(M)ein Traum wird wahr .... Weltreise!

Reisezeit: Juni 2013 - April 2014  |  von Rolf Bilo

Mit Rotel-Tours von Santiago nach Feuerland: Auf der Carretera Austral, "großer Süden"

Die Fahrt auf der Fähre war ätzend, obwohl die See ruhig war. 9,5 Std. dauert die Überfahrt bis Chaiten, es gibt Liegesitze, die sehr unbequem sind. Mal ist es heiß und stickig, dann wieder kalt und zugig, weil wieder jemand vergessen hat, die Außenbordtüre zu schließen. Aber so bieten sich einige Gesprächsmöglichkeiten mit den Teilnehmern der zweiten Rotelgruppe, die wegen technischer Probleme am Bus ihre Route haben umstellen müssen und nun mit uns auf gleicher Höhe sind. Einige der Teilnehmer sind bereits jetzt genervt, der Fahrer kann nicht vernünftig kochen und die Reiseleiterin scheint auch nicht jedermanns Fall zu sein; da haben wir es eindeutig besser, grinse ich in mich hinein.

Das Ausladen der Fahrzeuge ist ein wenig zeitraubend, hin und her muss rangiert werden. Aber wir haben Zeit, denn in der Nacht hat Claus, unser Reiseleiter, mit der anderen Gruppe eine Routenänderung besprochen, damit wir uns nicht in die Quere kommen.

Als erstes steht ein außerplanmäßiger Besuch des Pumalin-Nationalparkes an, der unter den letzten Ausbrüchen des Chaitenvulkanes 2008 und 2010 sehr gelitten hat. Beeindruckende Bilder bieten sich uns, ganze Bergrücken sind kahl, voller Vulkanasche und mit Baumstümpfen und Geröll übersäht. Dennoch ist der Nationalpark grandios, das gilt übrigens für die gesamte Gegend. Am Nachmittag geht es durch den Ort Chaiten und dann durch den valdivianischen Regenwald. Imposant sind die mächtigen Bergmassive und überall sieht man noch die Folgen der heftigen Vulkanausbrüche. Nahe Santa Lucia am Yelchosee übernachten wir.

Der chilenische Teil Patagoniens wird hier der "große Süden" genannt; erst seit den 1980-er Jahren ist er durch die Carretera Austral erschlossen. Dieser Teil Chiles ist sehr zerklüftet und durch Meeresbuchten durchdrungen, so dass große Landschaften eigentlich Inseln sind, die nicht durchgehend mit Straßen erschlossen sind. Daher geht die Panamericana bereits ab dem kleinen Süden über die Andenkordilleren nach Argentinien.

Wir fressen in den nächsten Tagen mächtig Kilometer, sitzen fast nur im Bus, jedoch immer wieder durch Fotostopps in der grandiosen Landschaft unterbrochen. Unglaublich schöne Aussichten bieten sich uns auf die vielen Vulkane, auf die schneebedeckten Bergketten und zwischendurch auch dichte Wälder. Und ebenso unglaublich ist unser Glück mit dem Wetter, bis auf einen Regentag im Bus haben wir in den Bergen ausschließlich besten Sonnenschein und damit allerbeste Aussicht. Hier im großen Süden leben kaum Menschen, auch begegnen wir kaum anderen Autos. Gelegentlich treffen wir auf Radfahrer, die hier zwar windgeschützt sind, aber durch die Schotterstraßenbeläge Massen an Staub "fressen" müssen. Auch Motorradfahrer treffen wir viele, auf ihren geländegängigen Trialmaschinen haben sie meist ebenfalls Feuerland und Ushuaia zum Ziel.

An Puerto Puyuhuapi und dem Seno Ventisquero vorbei geht es stundenlang durch die Provinz Aisen mit seinen riesigen Brachflächen, die durch die Brandrodungen in den 1930-er Jahren entstanden. Dann treffen wir auf den Rio Simpson und machen Rast in Coihaique, dem Oberzentrum der Provinz.

