Reise durch Indien
Dubai - Burj Khalifa
Heute steht das höchste Gebäude der Welt auf dem Programm, der Burj Khalifa, die vorläufige Spitze des Grössenwahns. Und trotzdem eben faszinierend und ich gebe zu, ich kann mich dieser Faszination nicht entziehen ich muss da hinauf.
Ich hab mich etwas um die Daten des Burj Khalifa schlau gemacht, denn immerhin hält er seinen Titel seit seiner Einweihung 2010. Natürlich gab es sofort Konkorrenten, die noch höher hinaus wollten, doch wurden die Vorbereitungsarbeiten für den 1 km hohen Nackheel Tower, der 12 Kilometer entfernt geplant war 2009 aufgegeben. Es scheint also, dass der Burj Khalifa den Titel 'höchstes Gebäude der Welt' noch etwas halten kann.
Hier ein paar Zahlen und Daten
absolute Höhe 828 m
Aussichtsplattform im 125. Stockwerk 456 m
Aussichtsplattform im 148 Stockwerk 555 m
38 Stockwerke nutzt das 1. Armani-Hotel mit seinem Restaurant im 123. Stockwerk.
Es gibt Büroräume, Suiten und 1044 Appartments. Die 158. bis 162. Etage stehen dem Konzernchef von Emaar Properties, dem Erbauer des Gebäudes als persönliche Büroräumlichkeiten und Moschee zur Verfügung.
Die obersten 8 Etagen sind nur noch über eine schmale Stiege erreichbar. Dort befinden sich Schaltkästen und Wartungselektroni der Antenne
850 Betonpfeiler wurden für den Bau in die Erde getrieben, zum Teil bis 70 Meter tief.
Es gibe 57 Aufzüge, wobei die Hauptaufzüge mit einer Höhe von 504 höher als in jedem anderen Gebäude der Welt sind. Natürlich gehören sie mit einer Gschwindigkeit von 10 Meter pro Sekunde (36km/h) zu den schnellsten der Welt.
Während ich diese Informationen lese, geniesse ich gemütlich mein umfangreiches Frühstück im grossen Restaurant neben dem Pool. Ganz nebenbei staune ich über die Vielfalt der Gäste.
Arabische Männer mit ihren langen weissen Kaftanen (sieht aus, als ob sie ihr Nachthemd noch nicht ausgezogen hätten), Afrikanische Frauen mit kompizierten Zopffrisuren, farbigen Kleidern, neben arabischen Frauen in schwarzem Umhängen, teils oder komplett verschleiert, sitzen neben modern gekleideten Menschen aus aller Welt. Europäer entdecke ich kaum, sofern man dies überhaupt einfach so erkennen kann. Dafür sehr viele dunkle Menschen und bei kurzen Gesprächen merke ich, dass vor allem viele Nigerianer hier sind. Junge moderne in sexy Topps und kurzen Shorts und traditionellle in wallenden Kleidern.
Meinen Besuch im Burj Khalifa habe ich für den Abend gebucht, für den Nachmittag habe ich ein Ticket für das Aquarium, das in der Dubai Mall liegt.
Also bestelle ich am frühen Nachmittag ein Uber-Taxi. Ich brauche keine 2 Minuten zu warten, bis ein Toyota Prius dasteht. Fiaz, heisst der Fahrer und natürlich will ich wissen, woher er kommt. Pakistan ist die Antwort,
"How is life in Dubai", will ich von ihm wissen. Ich entschuldige mich auch gleich für die Neugier, aber Fiaz erzählt gern von seinem Leben. Es gefällt ihm hier ausserordentlich gut. Eine gute Stadt um Geld zu verdienen. Alles sauber, alles korrekt. Zu Hause in Pakistan hat er Familie, eine Frau und 4 Kinder. Alle paar Monate besucht er sie. Für ihn ist Dubai der ideale Ort um zu arbeiten.
Bald erreichen wir die Dubai Mall. Hier wo gestern die City-Tour geendet hat, steige ich aus.
Die Dubai Mall ist die grösste Einkaufscenter der Welt mit einer Verkaufsfläche von 350'000 Quadratmetern in denen 1200 Geschäfte über 30 Millionen Besucher pro Jahr erwarten.
