(M)ein Traum wird wahr .... Weltreise!
Kiribati, wie lange gibt es das noch?
Es ist Sonntag, der 08.12.2013, es geht weiter. Von Nadi/Fiji aus fliege ich nach Tarawa in Kiribati, meiner letzten klassischen Südseestation.
Einchecken, Ausreise und Flug mit der 737 ist - eigentlich wie bisher immer - völlig unkompliziert, die Einreise nach Kiribati ebenfalls, es gibt ein Visa on arrival, Geldwechsel entfällt, da man hier mit dem australischen Dollar bezahlt. Der Flughafen ist etwas überfüllt, hunderte von Kindern wuseln herum und warten auf ihre Angehörigen.
Der Transfer zu Mary´s Motel in der Haupt"stadt" Bairiki, dem Haupttreffpunkt von Reisenden nach Kiribati, ist da, fünf Gäste werden heute erwartet. Mit mir im Auto sitzt Peter, ein Canadier, der auf Fiji lebt, und als Ingenieur in der Solartechnik unterwegs ist. Mit einer deutschen Firma will er ein Solarprojekt auf Kiribati verwirklichen, hat EU-Gelder akquiriert und ein wenig Hoffnung, dass es klappen könnte. Er war schon mehrfach auf Kiribati und erzählt mir einiges, was man machen kann. Nach einigen Tagen treffe ich ihn ein wenig frustriert wieder, es wird wohl nichts mit seinem Projekt ...
Mein erster Eindruck auf der Fahrt vom Flughafen ist durchwachsen. Beim Anflug hatte ich die bisher schönste Aussicht auf eine Südseeinsel, türkisblaues Wasser, so klar, dass man viele Details unter Wasser erkennen konnte, tolle Sandstrände und kräftig grüne Palmen. An Land sieht es schon etwas anders aus, was sofort auffällt, ist die Armut. Viele Menschen leben in kleinen Dörfern, ohne fließendes Wasser oder Strom, man nutzt zwar halbwegs aktuelle Technik wie Autos (zu viele auf dieser kleinen Insel!) und gelegentlich auch Handys, aber es wirkt wie im vorvorigen Jahrhundert. Teilweise erscheint es mir wie im tiefsten, hoffnungslosen Afrika.
Es ist brüllend heiß, fast an die 40° C und die Sonne knallt. Im Hintergrund sind immer irgendwo Weihnachtslieder zu hören, manche Kirchengemeinde - von denen es hier etliche jeder Fakultät gibt - proben Weihnachtsauftritte, bis tief in die Nacht und am frühen Morgen!
Trotzdem mache ich mich auf den Weg, möchte etwas von Kiribati sehen. Ganz offensichtlich ist das existenzielle Problem Kiribatis, auch wenn ich nur auf der Insel Tarawa bin. Diese lugt nur knapp ein, zwei Meter über dem Meeresspiegel hinaus, es ist ein Korallenatoll, oft nur wenige Meter schmal. Vieles erinnert mich an die Marshallinseln. Die Straße, es gibt eigentlich nur eine, ist in Küstennähe mit Wällen geschützt, aber nur einen halben Meter. An einigen Stellen ist die Küste mit zementgefüllten Säcken geschützt, aber schon der erste Sturm flutet das Land. Was würde bei einem Tsunami, was würde bei einem weiteren Anstieg der Erderwärmung passieren? Kiribati soll das erste Land sein, welches bei einem weiteren Anstieg des Meeresspiegels von der Landkarte verschwindet. Aber weder vor Ort, noch bei einer Recherche im Internet sind ernsthafte Bemühungen, hiergegen etwas zu unternehmen, festzustellen.
An einem Tag unternehme ich eine Rundfahrt, nachdem ich meinen Fußmarsch am Vortag nach drei heißen Stunden beenden musste. Mit einem Hotelmitarbeiter fahre ich über die Insel, bitte ihn, mir interessante Spots zu zeigen und mir über das Leben in Kiribati zu erzählen. Die interessanten Spots sind schnell erledigt: einige Relikte des 2. WK im Ort Betio wie japanische Küstengeschütze und Bunker (hier fand eine der grausamsten Schlachten des Pazifikkrieges statt), eine Kopramühle, der kleine Hafen, einige traditionelle Dörfer und das Parlament, von den Japanern 2002 errichtet.
Das möchte ich mir anschauen und so gehe ich hinein. Der wachhabende Polizist sagt mir, ich müsse ein Permit haben, welches ich am Schlagbaum erhalten würde. 10 m zurückgegangen, mein Anliegen vorgetragen, erhalte ich ohne weiteres Nachfragen oder Pass vorlegen einen grünen Passierschein, den mir der Polizist dann wieder lächelnd abnimmt. Schon bin ich drin - und mitten im Geschehen. Es findet eine Sitzung des Parlamentes statt, vom Präsidenten geleitet. Den möchte ich natürlich fotografieren und so knipse ich dann munter drauflos. Offensichtlich gefällt ihm das nicht und so schickt er mir eine Wache hinterher, kaum habe ich das Gebäude verlassen. Schon wieder droht - wie in Juba - eine Verhaftung und Einkerkerung bei Wasser und Brot. Fotos dürfen nur von akkreditierten Journalisten gemacht werden, erklärt mir freundlich der Parlamentsclerk. Ich möge bitte die Fotos löschen, was ich auch tue. Jedenfalls teilweise ...
