Reise durch Indien

Reisezeit: Juni 2022 - Januar 2023  |  von Beatrice Feldbauer

Folklore-Tanz Ubud

Ich geniesse meine stillen Tage hier im Hotel. Solange ich mich noch immer so müde fühle, bleibe ich auf meinen Balkon, mache manchmal einen kurzen Rundgang durch den Garten und im übrigen lese ich, versuche zu schreiben und schlafe viel. Solange ich soviel schlafen mag, nehme ich an, dass ich es brauche.

Sogar die junge Masseurin meinte, ich sei müde, das würde sie an meinen Schultern merken. Nun denn, ich fühle mich auch faul. Zu faul, um irgend etwas zu unternehmen. Zu faul, um all die Attraktionen zu besuchen, derentwegen man nach Ubud kommt. Doch was solls, es braucht nicht immer die grossen Dinge, manchmal ist es wichtig, sich um sich selber zu kümmern. Und das mache ich jetzt ausgiebig.

Frühstücksraum mit Blick ins Grüne

Frühstücksraum mit Blick ins Grüne

Mein Balkon

Mein Balkon

Heute aber will ich zum Ubud Palace. Dort findet jeden Abend ein traditionelles Tanztheater statt. Darauf freue ich mich.

Schon eine Stunde vor Beginn trudeln die Leute ein. Noch sind alle Plätze frei und ich entscheide mich für die steinerne Sitzbank auf der linken Seite. Hier wird sich wahrscheinlich niemand vor mich hinsetzen und mir die Sicht nehmen können. Die Sicht auf die Bühne wird frei bleiben. Auch Handys, werden mich kaum stören.

Langsam füllen sich die bereitgestellten Plastikstühle vor der Bühne. Auch rechts und links ist kurz vor der Aufführung alles voll. Und kurz vor Beginn setzen sich die letzten Zuschauer noch direkt vor der Bühne auf den Boden. Es kann losgehen.

Den Anfang macht die Musik. Es sind helle Glockenklänge, die die Männer mit ihren kleinen Hämmern auf ihren Xylophonen produzieren. Präzise spielt die ganze Gruppe einstimmig. Dann setzen die Trommeln ein und die Flöten. Vor allem sind es Rhytmusinstrumente, dazu kommen ein paar ganz wenige Saiteninstrumente, die aber von den metallenen Xylophonen, die wie Glocken klingen, fast übertönt werden.

Gamelan heisst die Musik, hat mir eine Freundin geschrieben. Für mich tönt das ganze sehr ungewohnt und fremd. Doch das soll auch so sein, Bali ist nun mal exotisch. Was absolut fasziniert, ist das perfekte Zusammenspiel. Und auch wenn ich kaum eine Melodie erkennen kann und mir vieles zufällig erscheint, so ist das Ganze trotzdem eine perfekt aufeinander abgestimmte Klangfolge, die keine Improvisationen zulässt.

Nach dem musikalischen Auftakt erscheinen die Tänzerinnen. Auch sie überzeugen durch ihre Präzision. Ihre wunderschönen glänzenden Kleider, ihre ausdrucksstarken Gesichter mit den stark geschminkten Augen. Absolut synchron rollen die Augen der Frauen, blicken nach rechts, nach links. Die Köpfe geneigt, die Arme im Winkel , jede Bewegung genau definiert. Faszinierend und exotisch. Es sind sechs Frauen, die in absoluter Harmonie in meist langsamen Bewegungen über die Bühne schreiten und am Schluss Blumen auf diese streuen Als Willkommensgruss.

Ich habe vor der Aufführung eine Beschreibung der einzelnen Tänze bekommen und versuche, das was ich vorher darüber gelesen habe, auf der Bühne zu sehen.

Das nächste ist ein einzelner Tänzer. Eigentlich sieht er aus wie ein Kobold, oder ein kleiner Junge, mit zu kurz geratenen Armen und Beinen Doch ich glaube, das kommt von dem speziellen Kostüm, das diesen Effekt erreichen will. Es ist ein Einzeltänzer. Er soll einen Soldaten, einen siegreichen Krieger verkörpern, Den Tanz bevor es zum Krieg geht, ein Tanz zum Mutmachen,

Ich merke, dass mir die Beschreibung des Tanzes nicht viel bringt, ich kann den Abläufen der Perfermonance nicht folgen, wenn ich versuche, mich in diese fremde Gedankenwelt einzubringen. Wahrscheinlich soll man das auch gar nicht, sondern einfach nur dem folgen, was auf der Bühne passiert.

Ich sehe die wunderschöne Krone mit den filigranen verspiegelten Plättchen, die jede Bewegung aufnehmen. Es ist wie ein Flattern von unzähhligen kleinen Federn.

Ab dem nächsten Tanz, der eine klassische Geschichte von drei Mädchen sein soll, lasse ich die Erklärungen weg, versuche nicht mehr, zu verstehen sondern gebe mich nur noch dem Geschehen auf der Bühne hin. Freue mich an den Farben, den präzisen Bewegungen, dem Fall der Stoffe, der starken Mimik der Gesichter und vor allem den ausdrucksstarken Augen der Tänzerinnen. Ihre Bewegungen sind voller Anmut, subtiler Demut und ihre Präsenz ist extrem stark.

Tatsächlich ist es ein verzauberter Abend, die Musik tut das ihrige dazu. Was mich zusätzlich zur mir nicht verständlichen Geschichte verwirrt, ist der für mich nicht auszumachende Schluss eines Stückes. Es gibt keinen Schlussakkord, keine wiederkehrende Melodie, keine Emotionen. Es bleibt alles in der gleichen Klanghöhe. Alles ist aufeinander abgestimmt. Die Bewegungen der Tänzerinnen wie die der Tambouren und der Musikanten. Und irgendwann ist Schluss. Dann verschwinden die Tänzerinnen durch das Seitentor. Den Applaus nehmen sie kaum entgegen.

Für mich bleibt es exotisch, unverständlich, aber wunderschön und faszinierend.

Die Kulisse im Innenhof des Palastes mit den aufwändigen goldenen Dekorationen, den geschnitzten Türen, die flackernden Lichtern in den alten Mauern tun ihr übriges dazu.

Es ist ein mystischer Abend, ein Abend aus Tausendundeinernacht. Die Bilder bleiben auf jeden Fall haften.

Das aufwändige Eingangstor zum Palast

Das aufwändige Eingangstor zum Palast

Nach der Aufführung gehe ich in einem der Restaurant in der Nähe zum Essen. Die verzauberte Stimmung hält an, ich fühle mich in einer anderen Welt - was ja tatsächlich auch stimmt.

ein gerolltes Cordon Bleu.

ein gerolltes Cordon Bleu.

Weil davon zu erzählen, so schwierig ist. Auf meiner Bison-Seite gibt es ein paar Videos von diesen Tänzen.

www.bison.ch/bali-videos

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es geht wieder los. Vier Monate ist es her, seit ich von meiner Südamerikareise zurück gekommen bin. Sieben Monate war ich unterwegs. Und jetzt stehe ich vor einem neuen Start. Mein Traum ist das Taj Mahal. Mein Ziel heisst Indien.
Details:
Aufbruch: 01.06.2022
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 30.01.2023
Reiseziele: Vereinigte Arabische Emirate
Indien
Indonesien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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