Reise durch Indien
Flugtag
Diesen Camouflage-Schirm habe ich in Rishikesh öfters bei den Händlern am Ganges gesehen. Sie verkauften darunter ihre kleinen Blumenschalen. Also habe ich mich kurz unter einen gestellt und abgedrückt.
Die wichtigste Aufgabe heute ist das Packen. Trotz aller Zurückhaltung sind eben seit meinem letzten Flug doch wieder ein paar Sachen dazu gekommen. Ich muss also aufpassen, dass ich möglichst viel und vor allem schwere Dinge in den Rucksack packe.
Indigo, die Fluggesellschaft akzeptiert nur 15 Kilogramm beim aufgegebenen Gepäck, es waren aber beim letzten mal schon knapp 17 und der Rucksack darf nicht mehr als 7 Kilogramm enthalten. Und was mache ich mit dem Rest? Es ist wie ein Puzzle. Möglichst viel anziehen, da kommt es mir entgegen, dass es heute morgen noch etwas kühl ist, also kann ich die Windjacke anziehen. Auch das langärmelige T-Schirt mit einem Schal und natürlich die Jeans. Und die Schuhe, die Flipflops lasse ich hier, die hatte ich in Bali gekauft und sie sind inzwischen etwas eingerissen. Dafür hänge ich mir die Halskette um, die wegen den Steinen etwas schwerer ist und nehme überhaupt den Schmuck in die Handtasche. Total ausgeklügeltes System, das ganze. Es kommt auf jedes Gramm an.
Zum Glück habe ich eine Kofferwaage dabei. Mein Koffer wiegt am Schluss 18 kg, aber mein Rucksack bringt es auf 10 Kilogramm. Doch der wurde noch nie gewogen. Ich hoffe jetzt einfach auf etwas Glück und rolle meinen Koffer zur Hauptstrasse, wo ich etwas zu früh bin.
Der Milchmann trägt mit seinem Motorrad Milch aus. Er beliefert die kleinen Kioske und Làden und hält mit einem Nachbarn, der grad des Wegs kommt, einen kleinen Schwatz.
Arjun ist heute pünktlich und so können wir unterwegs noch einen Chai trinken, bevor er mich beim Flughafen Dehadun, dem Flugplatz von von Rishikesh auslädt.
Zum Glück geht es da reibungslos. Mein Gepäck ist etwas leichter, als meine Waage angezeigt hat, die Checkin-Dame verzieht nicht das Gesicht, als die 17,6 kg aufleuchten, mein Rucksack wird wie üblich nicht gecheckt und so sitze ich schon bald am Gate, hole mir einen Kaffee und kontrolliere, ob der Bestand an Schweizer Schokolade am Kiosk aufgefüllt ist. Nein, natürlich mache ich das nicht, aber ganz automatisch fällt das Auge sofort auf die vertrauten Marken.
Weiter gibt es nicht viel mehr zu sagen, ich fliege nach Delhi, habe da einen 2-stündigen Aufenthalt, den ich zum Chatten nutze und fliege danach weiter nach Varanasi. Eine neue Stadt, von der ich keine Ahnung habe, was mich erwartet.
Die Anzeigetafeln sind nicht ganz so kompliziert, wie es hier den Anschein macht. Die Schrift wechselt immer von Hindi zu Englisch. Für die Foto Hindi, fürs Lesen Englisch, meine Leser sollen ja ein wenig von der Stimmung mitbekommen.
Am Flugplatz finde ich ganz schnell ein Taxi, wobei der Taxihalter mich erst anspricht und dann seinen Fahrer vermittelt. Damit ich ihn bei späterem Bedarf kontaktieren kann, macht er kurzen Prozess, nimmt mein Handy, erfasst seine Nummer und Namen und knipst noch ein Bild dazu. Perfekt erledigt, da kann nichts mehr schief gehen. Andere diktieren jeweils mühsam ihren Namen und Nummer, hier ist die Sache innert 2 Minuten erledigt. Ein cleverre Typ.
Auf der Fahrt in die Stadt sehe ich hinter den Bäumen golden die Sonne untergehen. Ich bin also kurz nach Sonnenaufgang in Rishikesh gestartet und komme nun am Ende des Tages in Varanasi an. Mit dem Bus hätte ich wahrscheinlich unwesentlich länger gebraucht.
Mein Hotel besticht durch die Lage in der Nähe des Ganges. Das Zimmer ist allerdings das skurilste, das ich je hatte, mit einer ganzen Reihe von Betten. Die ganze Wand nehmen die vier Betten ein, doch später erweist sich diese Anordnung als recht nützlich, kann ich hier doch den Inhalt des Koffers gut ausbreiten und mir Übersicht über meine Habseligkeiten verschaffen, denn einen Schrank oder eine Kommode gibt es nicht. Dafür einen Tisch, der sich bestimmt bestens zum Schreiben eignet. Einen so idealen Schreibplatz im Zimmer hatte ich noch nie. Ausserdem gibt es Fenster und einen kleinen Balkon mit Sicht auf die hintere Gasse.
Das Badezimmer ist hingegen extrem klein, das Lavabo hatte keinen Platz mehr und ist daher im Zimmer. Aber es gibt heisses Wasser, was schon mal ein Vorteil ist.
Ich bin im 3. Stock. Einen Lift gibt es nicht, aber der Mann an der Rezeption schleppt meinen Koffer hinauf. Und weiter oben gibt es einen Dachbalkon und ein einfaches Restaurant, wo ich später noch etwas esse.
Gemüsemasala mit Reis im Blechteller. Werde mich nie an diese Teller gewöhnen, aber das Essen schmeckt recht gut.
Später lerne ich noch den Hotelbesitzer kennen, er heisst bequemerweise Boss, jedenfalls lässt er sich so nennen und wir haben gleich von Anfang an einen guten Draht, werden wohl öfters zusammen plaudern.
Heute aber ist mir nicht mehr ums Plaudern, auch nicht ums ausgehen und so verziehe ich mich bald in mein Zimmer.
Das normale Essbesteck in Indien sind die Hände, allenfalls ein Löffel.
Eine Gabel muss man extra bestellen und Messer bekommt man nur in ganz feinen Hotel-Restaurants. Blechteller sind weit verbreitet.
Aufbruch: | 01.06.2022 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 30.01.2023 |
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