(M)ein Traum wird wahr .... Weltreise!
Auf nach Nordosten, nach Algerien: In der Hauptstadt Algier
Donnerstag, 17.04.2014, 7.45 Uhr, der Wecker klingelt, doch ich bin schon eine ganze Weile wach. Vorbei ist die Zeit, in der ich 12 Stunden schlief... Ein ausgiebiges Frühstück im Hotel nahe des Aeroports Casablanca, dann mit dem Shuttlebus hinüber gefahren, eingecheckt und ausgereist und gegen Mittag war ich in Algier.
Die Einreise ging schnell, auf das Gepäck musste ich 45 Minuten warten, dafür ging Zoll und Geldtausch ebenfalls wieder zügig. Mit dem Taxi fahre ich die 30-minütige Strecke zum Hotel, der Flughafen liegt ziemlich außerhalb. Unterwegs erzählt mir der Taxifahrer etwas von der heute stattfindenden Präsidentschaftsexhibition - so habe ich ihn verstanden -, doch es dauert eine Weile, bis aus unserem Arabisch-Französich-Englisch-Kauderwelsch verständlich wird, dass er Präsidentschaftselections meint. Mir fällt wieder auf, wie wenig ich von Algerien weiß, wie wenig über dieses Land bei uns berichtet wird und daher bekannt ist.
Die anstehende Wiederwahl Präsident Bouteflikas ist auch der Grund für die hohe Polizeipräsenz, die uns auf dem Weg in die Innenstadt begleitet. Straßensperren mit Nagelketten. Ein Hubschraubergedröhne am Himmel, und in Seitenstraßen und auf Plätzen stehen Hundertschaften mit Wasserwerfern und Räumunimogs. Es ist jedoch friedlich, als am Donnerstagabend die ersten Wahlergebnisse kursieren, beginnen lediglich Autokorsos und Feuerwerke.
Direkt nach dem Einchecken laufe ich meine erste Schleife, das Hotel liegt zentral in der Innenstadt, eingebettet zwischen Nationalversammlung und Nationalbank, zum Hafen hin vom Boulevard Che Guevara begrenzt. Algier ist hügelig und vom Mittelmeer her ist es terrassenförmig angelegt. Zunächst gehe ich die Uferpromenade auf Höhe des Che-Guevara-Blvd entlang und komme zur Grande Poste, die so etwas wie der zentrale Mittelpunkt Algiers ist. Steil zieht sich ein Park hinauf bis zum Regierungspalast, daneben liegen Einkaufsstraßen und eine kleine Fußgängerzone. Die schleiche ich hindurch, es dauert etwas, bis ich mich an Algier gewöhnt habe. Ich fühle mich beobachtet, allerdings freundlich-neugierig und nicht bedrohlich. So viele Touristen gibt es hier nicht. Als ich an einer der vielen, kleine Konditoreiläden vorbeikomme, komme ich doch nicht vorbei, sondern muss die leckeren Törtchen probieren. Erdbeertörtchen, bunte Obsttörchen und Baklava, dazu ein nettes Schwätzchen mit den Kellnern, per "Händen und Füßen" verstehen wir uns blendend, ohne uns zu verstehen (schon wieder so ein Wortspiel, gut, ne ? )
Wieder auf der Straße fällt mir auf, dass an verschiedensten Stellen ganze Fliegenschwärme "stehen" - und das meine ich wörtlich. So etwas hatte ich auch noch nicht gesehen. Hunderte von Fliegen, die ohne erkennbaren Grund in der Luft auf einer Stelle schwirren, mal im Sonnenstrahl, mal im Schatten, aber immer fliegend. Fies! Und mir fällt auf, dass es deutlich kälter ist als an meinen bisherigen Stationen, es geht also heimwärts. Mittags ist es zwar schön warm, doch morgens und abends sind die Temperaturen nur einstellig, d.h. Pullover und sogar Socken kommen wieder zum Einsatz.