Integriet in die Mall ist auch eine Kunsteisbahn auf der zwieten Ebene, den grössten Goldsouk der Welt und eben ein riesiges Aquarium, dessen Wassertank sich über drei Ebenen erstreckt und der 10'000 Kubikmeter Seewasser enthält. Die Anzahl der Tiere und die Grösse ist wiederum eine Ansammlung von Superlativen.
Einen Teil des Aquariums kann man bereits sehen, bevor man hinein geht. Eine riesige Glaswand trennt die Fische, wie Haie und Rochen von den Besuchern. Mit meinem vorher gebuchten Ticket kann ich ohne Warten durch den Eingang gehen, doch es herrscht kein Andrang, ich hätte gut auch vor Ort buchen können.
Zuerst geht es durch einen Tunnel, der unter em grössten Becken durchführt. Ich trete ein in eine blaue Welt. Nur 19 cm dick seien die Glaswände, habe ich irgendwo gelesen. Ich hoffe, die halten. Ein riesiger Rochen schwimmt grad an mir vorbei und viele verschieden farbige Fische tummeln sich über und neben mir. Die 'Natur' im Aquarium besteht abgesehen von den Fischen aus Plastik. Sieht aber schon eindrücklich aus mit den riesigen Muscheln, den Riffen und Felsformationen.
Nach dem Tunnel fahre ich mit der Rolltreppe hinaus in den zweiten Stock, Hier ist man knapp über dem Wasser. Man kann über eine kurze Treppe in einen Raum 'unter Wasser' absteigen, so dass die Fische um mich herum schwimmen. Auch kann man hier sogar Fische füttern. Wahrscheinlich war das eine extra-Attraktion, die eine Familie für ihre Kinder gebucht hatte, als ich herkam. Daneben werden Tauchanzüge vermietet, man kann also auch zu den Haien hinunter steigen. Oder eine Gondelfahrt über dem Wasser buchen. Alles ziemlich speziell, mir reicht die Möglichkeit, die grossen Fische so nahe zu sehen. Grad schwimmt wieder ein dicker Bursche vorbei, gibt mit dem Schwanz die Richtung an und wedelt mit den Flossen.
Nach dem grossen Aquarium geht es zum Zoo. Hier leben viele Tiere, deren Lebensumfeld das Wasser ist, die aber auch an Land leben. Dazu gehört ein kleiner Regenwald und schon fühle ich mich zu Hause. Zwei Makaw-Papageinen-Paare krächzen über mir, davon zwei wunderschöne Hyazinth-Aras.
Viele Tiere gibt es zu sehen, ich bummle entlang den Terrarien, steige hinauf auf die Brücke, die sich über den Regenwald spannt. Es ist alles sehr gut gemacht mit vielen echten Pflanzen und den verschiedensten Tieren in kleinen und grösseren Terrarien und Aquarien.
In einem abgedunkelten Teil gibt es ein paar nachtaktive Tiere. Vor allem aufgefallen ist mir der kleine Wüstenigel, der auf seinen winzigen Füssen behende durch sein Terrarium trippelt. Oder die hübschen flinken Sugar Slider, die sehr schwierig mit der Kamera einzufangen sind.
Für den Abstecher in die weiss-blaue Grotte muss ich separat nachbezahlen. Hier lebt eine kleine Kolonie Gentoo-Pinguine. Sie werden hier aufgezogen, es gibt Eier zu sehen und viele Informationen über die kleinen Frackträger. Schon sehr speziell, dass die hier leben, ganz ohne je richtiges Tageslicht zu sehen. Immer in diesem künstlichen blauen Dämmerlicht. Wie die Temperaturen für die Pinguine tatsächlich sind, kann ich nicht erkennen, sie sind hinter Glas, aber ich nehme doch an, dass das Eis dahinter echt ist.
Nach dem Zoobesuch sehe ich mich nach einem Mittagessen um. 200 verschiedene Gastronomiebetriebe soll es in dem Komplex geben. Das Angebot reicht von der reinen Saftbar bis zu Köstlichkeiten aus aller Welt. Auch alle grossen Fastfood-Anbieter sind vorhanden. Nachdem ich mich etwas umgesehen habe, entscheide ich mich für einen chinesischen Reiskocher und setze mich mit dem Teller an einen langen Tisch bei den Fastfoodshops.
