, der leider auf einem hohen Hügel liegt (ächz!). Von dort gibt es jedoch einen tollen Ausblick auf die unten liegende Stadt und außerdem noch den Triumpfbogen "Arco de la Federation". Dann wieder zurück, bis meine Füße streikten. Während ich mit der U-Bahn zurückfuhr, wollte Udo sich noch ein wenig die Füße vertreten ...
Abends im Hotel stand dann noch Packen an, denn am nächsten Morgen geht es mit einem Umweg über Trinidad & Tobago nach Guyana.
Erste Blicke auf den Moloch Caraca, geschätzte 5 Millionen Einwohner leben hier, davon rund 2 Mio illegal an Berghängen
Caracas ist eine widersprüchliche Stadt, mal hässlich mit 8-spurigen Straßen entlang von maroden Betonhochhäusern und Gestank, dann aber wieder voller Charme und umringt von alten, gepflegten Gebäuden mit Fußgängerzonen
2011 wurde ein großer Anbau erstellt, in dem der Vater der Nation und Unabhängigkeit, Simon Bolivar, aufgebahrt ist.
Aufbruch: | 06.06.2013 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | 25.04.2014 |
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