Reise durch Indien

Reisezeit: Juni 2022 - Januar 2023  |  von Beatrice Feldbauer

Gegensätze

Ich habe ein langes ausführliches Telefongespräch mit einer Freundin. Wie es so ist, man schaut dabei dahin, dorthin, schaut aus dem Fenster und plötzlich bleibt mein Blick bei der Taube hängen. Sie hat bisher ruhig auf den Eiern gesessen. Und jetzt steht sie da, und unter ihr bewegt sich etwas. Ein kleines Bällchen, noch nass, grad erst geschlüpft, eine kleine Taube. Ich kann es kaum fassen, hab das noch nie in echt gesehen. Die kleinen Federchen sind gelb, das Köpfchen ist kaum zu erkennen, aber es lebt, ist jetzt schon fast grösser, als das Ei, das noch neben ihm liegt. Die Taube packt die Schalen mit dem Schnabel, fliegt kurz weg, ist aber gleich wieder da und hockt sich wieder auf ihre beiden Jungen. Das kleine Küken und das andere, das noch in der Schale liegt. Wann das wohl schlüpfen wird? Nach einer Weile regt sich das Kleine unter ihr und sie lässt es aus ihrem Schlund fressen, würgt Nahrung hervor, das von dem Kleinen gierig aufgenommen wird.

Ganz langsam nimmt der Neubau für meinem Hotel Formen an. Nach wie vor gibt es aber keine Maschinen auf der Baustelle.

Ganz langsam nimmt der Neubau für meinem Hotel Formen an. Nach wie vor gibt es aber keine Maschinen auf der Baustelle.

Ums Huus ume...

Nachdem ich noch ein wenig geschrieben und dabei immer wieder das Nest beobachtet habe, entschliesse ich mich, hinaus zu gehen. Nur ein wenig in der Nähe bleiben, versuchen, die WM-Wandbilder wieder zu finden, die mir gestern im Taxi aufgefallen sind.

Nur um eine Ecke muss ich gehen, dann komme ich bereits zu den Slums. Zu den Hütten, die am Strassenrand aufgebaut sind. Wäsche hängt an der Leine, die Behausungen sind ein einziges Flickwerk aus Blachen, Holz und Metall, aus Abfallprodukten.

In grossen Säcken lagert weiterer Abfall. Es könnte sein, dass man hier Rohmaterial aus den Abfällen der Stadt sammelt. Kartons, Plastik und anderes, das man irgendwo verkaufen kann. Jedenfalls fallen mir überall die riesigen Säcke auf, die neben der Hütten liegen. Eigentlich muss ich gestehen, dass die Strassen relativ sauber sind. Es liegt nicht viel Abfall herum, immer ist da jemand mit einem Besen und einem Wagen unterwegs und wischt den Dreck zusammen. Natürlich gibt es kleine Papierfetzen in den Büschen, zwischen den kümmerlichen Pflanzen, aber die Strassen und Gehsteige sind besenrein.

Und die Menschen sind extrem freundlich. Lassen mich gewähren, wenn ich Fotos mache von ihren Häusern, wenn ich in fremde Läden gucke, einen Blick in Hinterhöfe werfe, dem Coiffeur zusehe,

Eine kleine Hühnerfarm

Eine kleine Hühnerfarm

Gebetsstelle an einem Baum.

Gebetsstelle an einem Baum.

Eine Computerwerkstatt

Eine Computerwerkstatt

Ein Gemischtwarenladen: Getreide, Linsen für Dal und Reis

Ein Gemischtwarenladen: Getreide, Linsen für Dal und Reis

eine Gebetsstätte, wie es sie zu tausenden gibt in der Stadt.

eine Gebetsstätte, wie es sie zu tausenden gibt in der Stadt.

Es gibt eine Müllabfuhr die bei den Deponien vorfährt und hier die Abfälle einsammelt.

Es gibt eine Müllabfuhr die bei den Deponien vorfährt und hier die Abfälle einsammelt.