Am ersten Abend finde ich kein richtiges Restaurant zum Essen, ein Lebensmittelgeschäft habe ich auch noch nicht entdeckt und so lande ich in einem Fastfoodladen, Halal27. Zunächst werde ich kritisch beäugt, dann stammel ich meine Hamburgerbestellung auf geradebrechtem Französisch daher, und damit ist den Anwesenden klar, dass ich kein Franzose bin. Die sind hier nämlich gar nicht so beliebt, obwohl die wenigen Touris, die ich traf, alle Franzosen waren. Prompt verwickelt man mich in ein Gespräch, schenkt mir einen Apfel und lädt mich auf einen Drink ein. Es folgt ein netter Schwatz, der bei Borussia Dortmund und dem Bruder des Kassierers, der in München lebt, endet. Wer im Maghreb hat eigentlich keinen Bruder in München, frage ich mich oft?
Die erste Nacht schlafe ich schlecht, sehr schlecht. Nicht nur die hupenden Autokorsos und die verdammte Mücke, die ich nicht erwischen konnte, haben genervt, nein, meine Gedanken schwirren schon wieder reichlich um all die Dinge, die mich zu Hause und auf der Arbeit erwarten. Das wird auch in den Folgenächten nicht besser, zumal die Zimmermädchen der Etage (und der altehrwürdige Kasten des Hotels Safir Alger hat Riesen-Etagen!) sich offensichtlich meine Zimmertüre als Schwatztreffpunkt auswählten. Und um 4.10 h krakehlten die Muezzins schon wieder, ich hab´ auf die Uhr gesehen, war ja wach ...
Den Samstag hatte ich der Erkundung der Kasbah gewidmet, der Altstadt auf den Hügeln Algiers. Sie liegt nicht weit entfernt vom Hotel, ich gehe zunächst noch die Uferstraße entlang, vorbei an mehreren Moscheen, vielen kolonialen Häusern aus der Franzosenzeit und voller interessanter Balkone mit Massen an Wäsche und Satellitenschüsseln. Dann erklimme ich die zahlreichen Treppen und lasse mich bewusst durch die engen, steilen Gassen der Kasbah treiben.
Einen Plan mitzunehmen hat keinen Sinn, zumal nirgends ein Stadtplan aufzutreiben war; Google-maps gibt die Pfade in der Kasbah auch nur annähernd wieder. Man taucht in eine völlig andere Zeit ein, die Altstadt entstand vor ca. 600 Jahren und veränderte ständig ihr Gesicht. Das Beste: nirgends werde ich von lästigen Händlern oder selbsternannten Führern belästigt, hier findet ganz normales Alltagsleben statt. Manche Blicke folgen mir, aber auch eher interessiert. Viele Kinder begrüßen mich mit einem freundlichen "Bonjour, Monsieur!", zwei ältere Herren sprechen mich an, woher ich komme. Einer von ihnen spricht etwas deutsch, er hat einige Jahre in Süddeutschland gelebt (war es einer der vielen Brüder in München *g*?). Er erzählt mir über die Kasbah und darüber, dass zunehmend deutsche Studenten die Geschichte Algiers und Algerien erforschen würden. Man freut sich über Besuch aus Deutschland und der Welt.
Noch mehrere Stunden lasse ich mich durch die engen Gassen treiben, mal wundere ich mich, dass einige Häuser überhaupt noch stehen, mal erfreue ich mich an einem Brunnen mit herrlichen Mosaiksteinen, dann staune ich über versteckte und verwinkelte Hauseingänge. Jeden Moment erwarte ich einen fliegenden Teppich über mir zu sehen, so sehr fühle ich mich in einer anderen Welt, die mir gefällt. Hungrig finde ich dann ein gutes Lokal (1. OG des Hotels Albert I.), in dem es eine phantastische Pfeffersauce gibt, und nur wenige Schritte weiter gibt es auch noch eine Eisdiele, an der ich nicht vorbeigehen kann... Wenn ich zu Hause bin, muss ich unbedingt wieder anfangen zu laufen (Stefan und Hubert, ich zähl´ auf euch!)
