Reise durch Indien
Udaipur
Wir sind heute früh unterwegs, denn es liegt wieder eine lange Strecke vor uns. Von Pushkar bis Udaipur, unserem heutigen Ziel sind es gut 350 km, also gute sieben Stunden.
Wir fahren fast ohne Unterbruch. Einmal halten wir an, um einen Chai zu trinken. Dann geht es weiter.
Das bringt mich zur Frage nach den Ruhezeiten eines Drivers. Gibt es eine maximale Fahrzeit, gibt es offizielle Pausen, die eingehalten werden. Nipendra lächelt. Nein, sowas kennt man hier nicht. Niemand wird kontrolliert, weder Buschauffeure noch LKW-Fahrer noch Privat- oder Taxichauffeure. Meistens brauchen die Gäste eher mal eine Pause zwischendurch, dann kann jederzeit angehalten werden.
Er kennt auch keine offiziellen Frei- oder Ferientage. Er braucht sie auch nicht, denn solange er in Delhi ist, arbeitet er. Ist er allzeit abrufbereit. Denn was soll er in Delhi, seine Familie wohnt weit weg auf dem Land. Er braucht ein paar aufeinanderfolgend Tage, um sie alle paar Wochen zu besuchen. Seine Frau mit dem kleinen Jungen wohnt im Farmhaus seiner Eltern. Das ist völlig normal. Er bringt das Geld nach Hause, kümmert sich um den Unterhalt der Familie. Und sonst wird viel telefoniert. Gestern hatte ihn sein kleiner Sohn angerufen, brauchte wohl etwas Unterstützung bei den Vorbereitungen für seinen ersten Schultag.
Wenn Nipendra in Delhi ist, ist er allzeit bereit. Sein Chef kann jederzeit anrufen und ihn für eine Citytour oder eine längere Fahrt engagieren. Seine Unterkunft in Delhi ist ein Zimmer, das er sich mit zwei, manchmal drei Kollegen teilt. Heute will ich etwas mehr über dieses Leben wissen, denn genau solche Geschichten höre ich, seit ich unterwegs bin. Schon die pakistanischen Taxifahrer in Dubai erzählten von ihren WG und den regelmässigen Flügen in die Heimat.
Was kann ich mir unter einem Zimmer, das man zu viert teilt, vorstellen? Gibt es Betten, hat er einen eigenen Schrank da? Wie ist es mit dem Badezimmer?
Es gibt ein Bad, aber das teilt man sich mit anderen Bewohnern von anderen Zimmern in der gemeinsamen Wohnung. Nein, Betten gibt es nicht, es ist ein Schlafplatz, der tagsüber aufgerollt wird. Und manchmal vermietet man den Platz auch weiter, wenn man ihn grad selber nicht braucht, aber ein anderer Driver einen Platz in der Stadt braucht. Vom Gesetz wegen dürfen nicht mehr als vier Personen ein Zimmer teilen. Da es eigentlich immer Fahrer sind, die sich das Zimmer zu sehr günstigen Bedingungen mieten, ist meistens einer von ihnen unterwegs.
Die persönlichen Sachen hat Nipendra immer im Auto. Seine Kleider, Waschzeug. Darum ist auch der Kofferraum bei vielen Drivern fast zur Hälfte bereits besetzt. Und wenn die Touristen selber mit grossem Gepäck kommen? Sie sind meistens allein oder zu zweit. Einen zweiten Koffer kann man gut auf dem Vordersitz deponieren. Wenn es mehr sind, braucht es eben ein grösseres Auto. Das ist dann auch für alle bequemer.
Langsam kann ich mir ein Bild machen, von den Verhältnissen, wie man in Delhi lebt. Nipendra schätzt, dass gut 60 % der Menschen in der Stadt genau wie er zugezogen sind, das heisst sie sind nur in der Stadt, weil hier die Verdienstmöglichkeiten grösser sind. Im Herzen aber bleiben sie ihrem Geburtsort verbunden. Ganz egal wo auch immer sie sich im Land grad aufhalten. Eine Familie gründet man dort, wo man herkommt. Das erklärt auch, dass alle Kaschmiri, die ich im Laufe der Reise kennen gelernt habe, immer auf ihre Heimat, auf ihre Familie dort gepocht haben. Während der Pandemie ging man nach Hause. Denn wer hält es ohne Arbeit lange zu dritt oder viert in einem gemeinsamen Zimmer aus. Man ist ja kaum befreundet, es sind Zweckgemeinschaften. Man hat hier überhaupt nichts zu tun, ausser arbeiten, ausser jederzeit abrufbereit zu sein für den nächsten Einsatz.
