Reise durch Indien
Kochi - angekommen
Einchecken in Dubai geht fast vollautomatisch. Gepäck auf die Waage legen, Bording-Card einscannen. Der Koffer wird gewogen und eine Banderole ausgedruckt. Ankleben, fertig. Da sitzt niemand mehr an einem Schalter..
Dann fängt das Warten an, aber auch das hat irgendwann ein Ende und noch vor MItternacht geht der Flug. Von Dubai bis Kochi, meinem Ziel in Indien gibt es 1,5 Stunden Zeitunterschied. Ich muss mich gleich zweimal vergewissern, ob da tatsächlich mit einer halben Stunde gerechnet wird. Dachte immer, Myanmar sei die einzige Ausnahme. Scheint noch mehr Länder zu geben, die sich eine eigene Zeitzone gebastelt haben. Dafür gilt dann aber für ganz Indien die gleiche Zeitzone, obwohl das Land ja riesig ist.
Ich bin jetzt also der Schweiz 3,5 Stunden voraus, als ich morgens um drei Uhr in Indien lande. Die Einreiseformalitäten sind einfach. Ich muss noch ein Formular von Hand ausfüllen, muss noch einmal bestätigen, dass ich geimpft bin, Zertifikat zeigen, das Visum (auf Papier) zeigen und schon bekomme ich den Stempel in meinen Pass. Aufenthalt gültig bis Mai 2023. Allerdings muss ich nach jeweils 3 Monaten das Land verlassen. Es steht nicht da, für wie lange, aber ich habe noch etwas Zeit, das herauszufinden. Im Moment ist mir nur wichtig, ins Hotel zu kommen.
Beim Taxistand wird mir sofort ein Taxi zugeordnet und ich kann auch gleich mit Karte bezahlen. Habe ja bis jetzt noch keine Rupien.
Bald stehe ich vor dem Hotel, der Taxifahrer stellt meinen Koffer auf die Strasse und fährt los. Und das Hotel ist geschlossen. Nein nicht dass es nicht in Betrieb wäre, drinnen brennt eine abgedunkelte Lampe, aber die Rezeption ist verwaist, niemand da. Und dabei habe ich extra diese Nacht bereits bezahlt, um sicher zu sein, dass ich gleich ein Zimmer habe. Auch habe ich meine Ankunft per Mail mitgeteilt. Wir haben 24 Stunden-Service, hat man mich beruhigt.
Es ist vier Uhr, bis es hell wird, dauert es noch zwei Stunden. In einem kleinen Kabhäuschen neben dem Hotel brennt ein kleines Licht. Ein Mann kommt heraus, und erkennt meine Situation. Sofort fängt er an, an die Glastür zu klopfen, was nicht viel bewirkt. Er zeigt mir den Mann, der hinten auf der Polstergruppe schlaft, scheint der Nachtportier zu sein. Wir versuchen mit Rufen durch den schmalen Schlitz bei den Türen auf uns aufmerksam zu machen, doch es braucht einen Stein, mit dem der Mann an die Türe klopft (nicht allzu fest, immerhin ist diese aus Glas) bis, der Schläfer erwacht.
Er ist noch etwas schlaftrunken und ziemlich unwillig, als er meinen Pass in Empfang nimmt. Ich erkläre ihm, dass ich ein Zimmer reserviert hotte, worauf er barsch erwidert: ja, aber gestern. Ich mag keine langen Erklärungen mehr abgeben, sage Sorry und Thank you, als er mir den Schlüssel gibt und mich in mein Zimmer begleitet. Ich bin angekommen. Alles perfekt.
Stunden später öffne ich die Vorhänge und staune, wo ich gelandet bin. Im Hinterhof zum Hotel lagern, respektive liegen viele Kabelrollen. Das scheint irgendwie eine Schutthalde für Kabel zu sein. Oder werden die noch gebraucht? Es ist der letzte Moment für das Frühstück, also gehe ich in das Restaurant im 1. Stock. Nur fürs Frühstück, hat mir der Nachtportier noch gesagt, das Restaurant sei sonst nicht offen. Es gibt ein kleines Buffet, aber etwas ungewohnt ist es schon. Es gibt nur warme Speisen und ausserdem Tee oder Instant-Kaffee. Werde mich noch etwas umgewöhnen müssen, aber fürs erste reicht es. Danach gehe ich aufs Dach, denn dort müsste laut Hotelbeschreibung eine Roof-Top-Bar sein. Ja, die gibt es, aber die ist zurzeit gar nicht in Betrieb. Corona hat vieles verändert.