Von der erneut schlechten Nacht lasse ich mich nicht beeinträchtigen und ziehe am Samstagmorgen los, ich möchte die Basilika Notre Dame d´ Afrique und das Nationalmuseum Bardo erkunden. Leider liegen beide genau entgegengesetzt, einige Kilometer voneinander entfernt und die Öffnungszeiten waren nicht (Basilika) bzw. nur erschwert (Bardo) zu finden. Also, mein Plan sah die Basilika am Vormittag und das Museum am Nachmittag vor, und los geht´s. Der Weg in den Stadtteil Z´ghara auf einem Hügel führt mich durch einige Straßen, die ich in den letzten Tagen bereits mehrfach durchlief; doch heute sehen sie ganz anders aus, sind voller Menschen, die entlang von aufgebauten Marktstände schauen, was es gibt. Busse und Autos quetschen sich durch die verbleibende Breite und es ist ein heilloses Durcheinander, aber die Menschen sind es gewöhnt. Ich komme am Platz der Märtyrer vorbei, eine riesige Fläche mit einigen Palmen, die dennoch recht eintönig wirkt. Von dort aus gibt es eine gute Sicht auf die Küstenlinie, die Basilika Notre Dame ist bereits zu sehen.
Für den Hinweg hatte ich mir die Küstenstraße ausgesucht, denn die Straßen durch den Ortsteil Z´ghara den Berg hinauf hätte ich nie gefunden. Also auf Sicht laufen, in der Hoffnung, dass die Seilbahn noch existiert und auch fährt. Zunächst komme ich noch am alten christlichen Friedhof vorbei, der sehenswert ist. Vom verschlossenen Tor darf man sich nicht täuschen lassen, einfach den Riegel zurückschieben, wenn´s dann quietscht, wird der Wächter wach und begleitet einen auf dem Weg zwischen den Gräbern. Direkt neben dem weitläufigen christlichen Friedhof mit seinen beeindruckenden Grabanlagen liegt ein ebenfalls nicht mehr genutzter jüdischer Friedhof. Interessant, der direkte Vergleich.
Bald schon sind die Kabel und Seile der Seilbahn zu sehen, aber zunächst kommt man noch am Fußballstadion Algiers vorbei. Unmittelbar an der Straße sind die Zuschauerränge, doch man sieht nur Mauern. Erst vom Vorplatz der Basilika hat man einen guten Blick auf und in das Stadion. Ich habe Glück, die Seilbahn existiert noch und für 20 Dinar (~ 20 Eurocent) fahre ich hinauf. Dabei gibt es schon mal einen guten Rundumblick, der aber von der Basilika noch weiter möglich ist. Der Anblick von Notre Dame d´ Afrique aus unmittelbarer Nähe lohnt sich, ein interessantes Bauwerk, welches erst kürzlich mit Mitteln Frankreichs, Algeriens und (ist doch klar ) - der EU restauriert wurde. Leider war ich zu spät dran, 6 Minuten genau, denn vormittags ist die Basilika nur von 11 bis 12.30 h geöffnet (nachmittags von 15 - 17.30 h).
Ich bleibe noch eine Weile auf dem Vorplatz sitzen und schaue hinab aufs Mittelmeer mit den dort auf Reede liegenden Schiffen. Dann gehe ich zu Fuß die Wege durch die alten Gassen, immer auf Sicht, was bergab deutlich einfacher ist, als umgekehrt. Tatsächlich bin ich dann auch bald wieder in der Innenstadt, ganz in Hotelnähe, was ich für eine kurze Rast und Orientierung auf Google-maps nutze.
Weiter geht´s zum Bardomuseum, dafür nehme ich mir jedoch ein Taxi, denn die Zeit wird knapp. Samstags hat das Museum nur nachmittags für wenige Stunden auf. Es ist das Nationalmuseum mit einem archäologischen und einem ethnologischen Schwerpunkt; das wollte ich mir unbedingt ansehen. Untergebracht ist das Museum in einem ehemaligen türkischen Herrenhaus, weit verzweigt, verwinkelt, mit winzigen Treppenhäusern und großen Zimmern, die alle mit Mosaiksteinen gefliest sind. Überraschung: nach mehrjähriger Restaurierung ist das Museum geöffnet, doch die Sammlung fehlt noch! Etwas enttäuscht gehe ich durch das Gebäude, doch das, was ich zu sehen bekomme, ist allein einen Besuch wert. Die Restaurierung ist sehr gelungen, es ist ein phantastisches Herrenhaus, hinter jeder Tür oder jeder Treppe verbirgt sich ein toller Blick oder Eindruck! Lohnenswert, allemal!
