(M)ein Traum wird wahr .... Weltreise!

Reisezeit: Juni 2013 - April 2014  |  von Rolf Bilo

Suriname: Über Land zum Grenzfluß Maroni River

Irgendwie habe ich schlecht geschlafen, obwohl ich sehr zeitig ins Bett ging. Am 29.03. sollte es früh morgens los gehen, mit einem Sammeltaxi zunächst zum Grenzort Albina, gelegen am Maronifluss, der die Grenze zu Französich Guyana bildet.

Eine Weile dauerte es, bis ich merkte, was anders war und warum ich verschlief: ich vermisste das Schnarchen und Zähneknirschen von Udo, denn der war bereits um 3.oo h in der Nacht aufgestanden, um nach Kolumbien weiterzuziehen. Zwei Wochen hatte ich seine Geräuschkulisse um mich herum und morgens gab´s nen blöden Spruch (meist beim Blick in den Spiegel; ja Udo, bist nen geiler Macker!) oder mindestens ein buff-da-ta. Wie werde ich das vermissen!

Black, so nennt sich der Fahrer des Taxi-collectives, kommt natürlich zu spät. Das wundert mich nicht, denn die Rezeptionistin des Hostels hatte mir extra seine Telefonnummer gegeben, damit ich ihn anrufen könne, falls er nicht pünktlich da ist. Das macht aber nichts, denn ich habe ja selber etwas verschlafen und kann dadurch noch in Ruhe frühstücken.

Um kurz vor 8.00 h ist er dann da, wir müssen noch verhandeln, denn der Preis ist eigentlich 20 € pP - das gilt aber nur, wenn das Taxi voll ist. Ich bin der erste Fahrgast und müsste warten, bis das Taxi voll ist, aber es ist Nebensaisaon... Für 120 € würde er auch mit mir alleine fahren, wir einigen uns schließlich auf 80 €, das ist für mich ok und so spare ich mir stundenlanges, nach hinten offenes Warten.

Zunächst quälen wir uns durch das verstopfte Paramaribo, müssen noch Gott und die Welt grüßen und auch ein Schwätzchen durchs offene Fenster muss sein, dann noch schnell am Busbahnhof nachgesehen, ob nicht doch noch jemand nach Albina möchte. Es ist 8.40 h, als wir endlich auf der einzigen Brücke über den Surinameriver sind. Noch sind wir in Paramaribos Einzugsbereich, der Verkehr ist noch dicht, aber 10 km weiter ist auf der Straße nur noch wenig los.

Bis zum Grenzfluß sind es 175 km, die Straße ist durchgehend geteert und ich hatte gelesen, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung niemanden interessiert. Doch Black fährt moderat, maximal 110 km/h - in einer 50-er-Zone. Aber das wichtigste Wort niederländisch, welches man beherrschen sollte, so man denn mit dem Auto unterwegs ist, heißt "Drempel". Die künstlichen Bodenwellen kommen oft unvermittelt, die Warnschilder sind auf gleicher Höhe wie der Drempel, und bremst man nur einen Moment zu spät, kann es einem die Achse abreißen. Manches Mal dachte ich, nun ist es vorbei, doch Black kennt die Strecke...

Etwa 15 Minuten hinter Paramaribo ist nur noch Regenwald und die West-Ost-Verbindung zur Grenze. Ab und an unterbrochen durch kleine Dörfer, eher Hüttenansammlungen, Baustellen oder Brandrodungsplätze. Auch hier verschwindet der Regenwald, muss Straßen und Bauplätzen weichen. Selbst in den kleinsten Orten gibt es aber Moscheen, mal kleine, unscheinbare, mal auch große. Die Nebenstraßen sind aus braunrotem Lehm, etwas farbliche Abwechslung im ansonsten dunklen Grün. Mehrere kleine Flüsse gilt es zu überqueren, die Engstellen werden von der Nationalpolizei zu Kontrollzwecken genutzt, aber wir werden meistens durchgewunken.

Die Strecke bietet kaum Abwechslung, es ist und es bleibt tiefgrün. Aber der Regenwald bietet dem Auge bei genauem Hinsehen auch eine Menge. Zunächst der dichte Dschungel; er wirkt bereits unmittelbar neben der Straße undurchdringbar, wie ist es erst tiefer drinnen? Dann gibt es die unterschiedlichsten Baumarten, auf mindestens drei verschiedenen Ebenen. Und ab und zu sieht man auch etwas von der Tierwelt, meist sind es Vögel oder große, blaue oder orangefarbene Schmetterlinge, die die Straße überqueren - bzw. Reste von Viechern, die genau dieses nicht geschafft haben. Der Regenwald wäre kein Regenwald, wenn es nicht auch mal regnen würde. Ganz plötzlich zieht es sich zu, es schüttet wie aus Eimern, doch 10 Minuten später ist der Spuk vorbei. Black lässt sich nicht beeindrucken und verringert die Geschwindigkeit auf der seifigen Straße nicht. Weitere 10 Min darauf ist die Straße wieder knochentrocken, so, als wäre nie etwas gewesen.

