Reise durch Indien

Reisezeit: Juni 2022 - Januar 2023  |  von Beatrice Feldbauer

Delhi - Red Fort

Ankunft Flughafen Delhi

Ankunft Flughafen Delhi

Zurück in Delhi, es ging über Saigon mit einem kurzen Aufenthalt. Gerade genug für einen Cappuccino. Es hat alles wunderbar geklappt mit den Flügen und den Einreisen in zwei Länder. Es wurden keine Zertifikate mehr angefragt, nur das Visum für Indien musste ich noch einmal in der Original-Papier-Version vorweisen, dann bekam ich meinen neuen Einreisestempel. Es gibt auch keinen Hinweis mehr, dass ich nach 90 Tagen noch einmal ausreisen müsste. Doch dieses Detail beschäftigt mich im Moment sowieso nicht.

Ahmed hatte mir wieder das Hotel vom letzten Mal vermittelt, das zur gleichen Gruppe wie das vorherige gehört, aber etwas schöner ist, ein Heritage-Hotel - ein Traditions-Hotel. Mit gemalten Bildern an den Wänden, farbigen Lampen im Zimmer, alten Wasserhahnen im Bad, die ich erst in den Griff bekommen muss, denn sie drehen gegenseitig. und am Lavabo sind Kalt- und Warmwasser vertauscht. Zum schweren Zimmerschlüssel gehört ein Schloss, wie zu einem Kerker. Vor allem weil da auch gleich noch zwei Wörter auf beiden Seiten meiner Zimmertüre Wache stehen.

Das Hotel wäre eigentlich sehr schön, aber es fehlt überall noch etwas Unterhalt.

Zimmerschloss

Zimmerschloss

einer der beiden Wärter vor meiner Zimmertüre

einer der beiden Wärter vor meiner Zimmertüre

Das kommt davon, wenn man aus einem Land kommt, wo alles genormt ist, ich drehe jedesmal zuerst den falschen Hahnen auf.

Das kommt davon, wenn man aus einem Land kommt, wo alles genormt ist, ich drehe jedesmal zuerst den falschen Hahnen auf.

Den ersten Tag ziehe ich mich in mein Zimmer zurück, schlafe und versuche die letzten Eindrücke von Bali zu verarbeiten. Noch habe ich den Bali-Bericht nicht ganz abgeschlossen.

Doch am nächsten Tag gehe ich hinaus und werde auch prompt vom Tuctucfahrer vor dem Hotel angesprochen. "Wohin willst du?" "Eigentlich nur ein wenig durch die Altstadt bummeln", möchte ich sagen, aber dann erinnere ich mich, dass ich bei der ersten Stadtbesichtigung vor dem roten Fort abgewunken hatte. Wollte das Fort nicht besuchen, fühlte mich schon übervoll von all den anderen Eindrücken.

Heute aber bin ich fit, mir den berühmten Stadtpalast anzusehen.

Fast hätte ich es vergessen, aber Delhi bedeutet auch wieder Tuctuc und Chaos auf den Strassen. Schlaglöcher, umdrehen in den Gegenverkehr, abgeschnittene Vortrittsrechte, ewiges Hupkonzert und überfüllte Motorräder. Und eben: TucTucs. Die hatte ich in Bali irgendwie vermisst. Diese unkomplizierten Vehikel, die überall anhalten, jederzeit verfügbar, auf ein Handzeichen sofort reagieren und einen überall hin bringen.

Ashishi heisst mein heutiger Fahrer, er bringt mich zum Eingang des roten Forts und will auf dem Parkplatz auf mich warten. Ich werde ihm eine Mitteilung schicken, wenn ich auf dem Rückweg bin, darum wird wie immer gleich mal die WhatsApp-Nummer ausgetauscht.

Vom Parkplatz laufe ich erst einmal entlang der langen Umgehungsmauer, die mir einen kleinen Eindruck von der Grösse der Festung vermittelt. Ich mache mir noch keine Vorstellung was mich hinter der Mauer erwarten könnte Red Fort, rotes Fort, wegen der Farbe des Sandsteins, aus dem es gebaut wurde. Und Fort deutet auf Festung hin, also militärisch oder mindestens zur Verteidigung. Erbaut im 17. Jahrhundert von einem der vielen Mogule des Reiches.

Kurz vor dem eigentlichen Eingangstor, entdecke ich auf der anderen Seite ein Riesenrad. Und dann noch eines, und ein drittes. Was jetzt? Jeder weiss ja von meiner Schwäche für Riesenräder, einen ganz kleinen Moment schwanke ich. Riesenrad oder Festung? Natürlich habe ich mich für die Festung entschieden,

Gleich hinter dem ersten dicken Tor und der hohen Mauer gibt es ein noch höheres Tor mit zwei Türmen und einem langen Durchgang. Das ist schon sehr eindrucklich, denn wenn man das erste Tor passiert hatte, war man erst in einer Art kleinem Vorhof.