Doch weiter, immer weiter geht es durch die Schönheiten des chilenischen Südens. Am Rio Ibanez übernachten wir, ganz in der Nähe ist der zweitgrößte See Südamerikas, der hier auf dieser Seite der Grenze Lago General Carreras heisst, auf der argentinischen Seite wird er Lago Buenos Aires genannt. Der See birgt eine Naturschönheit, die ihresgleichen sucht: die "marmorne Kathedrale", ausgewaschene Höhlen oder eher Felsüberhänge im weißen Marmorgestein, welches durch den Kontrast zum grünen Seewasser ein schönes Farbenspiel ergibt. An diesem See übernachten wir in einer windgeschützten Bucht.

Früh am Morgen des 18. Januars 2014 machen wir uns auf in Richtung chilenisch-argentische Grenze, Chile Chico ist das nächste Etappenziel. Noch einmal einkaufen, bevor es durch die Berge und später durch die Geröllwüste Argentiniens geht. Plötzlich stoppt der Bus, dreht und fährt zurück. Was ist los? Unser Reiseleiter hat - verborgen hinter einer Reihe windschützender Pappeln - einen Rodeoplatz entdeckt, auf dem auf dem etwas los ist. Es ist Wochenende und heute findet die örtliche Rodeomeisterschaft statt. Traditionell herausgeputzte Gauchos mit teilweise mächtigen Sporen an ihren Reiterstiefeln versuchen, in den unterschiedlichen Disziplinen Punkte und Eindruck zu machen - sowohl bei der Jury, als auch bei den örtlichen Chicas, den Mädels. Denn Rodeotag ist zugleich Heiratsmarkt. Wir haben nicht viel Zeit und schauen nur der Disziplin "Rinder umwerfen" zu, beeindruckende Reitkünste bekommen wir zu Sehen.

Dann geht es zur wenigen Kilometer entfernten Grenze, an der wir drei Stunden verbringen. Schon ist der große Süden Chiles mit seiner grandiosen Bergwelt vorbei, jetzt in Argentinien wird uns eine vollkommen andere Landschaftsszenerie erwarten.

Der große Süden Chiles hat mich sehr beeindruckt. Derartige Bergwelten hatte ich noch nirgendwo auf der Welt gesehen, sie haben mir sehr gut gefallen. Gerne möchte ich hierhin noch einmal kommen.

Das Rotelleben

Wir sind nun schon mehr als eine Woche als Rotelgruppe zusammen unterwegs, da haben dann schon so einige gruppendynamische Prozesse stattgefunden. Eigentlich müsste eine Rotelreise Pflichtprogramm für jeden Psychologiestudenten sein, hier kann er wunderbare Feldstudien betreiben. Gelegentlich kann man den Eindruck erlangen, dass einige Reiseteilnehmer von ihren Angehörigen auf "Therapietour" geschickt wurden.

Die Gruppe ist kunterbunt, aufgefallen sind in den ersten Tagen die Drängler, Ständig-Zu-Spät-Kommer, schwerbepackten (mit Fotoausrüstung) Im-Bus-im-Weg-Steher, Nörgler (über alles und jedes) und die, die immer die besten Fotos machen wollen und allen anderen im Motiv stehen; am schlimmsten empfinde ich die Teilnehmer, die - kaum steht der Bus - als erstes die viel zu wenigen Steckdosen in Beschlag nehmen, um ihre Akkus der umfangreichen Fotoausrüstung aufzuladen. Die Gespräche der ersten Tage drehen sich immer um die Erfahrungen, die man auf anderen (Rotel)-Reisen machte und die man nur vergleicht, natürlich war früher alles besser.

Erst nach einigen Tagen hat man die Menschen gefunden, mit denen man sich gerne unterhält, die Humor haben und mit ihren Erzählungen nicht protzen, sondern unterhalten. Gott sei Dank gibt es von dieser Sorte Teilnehmer auch einige.

