Reise durch Indien

Reisezeit: Juni 2022 - Januar 2023  |  von Beatrice Feldbauer

Botanischer Garten - 2

Der Früchtehändler vor meinem Hotel

Der Früchtehändler vor meinem Hotel

Man hat mir auch hier wieder gesagt, ich müsste den Bus für heute Abend nicht reservieren. Einfach zum Busbahnhof gehen und nach einem Bus nach Goa fragen, meinten die beiden Männer an der Rezeption. Schlafbus? Nein, sie glaubten nicht, dass die im Moment fahren würden.

Also ist das erst recht ein Grund, mit Akrim erst einmal zum Busterminal zu fahren. Natürlich kennt er da einen Kollegen, der mir ein Ticket verkaufen kann. Er wird da nachher bestimmt seine Provision abholen.

Das Plakat an der Wand im chaotischen Office sieht ganz gut aus. Ich werfe noch kurz einen Blick in eines der anderen Büros, schaut überall in etwas gleich aus.

Also Sleeping-Bus. Ich muss um 19.00 Uhr da sein, der Bus kommt um halb acht, und fährt auch gleich wieder los. Gepäck ist kein Problem. Dann also bis heute Abend.

So wie auf dem zweiten Bild oben links wird der Bus aussehen. Versprochen.

So wie auf dem zweiten Bild oben links wird der Bus aussehen. Versprochen.

Akrim, ganz Guide, will mir nun endlich wieder etwas zeigen und steuert das grosse Parlamentsgebäude an. Hier ist die Regierung für den Bundesstaat Karnataka, Es ist ein imposantes Gebäude, an einer der grossen breiten Hauptachsen der Stadt. Und gleich anschliessend steht das imposante Gebäude der Polizei-Station. Auf der anderen Seite versteckt sich das rot gestrichene Gerichtsgebäude hinter grünen Bäumen. Und dahinter erstreckt sich der Cubbon-Park, die Lunge Bangalores. Wahrscheinlich ist es der grösste Park.

Der Himmel ist verhangen, das Wetter extrem unsicher, nachdem es auch in der Nacht wieder stark geregnet hat. Der Monsun ist hier tatsächlich sehr intensiv am Wirken. Ich habe versucht, zu verstehen, wo und wann der Monsun wie lange wirkt, doch Indien ist ein riesiges Land und es gibt keine allgemein gültige Regelung. Dass ich in der Monsunzeit unterwegs bin, wusste ich von Anfang an, nur hat sich das im Süden noch nicht ganz so ausgewirkt. Immerhin hatte ich bisher auch nicht so hohe Temperaturen, was mir nur recht war. Es waren fast durchgehend überall gegen 27 Grad und ich war ausschliesslich in den Flipflops unterwegs und hatte bisher nur selten Regen tagsüber. Hier scheint sich die Sache wohl etwas zu ändern.

Obwohl Akrim mich auch heute wieder durch die Stadt fahren will, habe ich gar keine grosse Lust, noch mehr Gebäude anzusehen. Viel lieber möchte ich sehen, wie sich der Botanische Garten heute präsentiert. Immerhin war gestern Eröffnung der grossen Blumenausstellung.

Court of Karnataka - Gerichtsgebäude

Court of Karnataka - Gerichtsgebäude

Police Station

Police Station

Also fährt mich Akrim zum Lal Bagh, zum botanischen Garten. "Du brauchst nicht auf mich zu warten, ich werde mir ein anderes Tuktuk für die Rückfahrt suchen", erkläre ich ihm, denn ich möchte seine Wartezeit nicht bezahlen. "Aber du sollst mich dafür um sechs Uhr beim Hotel abholen, damit ich rechtzeitig zum Bus komme".

Ich weiss, dass das nicht das ist, was er wollte, aber er schickt sich drin. Bezahlen soll ich noch nichts, das käme dann heute Abend alles zusammen, meint er noch, als ich die Fahrt bezahlen will. Vertrauen gegen Vertrauen.