Dann gehe ich hinaus auf die Strasse. Sie ist ziemlich belebt, ein paar Autos fahren – auf der linken Seite, daran muss ich mich auch erst wieder gewöhnen – und ein paar Tucktucks knattern vorbei. Irgendwie habe ich einen Flash-Back. Schon letzte Nacht im Taxi hatte ich das als wir durch die Stadt fuhren und jetzt bei den Tucktucks fühle ich mich sofort an Iquitos erinnert. Keine schlechte Vorstellung, muss nur daran denken, dass ich hier englisch sprechen muss. Ein paar Häuser weiter finde ich eine Bank mit einem Geldautomaten. Nach dem dritten Versuch mit einer zweiten Karte bekomme ich einen kleinen Anfangsbatzen. Allerdings scheinen 10‘000 die Höchstgrenze zu sein. Das sind gerade mal 100 Franken, damit werde ich wohl nicht weit kommen. Muss unbedingt einen anderen Automaten finden und hoffe, dass dieses Limit nicht für alle Banken gilt. Immerhin, das Thema Bargeld ist für den Moment gelöst, das zweite Thema ist Internet.
Bei einem kleinen Handyhändler frage ich für eine Sim-Karte. Ja, selberverständlich, zeige mir deine ID.. Ich gehe zurück ins Hotel und komme mit meinem Pass zurück. Doch da winkt der Verkäufer ab. Er will eine indische ID, mit einem ausländischen Pass kann er mir keine Sim-Karte verkaufen. Ich würde einen indischen Bekannten oder einen Freund brauchen, der seinen Namen angibt. Hab ich nicht. Vielleicht bist du mein Freund, versuche ich es, oder die Frau dort hinter dem Tresen. „Nein, nein!“ er lacht. „So geht das nicht, ausserdem isst sie ja die ganze Zeit“. Ich weiss nicht genau, was er demit sagen will, tatsächlich nascht sie schon die ganze Zeit aus einem grossen Chips-Sack. Der Verkäufer versucht sein Bestes, ruft jemanden an, versucht eine Lösung zu finden, doch es scheint tatsächlich so zu sein, dass er mir ohne lokalen Kontakt keine Sim-Karte verkaufen kann. Und jetzt?
„Da kommt mein Chef, vielleicht hat er eine Lösung.“ Der Chef hat tatsächlich eine Idee. In einer leeren Konservendose liegen ein paar gebrauchte Sim-Karten. Er nimmt eine und lädt sie auf. Diese will er allerdings nicht in mein Handy stecken, er meint, er wüsste nicht, von wem sie wäre, und er möchte mich vor unerwünschten Anrufen schützen. Darum verkauft er mir einen mobilen Wifi-Empfänger dazu, den ich immer bei mir haben muss. Damit funktioniert das Internet und ich kann erst noch bis zu 15 andere Geräte anhängen. Das werde ich nicht brauchen, aber immerhin Handy und Laptop müssten funktionieren. Ich kaufe ein Abo für 3 Monate und zahle alles zusammen ca 25 Franken. In drei Monaten kann ich für wenig Geld wieder aufladen.
Jetzt bin ich bereit, mir die Stadt anzusehen. Vielleicht kennt er einen Tucktuck-Fahrer der mich rumführen kann und der Englisch spricht. Sofort steht der junge Mann da, der die ganze Zeit vor dem offenen Geschäft herumgelungert hat. Er ist Fahrer, sein Tucktuck ist bereit. Mit seinem Englisch happert es allerdings und auf meine Frage nach dem Preis für eine Rundfahrt von 1-2 Stunden weiss er nicht genau, was er sagen soll. Auch kommt ihm kein Ort in den Sinn, den er mir zeigen könnte. Und so fahren wir nur gerade ans Wasser. Es ist hier zwar Meerwasser, aber es gibt ein paar vorgelagerte Inseln, zu denen Schiffe hinaus fahren. Wir spazieren entlang der Fussgängerzone. Ein Gespräch will nicht in Gang kommen, sein Englisch ist zu schlecht, aber immerhin entdecke ich die Steintafeln in die Weisheiten von A.P.J. Abdul Kalam Später ergoogle ich, dass dieser der 11. Ministerpräsident Indiens war. Philosoph und Ministerpräsident.
Immer wieder werde ich von Verkäufern gefragt, ob ich eine Bootsfahrt machen möchte, doch im Moment will ich an Land bleiben. Vielleicht Morgen. Eine Mangrovenfahrt wird versprochen, Backwaters nennt sich das. An einem Früchtestand lasse ich mir einen Fruchtdrink mischen. Ananas mit Papayas. Schmeckt wunderbar.
Als unsere schon an sich spärliche Konversation bald am Einschlafen ist, lasse ich mich von meinem Fahrer noch zu einer grösseren Bank fahren, frage ihn nach einem Vorschlag für ein gutes Restaurant für mein Nachtessen und lasse mich zum Hotel zurück fahren.
Die Bank hat er verstanden, und es hat auch mit dem Bezug eines grösseren Betrages geklappt, das Nachtessen fällt flach, er scheint nicht verstanden zu haben, was ich wollte. Also gehe ich später noch zu einem Kaffee in ein kleines Lokal in der Nähe und verziehe mich dann in mein Zimmer. Erst einmal richtig schlafen.
Aufbruch: | 01.06.2022 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 30.01.2023 |
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