Gelebt wird zu Hause. Und dahin fährt Nipendra mit dem Bus, das Auto gehört ihm nicht, das bleibt in der Stadt. Hat er wenigstens ein Motorrad will ich wissen. Ja, das hat er, aber es wird vor allem von seinem Bruder benutzt. Er ist zu Hause auf dem Hof und für Transporte dort, benutz er das Motorrad.
Wir kommen recht gut voran. Fahren auch heute wieder über Autobahnen, durch Dörfer, auf und unter Fly-Over, diesen neuen Strassen, die zur Entlastung des Verkehrs überall gebaut werden. Überall, wo man sie nicht braucht, werden sie gebaut, aber da wo es wirklich regelmässig Stau hat, gibt es keine, meint Nipendra. Doch er nimmt es in Kauf, er lässt sich nicht weiter über das Thema aus, denn machen kann man eh nichts dagegen.
Er hat viel mehr damit zu tun, auf Kühe aufzupassen, die plötzlich auf der Strasse stehen, nachdem man einen Lastwagen überholt hat. Zum Glück fährt er nicht schnell, 80 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit und die kann selten eingehalten werden. Das Fahren auf diesen Strassen erfordert tatsächlich immer grösste Aufmerksamkeit. Einmal sind es Geissen, die über die Strasse wollen, dann eine Gruppe von Pilgern. Wir begegnen ihnen schon die ganze Zeit. An einigen Stellen sind grosse Verpflegungsstände aufgebaut, an anderen sind es Unterkunftszelte. Die Menschen sind mit grossen Fahnen unterwegs, gehen zu einem Fest, das irgendwo stattfindet. Ich konnte mir den Namen nicht merken, aber es ist ein wichtiger Pilgerort, an den die Menschen zu Fuss, mit Autos oder Motorrädern pilgern. Oft kann man sie schon von weitem erkennen, sie tragen grosse Fahnen mit sich, die mit allerlei Blumen und Emblemen geschmückt sind.
Eine Stunde bevor wir an unserem Ziel ankommen, macht mich Nipendra darauf aufmerksam, dass in der Ferne eine Statue sichtbar werden würde. Noch kann man sie im Dunst nicht erkennen, aber irgendwann taucht sie vage auf. Und dann fahren wir auch schon an ihr vorbei. Es ist eine riesige Shiva-Statue, vor drei Jahren wurde sie eingeweiht und ist seither ein neues Touristenziel und vor allem auch ein Ziel für Hindus.
Mit ihren 106 Metern ist sie riesig und aus einem Kilometer Entfernung sehr zut zu erkennen. Es ist die dritthöchste Statue Indiens, die höchste wurde 2018 eröffnet, von ihr gibt es noch kaum Bilder im Internet. Natürlich habe ich sie später ergoogelt: Es ist die Statue der Freiheit, mit 182 m die absolut höchste Statue der Welt. Sie steht an einem ziemlich abgelegenen Ort im Westen Indiens. Die nächst gelegene Stadt heisst Vadodora und ist ca 100 km davon entfernt. Es wird also noch eine Zeit brauchen, bis sie sich zu einem Touristenmagnet entwickelt.
Die Shiva-Statue ist aber trotzdem recht imposant und steht krass in der Gegend, wo es kaum mehrgeschossige Häuser gibt. Bei guter Witterung ist sie bereits aus 20 km Entfernung zu sehen. Heute hat es länger gedauert, bis ich sie erkennen konnte.
Wir sind jetzt fast am Ziel, Nipendra fragt mich, ob ich den Garten der Jungfrauen, den Saheliyon Ki Bari sehen möchte. Es ist ein kleiner Garten am Rande der Stadt.
Und ob ich will. Auch wenn ich mich nach der langen Fahrt auf das Hotelzimmer gefreut habe, will ich mir diesen Garten nicht entgehen lassen.
Beim Eingang werde ich gefragt, ob ich einen Guide möchte. Nein, einen Garten entdecke ich am liebsten allein.
Tatsächlich entpuppt sich der Garten als sehr romantische kleine Anlage mit verschiedenen Wasserspielen, kleinen Pavillions, Er scheint beliebt zu sein für Fotoshootings, darum treffe ich überall auf Frauen in wunderschönen Saris in allen Farben, die von Fotografen oder Feunden begleitet, vor den Springbrunnen posen.
