Reise durch Indien
Himalaya-Flug
Nur eine Stunde dauert der Flug von Srinagar, Kaschmir, nach Amritsar. Aber was für ein Flug. Kaum sind wir aufgestiegen, schaue ich aus dem Fenster und bin einfach nur fasziniert. Unter den Wolken tauchen Schneeberge auf. Der Himalaya liegt mir zu Füssen. Ich bin völlig überwältigt, hatte mir gar nichts unter diesem Flug vorgesteltl, nur einen kurzen Transfer und jetzt das.
Ich sitze am Fenster, machte meinen beiden Sitznachbarn noch den Vorschlag die Sitze zu tauschen weil ich als letzte zustieg, aber sie lehnten ab. Und jetzt würde ich es bedauern, wenn sie angenommen hätten. Über mir der strahlend blaue Himmel, unter mir die höchsten Berge der Welt. Zwar fliege ich nicht direkt über die höchsten Gipfel, denn die Flugroute führt über den Rand des Himalayas, aber ein paar 4'000-er werden das unten schon sein.
Auch mein Sitznachbar nutzt die Chance und filmt die Berge indem er das Fenster vor mir benutzt, während ich das hinter mir in Beschlag nehme. Am Schluss frage ich ihn, ob er mir eines der Videos schicken würde. Aber klar doch meint er und ich gebe ihm meine Whatsapp-Nummer. Später im Hotel treffen bei mir all seine fantastishen Videos ein. Ich werde versuchen, etwas davon in meine Bison-Seite zu posten. Hatte in letzter Zeit keinen Zugriff mehr dazu, doch es kann sein, dass das wegen den Internet-Problemen in Kaschmir war. Ich hoffe, dass ich in Amirtsar wieder eine Sim-Karte für mein Handy besorgen kann. Dann sind hoffentlich meine Kommunikationsprobleme auch wieder gelöst.
Diesmal befasse ich mich gleich nach der Ankunft mit dem Thema, frage im Flughafen nach einem Sim-Card-Verkaufsstand. Doch es gibt keinen: Das müsse ich in der Stadt besorgen, meint die Frau am Inforationsschalter. Bin gespannt ob das so einfach gehen wird.
Ich suche also ein Taxi, das mich in dei Stadt bringen wird und erfahre, dass bis zu meinem Hotel keine Taxis fahren dürfen. Nur Rikshas, so heissen die Tuctucs hier. Aber da der Flugplatz knapp 25 km entfernt liegt, fahrte ich erst einmal mit einem Taxi, das mich in die Altstadt bringt. Willst du zur Wagah Border? fragt mich mein Fahrer und versucht gleich ein nächstes Geschäft einzufädeln.
Ob ich wohin will? Zur Grenze? Ja vielleicht. Hab mir da noch keine Gedanken gemacht, wäre aber durchwegs eine Option. Natürlich würde mich jeder Taxifahrer dorthin bringen, doch warum nicht er? Wir tauschen schon mal Nummern aus. Ich werde mich melden.
Ramandeep, mein Taxifahrer
Ich mag es, wenn ich weiss, mit wem ich unterwegs bin, darum haben wir gleich mal Nummern ausgetauscht.
Jetzt kommt der spannendere Teil. Die Fahrt durch die Altstadt mit dem Tuctuc. Es geht durch schmale Gassen, die voller Menschen sind, Voller Menschen und voller Tuctucs. Fahrräder, Rikschafahrer, Handwagen und ganz viele Menschen zwängen sich durch die Gassen. Diese bestehen fast nur aus Schlaglöchern, was die Fahrt noch zusätzlich spannend macht, denn jeder versucht, diesen so gut als möglich auszuweichen, was uns immer wieder auf die Gegenfahrbahn bringt. Sofern es sowas in diesen schmalen Gassen überhaupt gibt. Man drängt um die Ecke, zwängt sich an Menschen vorbei, kämpft wieder einmal um jeden Zentimeter. Ich versuche ein schüttelndes Video zu machen, das zwar extrem lang geraten ist und das Feeling trotzdem nicht ganz wiedergeben kann, aber es zeigt mindestens, wie die Gassen aussehen. Mit ihren Verkaufsläden auf beiden Seiten. mit all dem Lärm, dem Gedränge und nätülich mit dem ganzen Gehupe.
Ja, es war nur eine Stunde Flug, aber ich bin nach der Ruhe auf dem Dal-Lake wieder in einer lauten quirligen Stadt gelandet. Und ausserdem sist es hier mindestens 10 Grad wärmer, was auch nicht ohne ist.
Mein Zimmer ist dann allerdings eine kleinere Entäuschung. Es hat wieder einmal keine Fenster. Dafür sei es sehr ruhig, versichert mir der Besitzer. Ich kann da aber nicht sein, ich brauche Licht, will schreiben. Er scheint das einzusehen und verspricht mir ein besseres Zimmer, aber erst in 3 Tagen. Nun, dann werde ich mich wohl einfach arrangieren müssen. Nutzt nichts, sich darüber lange Gedanken zu machen. Immerhin ist es sehr günstig und ausserdem ganz in der Nähe des goldenen Tempels. Alles kann man nicht haben. .