Danach mache ich mich auf einen Rundgang durch die Mall. Alles, was Rang und Namen hat, ist hier vorhanden. Natürlich alle Schweizer Uhrenherstller, Schokolade, Modelabels, Kosmetik, ein riesiger Buchladen, wahrscheinlich ist es nicht der einzige.
Es gibt die ganz grossen Stores, aber auch kleinere Stände, die ihr Angebot in der Halle ausstellen. Aufgefallen ist mir dabei der kleine Seifenladen, dessen Seife wie Schokolade aussieht, und zum Teil sogar so riecht. Überhaupt riechen. Überall wird mir angeboten, zu riechen. Dieses Parfüm auszuprobieren, jenen Duft einzuatmen. Parfüm, Räucherwaren, Cremen, Seiten, alles was man sich ausdenken könnte.
Hier kann man nur schwarze Djellabs kaufen, traditionelle arabische Kleider. Staunend nehme ich zur Kenntnis, dass diese aus sehr wertvollen Stoffen gefertigt und Stickereien oder Palletten enthalten können. Wunderschöne Stücke. Als ich fragte, ob ich einzelne fotografieren dürfe, winkte die Verkäuferin ab. Sie war nicht sicher, ob sie das erlauben dürfe. Schade, hätte es wohl besser einfach getan.
Ich bin mit dem riesigen Angebot völlig überfordert, vor allem weil ich auch gar nicht die Absicht habe, etwas zu kaufen. So kann ich auch über Preise keine Auskunft geben, bin tatsächlich ausser in den Bücherladen nirdends hinein gegangen. Mein Haushalt ist bekanntlich auf einen Koffer geschrumpft, und der ist bereits voll. Ich gehe also hinaus und stehe endlich vor dem Burj Khalifa. Wie eine Nadel sticht er in den Himmel. Unwirklich, futuristisch steht er da, umgeben von anderen Wolkenkratzern, die ih nicht einmal bis zur Mitte reichen.
Mich trennt nur noch ein kleiner künstlicher See. Hier soll um 18.00 Uhr ein Wasserspiel starten, habe ich gelesen. Erstaunt nehme ich zur Kenntnis, dass das nicht extra kostet. Ich kann mich irgendwo hinstellen - oder beim Fastfood hinsetzen.
Pünktlich um 18.00 Uhr bleiben die Gondeln, die über den See fahren, still, die Musik setzt ein, das Wasser spritzt mit einem Schlag in die Höhe. Es soll das grösste Wasserspiel der Welt sein - wen wunderts? 275 m lang soll ldie Linie der Wasserdüsen sein und das Wasser wird bis 150 m in die Höhe geschleudert. Bis zu 100'000 Liter Wasser können gleichzeitig in der Luft sein. Doch was sollen Zahlen, ich sehe staunend zu, wie die Wasserfontänen zur Musik von Michael Jackson über das Wasser gleiten, wie sie tanzen, sich drehen.
Ab jetzt startet alle 30 Minuten ein neues Spektakel, immer mit anderer Musik. Da ich Springbrunnen schon immer mochte, macht es mir nichts aus, zu warten, bis zur nächsten Darbietung, die mit anderen Formationen, anderer Musik und neuen Lichtern startet Inzwischen ist auch die Sonne untergegangen und die Show glänzt im Licht von unzähligen LIchtstrahlern.
Endlich ist es Zeit für meinen Besuch im Burj Khalifa. Ich soll eine halbe Stunde früher beim Schalter stehen, heisst es auf meinem Ticket, doch der Ticketschalter, an dem man mir noch am Mittag versichert hat, dass dies der Treffpunkt sei, ist verwaist. Es dauert einen Moment, bis ich mich in dem riesigen Komplex orientiert habe und den Zugang zum Lift im Untergeschoss gefunden habe.