Im langen Durchgang, der mit einer hohen gewölbten Decke und Marmorverkleidungen verziert ist, haben sich ein paar ausgewählte Händler niedergelassen. Vor und in ihren kleinen Läden bieten sie ihre Waren an. Goldene und silberne Schmucksachen, Ringe, Armreife, aufwändige Colliers mit vielen Edelsteinen bestückt. Bunte Saris und wunderschöne glitzernde Saidenschals, Steinarbeiten, Holzarbeiten. Ich lege meinen Sturblick ein, schiele nur kurz auf die Auslagen, mag nicht von jeder Seite angesprochen werden. Mit meinem sturen Geradeausblick und einem freundlichen "No thank you" auf alle Seiten schaffe ich den Spiessrutenlauf und komme auf der anderen Seite wieder an die Sonne.

Vor mir weitet sich eine grosse Fläche. Grüner Rasen, gepflegte Wege, hohe Bäume und ein paar Gebaude breiten sich vor mir aus. So gross hatte ich mir die Anlage nicht vorgestellt, denn offensichtlich ist sie hinter den Gebäuden mit den grossen Toren noch nicht fertig.

Im Gegenteil, immer weitere Flächen öffnen sich, grosse Hallen mit unzähligen Säulen und reich verzierten orientalischen Rundbogen und immer neue Ausblicke auf noch mehr Gebäude.

Überall wird fotografiert. Familien mit Kindern, Liebespaare, Freunde, Freundinnen, Selfies und Gruppenbilder. Alle machen bei diesem Volkssport mit und manchmal werde ich kurzerhand hineingezogen. "Selfie?" fragt mich grad wieder eine hübsche halbverschleierte junge Frau und zieht ihr Handy aus dem bodenlangen Kaftan. Bevor wir wieder auseinandergehen kommt noch die obligate Frage, die mir in jeder Sitation immer wieder gestellt wird. Manchmal sogar nur beim Vorübergehen von jungen Burschen, oder eben von dieser Frau: "Where do you come from?" Und auf meine Antwort "Switzerland", kommt die genauso stereotype Erwiderung: "Oh Switzerland, beautiful country" Meistens ist damit die Kontaktaufnahme beendet und es geht jeder wieder seines Weges. Nur manchmal durchbreche ich die Routine und frage: "Do you know where it is?", was dann meistens ein ratloses Gefühl hinterlässt. Nein, die allerwenigsten haben einen Begriff, wo dieses Land sein könnte, die wenigsten können eine Karte lesen oder haben überhaupt schon einmal eine gesehen. Da ich ja keine Quizshow veranstalte, liefere ich die Antwort dann auch gleich nach: "Europa". So dass man danach getrost auseinander gehen kann.

Ich lasse mir Zeit, bummle durch die Anlage, bewundere die wunderschönen Saris und wie selbstverständlich die Frauen mit ihren langen Räcken durch die Anlage spazieren. Auch sehr viele junge Mädchen, die mit ihren Freunden unterwegs sind, tragn dieses traditionelle Kleid. Dabei entdecke ich immer wieder neue Hallen, neue Gebäude, Wasserbecken ohne und mit Wasser, in denen sich die eleganten Hallen spiegeln und mache meinerseits das eine oder andere Selfie, bis mich der Rundgang wieder zurück zum Eingangstor bringt.

Die Riesenräder stehen immer noch da, doch ich mag nicht in den Rummelplatz hinein gehen, nachdem ich einen sehr ruhigen Nachmittag in den weiten Parkanlagen des Palastes, denn als das hat sich die Festung heruasgestellt, verbracht habe.

Erst als ich wieder im Tuctuc sitze, realisiere ich, dass die Sonne eben grad am Untergehen ist. Rasch lasse ich Ashish noch einmal anhalten und bekomme grad noch die letzten Strahlen der Sonne, die hinter der grossen Moschee untergeht.

Zum Nachtessen gehe ich hinauf auf die Dachterrasse und geniesse scharf gewürzte Pouletstücke mit rohen Zwiebeln, Als eine der jungen Katzen vorbeischaut hat sie Pech, die Portion war ausnahmsweise eher klein, ich habe sie problemlos gegessen.

Die Katzen werden im Hotel gefüttert, irgendwie scheint der Besitzer seine Freude an ihnen zu haben. Das ist eher ungewöhnlich, denn wie mir Nipendra erzählt hat, haben Katzen in Indien keinen guten Ruf.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es geht wieder los. Vier Monate ist es her, seit ich von meiner Südamerikareise zurück gekommen bin. Sieben Monate war ich unterwegs. Und jetzt stehe ich vor einem neuen Start. Mein Traum ist das Taj Mahal. Mein Ziel heisst Indien.
Details:
Aufbruch: 01.06.2022
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 30.01.2023
Reiseziele: Vereinigte Arabische Emirate
Indien
Indonesien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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