Nachts ist es laut, es wird geschnarcht, geraschelt, gefurzt und natürlich gibt es auch zwei, drei Nicht-dran-Denker, die vor dem Schlafanhänger unter den Fenstern der Schlafenden Geschichten erzählen. Bereits nach einigen Tagen sind die ersten Kranken zu verzeichnen, die die Klimaanlagen im heißen Santiago nicht vertrugen und mit Husten und Schnupfen im Bus sitzen und ständig "Fenster zu, es zieht" rufen. Sie bombardieren mit ihren Bazillen die Umsitzenden und lassen sich auch nicht durch Ansprache dazu bewegen, ein Taschentuch vor den Mund zu halten. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis der halbe Bus schnieft und trieft und eine Erkältung bekommt. Mich erwischt es prompt auch, 7 Monate bin ich nun unterwegs, nie krank geworden, aber zwei fette Erkältungen habe ich bekommen - jeweils auf den Rotelreisen!

Aber man lässt sich nicht unterkriegen, dafür ist das durch Claus (dem Reiseleiter) gestaltete Programm sowie das durch Gerhard (dem Fahrer und Koch) zubereitete Essen einfach zu gut. Und fahren kann er auch, mit bewundernswerter Ruhe und Humor bringt er uns immer sicher zum Ziel. Nele, Volker und ich sind mit beiden sehr zufrieden

Die Fähre nähert sich Chaitén

Die Fähre nähert sich Chaitén

Das Rotel fährt von der Fähre

Das Rotel fährt von der Fähre

Im Pumalin-Nationalpark dient die Schotterstraße auch als Flugplatz für Chaitén und wird gelegentlich für landende oder startende Kleinflugzeuge gesperrt.

Im Pumalin-Nationalpark dient die Schotterstraße auch als Flugplatz für Chaitén und wird gelegentlich für landende oder startende Kleinflugzeuge gesperrt.

Hier gingen 2008 und 2010 nach dem Vulkanausbruch die Schlammlawinen durch den Wald; auch heute stehen fast nur alte Baumstrünke herum

Hier gingen 2008 und 2010 nach dem Vulkanausbruch die Schlammlawinen durch den Wald; auch heute stehen fast nur alte Baumstrünke herum

Im "Sentero de Alerces" gibt es Urwald, uralte Bäume und Riesenfarne.

Im "Sentero de Alerces" gibt es Urwald, uralte Bäume und Riesenfarne.

Ca. 2500 Jahre alt soll dieser Baum sein.

Ca. 2500 Jahre alt soll dieser Baum sein.

Herrliche Blicke über die Bergketten

Herrliche Blicke über die Bergketten

Aber immer wieder auch Brachen als Folge der Vuklantätigkeit

Aber immer wieder auch Brachen als Folge der Vuklantätigkeit

... auf dem Weg zur Schule

... auf dem Weg zur Schule

Abendessen im Rotelcamp

Abendessen im Rotelcamp

Und wieder ein Blick in die Berge, an dem man sich nicht sattsehen kann.

Und wieder ein Blick in die Berge, an dem man sich nicht sattsehen kann.

Stundenlang und immer wieder: tolle Landschaft

Stundenlang und immer wieder: tolle Landschaft

Staubfresser unterwegs; mit dem Fahrrad Patagonien zu erkunden, ist schon eine Herausforderung,  bei Gegenwind, Schotterstraßen und Unmengen Staub würde mir eine solche Tour keine Freude bereiten.

Staubfresser unterwegs; mit dem Fahrrad Patagonien zu erkunden, ist schon eine Herausforderung, bei Gegenwind, Schotterstraßen und Unmengen Staub würde mir eine solche Tour keine Freude bereiten.

Der Rotel-Tross auf einer Brücke

Der Rotel-Tross auf einer Brücke

Immer wieder gilt es auf schmalen Brücken, die erst in den letzten Jahren entstanden, kleine und große Flüsse zu überqueren

Immer wieder gilt es auf schmalen Brücken, die erst in den letzten Jahren entstanden, kleine und große Flüsse zu überqueren

Und kaum biegt man um die nächste Straßenwindung, so erblickt man wieder neue Bergspitzen, schneebedeckt oder wolkenverhangen

Und kaum biegt man um die nächste Straßenwindung, so erblickt man wieder neue Bergspitzen, schneebedeckt oder wolkenverhangen