Später, ich bin im Zimmer gelich eingeschlafen, das kommt davon, dass es da so dunkel ist, mache ih einen Spaziergang zum Goldenen Tempel. Es sind tatsächlich nur knapp 5 Minuten bis dahin. Es geht durch eine schmale ruhige Gasse und dann bin ich bereits mitten drin im Gedränge. Ich habs nicht einmal richtig bemerkt, erst als mich ein bärtiger Mann mit einem grossen Turban aufmerksam macht, dass ich meinen Kopf bedecken soll und ausserdem die Schuhe im Schuh-Haus abgeben, fällt mir auf, dass ich bereits beim Eingang zum grossen Sikh-Tempel stehe.
Also brige ich die Schuhe zum Schalter, bekomme eine Nummer und suche mir aus dem Behälter mit den Kopftüchern etwas aus. Da ich mich etwas unbeholfen anstelle, hilft mir ein Mann, den Knoten im Nacken zu machen und dann gehe ich durch das Tor. Wate durch die Wasserschranke, bei der die Füsse gewaschen werden und stehe baff auf der Treppe, Blick auf den goldenen Tempel.
Es ist ein riesiger Unterschied, etwas auf einem Fotos zu sehen, oder jetzt tatsächlich davor zu stehen. Mir verschlägt es fast den Atem. Mitten in diesem grossen Wasserbecken steht golden und von vielen Scheinwerfern angestrahlt, der goldene Tempel. Fast würde ich auch auf die Knie fallen vor so viel Schönheit, so viel Heiligkeit. So wie es ganz viele Menschen um mich herum machen. Sie haben zum Teil bereits beim Tor kurz den Boden mit den Händen berührt. Jetzt verneigen sie sich tief, knien am Boden, den Kopf tief geneigt, So verharren sie einen Moment, dann richten sie sich wieder auf. Verrichten noch ein kurzes Gebet und gehen dann wie ich auf den kühlen Steinplatten oder benutzen die Teppichbahnen, die überall ausliegen, denn ich glaube, tagsüber werden die Platten heiss werden.
Das ganze Wasserbecken ist von weissen Gebäuden umgeben. Tausendundeine Nacht ist der erste Gedanke, der mir in den Sinn kommt. Ganz langsam laufe ich dem Rand entlang, beobachte die vielen Menschen, die wie ich fotografieren. Sich selber, den Tempel. die Familie, die Freunde. Sie posen in andächtigen Stellungen, machen Selfies, rundum-Videos. Genau so wie ich. Es herrscht eine andächtige Ruhe. Allerdings ertönt aus einem Lautsprecher eine Stimme. Ob sie betet? oder aus der heiligen Schrift vorliest? Oder gar predigt? Da ich nichts davon verstehe, lasse ich es an mir abrieseln, gehe ganz langsam und andächtig weiter.
Und bei Umsehen merke ich wieder einmal, dass ich kaum jemanden aus dem Westen sehe. Ich bin zwar völlig fremd hier, doch ich finde mich bestens aufgehoben. Manchmal schaut mich jemand neugierig an, manchmal lächelt mir jemand zu, aber ich kann mich völlig frei bewegen.
In den Tempel versuche ich nicht zu gehen, dafür ist mir das Gedränge beim Eingang zur Brücke, die hinein führt, zu gross. Vielleicht hat es an einem der nächsten Tage weniger Leute.
Als ich nach meinem langen und bedachtigen Umgang nach mehr als einer Stunde wieder zum Tor heraus trete, fällt mir der unglaubliche Lärm auf, der aus dem grossen Haus dringt, das mit den beiden Türrmen wie eine Moschee aussieht. Es ist ein metallisches Geräusch, als ob jemand auf Blech schlagen würde. Neugierig trete ich ein und bekomme gleich einen Blechteller in die Hand gedrückt. Respektive fast, denn ich nehme ihn nicht entgegen. Sehe aber bei den anderen Besucher, dass als nächstes ein Blechbecher und ein Löffel hingestreckt werden. Es sieht ganz danach aus, dass hier Essen verteilt wird. Der Lärm kommt von dem Verteilen und Benutzen des Blechgeschirrs im ganzen Haus.
Natürlich hab ich das später gegoogelt und tatsächlich, Hier werden taglich 100'000 Mahlzeiten verteilt.
Im Moment verlasse ich den Ort wieder, werde aber wahrscheilich zu einem anderen Zeitpunkt wieder kommen. Möchte noch etwas mehr davon wissen.
Zum Essen gehe ich in eines der grossen offenen Restaurants, wo die Bilder an den Wänden und auf der Speisekarte zeigen, was es gibt. Ich bestelle ein Paneer-Curry mit etwas Reis. Das ist ein Frischkäse, scharf gewürzt. Schmeckt sehr fein und ich bin inzwischen schon ziemlich an die scharfen Speisen gewöhnt.
Beim jungen Kellner erkundige ich mich, ob es Wifi gäbe, worauf er verneint. Aber dann meint er, er könne mir seinen Hotspot zur Verfügung stellen, nimmt kurzerhand mein Handy, speichert seinen Code und lässt dann sein eigenes Handy auf meinem Tisch liegen. Das ist unglaublich nett von ihm und zeugt von einem grossen Vertrauen. Wieder einmal kann ich nur staunen, wie zuvorkommend Menschen sein können
Später gehe ich durch die enge Gasse um zwei Ecken zurück ins Hotel. Jetzt spielt es keine Rolle mehr, dass mein Zimmer keine Fenster hat, Es ist innen und aussen dunkel. Ausserdem liegt das Hotel in einer sehr ruhigen Gasse und nachdem ich noch meinen Status und das Facebook mit den neuesten Informationen bestückt habe, schlafe ich ein.
Aufbruch: | 01.06.2022 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 30.01.2023 |
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