Kurz vor Albina kommt noch einmal ein Dorf, welches durch ein eigenartiges Ehrenmal auffällt. Auf meine Frage antwortet Black, dies sei der Ort Moiwana, in dem 1986 im Rahmen des Bürgerkrieges ein Massaker an der Zivilbevölkerung, überwiegend Frauen und Kindern, angerichtet wurde; aus der Dorfumgebung kam der Oppositionsführer. Umstände, von denen man in Europa außerhalb der Niederlande kaum etwas weiß; ich hatte bei meinen Vorbereitungen kurz darüber gelesen, aber es wieder vergessen.

Nur wenige Minuten später kommt ein Kreisverkehr, das ist der Eingang zu Albina. Mir fällt auf, dass hier keinerlei Hinweisschilder sind, die zur Grenzanlegestelle am Fluß weisen, doch Black kennt den Weg genau. Etwas über zwei Stunden dauerte die Fahrt nur. Am Halteplatz stehen schon die Pirogeninhaber, die Grenzgänger ohne eigenes Auto über den Maroni setzen. Zunächst geht es noch durch die Grenzkontrolle, der Immigrationofficer kloppt den Stempel irgendwohin, ohne sich den Pass anzuschauen, der Zöllner spielt gerade ein Spiel auf seinem Handy und möchte dabei nicht gestört werden. Schon sitze ich in der Piroge und das ist gut so, denn es beginnt erneut zu regnen. Man hatte mir angeboten, mich für 35 € überzusetzen, doch der Normalpreis ist 5 € und so warte ich lieber einen Moment, bis das Boot sich füllt. Das dauert auch nicht lange, dann sind vollbepackte Fußgänger an Bord und es geht los.

Vom Fluß aus fällt mein Blick noch einmal auf das Ufer der Seite Surinams - das war´s. Good bye, Surinam oder besser - tot ziens!

Die einzige Brücke über den Surinamriver heißt es überqueren, dann verlässt man langsam Paramaribo

Die einzige Brücke über den Surinamriver heißt es überqueren, dann verlässt man langsam Paramaribo

Moschee in einem Dorf kurz hinter Paramaribo

Moschee in einem Dorf kurz hinter Paramaribo

Eene - meene - meck, der Regenwald ist weg! Rodungen entlang der Fernverkehrsstraße

Eene - meene - meck, der Regenwald ist weg! Rodungen entlang der Fernverkehrsstraße

Von allen Verkehrsschildern ist es dieses, welches man unbedingt beherzigen sollte: Drempel auf freier Strecke

Von allen Verkehrsschildern ist es dieses, welches man unbedingt beherzigen sollte: Drempel auf freier Strecke

Einsam zieht sich die Straße bis zur Grenze

Einsam zieht sich die Straße bis zur Grenze

Die Nebenstraßen sind durchgängig ungeteert

Die Nebenstraßen sind durchgängig ungeteert

Im Regenwald da regnet´s halt!

Im Regenwald da regnet´s halt!

Bis zum nächsten Ort sind es noch einige Kilometer zu laufen

Bis zum nächsten Ort sind es noch einige Kilometer zu laufen

Ortseingang zu Moiwana, in dem 1986 im Bürgerkrieg ein Massaker an Zivilisten stattfand

Ortseingang zu Moiwana, in dem 1986 im Bürgerkrieg ein Massaker an Zivilisten stattfand

Für jedes Todesopfer der Dorfes steht ein Sockel

Für jedes Todesopfer der Dorfes steht ein Sockel

Unscheinbar ist der Ort Albina, obwohl er einer der größten Surinames ist

Unscheinbar ist der Ort Albina, obwohl er einer der größten Surinames ist

Ja, ja, ich weß - das Fotografieren des Grenzgebäudes ist verboten!

Ja, ja, ich weß - das Fotografieren des Grenzgebäudes ist verboten!

Blick über den Maroni, auf der gegenüberliegenden Seite ist Europa. Jedenfalls das politische, nicht das geographische.

Blick über den Maroni, auf der gegenüberliegenden Seite ist Europa. Jedenfalls das politische, nicht das geographische.

Etwas wackelig ist die Fahrt auf einer Piroge schon, das gilt auch für das Einsteigen, gerade mit viel Gepäck

Etwas wackelig ist die Fahrt auf einer Piroge schon, das gilt auch für das Einsteigen, gerade mit viel Gepäck

Drückend heiß war es am Fluß

Drückend heiß war es am Fluß

Ein letzter Blick auf die surinamesiche Grenzabfertigung - das war´s. Frankreich, ich komme!

Ein letzter Blick auf die surinamesiche Grenzabfertigung - das war´s. Frankreich, ich komme!

© Rolf Bilo, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach über 30 Jahren wird mein Traum wahr: meine Weltreise, d i e Weltreise, beginnt in Kürze. Ein Jahr lang um die Welt, möglichst viel sehen, alle Kontinente..... Der Countdown läuft
Details:
Aufbruch: 06.06.2013
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 25.04.2014
Reiseziele: Äthiopien
Burundi
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Kenia
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Der Autor
 
Rolf Bilo berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.