Einmal treffe ich auf einen ganze Gruppe Frauen, die sich gerade eben auf den Plattenweg gesetzt haben. Ob das die Harmensdamen sind, für die der Park gebaut wurde. Gebaut wurde er von einem der Maharadschas im 18. Jahrhundert für seine Königin und ihre 48 Hofdamen. Die Wasserspiele sind aus England importiert.
Beim grossen Teich mit den wasserspeienden Elefanten höre ich einem der Guides zu, der seiner Gruppe grad erzählt, dass die Wasserspiele auf Geräusche reagieren. Zur Demonstration klatscht er in die Hände und tatsächlich geht das Wasser zurück und bleibt dann ganz aus. Ein erneutes Klatschen lässt das Wasser wieder fliessen. Er lädt seine Gäste ein, es selber auszuprobieren. Es klappt nicht auf Anhieb, vielleicht hat die Frau zu wenig stark geklatscht. Beim zweiten Mal klappt es, das Wasser stellt ab, der Jubel ist gross, worauf das Wasser wieder einsetzt.
Beim Weitergehen entdecke ich einen der Arbeiter des Gartens bei einem grossen Hebel. Er passt ganz genau auf die Gespräche rund um den Pool auf und legt den Hebel um, wenn einer der Guide in die Hände klatscht. Von wegen lärmgesteuertes Wasser. Aber die Wirkung ist gut und die Elefanten haben bestimmt mehr Aufmerksamkeit, als wenn sie dauernd Wasser speien würden.
Ich schlendere weiter durch den Garten, komme an weiteren Wasserspielen vorbei, die ganz automatisch und ohne Geräusch die Wasserstärke ändern und mache mein Selfie, angesteckt von den vielen Fotografen, die sich da tummeln.
Irgendwo treffe ich auf eine Gruppe Frauen, die in ihren buten Saris entspannt im Rasen liegen. Als ich mich nähere, sitzen sie auf und bedeuten mir, dass ich sie gern fotografieren dürfe. Ob es Nachkommen der Maiden sind, für die der Park angelegt wurde, oder vielleicht doch Arbeiterinnen, die sich grad eine kurze Mittagspause gegönnt haben.
Ich gehe zurück zum Eingang wo Nipendra auf mich wartet. Grad wollen wir losfahren, als ich am Strassenrand eine Frau sehe, die ihren kleinen Verkaufsstand aufbaut. Ich weiss nicht, was sie verkaufen will, aber ich sehe den Schirm, den sie soeben aufgestellt hat. Er ist blau. Genau den brauche ich, der passt perfekt zu der blauen Bluse, die ich heute trage. Nipendra kennt inzwischen meine Schirm-Geschichten und hält an. Was sich die Frau über die Touristin gedacht hat, die rasch aus einem Auto gesprungen ist, unter ihrem Schirm ein Selfie gemacht hat und schon wieder weg war, weiss ich nicht. Hauptsache ich hab mein Schirmbild für morgen.
Mein Hotel ist ein dreistöckiger Bau mit vielen Erkern mit Blick auf den See. Auch mein Zimmer hat so einen kleinen Erker, in den man sich setzen könnte und hinaussehen. Ein gemütlicher kleiner Sitzplatz, den ich aber nicht benutze, ich brauche einen Moment, lege mich aufs Bett.
Da erreicht ich eine Nachricht eines Facebook-Freundes. Sumer kenne ich zwar nicht persönlich, aber ich weiss, dass er Guide ist, hier in Rajasthan. Er hat in meinen Posts gesehen, dass ich in der Nähe bin und will wissen, wo genau ich heute sei. Natürlich ist er enttäuscht, dass ich mich nicht bei ihm gemeldet hatte, doch die Zeit war dafür einfach zu kurz. Nach einer kurzen Enttäuschung hat er mir aber dann trotzdem einen Tipp, wo ich heute Abend in Udaipur essen könnte. Und vor allem macht er mich auf eine Folklore-Show aufmerksam, die jeden Tag aufgeführt wird.
Nach einer kurzen Pause ist es jetzt Zeit, den Ort zu erkunden. Auch Udaipur ist relativ klein und für Autos nicht zugänglich. Es lieg an einem von sieben kleinen Seen. Darum nennt man es auch indisches Venedig. Ich gehe über zwei Brücken, komme bald in den Ort und als ein Tuktuk anhält gehe ich auf sein Angebot ein, mich durch Udaipur zu fahren, denn meine Zeit hier ist wieder einmal sehr beschränkt.
Wir fahren vorbei an reich geschmückten Fassaden mit Zinnen und Erkern. Mit Balkongeländern voller Ornamenten aus Stein und Eisen. Bogentoren, Säulen. Es scheint, dass jedes Haus ein Palast ist. Und jeder könnte eine spannende Geschichte erzählen.
