Reise durch Indien
Ayurveda - 2. Woche: Bei den Fischern
Ich habe grössten Respekt vor der Arbeit der Fischer am Malabar-Strand in Kerala. In der Dunkelheit stechen sie mit ihren Booten hinaus auf das wilde Meer. Zu dieser Zeit ist der Seegang besonders hoch, die Wellen schlagen meterhoch ans Ufer. Bestimmt werden die Boote da draussen ebenfalls herumgeschüttelt. Jedenfalls legen sie dann ihre grossen Netze aus. Beim Nachtessen können wir machmal die Lichter sehen, die weit draussen auf dem Meer leuchten.
Am Morgen kommen sie zurück in Richtung Ufer. Doch ihre Netze können sie nicht einfach im Schlepptau behalten und ans Ufer bringen.
Die Boote bleiben vor der Küste, zwei Schwimmer bringen die Ende von zwei langen Seilen ans Ufer. Und dort ziehen sie die Männer an Land. Manchmal kämpfen sie eine ganze Stunde mit dem wütenden Meer und versuchen das schwere Netz an Land zu ziehen. 30 – 40 Männer helfen dann, das Seil aus dem Wasser zu ziehen. Ihre ‚Hau-ruck‘-(in indischer Variante) kann man manchmal bis hinauf zum Resort hören. Meter für Meter ringen sie den Wellen das lange Seil ab. Irgendwann wird es zum breiten Band, dann ist es das Netz selber, das behangen mit Schwimmern aus dem Meer kommt. Sobald das riesige Schleppnetz sichtbar wird, wagen sich ein paar Männer in die schäumenden Wogen, schwimmen hinaus zum Netz und versuchen es irgendwie zu steuern und zusammenzuhalten. Begleitet von weissen Reihern und schwarzen Rabenvögeln.
Immer näher kommt dann das Netz und endlich nach langem Kampf kann es ans Ufer gezogen werden. Darin zappeln dann tausende kleiner Fische. Das Netz wird jetzt sorgfältig in den Sand gelegt und alle helfen mit, es zu öffnen und gleichzeitig das grosse Netz zu entwirren. So dass keiner der kleinen Fische entkommen kann.
Am Schluss liegt die Beute vor den Männern und sie wird sortiert und in grosse Löcher-Becken geleert.
Wenn das Netz leer ist, wird es ausgelegt und die Netzflicker kommen zum Zuge. Zentimeter um Zentimeter wird das feine Netz kontrolliert und mit einer Nadel und Faden geschickt geflickt. Das kleinste Loch wird zugemacht, denn es könnte sich unter dem Druck des vollen Netzes leicht zu einem grossen Loch entwickeln und dadurch könnte ein ganzer Fang verloren gehen.
In etwas Abstand warten derweilen die Frauen mit ihren Gefässen. Sobald die Fische sortiert sind, beginnt der Kampf um den Peis. Einer der Männer kommt mit dem ersten Becken und fängt an, es zu versteigern. Er ruft den Frauen etwas zu, irgendwann nickt eine und sie bekommt das Gefäss. Das heisst, die Fische werden in ihr eigenes Geschirr umgeleert, sie füllt noch etwas Sand darauf, vielleicht um die Fische zu schützen, dann kommt ein Tuch darauf und sie bittet einen der Umstehenden, ihr zu helfen, das ganze auf ihren Kopf zu stellen, den sie mit einem eingerollten Tuch geschützt hat.
Inzwischen geht das Feilschen um den nächsten Posten Fisch weiter. Die Frauen haben am Ende des Strandes einen Chauffeur, mit kleinem Lieferwagen oder Tucktuck, der auf sie wartet. Damit fahren sie dann zum Markt.
Inzwischen ist auch das Boot ans Ufer gekommen. Mit Vollgas fährt es gegen das hohe Sandbord und bleibt dort stecken. Danach braucht es noch einmal die Kraft von vielen Männern, um das Boot über die knapp einen Meter hohe Düne hinauf zu hieven. Wenn es dann oben ist, wird es noch gedreht, so dass es in der Nacht bereits in der richtigen Richtung steht.
Und ganz am Schluss werden die Netze wieder zusammengetragen und sorgfältig im Schiff verstaut. Dieses wird zugedeckt, damit der Wind während des Tages nichts wegtragen kann und die Boote wieder startklar sind.
Wann sie wieder hinaus fahren, habe ich trotz mehrmaligem Fragen nicht in Erfahrung bringen können.
Ich bin verschiedene Male am Morgen hinunter an den Strand gekommen und konnte ungehindert fotografieren, filmen und habe bei Nahaufnahmen auch immer gefragt, ob ich abdrücken darf. Meistens kam ein Nicken zurück, manchmal ein Lächeln. Und manchmal gaben mir die Frauen zu verstehen, dass sie Geld möchten. Doch ich hatte keines dabei, ich hatte überhaupt nichts dabei ausser meinem Handy, das ich sorgfältig festhielt.
Doch ich hatte keinen Moment das Gefühl, dass ich im Weg wäre, dass ich gestört hätte. Die Leute haben ihre Arbeit gemacht und mich kaum beachtet. Leider war es etwas schwierig mit der Kommunikation, aber einmal hat mir ein junger Mann erklärt, dass ungefähr 70 Männer am Strand wären. Alle helfen mit, beim Einbringen des Fangs und am Schluss wird der Ertrag aller fünf Schiffe durch alle Helfer geteilt. Der Ertrag liegt nach meiner Schätzung bei 50 bis 100 Kilogramm pro Netz. Ein Gefäss wie es die Frauen kaufen, wiegt gut 10 Kilogramm und bringt ca 1600 Rupien, das sind aktuell knapp 20 Franken.
Viel Arbeit für wenig Geld. Beteiligt daran ist wohl das ganze kleine Dörfchen, das etwas weiter hinten am Strand steht. Leider habe ich es nicht besucht. Am ersten Tag hat mir ein junger Mann anerboten, es mir gelegentlich zu zeigen, aber ich habe ihn später nicht mehr gesehen. Schade, er war Student und sprach gut Englisch.
Auf meiner eigenen Seite habe ich einige Videos von den Fischern aufgeladen.
Sie finden sie unter
www.bison.ch
Indien-Videos.
Aufbruch: | 01.06.2022 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 30.01.2023 |
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