Reise durch Indien
Coole Tage
Es werden zwei wundervolle Tage. Voller Sonnenschein tagsüber und kühlen Nächten. Am Morgen gehe ich zum Frühstück ins Restauant. Weil ich am ersten Morgen nicht entscheiden konnte, was ich wollte, bestellte ich das 'Full Breakfast' und bekam ein wahres Festessen: Bananenpancakes mit Palmzuckersirup und frischen Früchten. Ausserdem gebratene Kartoffeln, Rührei, Speck und ein Würstchen. Dazu Bal-Kaffee und einen Ananassaft. Speck und Wurst und auch das Rührei liess ich die anderen Male aus, aber die Bananenpancakes liess ich mir jeden Morgen schmecken.
Wie schon der Name des Restaurants sagt, hat man von der Terrasse einen Blick hinunter zum See. Auch wenn man dazu ans Geländer sitzen und den Kopf etwas recken muss. Das Hotel ist direkt oben auf der Krete, das heisst es geht auch auf der anderen Seite leicht hinunter,
Zum kleinen Dorf unten im Tal würde vielleicht ein schmaler Fussweg führen und bestimmt würde ich sogar jemanden finden, der mich mit dem Motorrad wieder hinauf bringen würde. Doch ich brauche das gar nicht. Mache nach dem Frühstück einen kleinen Spaziergang in der Nähe und entdecke dabei allerlei interessantes.
Zum Beispiel, dass hier Kaffee angepflanzt wird. Ich bin hier auf 1300 m, was genau die richtige Höhe für den Arabica-Kaffee ist. Die Pflanzen wachsen im Halbschatten von höheren Bäumen, hier sind es Bananenstauden und andere Fruchtbäume. Und ausserdem wächst auch sonst so allerlei auf der Kaffeeplantage. So kann ich zum Beispiel eine grosse Ingerpflanze entdecken. Da nichts mit Maschinen geerntet wird, macht das überhaupt keine Probleme, wenn alles etwas durcheinander gerät. Jedenfalls gibt es so immer etwas zum Ernten und zum Verkaufen.
Am zweiten Tag bin ich bei meinen Streifzügen zu einem Haus gekommen. Natürlich hatte ich schon gesehen, dass ich in einen privaten Bereich komme, das kleine Tempelchen auf dem Stein-Podest hat es mir angezeigt. Da oben lagen auch bereits die Opfergaben, die die Hausfrau am Morgen ausgelegt hatte.
Ich näherte mich vorsichtig dem Haus und wurde von der Frau neugierig begrüsst. Leider fehlte uns beiden die Sprache. Ich bewunderte sie für ihre Graniums und Begonien vor dem Fenster, denn das hatte ich hier tatsächlich noch nie gesehen und dann versuchte ich wenigstens den Namen auszutauschen. Jasni heisst sie, was vielleicht etwas mit Jasmin zu tun hat. Jedenfalls merkte sie schnell, dass ich mich für ihre Blumen interessierte und machte mich auf ihre riesigen weissen Orchideen aufmerksam, die auf der anderen Seite des Hauses blühten.
Bevor ich mich wieder verabschiedete, sah ich noch eine Weile dem Mann zu, der einen grossen Korb aus Peddigrohr flocht. Solche Körbe werden überall an den Strassen verkauft und vor allem in Ubud kann man diese Kunstwerke oft finden.
Den Rest der Tage verträumte ich zu Hause. Im Zimmer, richtete mir einen Schreibplatz auf dem kleinen Balkon ein, döste auf dem Liegestuhl und machte mich zwischendurch auf die Suche nach Blumen.
Im Laufe des Vormittags kam jeweils die Bedienung Erlina mit dem grossen Tablett auf dem sie die Opfergaben hatte. Diese verteilte sie im kleinen Gebetsraum vor den verschiedenen Göttern auf dem Altar. Blätter mit Reis, Bastkörbhen mit Blumen und Becherchen mit Honig stellte sie neben die Gaben von gestern. Dann zündete sie ein paar Räucherstäbhen an, verspritzte mit einer Blüte noch etwas heiliges Wasser und ging dann nach draussen zu ein paar der Statuen um auch hier ihre Opfergaben zu bringen.
Das bringt Glück für den Tag, erklärte sie mir und auch dass das Leben in Bali von unsäzligen Zeremonien bestimmt wird. Zeremonien für den Tag, für die Arbeit, für eine spezielle Aufgabe, eine Begegnung und Zeremonien für die Nacht. Und natürlich auch all die speziellen Zeremonien für spezielle Anlässe, wie Hochzeit, Tod, Kremation, Geburt eines Kindes.
Bevor Erlina am Morgen mit ihrem Motorrad zur Arbeit kam, hat sie ihren eigenen Hausgöttern bereits mit Opfergaben gehuldigt. Es wird tatsächlich sehr viel Zeit für die Götter aufgewendet. Ob die Leute deswegen immer gut aufgelegt sind. Ein bewussteres Leben bewirkt dieser Umgang mit den Göttern bestimmt. Vor allem ein dankbareres. Das zeigt sich bei vielen persönlichen Gesprächen. Dankbarkeit für das was man hat ist immer ein Thema.
Am Abend ging ich ins Restaurant zum Nachtessen und war während der ganzen Zeit tatsächlich der einzige Gast. Es scheint, dass auch tagsüber nicht viele Gäste vorbei kamen. Nur am Sonntag, als ich ankam, war die Terrasse mit Ausflüglern voll.
Unter der Woche ist es hier extrem ruhig. Schade eigentlich, das Hotel bietet nämlich auch gute TreckingTouren an. Und ausserdem spirituelle Kurse und Massagen. Von der Massage habe ich profitiert mit einer wunderbaren Aromatherapie direkt in meinem Zimmer.
Am Abend zündete ich dann das Kaminfeuer an. Nicht weil ich gefroren hätte, sondern weil es einfach schön ist, am Abend vor dem Kaminfeuer zu sitzen und später beim Schein der roten Glut einzuschlafen.
Der Holzvorrat wurde am nächsten Morgen wieder aufgefüllt.
Alles in allem also zwei wunderbar entspannte Tage. Genau richtig für mich.
Der einzige Wehrmutstropfen war, dass die imposante Bergkette nie aus den tief liegenden Wolken herauskam.
Aufbruch: | 01.06.2022 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 30.01.2023 |
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