Um ein paar Ecken komme ich tatsächlich dahin, wo ich gestern die vier Kartenspieler gesehen habe. Sie sitzen noch immer da und spielen Karten. Ich stelle mich zu ihnen, sehe eine Weile zu. Sie sind ernsthaft ins Spiel vertieft, doch ich glaube, es geht nur um die Freude am Spiel, Geld scheint keines im Spiel zu sein. Dafür hat einer sein Handy hingelegt und es spielt Musik dazu. Dass ich da stehe, scheint sie weder zu stören, noch nehmen sie mich wirklich zur Kenntnis. Einfach wieder eine dieser Touristinnen, werden sie wohl denken. Kommen die jetzt doch tatsächlich wieder zurück? Indische Touristen werden kaum hier stehen bleiben.

Die grossen WM-Graffitis finde ich dann auch noch. Ein paar Flaggen hängen über der Strasse, Argentinien und Brasilien scheinen die Favoriten zu sein. Auch Portugal mit Cristiano hat eine ganze Wand bekommen. Tatsächlich sei der Grossraum Kolkatta mit seinen 14 Millionen Einwohnern am ehesten an Fussball interessiert, hat mir eine indische Freundin bestätigt, als sie meine Fussballgraffitis in meinen Facebook-Beiträgen gesehen hat.

Donald mit seinen Neffen Tick, Trick und Track an einer Mauer als Relief finde ich eine spezielle Überraschung.

Donald mit seinen Neffen Tick, Trick und Track an einer Mauer als Relief finde ich eine spezielle Überraschung.

Hinter einem Tor entdeckt: ein Kanonenkugelbaum in der Blüte.

Hinter einem Tor entdeckt: ein Kanonenkugelbaum in der Blüte.

Nach diesem kurzen Spaziergang kehre ich zurück ins Hotel. Bin etwas müde, und brauche im Moment etwas mehr Zeit zum Regenerieren.

Allerdings gehe ich noch einmal hinaus, als um sieben Uhr die Trommeln bei dem nahen Tempel wieder einsetzen. Jeden Morgen höre ich sie und jeden Abend, sofern ich dann schon im Zimmer bin. Immer war ich zu bequem, um hinaus zu gehen, heute will ich es wissen. Dass es bei der kleinen Gebetsstätte ist, die gleich neben dem Hotel liegt, habe ich mir gestern schon erfragt, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass da immer jemand kommt und 20 Minuten trommelt.

Tatsächlich ist da niemand, der die Trommel rührt, es ist ein Trommelautomat, der eigenständig trommelt und dazu zwei kleine Glocken anschlägt. Dazu schwenkt der Priester eine Feuerschale und klingelt ebenfalls mit einer Glocke. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher. ob ich das darf, aber ich zücke mal vorsichtig die Kamera, schiesse ein paar Fotos. Der Prieser achtet mich nicht, betet weiter, geht langsam um die kleine Gebetsstelle und schwenkt seine Flamme, betet, klingelt.

Ich habe indessen auf Video umgestellt, eine Frau ist dazu gekommen, bleibt kurz stehen, ins Gebet versunken. Kurz darauf kommt sogar einer der Kellner aus dem Hotel dazu, bleibt stehen, faltet seine Hànde zum Gebet, versinkt kurz in Gedanken und lächelt mir zu. Es ist Debopriyo, der mir erzählt hat, dass er vor ein paar Jahren für ein paar Monate in Frankreich war. Dabei machte er auch einen kurzen Abstecher in die Schweiz.

Nachdem der Priester seinen Rundgang beendet, die Trommelmaschine ausgeschalten und mir jetzt freundlich zulächelt, frage ich Debopriyo, ob es in Ordnung sei, dass ich vorhin das Ritual gefilmt habe. Selbstverständlich lächelt der, das ist überhaupt keine Problem. Ich möchte aber, dass er den Prieser selber fragt, was er denn auch macht. Dieser hat nicht nur nichts dagegen, im Gegenteil, es gefällt ihm und auch wenn wir kein Wort direkt miteinander sprechen können, verbinden wir uns im Facebook und ich schicke ihm sein Video. Am nächsten Tag postet er es dann sogar selber. Es war also tatsächlich kein Übergriff.