Wir fahren noch bis hinter den Flughafen, aber dort ist außer ein, zwei Hüttendörfern nichts mehr zu sehen. Mein Fahrer erzählt mir viel vom Leben hier, fast scheint es mir, schämt er sich etwas über das tradierte, ärmliche Dasein hier. Er spricht von dummen, ungebildeten Menschen, die ihren Müll aus dem Fenster werfen, am Strand ihre Notdurft verrichten (entsprechend riecht es, denn der Strand ist nie weit weg), der schwarzen Magie anhängen und anderen den Tod herbeizaubern und letztlich auch Menschen aus anderen Dörfern oder gar Inseln mit traditionellen Waffen im Alkoholrausch Übles antun, selbst morden. Ausländern, insbesondere Weißen, gegenüber ist man jedoch freundlich gesonnen und grüßt sie herzlich. Darüber hinaus ist die Müllentsorgung ungelöst - es gibt eine große Kippe direkt am Meeresufer - und die Wasserversorgung ist auch nicht stabil.
Auffallend, nein, eher störend, ist der allgegenwärtige Lärm. Musik dröhnt zu allen Tages- und Nachtzeiten aus den Hütten, den Kirchen und vor allem aus den unzähligen Minibussen, die die Insel erschließen. Eigentlich müsste hier ein Hörgeräteherstelle enorme Umsätze machen können ...
Mein Eindruck ist, dass für einen Weltenbummler-Besuch Kiribatis der kürzest mögliche Zeitraum zwischen 2 Flügen völlig ausreichend ist. Für andere Zwecke, wissenschaftliche oder geschäftliche, mag es anders aussehen. Eine Gruppe amerikanischer Soldaten, die hier Fliegerbomben aus dem 2. WK entschärften, verbrachte drei lange Wochen hier im (lauten) Mary´s-Motel.
Hier noch einige praktische Tipps:
- es gibt keine Taxis, dafuer aber Minibusse, die fuer ~ 80 Cent ueber die Insel fahren
- die Post ist in Bairiki in der Nähe der ANZ-Bank und hat von 9.00 bis 15.00 h geöffnet; es gibt auch Internetzugang
- inzwischen gibt es mehrere ATM auf Tarawa, die aber nicht immer funktionieren
- bei der Abreise kann man im Café Chatterbox in Bikenibeu einchecken und damit enorme Wartezeiten am Flughafen vermeiden; man muss ein Getränk bestellen und 5 AUD für den Gepäcktransport (des dann eingecheckten Gepäcks) bezahlen
- am Flughafen ist immer enormes Gedränge; man muss erst zum Immigrationschalter, der aber nicht ausgeschildert ist (liegt schräg gegenueber dem Eingang), 20 AUD Ausreisesteuer bezahlen, den Pass vorlegen; dann erst in die Schlange einreihen, um in den Securitybereich zu kommen
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlasse ich Kiribati am Donnerstag, den 12.12. Richtung Fiji, wo ich nach einer Übernachtung auf Freitag, den 13. (den ich wegen Ueberschreitens der Datumsgrenze dann auch gleich zweimal erlebe!) dann Richtung Honululu/Hawaii fliegen werde. Das ist mein Abschluss der pazifischen Region, danach kommt Südamerika!
Wer weiß, ob ich Kiribati jemals wiedersehen kann? Wie lange wird es diesen Inselstaat noch geben?
Friedhof in Betio, hier wird u.a. der Ermordung australischer Küstenwachposten durch die Japaner 1942 gedacht
Aufbruch: | 06.06.2013 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | 25.04.2014 |
Burundi
Südsudan
Kenia
Uganda
Ruanda
Tansania
Dschibuti
Seychellen
Mauritius
Madagaskar
Komoren
Thailand
Brunei Darussalam
Singapur
Bangladesch
Hongkong
Macau
Taiwan
Palau
Mikronesien
Vereinigte Staaten
Nördliche Marianen Inseln
Marshallinseln
Nauru
Neukaledonien
Fidschi
Tuvalu
Samoa
Neuseeland
Niue
Cookinseln
Tonga
Australien
Papua-Neuguinea
Salomonen
Vanuatu
Kiribati
El Salvador
Argentinien
Brasilien
Paraguay
Uruguay
Chile
Großbritannien
Bolivien
Peru
Ecuador
Panama
Kolumbien
Kuba
Jamaika
Bahamas
Niederländische Antillen
Venezuela
Trinidad und Tobago
Guyana
Suriname
Französisch Guayana
Kap Verde
Senegal
Gambia
Marokko
West-Sahara
Algerien
Frankreich
Deutschland