Wir fahren zum See, wo ich kurz aussteige und ein paar Schritte gehe. Da draussen kann man das grosse Hotel, einst der Palast eines Maharadschas, erkennen. Das Hotel diente als Kulisse für den James Bond Film Octopussy. Ich werde mir den Film bestimmt mit ganz anderen Augen ansehen, wenn er wieder einmal läuft. Für den Moment habe ich mir den Trailer angesehen.
Auch hier am Ufer sehen alle Häuser wie verwunschene Paläste aus einer anderen Zeit aus. Vergitterte Balkone, steinerne Kuppeln, vielleicht waren sie früher gülden
Wir fahren weiter und kommen zum Hauptplatz. Es ist der höchste Punkt des Ortes und hier steht der Jagdish-Tempel. Er ist dem Gott Vishnu gewidmet. Das erzählt mir ein Mann, der mich sofort in Empfang nimmt, kaum dass ich die hohe Treppe erstiegen habe. Er begleitet mich in den Tempel, weist mich an, hier nicht zu fotografieren und führt mich rund um den Tempel. Macht mich auf die reichhaltigen Ornamente aufmerksam. All die vielen Figuren, die sich rund um den ganzen Bau weiterziehen. Es sind Elefanten, Pferde, Götter, Tänzerinnen. Sehr eindrucksvoll, doch eigentlich würde ich die Fassade alleine ansehen. Leider kann ich den aufdringlichen Guide nicht abschüttelen, er weist mich auf die verschiedenen Götter in den kleinen Pagoden hin, sagt mir deren Namen und deren Bedeutung, die ich mir in der Schnelle nicht merken kann und dann kommen wir auf den Platz hinter dem Tempel.
Auf dem Platz steht ein kleiner Tisch an dem ein Mann sitzt. Hinter ihm ist eine Türe offen und da innen werden den ganzen Tag gekocht. Gekocht für die àrmsten Einwohner. Sie können hier jederzeit eine Mahlzeit abholen. Vor allem am Morgen und am Abend ist der Ort sehr gut besucht, erzählt mir mein selbsternannter Guide und ich kann auch ein paar Leute sehen, die kommen und einen kleinen Plastiksack bekommen, in dem wohl etwas Reis mit Gemüse verpackt sind. Die beiden Frauen, die in der Küche am Boden sitzen, sind dabei, die Esswaren einzupacken, während der Mann draussen am Tisch Quittungen ausstellt, wenn jemand kommt und ein paar Rupien spendet, so wie die Familie, die gerade vom Tempel kommen.
Auch ich lasse eine Note hier und muss dann meinen Namen auf den Quittungsblock schreiben, denn Ordnung muss sein. Auch gutes Karma will registriert sein.
Ich merke, dass ich mich jetzt endgültig zu lange beim Spendentisch aufgehalten habe, mein Guide drängt weiter. Erwill mir sein Atelier zeigen, das gleich daneben liegt. Er ist Maler und hat mir gleich als er mich gefragt hat, woher ich komme, erzählt, dass er Ende September nach Zürich fliegen würde. Das Kunsthaus hätte ihn und ein paar indische Künstler eingeladen, ihre Arbeiten auszustellen. Das freut mich sehr und wenn ich dabei hätte, würde ich ihm gern ein paar Schweizer Franken schenken, damit er sich dort einen Kaffee kaufen könnte
Also lasse ich mich in seinen Laden lotsen. Seine zwei Kollegen sind dabei, feine kleine Bilder zu machen Mit Farben, die aus Steinen gewonnen wurden, erklären sie. Mit kleinen feinen Pinseln, die aus den Haaren von den Streifenhörnchen, die auch hier überall herumflitzen. Wie er diese gewinne, will ich wissen. Wir locken sie mit Futter an, scheren ihnen das Fell und lassen sie wieder frei, wird mir erzählt. So bekommen sie free Food and a free Haircut. Also gratis Futter und einen gratis Haarschnitt. Da kann man nicht viel dagegen haben.
Ich frage, ob ich den wunderschönen Pfau fotografieren darf und merke, dass ich jetzt besser etwas kaufen sollte.
Doch ich will nichts kaufen und ich will auch nichts für die Führung zahlen. Ich hatte ja nicht danach gefragt. Dass ich ihm ein paar Franken gegeben hätte, sage ich nicht, bin inzwischen auch gar nicht mehr so sicher, ob seine Geschichte der Einladung wirklich stimmt. Denn er will nicht richtig mit Details herausrücken.