Kurz darauf kommt sogar die Frau noch einmal zurück und ich zeige ihr mein Bild, worauf sie lächelt und mir über meinen Dolmetscher zu verstehen gibt, dass ich das Bild benutzen dürfe. Ich bin wieder einmal beeindruckt und dankbar. Das gibt mir die Sicherheit, dass ich Leute nicht beleidige und tatsächlich unbelastet fotografieren darf. Doch ich werde nach wie vor vorsichtig bleiben.

Mein Frühstück ist noch immer vorwiegend indisch

Mein Frühstück ist noch immer vorwiegend indisch

Soll ich in den Zoo oder in den botanischen Garten? ich nehme zwar an, dass ich am heutigen Sonntag nicht die einzige sein werde, die in den Zoo will, aber weil er näher liegt, entschliesse ich mich für die Tiere.

Ich versuche es wieder einmal mit einem Tuctuc und bekomme ein klares Nein vom ersten, den ich anhalte und frage, ob er mich zum Zoo fahren kann. Auch der nächste reagiert genau gleich, merkt aber, dass ich etwas frustriert bin. Darum hakt er nach und versucht mit seinen wenigen englischen Worten mir zu erklären, dass Tuctucs in den Strassen von Kolkata nicht erlaubt sind. Jedenfalls nicht überall. In Delhi und Mumbai sei das auch so, meint er und jetzt verstehe ich endlich. Die Tuctucs fahren nur hier in den Quartieren, nur für kurze Distanzen, aber nicht auf den breiten Hauptstrassen.

Yellow Cab - gelbes Taxi, meint er noch, als ein anderes Tuctuc heranfährt und der Fahrer wissen will, wohin ich will. Was für ein Unterschied, bisher haben mich die Fahrer nicht einmal gesehen. Und dann, heute ist der Überraschungstag, bekomme ich plötzlich Aufmerksamkeit. Der zweite Fahrer bietet mir tatsächlich an, mich hinzufahren. Zum Zoo? Ich muss nochmals nachfragen.

Ja, er gibt seinen Preis an, wir fahren los, um gleich darauf wieder anzuhalten. Der Fahrer will sich noch einmal vergewissern, dass ich es auch wirklich verstanden habe. Er kann nicht bis zum Zoo fahren, aber in die Nähe. 5 Minuten müsse ich noch zu Fuss gehen. OK?

OK! Wir können losfahren.

Ich muss tatsächlich noch ein paar Meter laufen und dabei fällt mir bereits auf, dass es ganze Menschenmassen sind, die heute unterwegs sind. Vor dem Zoo haut es mich fast um. Es scheinen tausende vor dem Eingang auf Einlass zu warten. Ich muss mich buchstäblich wieder aus den Menschenmassen herauskämpfen. Hier will ich auf gar keinen Fall heute hin. Da dauert das Warten auf Einlass schon mindestens eine Stunde. Also Alternativprogramm: botanischer Garten.

Botanischer Garten Kolkata

Nachdem ich endlich aus dem Gewühl vor dem Eingang wieder auf der Strasse bin, halte ich ein Taxi an. Natürlich brauche ich wieder drei Anläufe, bis ich eines finde, das zum botansichen Garten fahren will. Dabei kann doch das einfach nicht so schwer sein, das müsste doch verstanden werden. Allerdings weiss der Taxifahrer nicht so genau, wo der Ort ist, aber er fährt wenigstens schon mal los.

Wir fahren über die zweite Hooghly-Brücke, eine Schrägseilbrücke, die erst 1992 eröffnet wurde und für deren Baustart 20 Jahre vorher Indira Ghandi zuständig war. Ich liebe Brücken, würde natürlich am liebsten anhalten und die Konstruktion fotografieren. Muss es aber in Folge Verstädigungsproblemen lassen. Es gibt einen Strassenzoll über die Brücke. 10 Rupies, die der Fahrer separat von mir einverlangt.