Bei Tor Nr. II starten die kleinen Besucherbusse. Das kommt mir gerade recht. Vielleicht gibt es ein paar Informationen über den Park und ausserdem sieht es aus, als ob es doch noch zu regnen anfangen würde.

Es braucht einen Moment bis der Wagen voll ist, aber da es gleich zu regnen anfängt, geht es plötzlich ganz schnell und wir können losfahren.

Der Fahrer erzählt von den alten Bäumen, den ältesten von Indien. Er macht uns auf die riesigen Mangobäume aufmerksam, die mir bei meinem Spaziergang ebenfalls aufgefallen sind. 250 Jahre alt soll der älteste sein, und er trägt immer noch Früchte. Die kleinen speziell süssen, schwärmt der Chauffeur.

Dann steigt er trotz Regen aus - unser Vehikel hat er unter einen grossen Baum gestellt, und läuft in den Rasen. Bringt ein paar welke Blätter zurück. Ich kann nicht verstehen, was er uns damit zeigen will, aber die Blätter sollen wie Löffel aussehen. Jedenfalls scheinen sie wichtig genug zu sein, um den paar Regentropfen zu widerstehen.

Wir fahren weiter, der Regen hat wieder etwas nachgelassen, und der Fahrer zeigt zu einer hohen Tanne. Das sei ein australischer Weihnachtsbaum, der höchste Baum des Parkes, 140 Feet hoch und 160 Jahre alt.

Der höchste Baum im Park: eine australische Tanne, gut 40 m hoch

Der höchste Baum im Park: eine australische Tanne, gut 40 m hoch

Der älteste Baum im Park, ein ca 300 Jahre alter Kapokbaum mit 23 m Stammdurchmesser.

Der älteste Baum im Park, ein ca 300 Jahre alter Kapokbaum mit 23 m Stammdurchmesser.

Der älteste Baum des Parks scheint auch der älteste Baum Indiens zu sein. Ein riesiger Kapokbaum, vor über dreihundert Jahren gepflanzt.

Als wir wieder einmal wegen dem wieder einsetzenden Regen unter einem der grossen Bäume stehen, sehe ich einen Hund auf einer Parkbank liegen. Ich möchte gern wissen, was es mit den Hunden auf sich hat, denn sie liegen im ganzen Park, scheinen tatsächlih niemanden zu stören und ausserdem sehen sie gut genährt aus.

"Gehören die jemandem? Werden sie gefüttert?"

"Ja", meint der Fahrer." Die Hunde leben hier frei im Park und gehören niemandem, gefüttert werden sie von einigen Joggern am Morgen und vor allem am Abend von Tierliebhabern. Es leben gegen 200 Hunde im Park in verschiedenen Rudeln. Sie sind sehr ruhig, stören niemanden und werden nicht laut. Ausser es dringt ein fremder Hund in ihr Territorium ein. Dann kann es Kämpfe zwischen den verschiedenen Rudeln geben. Die Agression bezieht sich aber immer auf Hunde, nie auf Besucher."

Am späteren Nachmittag bin ich noch mit einem Verkäufer beim grossen Felsen ins Gespräch gekommen. Auch er rzählte mir von den Hunden und wusste ausserdem, dass ein paar Tierärzte die Hunde regelmässig kontrollieren Was für eine Überraschung in diesem Land, wo heilige Kühle sich vom Unrat der Städte ernähren müssen.

Eine Ceiba

Eine Ceiba

japanischer schwarzer Bambus

japanischer schwarzer Bambus

Ein Rain-Tree - ein Regenbaum

Ein Rain-Tree - ein Regenbaum

Wir kommen zu der Blumenuhr, die inmitten einer grünen Wiese liegt. "Seht nur, sie funktioniert sogar", macht uns der Fahrer aufmerksam. Ich hingegen muss über die Figuren schmunzeln, wenn das nicht die Original-Zwerge aus Walt Disneys Schneewittchen sind.

