(M)ein Traum wird wahr .... Weltreise!
Yap in Mikronesien
... und noch eine ehemalige Kolonie
Yap, der westlichste von vier Inselstaaten, die die seit 1991 unabhängigen "Föderierten Staaten von Mikronesien" bilden, ist mein nächstes Ziel. Genauer gesagt die Hauptstadt Colonia, soweit man bei ca. 16.ooo Einwohnern für den gesamten Staat Yap von Städten sprechen kann.
Am 01. September komme ich mitten in der Nacht auf dem internationalen Flughafen von Yap an, werde nach der zügigen Immigration von einem Hula-Hula-Mädchen mit einem Blumenkranz begrüßt und wundere mich über die vorgefahrenen Flugfeldlöschfahrzeuge. Hier auf diesem Flughafen landen nur 2-3 x wöchentlich Passagiermaschinen, so dass es sich für die Flughafenfeuerwehr lohnt, in Hitzeschutzanzügen und mit beiden Fahrzeugen die ankommenden Maschinen auf dem Rollfeld zu empfangen.
Gegen 4.00 Uhr bin ich endlich im Bett, hundemüde, und schlafe den halben Sonntag lang. Verpasst habe ich nichts, denn es gibt einen heftigen tropischen Dauerregen. Als er gegen Spätmittag aufhört, drehe ich eine erste Runde und sehe die Lagune, die den Mittelpunkt Colonias bildet. Um sie herum befinden sich einige kleine Geschäfte, die Post, Public Safety und die Telekom sowie ein kleines open-air-Museum. Beim ersten Einkauf werde ich mit den Sitten vertraut gemacht, bevor man einen Laden betritt, zieht man die Schuhe aus! Schnell kann ich noch einige Kleinigkeiten kaufen, bevor sich der nächste Regen mit dunklen Wolken ankündigt.
Es regnet stundenlang und ich werde unruhig, ich muss mich etwas bewegen. So ziehe ich einen alten, bodenlangen Regenmantel an, den ich extra für die Monsunregen Asiens eingepackt habe, und laufe eine Stunde durch heftigen, aber schön warmen Regen - auch mal nett. Völlig durchnässt (von innen, geschwitzt, der Regenmantel ist nicht atmungsaktiv) komme ich zurück und beende den Tag mit Lesen.
Am nächsten Morgen scheint die Sonne, als wäre nichts gewesen. Über 30° C ist es, aber angenehm, nicht ganz so schwül wie bei den vorherigen Stationen. Also, nichts wie raus, schauen, was es zu sehen gibt. Auch Yap war von 1899 - 1914 Teil der deutschen Kolonie Deutsch-Neuguinea, bis es im ersten Weltkrieg von den Japanern kampflos eingenommen wurde, die wiederum 1944 von den US-Truppen vertrieben wurden. Es folgte eine lange Zeit der US-Verwaltung, bis dann nach einem längeren Prozess die Unabhängigkeit erreicht wurde.
Von deutschen Spuren ist zunächst nichts zu sehen, auch Relikte des 2. Weltkrieges sind in Colonia nicht offensichtlich. Dafür wird aber Wert auf die Präsentation der eigenen Kultur gelegt, und so ist mitten im Ort ein living-history-museum eingerichtet, in dem man Bais, die mikronesischen Langhäuser und Steingeld besichtigen kann. Steingeld hat hier seinen Ursprung, wird z.T. heute noch verwendet (z.B. bei Heiraten, bei Grundstückserwerb); es gibt noch ca. 16.000 Steingeldmünzen auf Yap, die die Größe eines Mühlsteines erreichen können. Diese Münzen wechseln jedoch nie ihren Standort, sondern verbleiben dort, wo sie sind. Die Dorfältesten kennen die Besitzverhältnisse und überliefern sie mündlich.
Ich ziehe eine Schleife durch Colonia, gehe zum Hafen, zum Regierungsviertel, zur Marina, komme an einem Schiffsfriedhof vorbei, gehe weiter zum Shoppingzentrum, zum visitor´s-office mit einer kleinen Ausstellung (http://www.visityap.com) und zur Telekom. Um WiFi nutzen zu können, muss man eine spezielle Telefonkarte erwerben. Recht umständlich und dafür sehr langsam. Am Manta-Ray-Bay-Hotel, dem hot-spot für Taucher, die die Haupttouristen hier sind, ist der Ort zu Ende und ich drehe um. Im visitor´s-center erfahre ich, dass am äußersten Ende Colonias eine Stonemoneybank zu finden ist. Also, eine dreiviertel Stunde Fußmarsch durch inzwischen heftige Hitze, aber der Weg lohnt sich.