Auf der anderen Seite muss er zweimal irgendwo anhalten und durch das offene Fenster jemanden nach der Strasse zum botanischen Garten fragen. Vor dem Eingang herrscht das normale Chaos. Kleine Kioske, die Snacks und Wasser verkaufen, ein paar Taxis, die Leute ausladen, Fliegende Händler, zwei Kühe, Parkwächter. Immerhin das Tor ist offen und nachdem ich einen kleinen Eintritt bezahlt habe, bin ich in einer anderen Welt. Hier drinnen ist es absolut ruhig, Eine Zeitlang kann man noch das Hupen des Verkehrs vor dem Tor hören, dann ist es ruhig.

Tatsächlich sind nicht sehr viele Menschen unterwegs.

Das erste Wasserbecken zu dem ich komme, bietet bereits eine Überraschung. Das hier ist nicht die normale Lotusblume, das hier ist eine richtige Victoria Regia aus dem Amazonas. Diese überdimensionierten Kuchenbleche gibt es eigentlich nur dort. Sie wachsen und blühen in ruhigen Tümpeln. Ein paar der Blätter bilden zusammen eine Pflanze, die pro Tag nur eine Blüte produziert. Ich bleibe eine Weile da, hänge meinen Gedanken nach, bin für einen kurzen Moment auf der anderen Seite der Welt. In Peru, in Iquitos, am Amazonas.

Leider bleiben danach die Überraschungseffekte aus. Es ist ein ruhiger Park mit vielen schönen alten Bäumen, mit vielen Wasserbecken, mit grossen freien Flächen.

Es gibt kleine Wälder, es gibt Palmenhaine, aber es ist selten etwas beschriftet. Und selten etwas Auffälliges dabei. Wahrscheinlich bin ich eben einfach schon ziemlich verwöhnt. War schon in so vielen botanischen Görten, in vielen Parks, hier kann mich tatsächlich nichts begeistern.

Es gibt ein paar Gebäude, die eher wie Ruinen aussehen, einige werden bewohnt von Parkangestellten, andere sind wahrscheinlich leer.

Spezielle Sektoren sind leider geschlossen. So kann man den Bouganvillea-Garten nicht betreten, das Kakteenhaus ist geschlossen, genauso wie der Rosengarten. Allerdings sind auch die Blüten sehr spärlich, es ist zu spät im Jahr. Auch hier haben die Pflanzen ihren Zyklus. Auch wenn es noch immer bis zu 27 Grad heiss wird tagsüber, die Pflanzen scheinen Winterpause zu machen.

Die hohen gerade gewachsenen Stämme mit ihren Blattwurzeln erinnern mich an die Ceiba, den Nationalbaum von Guatemala, aber leider sind sie nicht beschriftet.

Die Bäume, die ohne Blätter da stehen, sind hier etwas eigenartig, zeichnen aber schön in der Landschaft und vor allem machen sie schöne Spiegelbilder.

Dummerweise sollte ich jetzt auch noch eine Toillette haben, was gar nicht so einfach scheint, denn auch die Cafeteria, die zwar auf einigen Wegweisern aufgeführt ist, kann ich nicht finden. Auch keine anderen Imbisstände, von denen es in anderen Parks immer zur Genüge hat, gibt es hier nicht. Nur ein paar Wasserstellen, Trinkwasserhahnen, an denen sich die Einheimischen bedienen.

Tatsächlich gibt es ein paar Einheimische, sie picknicken auf der grossen Wiese im Zentrum. Haben hier ihre grossen Tücher ausgebreitet und sitzen zusammen.

Ich habe nach einem eingehenden Studium des Lageplanes tatsächlich eine Toilette gefunden, angeschrieben war sie nicht, und fühle mich jetzt wohler. Wenn es jetzt noch Trinkwasser zu kaufen gäbe, wäre es schon fast wieder gut.

Mit einer Überraschung aber wartet der Park noch auf. Ich wusste es doch, es gibt überall etwas, was sich lohnt herzukommen. Es ist dieser Wald, auf den ein breiter Weg zugeht. Der ganze Wald besteht aus einem einzigen Baum. Aus dem grössten Bayan-Baum der Welt. Das ist ein Gummibaum, der noch immer in die Breite wächst. Seine vermeintlichen Äste sind Luftwurzeln, die zurück in die Erde gewachsen sind. Sein Stamm wurde 1925 gekappt, trotzdem wächst er noch immer weiter. 270 Jahre alt soll er sein. Ein Unikum, eine Ungeheuerlichkeit. Was der Baum wohl alles schon erlebt hat, Wer ihn wohl schon besucht hat?