Unermüdliche Radwanderer trafen wir häufig an

Unermüdliche Radwanderer trafen wir häufig an

Stellenweise ist die Carretera Austral sehr schmal, kaum können zwei Fahrzeuge aneinander vorbeikommen

Stellenweise ist die Carretera Austral sehr schmal, kaum können zwei Fahrzeuge aneinander vorbeikommen

Straßenschild

Straßenschild

Noch ist das Wetter schön und warm; hier eine kurze Rast mit Bewegungsübungen

Noch ist das Wetter schön und warm; hier eine kurze Rast mit Bewegungsübungen

Im Bergdorf Amengual steht dieses Gauchodenkmal ...

Im Bergdorf Amengual steht dieses Gauchodenkmal ...

... und knapp 100 m weiter grillt der Bürgermeister "El Indio" des Gauchos Hütetiere vor offenem Feuer.

... und knapp 100 m weiter grillt der Bürgermeister "El Indio" des Gauchos Hütetiere vor offenem Feuer.

Hammel ist nicht jedermanns Sache, und so gibt´s als Alternative Salat - Kartoffelsalat

Hammel ist nicht jedermanns Sache, und so gibt´s als Alternative Salat - Kartoffelsalat

"Riesenrharbarber" im Museumspark am Rio Sipmson

"Riesenrharbarber" im Museumspark am Rio Sipmson

An den "Cascades del Virgen" am Rio Simpson

An den "Cascades del Virgen" am Rio Simpson

Unser Übernachtunsplatz in Puerto Ibanez

Unser Übernachtunsplatz in Puerto Ibanez

Denkmal zu Ehren des Gauchos und unser Reiseleiter Claus, genannt Claudio

Denkmal zu Ehren des Gauchos und unser Reiseleiter Claus, genannt Claudio

Auf dem Weg zum Lago General Carrera an einem Bergrutsch

Auf dem Weg zum Lago General Carrera an einem Bergrutsch

Der Lago General Carrera

Der Lago General Carrera

In den "marmornen Kathedralen" des Lage General Carrera

In den "marmornen Kathedralen" des Lage General Carrera

... und noch einmal aus anderer Perspektive

... und noch einmal aus anderer Perspektive

Auf und ab ging es durch die Berge, dann wieder auf Seeniveau und wieder hoch - alles auf Schotter

Auf und ab ging es durch die Berge, dann wieder auf Seeniveau und wieder hoch - alles auf Schotter

Wir verlassen den Lage General Carrera

Wir verlassen den Lage General Carrera

Einsamer Gaucho, seine Pferde und Hunde sind seine einzigen Begleiter

Einsamer Gaucho, seine Pferde und Hunde sind seine einzigen Begleiter

Zufällig konnten wir in Chile Chico ein Rodeo besuchen; die Gauchos ließen sich gerne fotografieren

Zufällig konnten wir in Chile Chico ein Rodeo besuchen; die Gauchos ließen sich gerne fotografieren

Gauchos beim "Rinderkippen" in Chile Chico

Gauchos beim "Rinderkippen" in Chile Chico

Rodeo ist nicht nur Reiten, sondern auch "Heiratsmarkt"

Rodeo ist nicht nur Reiten, sondern auch "Heiratsmarkt"

Er wollte unbeding auch auf´s Foto und schlich hinter der Gruppe her, um sich zu positionieren

Er wollte unbeding auch auf´s Foto und schlich hinter der Gruppe her, um sich zu positionieren

Erneut müssen wir die argentinisch-chilenische Grenze überqueren, hier bei Rio Jeinimeni

Erneut müssen wir die argentinisch-chilenische Grenze überqueren, hier bei Rio Jeinimeni

© Rolf Bilo, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach über 30 Jahren wird mein Traum wahr: meine Weltreise, d i e Weltreise, beginnt in Kürze. Ein Jahr lang um die Welt, möglichst viel sehen, alle Kontinente..... Der Countdown läuft
Details:
Aufbruch: 06.06.2013
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 25.04.2014
Reiseziele: Äthiopien
Burundi
Südsudan
Kenia
Uganda
Ruanda
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Rolf Bilo berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.