Kaum habe ich die Hauptstraße verlassen, sehe ich weniger Hütten aus alten Containern, wie sie in der Ortsmitte häufig zu finden sind, sondern eher traditionelle Häuser; die Armut ist jedoch auch hier schon von weitem zu sehen. Ca. 6000,- US $ soll das Durchschnittseinkommen der Einheimischen betragen, so erzählte mir Peter, der Dorfälteste, den ich bei der Stonemoneybank treffe. Wir sitzen beide unter einer Schutzhütte und entspannen im Schatten und kommen ins Gespräch. Er kaut eine Betelnuss, die berauschende Wirkung hat, dabei aber widerlich aussieht, und erzählt mir viel über sein Dorf, Colonia und Yap, die Sitten und Gebräuche und weist darauf hin, dass ich hier nicht so einfach herumlaufen könne. Zum einen müsse ich etwas in den Händen halten, herumstreunende Menschen mit leeren Händen kämen, um trouble zu machen. Wenn man keine Geschenke dabei hat, soll man wenigstens einen Ast mit grünen Blättern in der Hand halten. Des Weiteren sind 99% des Grund und Bodens Privatbesitz, wobei weder privat, noch Besitz richtig ist. Privat heißt, dass der Boden von der Dorfgemeinschaft genutzt wird und nicht ohne weiteres betreten werden darf. Man muss etwas mitbringen oder wenigstens bezahlen (2,50 $ sollte ich bezahlen, aber im Gemeinschaftshaus war niemand, der hätte kassieren können). Und Besitz heißt auch nur, dass man die Nutzungsrechte am Boden hat, Eigentum erwerben kann man auf Yap im europäischen Sinne nicht. Und diese Nutzungsrechte können heute noch mit Steingeld bezahlt werden.
Wir verabreden uns für den nächsten Tag, für "twenny bucks" fährt er mich über die Insel. Vorher erlaubt er mir noch, durch sein Dorf zu gehen, was ich dann auch mache. Es ist kein zusammenhängend bebautes Dorf, sondern einige Häuser inmitten des Dschungels, jedoch mit Straßen untereinander verbunden. Beeindruckt mache ich mich auf den Rückweg, schaue einigen Holzschnitzern bei der Arbeit zu und gehe abends noch essen.
Am nächsten Tag holt Peter, der Dorfälteste (er ist übrigens 3 Monate jünger als ich!), mich überpünktlich ab und wir fahren los. In seinem uralten Auto, bei dem sich die Beifahrertüre nicht öffnen, dafür aber 2 der 4 Fenster sich nicht schließen lassen, ächzen wir los. Erstes Ziel ist das Cox-Memorial, von dem ich im visitor´s-center erfuhr. Eine Privatinitiative aus den USA versucht seit Jahren, verschollene Flugzeugbesatzungen aus dem 2. WK ausfindig zu machen und Gedenksteine aufzustellen (http://www.missingaircrew.com/yvb/). Das Cox-Memorial ist das erste fertiggestellte auf Yap und besteht aus den Trümmern eines Kampfflugzeuges sowie einer Gedenktafel, allerdings an einem ungünstigen, kaum zu sehenden Standort.
Peter weiss von weiteren Flugzeugwracks in der Nähe des alten, japanischen Flughafens, heute Privatgelände. Wir müssen den Nutzer ausfindig machen - was schnell gelang - 5 $ zahlen und schon geht es in die Botanik. Mitten in der "grünen Hölle" (wenn man die Landschaft sieht, kann man sich gut vorstellen, was damit gemeint ist) laufen wir eine Weile durch hohes Gras, bis erst ein Flakgeschütz, dann plötzlich ein Flugzeugwrack auftaucht. Es ist ebenfalls ein amerikanisches Jagdflugzeug, es liegt noch genauso da, wie es vor fast 70 Jahren vom Himmel fiel. Nur wenige Meter weiter liegt ein japanisches Flugzeugwrack, ebenfalls seit 70 Jahren unverändert. Ein drittes Wrack soll noch in der Nähe sein, nach kurzer Suche finden wir es; es ist ein Teil des Motors und ein Flügel eines kleinen Bombers. In dessen Nähe sind dann auch die Memorialtafeln für die US-Flieger aufgestellt, zum japanischen Flugzeug ist nichts zu erfahren.
Peter zeigt mir noch den alten Flughafen. Es sieht aus wie in einem alten Film, völlig zugewuchert, aber noch gut zu erkennen, zieht sich die Landebahn durch den Dschungel. Nach dem Krieg wurde er noch eine Zeit lang zivil genutzt, bis zum Neubau des jetzigen Airports. Es gibt auch noch das Terminal, es ist so groß (und sieht auch so aus) wie ein dreiständriges Carport. Noch zwei kleine Betongebäude stehen herum, sie beherbergten einst die Wetterstation und das Funk- und Radarhaus.
Wir fahren weiter über die Insel, Peter zeigt mir schöne Landschaften, einige Dörfer mit großen "men´s-houses", den Männertreffpunkten, in denen über das Geschick der Dörfer entschieden wird, einige der wenigen und kleinen Strandabschnitte Yaps und dann fahren wir in ein Dorf, wo ein Freund von ihm lebt. Dort möchte er mir das dörfliche Leben zeigen. Wir treffen jedoch nur einen Dreigenerationenfrauenhaushalt an, Oma, Mutter und Baby, die uns aber freundlich willkommen heißen. Nach einem kurzen Schwatz schauen wir uns um und bewundern das große men´s-house.