Weil der Aufenthalt mangels Ausstellung dann doch schneller als erwartet zu Ende ist, gehe ich noch in das nahe gelegene zweite Nationalmuseum, das für islamische Kunst und Geschichte. Doch heute ist nicht mein (Museums-)tag! Teil 1 des Museums hat zwar eine Ausstellung, dafür aber kein Wechselgeld in der Kasse, obwohl ich die 200 Dinar Eintritt mit einem 500 Dinarschein zahlen wollte. Peinlich für ein Nationalmuseum, aber nicht zu ändern. Teil 2 des Museums, das für islamische Kunst, kann ohne Eintritt besichtigt werden, doch verfügt es nur über eine kleine Münzsammlung und einen weiteren Ausstellungsraum mit Kleidungsstücken, Waffen und Teppichen. Nett, aber nicht das, was ich mir erhofft hatte.
Zurück wollte ich zu Fuß gehen, noch etwas von Algier sehen, bevor es dann am Sonntag schon weiter nach Oran geht. Es geht bergab, etwa vier Kilometer bis zur Hauptpost, zu der wollte ich noch. Der Weg ist interessant, mal ergeben sich Blicke auf moderne Wohnhochhäuser, dann wieder Blicke auf die Armensiedlungen an den Berghängen, unten Richtung Hafen ist Industrie zu erkennen, oben wohnen die Menschen. Die Straße schlängelt sich hinunter bis auf´s Meeresniveau, es gibt viele Baustellen. Unvermittelt komme ich am Regierungssitz vorbei, der schwer bewacht wird, und als ich nach dem passenden Weg suche, bleibt mein Blick an einer kleinen Feuerwache direkt gegenüber des riesigen Regierungsgebäudes hängen. Ich komme nicht dran vorbei, muss einen Blick hineinwerfen und schwatze mich mal wieder fest, dabei will ich doch noch zur Post.
Die ist gar nicht mehr weit und hat auch auf. Als ich die Treppenstufen erklimme und in die Halle komme, staune ich nicht schlecht. Eine große Kuppelhalle tut sich auf, verziert und gebaut wie die einer Moschee. Im Kreis sind die Schalter angeordnet, es herrscht eine angenehme Kühle in der Halle. Imposant!
Das war es dann so langsam von Algier. Noch eine kleine Runde durch die Gassen zwischen Post und Hotel, ein kleines Eis bleibt noch hängen, dann geht es zurück zum Hotel, Koffer packen.
Der nächste Morgen dient nur noch der Fahrt zum Flughafen; während der Fahrt fallen mir zwei Großbaustellen auf, eine Hotelanlage und eine riesige Moschee entstehen direkt gegenüber. Wer baut beides? Natürlich die Chinesen, sie haben Afrika und weitere Teile der Welt fest in der Hand!
Algier gefiel mir, schade, dass ich so wenige Informationen hatte.
Ob sie sich wohl über den Ausgang der heutigen Präsidentschaftswahl oder doch eher über das Wohlergehen der Familien unterhalten?
Hauptsache, man ist kein Franzose. Erst wurde ich kritisch beäugt, dann gefragt, woher ich komme, und dann auf einen Drink eingeladen.
Hauseingänge in der Kashba, der Altstadt auf dem Hügel im 1. Arrondissement, die seit 1992 UNESCO-Weltkulturerbe ist
Sehr verwinkelt ist die Altstadt, steile Treppen, gepflasterte Wege bergauf, bergab, mal ein Brunnen ...
Von den Hügeln der Kashba ist die Basilika Notre Dame von Afrika (erbaut 1872) auf dem gegenüberliegenden Hügel gut zu sehen
Am Samstagvormittag waren all die Straßen, die ich zuvor nur relativ leer sah, plötzlich voller Marktstände und Menschen
Der Märtyrerplatz, ein relativ großer, aber nichtssagender Platz zur Erinnerung an Gefallene im Unabhängigkeitskrieg
Ganz frisch renoviert ist das Bardomuseum; die Gebäude und Räumlichkeiten sind absolut sehenswert, auch wenn die eigentliche Sammlung noch nicht wieder eingezogen ist
Ich kann´s nicht lassen; zwar kam ich nur zufällig an dieser Wache vorbei, aber einen Blick hinein musste ich werfen
Aufbruch: | 06.06.2013 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | 25.04.2014 |
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