Ich weiss es nicht und ich verzichte auf den Rest des Parks. Denn ich brauche tatsächlich jetzt Wasser. Hab die Flasche im Hotel vergessen, in der Gewissheit, dass man irgendwo unterwegs Wasser kaufen kann. Doch was habe ich als Wichtigstes auf meiner Reise gelernt? Nichts ist so, wie man es sich vorstellt.

Dieser Wald vor mir besteht aus einem einzigen Baum.

Dieser Wald vor mir besteht aus einem einzigen Baum.

Der grosse Banyan Baum. Man kann ihn googeln. Er ist tatsächlich der allergröste Baum der Welt. Ein Gummibaum.

Der grosse Banyan Baum. Man kann ihn googeln. Er ist tatsächlich der allergröste Baum der Welt. Ein Gummibaum.

Auf dem Rückweg zum Eingang fotografiere ich noch ein paar Hinweis-Schilder, die mir schon von Anfang an aufgefallen sind. Statt Bäume zu beschriften, gibt es hier unendlich viele Regeln:

NIcht rauchen - kein Alkohol - keine Blumen pflücken - keinen Lärm machen - Pflanzen nicht stören - Abfalleimer benutzen - Park sauber halten und noch viel mehr.

Ob es das ist, was die Menschen abhält herzukommen. Diese vielen Vorschriften. Oder ist er einfach zu weit entfernt vom Zentrum. Ich weiss es nicht, zu meinen Favoriten gehört er jedenfalls nicht.

Eine Würgefeige - sie windet sich um den Trägerbaum um an seinem Stamm in die Höhe zu wachsen bis dieser abstirbt und sie nur noch seinen Strunk als Halt braucht.

Eine Würgefeige - sie windet sich um den Trägerbaum um an seinem Stamm in die Höhe zu wachsen bis dieser abstirbt und sie nur noch seinen Strunk als Halt braucht.

im Taxi bei offenem Fenster sieht man so aus.

im Taxi bei offenem Fenster sieht man so aus.

Ich fahre zurück und kehre in der Nähe meines Hotels in einer kleinen Cafeteria ein, die ich kürzlich entdeckt habe. Hier gibt es einen wunderbaren Cappuccino und feine Kuchen. Genau richtig für einen Sonntagnachmittag.

Im Zoo Alipore

Montagmorgen

Nachdem ich den Vormittag mit Schreiben und Ausspannen vertan habe, will ich jetzt doch noch in den Zoo. Erstaunlicherweise stehen auch heute viele Leute vor dem Eingang, doch das Gedränge ist etwas kleiner.

Doch schon hinter dem Eingang haut es mich fast um. Es sind Massen, die heute in den Zoo gekommen sind. Vor allem Familien mit Kindern, Paare, junge Männer, junge Frauen. Alle scheinen heute hierher gekommen zu sein. Ob das ein Feiertag ist?

Ich versuche es mit Humor zu nehmen, folge den Massen, versuche im Pavillion mit den nachtaktiven Tieren etwas zu sehen, doch da drinnen ist ein so grosses Gedränge, dass ich mich nur durchschieben lasse.

Krokodile scheinen eine Spezialit des Zoos zu sein, jedenfalls gibt es verschiedene Gehege mit den grossen Tieren. Auffällig, auch wenn im Moment nur die Nasenspitze aus dem Wasser guckt, ist der Gangesgavial, ein Krokodil mit einem extrem spitzen Maul. Das hat da vorne nur noch Zähne. Ein sehr eindrückliches Tier. Daneben gibt es das Salzwasserkrokodil, das im Meer leben kann, respektive im Gangesdelta, wo sich Meerwasser mit dem Süsswasser des Flusses mischt.

Auch von den Futtertieren der Krokodile gibt es wie in jedem Zoo in dem ich bisher war, sehr viele. Es sind die verschiedenen Rehe. Von den sympatischen getupften Tieren bis zu den grössten, den Nilgau-Antilopen. Das sind unförmige grosse Tiere. Ich versuche, einen Blick auf die Tiere zu werfen, doch einerseits sind da die Massen von Menschen, die sich vor jedem Gehege versammeln, andererseits verhindern dicke Zäune einen richtigen Blick, resp. einen Blick mit der Kamera.