Und dann kommen wir endlich zu dem Glashaus. Das ist die Endstation unserer Bummelfahrt durch den Park. Es fängt auch schon wieder an zu regnen, also bin ich ganz froh, in den Schutz des grossen Treibhauses zu kommen.

Überlebensgrosse Figuren stehen inmitten eines Blumenmeerres. Es hat tatsächlich geklappt, der Boden ist trocken. Das heisst, es gibt überall teppichbzogene Bretterböden. Wie es darunter aussieht kann ich natürlich nicht sehen.

Die vielen roten Rosen die gestern hinter dem Pavillon präpariert worden sind, sind wohl in den Blumengirlanden gelandet, die den grossen Figuren um den Hals gelegt wurden. Oder an roten Säulen oder Dachstreifen.

Es ist eine riesige Blumenausstellung, vor allem mit Blumentöpfen. Einige besonders exotische Blumen stehen auch in grossen Vasen. An den Wänden hängen Bilder von Prominenten. Ich versuche zu erkennen, worum es sich handelt Vorwiegend sind es wohl Schauspieler, einige könnten auch Sportler oder Politiker sein. Oder Preisträger in einer speziellen Disziplin. Es gibt auch Kinderfotos, aber sie sind eher selten.

Die riesigen Statuen könnten Maharadschas sein, oder andere wichtige Menschen. Ich kann die Namen nicht lesen und wenn ich sie doch entziffern kann, sagen sie mir nichts. Aber ich kann den Menschen zusehen, wie sie sich ehrfürchtig mit den Statuen fotografieren lassen. Ganze Gruppen sind es, Freundinnen, Polizisten,
Frauen in wunderschönen Saris, Liebespaare, alte Ehepaare, ganze Familien. Ich glaube Handys und Fotos sind in der indischen Gesellschaft noch wichtiger als bei uns.

Ich spaziere ein paarmal durch die Ausstellung, solange es draussen noch regnet, bin ich hier am richtigen Ort. Manchmal tropft es an einigen Stellen.

Als es aufhört zu regnen mache ich noch einen Rundgang um das Glashaus, inspiziere den Pfau, der jetzt voller Blumen ist und auch die Rabatten rundum sind voller Blumen. Es wurden alle richtig platziert. Unter einem Unterstand findet noch ein Pflanzenmarkt statt, ich aber suche jetzt den Ausgang des Parks.

Das Herzenspalier hat auch noch ein Update bekommen...

Das Herzenspalier hat auch noch ein Update bekommen...

... und der Pfau ist fertig geworden.

... und der Pfau ist fertig geworden.

Beim Ausgang komme ich wieder zum Bonsai-Garten, der das letzte Mal noch geschlossen war Jetzt ist er offen, aber eigentlich ist er eine einzige Entäuschung. Abgesehen von ein paar wirklich schönen Musterexemplaren scheint er mir ziemlich vernachlässigt und verwildert. Als ich wieder heraus komme, werde ich vom Selfie-Stick-Verkäufer angesprochen: "Du warst vorgestern schon hier und hast mir nichts abgekauft", klagt er. "Ja, weil deine Sticks nicht mit menem Handy kompartibel sind". "Ich weiss, trotzdem schön, dich heute wieder zu sehen."

Wir kommen kurz ins Gespräch, reden über die Hunde und über das Leben. Über das Glück und über Kinder. Dabei kommt immer wieder die Frage nach meinen Kindern, und das erstaunte Aufblicken, wenn ich verneine. "Komm zu mir nach Hause, ich habe drei Kinder, 5, 7 und 9 Jahre. Wenn du sie siehst, bist du automatisch glücklich!" Ja, was ist Glück, und was braucht es dazu? Ich werde öfters in solche Gespräche verwickelt, der Verkauf seiner Sticks ist plötzlich nicht mehr wichtig. Ich glaube manchmal freuen sich die Leute einfach, mit einer Ausländerin reden zu können.

