Reise durch Indien
Delhi - Bali
Den Schirm hatte ich mir im letzten Hotel nach der Safari-Tour ausgeliehen. Bevor wir losfuhren, fragte ich den Besitzer, ober er einen Schirm hätte. Wie üblich ein etwas hilfloses Nein. Vor allem weil ich ja gleich losfahre und ausserdem kein Regen in Sicht ist. Als ich aber erkläre, das ich für einen Spass nur ein Selfie damit machen will, schickt er seine Frau, mir den Kinderschirm zu holen. Der ist schön farbig, damit siehst du wieder aus wie ein Kind. Nun, sooooo jung sollte es jetzt auch nicht sein.
Viel gibt es nicht zu sagen über diese Reise, ausser dass es eine lange Nacht geworden ist. Früh genug wollte ich am Flugplatz sein, es hatte keine Möglichkeit gegben, online einzuchecken, also hoffte ich dass alles gut geht, dass ich alles habe, was ich für den Flug brauche.
Doch ich hätte mir gar nicht so viele Gedanken machen müssen, es klappt alles ganz einfach. ich kann 20 kg Gepäck aufgeben, weil das jetzt ein internationaler Flug ist, kein 15-kg Indien-Inland-Flug. Ich fliege über Vietnam nach Bali.
Warum Bali?
Lange habe ich mir das überlegt, hatte andere Prioritäten, andere Ziele, die mir im Laufe der letzten 3 Monate zugetragen wurden und mich sehr inspiriert haben. Der Hauptgrund ist, dass ich trotz Jahresvisum nach 3 Monaten kurz aus Indien ausreisen muss. Und zwar darf ich nicht einfach irgendwo über die Grenze, sondern muss über einen grossen Zollposten (Flugplatz oder Hafen) ausreisen und auch wieder einreisen. Wie lange ich ausreisen muss, stand nirgends, aber mir war von Anfang an klar, dass ich für einen Monat ausreisen werde.
In Asien ist noch immer Monsunzeit. Das heisst es regnet, je nach Ort mehr oder weniger. Ich wollte irgendwie aus dieser Regenzeit ausbrechen, wollte irgendwo ausspannen und studierte einen Tag lang die Weltkarte und jene Wetterkarten.
Nepal war am Anfang in der sehr engen Auswahl, Pakistan, Kambodscha, die Malediven. Doch sogar dort muss man im Moment mit bis zu 15 Regentagen im Monat rechnen. Was das genau bedeutet, ist schwierig abzuschätzen. Irgendjemand hatte mir von Bali erzählt und so war es irgendwann entschieden und ich buchte den Flug. Und jetzt geht es los.
Es ist der 1. September, ich fliege mit einer vietnamesischen Fluglinie. Vietnam feiert am 2. September seinen Nationalfeiertag, darum begrüssen uns die Flugbegleiterinnen mit der Vietnamflagge.
Zuerst geht es in die Nacht, ich versuche zu schlafen und schaffe es tatsächlich kurz einzunicken. Nach gut vier Stunden komme ich in Hanoi an. Es ist kurz vor fünf Uhr Lokalzeit, ich würde jetzt gern ein wenig weiter schlafen, doch das geht nicht mehr. Für diesen Fall habe ich einen neuen Krimi heruntergeladen, den anderen habe ich gestern fertig gelesen.
Diesmal geht es virtuell in die Bretagne mit Inspektor Dupin. Ich muss mich etwas durchkämpfen, nicht wegen fehlender Spannung, aber wegen einsetzender Müdigkeit. Doch irgendwann sind die 6 Stunden Wartezeit auch vorbei, ich sitze am Gate 32, warte bis der Flug nach Bali startet. Jetzt noch einmal 6 Stunden, dann setzt das Flugzeug in Bali auf. Direkt am Meer, dessen Wellen ich tief unter mir sehen kann. Und weit hinten entdecke ich einen schwarzen Fleck. Zuerst glaube ich, dass das Fenster dreckig ist, doch der Fleck bleibt am Boden haften. Ist das ein Fels? ein Berg? Oder doch ein Turm? Ich kann es mir nicht erklären und nehme mir vor, dem gelegentlich auf den Grund zu gehen.
Monsieur Dupin hat seinen Fall gelöst, als wir landen und ich erwarte, dass ich den Sonnenuntergang am Meer erleben werde, schliesslich ist es erst halb fünf. Mein Hotel liegt sehr nahe am Flugplatz, die Sonne geht in knapp zwei Stunden unter.
Doch wie oft, wenn man sich etwas vorstellt, wird es ganz anders. Zuerst brauche ich ein Visum. Und weil nur die vietnamesichen Touristen direkt zum Passschalter gehen können, stehe ich mit unzähligen anderen fast eine Stunde am Visumschalter,. Hier wird wieder einmal mein Impf-Zertifikat gewünscht. Ausserdem wird überprüft, ob ich die App für Bali heruntergeladen habe. Zum Glück hatte ich das schon an dem Tag gemacht, als ich den Flug gebucht hatte, inzwischen hätte ich das bestimmt vergessen. Also Visum ok, ich gehe an die Passkontrolle. Und stehe schon wieder an. Dauert ja nur eine gute halbe Stunde bis all die Pässe kontrolliert und gestempelt sind. Den Sonnenuntergang kann ich inzwischen abschreiben, denn ich fasse es nicht, da gibt es eine weitere Warteschlange. Die Zolldeklaration. Ein Formular muss ausgefüllt und abgegeben werden.
Jetzt noch Geld besorgen, es gibt einen ATM-Automaten und ich bin augenblicklich Millionärein. 2 Millionen indonesische Rupiah ziehe ich aus dem Automaten. Jetzt aber dringend den Koffer abholen. Da steht er, neben dem Band ganz allein. Was ich wohl falsch gemacht habe, dass ich die letzte von unserem Flug bin. Vielleicht waren alle anderen Vietnamesen.
Noch etwas muss ich aber besorgen, bevor ich zum Taxistand gehe. Eine Sim-Karte muss her. Das geht in diesem Fall jetzt ganz einfach. Zwar nicht unlimited, aber ich hoffe, dass mein Datenvolumen für einen Monat reicht.
Beim Taxistand bezahle ich viel zu viel, das ist mir schnell klar. Doch man beteuert mir, dass man einen Einheitstarif hat, egal wo das Hotel steht. Meines steht knapp 2 km neben dem Flugplatz. Einheitstarif.
Mir inzwischen auch egal, ich will jetzt nur endlich ankommen. Natürlich rechnen die Taxi-Unternehmen damit. Wenn man müde von einem langen Flug ankommt und noch keine Ahnung vom Wert der lokalen Währung hat.
10 Minuten später stehe ich an der Rezeption. Und jetzt geht es tatsächlich ganz schnell und ich bin in meinem Zimmer. Es ist gross, sauber, hat ein Badezimmer wie ich es in ganz Indien nicht gesehen habe und ich fühle mich sofort sehr wohl.
Etwas später suche ich das Restaurant, das vorne am Strand liegt. Bestelle eine Margarita und gegrillten Fisch balinesien Style und bin jetzt tatsächlich angekommen. Die Wellen rauschen, eine Band spielt live-Musik, die Ferien können anfangen, hier bringt mich so schnell nichts mehr weg.
Aufbruch: | 01.06.2022 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 30.01.2023 |
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