Nachdem ich mich bald zwei Stunden durch die Menschenmassen gekämpft habe, gebe ich auf. Setze mich irgendwo auf eine Mauer und versuche meinen Fokus zu ändern.

Ich werde jetzt Menschen fotografieren. Frauen in ihren schönen Saris, Menschen beim Picknick, Menschen beim Chillen, beim Plaudern, beim Flanieren.

Es ist schlicht unglaublich und ich frage mich bereits, wie es gestern wohl hier ausgesehen haben mag, wenn schon jetzt kaum mehr ein freier Fleck in den Wiesen ist, wenn schon jetzt alle Treppenstufen, alle Plätze besetzt sind von Menschen.

Nachdem es mir aber doch nicht so wohl ist, Frauen so offensichtlich zu fotografieren, breche ich meinen Versuch ab, überlasse den Rest der Tiere den anderen Besuchern und lasse mich zurück fahren.

Die Imbissstände vor dem Zoo haben heute ziemlich viel zu tun.

Die Imbissstände vor dem Zoo haben heute ziemlich viel zu tun.

Ich trinke in der Cafeteria einen Cappuccino, daran könnte ich mich gewöhnen und verwöhne mich selber mit einem Erdbeerkuchen. Den Rest des Heimweges gehe ich zu Fuss.

Komme dabei an einer Mülldeponie vorbei. Hier bringen Männer ihre Abfälle her, die sie überall im Quartier zusammengefegt haben. Sie kommen mit ihren vollen Handkarren und kippen ihr Sammelgut in die Tonne. Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaue, es wird einiges auch wieder aussortiert, denn daneben sehe ich Säcke mit leeren Petflaschen, Stapel mit Kartons. Irgendwie wird hier sogar Recyclet. Irgendjemand verdient am Dreck der Stadt, Vielleicht sind die Handkarren, die da gebracht werden, der Rest, der nicht zugeordnet werden kann. Jedenfalls sind es grosse Müllschlucker und die werden wohl irgendwann von jemandem geleert werden.

Später komme ich an diesem Pneugeschäft vorbei. Nein, er verkauft keine neuen Pneus, er repariert sie. Ganz egal wie abgefahren das Profil sein mag, er untersucht den Pneu sorgfältig. Ich sehe ihm eine Weile zu, wie er den Innenraum des Pneus mit einem nassen Tuch auswischt. Zuerst glaube ich, dass er ihn säubern will, bis ich merke, dass er einen Splitter gefunden hat. Der wird mit einer Zange entfernt und jetzt kann ein neuer gebrauchter Schlauch einmontiert werden. Den alten Schlauch lässt er auch gleich drin, der soll wohl noch etwas mehr Halt geben, jedenfalls legt er ihn sorgfältig in den Innenraum, bevor der neue Schlauch hineingelegt wird.

Jetzt muss noch der Pneu wieder auf die Felge montiert werden. Das geht fürs erste mit den Händen, danach mit Fusstritten und die Feinabstimmung erfolgt mit einem Hammer. Geschafft.

Jetzt muss noch gepumpt und der Druck nachgemessen werden. Schon ist der Reifen wieder wie neu und der Kunde, der daneben steht freut sich.

Und weil man schon dabei ist, werden gleich auch noch die Reifen des Autos rundum kontrolliert, dann kann das reparierte Reserverad wieder eingepackt werden.

Ich gehe jetzt auch zurück ins Hotel, muss noch ein paar Sachen für morgen organisieren.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es geht wieder los. Vier Monate ist es her, seit ich von meiner Südamerikareise zurück gekommen bin. Sieben Monate war ich unterwegs. Und jetzt stehe ich vor einem neuen Start. Mein Traum ist das Taj Mahal. Mein Ziel heisst Indien.
Details:
Aufbruch: 01.06.2022
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 30.01.2023
Reiseziele: Vereinigte Arabische Emirate
Indien
Indonesien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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