Ich stehe vor dem Lift, es gibt eine Kontrolle wie beim Flughafen-Checkin. Handgepack wird durch den Scanner geschleust und man tritt durch einen Metalldedektor, dann stehe ich vor der Türe. Die Zahlen neben dem Lift zeigen an, wie schnell er soeben herunter fährt. Innert einer Minute hat er die 124 Stockwerke überwunden, Ich kann einsteigen. Zusammen mit 20 - 30 Leuten. Mit zwei davon kam ich in der Warteschlange ins Gespräch. Es its ein junges Paar aus Indien. Auch sie sind zum ersten Mal hier. und entsprechend aufgeregt.
Und dann geht die Lifttüre auf, ich bin im 124 Stockwerk, auf gut 450 Metern. Ich halte die Luft an. Merkt man die Höhe? Ich bin nicht ganz sicher, ob ich es merken würde, aber da ich es weiss, spüre ich es selbstverständlich mit jeder Faser. Und erst der Blick nach unten, in die Weite.
Andere Wolkenkrater, die von unten eine eindrückliche Höhe haben, sehen von da oben aus wie Spielzeughäuser. Tief unten der See, wo die Menschen auf das nächste Wasserspektakel warten, ist kaum auszumachen.
Über eine breite Treppe steige ich noch ein paar Meter höher zum 125 Stockwerk. 456 m über Grund. Ich lasse mir Zeit, koste das Gefühl aus, Lasse den Shop mit seinen Schlüsselanhängern in Burj-Form links liegen, lasse mich von nichts ablenken, bin einfach nur hier. Hier wo ich wohl nie mehr hinkommen werde. Auf dem höchsten Gebäude der Welt, in einer Stadt, die vor Superlativen nur so strotzt. Ich sehe mich um, versuche trotz Spiegelungen in den Fenstern Fotos zu machen, sehe dem Wasserspiel zu, das weit unten wie eine Pantomine abläuft. Die Musik ist hier nicht zu hören.
Und als ich nach einer guten Stunde wieder beim Lift stehe, entdecke ich das indische Paar wieder. Der junge Mann, dem ich schon vorher erzahlt hatte, dass ich durch Indien reisen wolle, lädt mich ein, sie zu besuchen, wenn ich in ihrer Stadt sei. Bevor wir uns nach dem Verlassen des Liftes trennen, gibt er mir noch seine Daten und wir verbinden uns per Facebook. Wer weiss, vielleicht sieht man sich ja wieder.
Eine Fake-Installation. Es scheint, dass man über eine Glasbrücke über Dubai stehen würde. Doch in Wahrheit geht man über Bildschirme, die erst noch vorgeben zu brechen, wenn man darauf tritt. Kann beim ersten Mal schon ziemlich schrecken.
Ich sehe mir noch einmal ein Wasserspiel an und rufe dann ein Uber, das mich zurück ins Hotel bringt.
Auch dieser Fahrer kommt aus Pakistan. Auf meine Frage, wie das Leben in Dubai sich anfühlt, kann er nur rühmen. Eine fantastische Stadt zum Leben und zum Geld verdienen. Seine Familie lebt allerdings nicht hier, seine Frau wartet in Pakistan, wohin er jährlich zweimal fliegt. Die Familienplanung scheint zu funktionieren, er hat zu Hause 5 Kinder.
Neugierig wie ich bin, frage ich weiter ob er hier in einer Wohnung lebe. "In einem Zimmer, mit Küche und Bad" antwortet er. "Zusammen mit vier anderen Männern." Da muss ich nun noch einmal nachfragen. Zu fünft in EINEM Zimmer?. "Ja, selbstverständlich" meint er, "wir arbeiten zu verschiedenen Zeiten, sind alles Taxifahrer, das funktioniert wunderbar." Und natürlich war er noch nie auf dem Burj Khalifa, solche Attraktionen sind etwas für Touristen, nicht für die Menschen die hier arbeiten.
Bei solchen Gesprächen entschuldige ich mich immer für meine Neugier und lasse offen, ob mir mein Gegenüber wirklich antworten will. Habe damit noch immer beste Erfahrungen gemacht, denn Menschen erzählen gern. Manchmal zeigt man mir bei diesen Gelegenheiten auch Fotos von Frau und Kindern. Und ausserdem sollte ich unbedingt Pakistan besuchen, es würde sich lohnen, meint er noch bevor ich bei meinem Hotel aussteige.
Aufbruch: | 01.06.2022 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 30.01.2023 |
Indien
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