Man versucht halt alles, um die Aufmerksamkeit der Touristen auf sich zu locken.
So verlasse ich einen ziemlich enttäuschten Tempelmaler und mein Karma ist wahrscheinlich wieder am Boden.
Mit dem Tuktuk, dessen Fahrer vor dem Tempel auf mich gewartet hat, fahre ich weiter und wir kommen zum Markt.
Auch hier will er auf mich warten, zeigt mir, durch welche Gasse ich gehen und wo ich zurück zum Platz auf dem er steht komme.
Zuerst komme ich zu den Düften, den Gewürzen und Trockenfrüchten. Und zu einem duftenden Seifenstand, der mitten in den Gewürzen seine eigenen Düfte verbreitet.
Dann kommen die Farben die für Lebensmittel gebraucht werden. Kurkuma, Curry, Chilli, Gewürzmischungen. Verschiedene Getreide und Reissorten.
Ich hab mich noch kurz einmal um eine Gasse vertan vor lauter vieler Marktstände, mein Fahrer guckt sich schon intensiv um, als ich aus einer anderen, als der vereinbarten Richtung zurück komme. Jetzt zeigt er mir noch, wo ich später die Folklore-Show sehen werde und empfiehlt mir dann, in einem der Roottop-Restaurants die Aussicht zu geniessen.
Diesen Tipp nehme ich gern entgegen und entlasse ihn.
Mit einem winzigen wackeligen Lift fahre ich hinauf zur Dachterrasse und bekomme tatsächlich einen richtigen Cappuccino. Rajasthan ist ein Paradies.
Hier oben habe ich eine schöne Aussicht auf den See. Sehr die vielen anderen Cafes auf den anderen Hotels, Jeder will höher sein, die Konkurrenz unter den Betrieben scheint zu funktionieren. Aber sie sind schlecht besetzt.
Hier oben sieht man auch die vielen schönen Fassaden, die alten Paläste, die Ornamente, die Balkone, die Erker und Wandelgänge.
Links kann man die Hotel-Insel entdecken, die als Filmkulisse für Octopussy mit James Bond benutzt wurde.
Später, auf dem Weg zum Museum, wo die Folklore-Show stattfinden wird, entdecke ich tatsächlich so etwas wie einen Stall. Mitten im Ort werden ein paar Kühe gefüttert und gemolken. Im Stall hinter dem schmalen Fenster kann ich zwei Schimmel erkennen, die aus einem Futtersack fressen. Ein ungewöhnliches Bild. So auch das Kalb, das auf dem Trottoir liegt und Gras frisst. Irgendjemand scheint also immer für die Tiere zuständig zu sein, auch wenn diese mitten in der Stadt leben.
Das Theater ist dann zu meiner grossen Überraschung tatsächlich voll. Es kommen aber noch während der Vorstellung immer weitere Leute, ein paar Plätze wurden von den Platzanweisern frei gehalten. Sie scheinen das zu wissen und sind vorbereitet.
Drei Musikanten begleiten mit ihren typischen Instrumenten durch das Programm, eine attraktive Moderatorin erzählt in Hindu und englisch die verschienenen Tänze.
Sechs Frauen tanzen in verschiedenen Kleidern, mit Feuer auf dem Kopf, in zauberhaften Saris oder weit schwingenden Röcken, ein Puppenspieler lässt seine verschiedenen Puppen auftreten und am Schluss tanzt eine Frau mit einer immer höheren Pyramide von Töpfen auf dem Kopf immer schneller.
Es ist ein wunderbarer Abend, voller Poesie, voller Musik, mit viel Herzblut vorgetragen.
Nach der Aufführung bin ich zu müde, um den Tipp mit dem Nachtessen noch zu folgen, denn das Lokal ist ziemlich weit von meinem Hotel entfernt. Lieber nehme ich jetzt ein Tuktuk, das mich zurück ins Hotel bringt, inzwischen ist es richtig dunkel geworden.
Die Entscheidung erweist sich als richtig. Auf dem Dach meines Hotels gibt es ein Roottop-Restaurant mit wunderbarmem Blick auf den See mit der Hotelinsel.
Das ganze Restaurant ist romantisch rot beleuchtet, irgendwo brennt ein Räucherstäbchen und das Essen ist sehr gut. Am Schluss brauche ich nur zwei Treppen hinunter zu steigen und bin bereits in meinem Zimmer - mit dem romantischen Erker. Gute Nacht.
Aufbruch: | 01.06.2022 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 30.01.2023 |
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