Auf der Weiterfahrt kommen wir an einer halbseitig gesperrten Brücke vorbei, die - so erzählt mir Peter - ursprünglich von den Deutschen gebaut wurde und inzwischen baufällig ist. Es gäbe auch noch einige wenige weitere Spuren der kurzen deutschen Kolonialzeit, so existiert das ehemalige deutsche Hospital auch noch, allerdings um Neubauten erweitert. Auch die Funkstation, die zu einem "weltumspannenden" Funknetz beitragen sollte (tatsächlich konnten nur die anderen Teile Deutsch-Neuguineas sowie Tsingtao in China erreicht werden), ist noch in Teilen zu sehen. Einer der beiden Funktürme steht noch auf dem Gelände des Yap-Colleges, der zweite ist inzwischen nur noch eine kleine Ruine.
Peter fährt die Runde um die Insel zu Ende, erzählt und zeigt mir noch viele Details und liefert mich am Hotel ab. Ich gehe noch eine Weile durch die Stadt, dann zurück ins Hotel, die nächste Station vorbereiten und packen. Durch die beiden Nachtflüge bedingt habe ich nur 2 ½ Tage auf Yap gehabt, allerdings reichen die tatsächlich aus.
Um 22.30 Uhr werde ich abgeholt und zum Flughafen gebracht. Der Fahrer erzählt mir, dass sein Urgroßvater Deutscher war. Am Flughafen wird mir das Gepäck schon vor dem Gebäude abgenommen, es herrscht ziemlicher Trubel. Viele Einheimische fliegen nach Guam und haben große Plastikboxen dabei. Ich wundere mich nur kurz, denn einige Boxen überschreiten das Höchstgewicht und müssen umgepackt werden. Sie sind voller Fisch, tiefgekühlt. Ich frage mich, ob es auf Guam keinen frischen Fisch gib, erhalte die Antwort aber erst einige Tage später auf Guam selbst. Es gibt dort keine Fischereiflotte, alle Lebensmittel werden importiert.
Gewartet wird vor der Abflughalle, draußen, bis der Flug aufgerufen wird. Alles geht zügig und so sitze ich schnell in der nur mäßig vollen Boeing 737. Da meine Reihe ansonsten leer ist, kann ich mich breitmachen und schlafen.
Yap hat mir gefallen, obwohl es nur ein kurzer Aufenthalt war.
... und überwiegend Betonbauten und zu Wohnhütten umgebaute Transportcontainer prägen das Ortsbild Colonias
Wunderschöne Langhäuser (Bais) und Steingeld wurde im living-history-museum in der Ortsmitte auf Beschluss der Dorfältestenversammlung zusammengestellt
Im visitor´s-center gibt es Informationen und eine kleine Ausstellung (und die Flagge des Teilstaates Yap)
Diese Straße führt zum Südzipfel Colonias, einem Village namens Baleau; dort befindet sich eine stonemoneybank
In unterschiedlichsten Größen und Stärken wurde das Steingeld hergestellt. Es stammt aus einem Steinbruch auf Palau und sein Wert ist abhängig davon, wie schwierig Herstellung und Transport per Kanu über den Pazifik waren.
Neben den Steinmünzen gibt es auch noch Steintafeln, die dazu dienen, den Dorfältesten Wünsche und Aufträge zu übermitteln
Die Villages bestehen aus einzelnen, verstreuten Häusern und Hütten im Dschungel, die aber durch ordentliche Straßen und Wege untereinander verbunden sind
Das amerikanische Jagdflugzeug liegt noch genauso da, wie es vor fast 70 Jahren vom Himmel fiel. Einige Bauteile sind noch erstaunlich gut erhalten.
Tragfläche und im Hintergrund ein Teil eines Motors, dazwischen ein Trümmerwasserloch, von einem amerikanischen Bomber. Nur eines der drei Besatzungsmitglieder wurde gefunden und in den USA beerdigt, die beiden Kameraden liegen noch irgendwo im Umfeld
Das "men´s-house" ist Treffpunkt der erwachsenen Männer eines Dorfes und hier werden die Gemeinschaftsentscheidungen getroffen. Das Foto wurde wegen des grellen Gegenlichtes eigentlich nichts, aber mit der s/w-Sepia-Funktion ist es noch ganz ordentlich geworden.
Pausenhütte auf dem Gelände des Yapcolleges, auf dem während der deutschen Kolonialzeit die Funkstation war
Der noch "erhaltene" Turm der deutschen Funkstation aus der Kolonialzeit auf dem Gelände des Yapcolleges in Colonia.
... hier noch einmal aus anderer Perspektive, rechts daneben die Ruine des ehemaligen zweiten Turmes
Die Nationalflagge der Föderierten Staaten von Mikronesien
Aufbruch: | 06.06.2013 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | 25.04.2014 |
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