Vor dem Ausgang gibt es noch eine interessante Begegnung. Eigentlich will ich nur ein Tuktuk, das mich ins Hotel bringt. Rasch habe ich eines gefunden, der Preis ist sehr gut, aber bevor wir losfahren, eröffnet mir der Fahrer, dass das ein Company-Taxi sei, das wir auf dem Weg noch rasch bei einem Laden vorbeischauen werden. Er hat sogar einen Prospekt dabei.

"Schöne Saris, wunderbaare Seidenstoffe... "
"Ich will aber nichts kaufen, da bin ich ganz sicher, bitte bringe mich direkt ins Hotel."
"Es sind nur zwei Minuten, und die Sachen sind wunderschön."
"Ich werde nichts kaufen, definitiv."

Inzwischen hören uns drei andere Tuktukfahrer zu und kommen näher. Einer will wissen, warum ich gerade dieses Taxi genommen habe. "Du bist doch mit jemndem gekommen, du solltest nicht irgendein Taxi nehmen, dein Driver wartet bestimmt auf dich," erklärt er mir.
"Ich habe mein Taxi entlassen, aber ich will nicht mit diesem hier in einen Laden fahren, ich will nämlich nichts kaufen"..

Es stellt sich heraus, dass es eben tatsächlich üblich ist, seinen Taxifahrer wie einen Guide für den Tag zu engagieren. Und das Taxi in dem ich drin sitze, ist verpflichtet, Kunden zum Seidengeschäft zu bringen, etwas wird wohl immer hängen bleiben.

Ich erkläre, dass das mit meinem Taxifahrer in Ordnung sei, und dass er mich heute Abend wieder abholen wird. "Oh, dann bist du die, die heute Abend mit dem Sleeping-Bus nach Goa fährt?" fragt da einer der diskutierenden Taxifahrer. Er kennt meinen Fahrer, ja behauptet gar, es wäre sein Bruder. Und er weiss genau, dass wir gestern im Zoo waren. Als ich ihm Akrims Foto zeige, weiss er seinen Namen. Es ist also schon so, dass die Taxifahrer in den Städten irgendwie organisiert sind und es nicht schätzen, wenn wilde Company-Taxis zum halben Preis die Kunden abjjagen.

Ich wechsle also mein Fahrzeug und einer der anderen freien Tuktukfahrer fährt mich zum Hotel. Zum doppelten Preis zwar, aber ohne Zwischenhalt im Stoffladen.

Ich gehe noch einmal ins Tom's auf der anderen Strassenseit und um sechs Uhr holt mich Akrim ab, fährt mich zum Ticketbüro. Dort wartet er eine Weile, bis man ihm sagt, dass es wohl etwas länger gehe, bis der Bus komme.

"Du kannst Feierabend machen, den Rest schaffe ich allein. erkläre ich ihm und zahle ihm den Tag. "Ich finde, du hattest drei gute Tage", sage ich ihm noch, worauf er sein geheimnisvolles Kopfschwenken zeigt. Soll wohl Ja heissen, auch wenn es für mich immer wieder abwägend aussieht.

Ich fange übrigens inzwischen auch an, mit dem Kopf zu wackeln. Wenigstens zum üben.

Kann mich nicht entscheiden....  Den einen Schirm habe ich überraschten Zoo-Besuchern kurz ausgeliehen, den anderen von den Park-Wächtern. 
Fest steht aber, dass ich wieder unterwegs bin.

Kann mich nicht entscheiden.... Den einen Schirm habe ich überraschten Zoo-Besuchern kurz ausgeliehen, den anderen von den Park-Wächtern.
Fest steht aber, dass ich wieder unterwegs bin.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es geht wieder los. Vier Monate ist es her, seit ich von meiner Südamerikareise zurück gekommen bin. Sieben Monate war ich unterwegs. Und jetzt stehe ich vor einem neuen Start. Mein Traum ist das Taj Mahal. Mein Ziel heisst Indien.
Details:
Aufbruch: 01.06.2022
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 30.01.2023
Reiseziele: Vereinigte Arabische Emirate
Indien
Indonesien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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