Reise durch Indien
Palast Mysore
Heute mache ich einen neuen Anlauf, ich will endlich wieder hinaus, nachdem ich mich zwei Tage im Hotel verkrochen habe. Zwei Tage die ich gebraucht habe, um mich wieder zu spüren, um mich zu kurieren und wieder zu einem normalen Ess-Rhythmus zurück zu kommen. Beim Frühstück gibt es sowohl indisches Essen, wie auch Croissonts, Toast, Butter und Konfitüre. Und sogar Birchermüesli und Corn Flakes. Und Cappuccino.
Und vor allem, es ist alles schön präsentiert. Ich war zum Frühstück und zum Nachtessen, Mittagessen liess ich aussen vor. Den Rest des Tages blieb ich im Zimmer, habe gelesen, versucht zu schreiben und geschlafen. Es gibt sogar einen Pool auf dem Dach, doch da hält sich niemand auf, so schön ist das Wetter nun auch wieder nicht.
Heute aber will ich den Palast besuchen. Nachdem ich den Blog abgeschlossen und mein Knockout überwunden habe, ist heute der richtige Zeitpunkt.
Grad bin ich aus dem Tucktuck ausgestiegen, das mich vor dem Eingang des Palastes ausgeladen hat, da fängt es an zu regnen. Erst nur ein paar Tropfen, ich gehe unter einen der dichten Bäume, halte mich in der Nähe des Stammes auf. Es wird ja wohl gleich wieder aufhören. Doch schon bald ergiessen sich Ströme vom Himmel, dieser scheint sich grad komplett auszuleeren. Schon tropft es auch durch die Blätter, ich werde wohl richtig nass werden. Die Unterschlüpfe beim Schlosstor sind natürlich längst besetzt, ich werde unweigerlich nass. Doch da naht Rettung. Ein einarmiger Verkäufer hat noch zwei Schirme im Angebot. Einen hat er soeben einem Inder verkauft, der den Preis noch um ein paar runter gehandelt hat, da schlage auch ich zu. Immerhin ist es ein sehr schöner Schirm, in Regenbogenfarben und richtig gross. Damit kann ich durch den Regen gehen und werde nicht patschnass im Palace ankommen.
Geschützt gehe ich zur Kasse und trete duch das grosse Tor in den riesigen Park, als es augenblicklich aufhört zu regnen. Die letzten Tropfen fallen vom Himmel, der Boden fängt schon an abzutrocknen. Und ich stehe mit dem Schirm, den ich eigentlich nicht wollte (oder doch?) da und weiss nicht, wie ich jetzt noch fotografieren soll. Wie zoomen, scharf stellen? Ich klemme den Schirm unter den Arm - unbequem. Überlege, ob ich ihn irgendwo hinter eine Söule stellen soll und hoffen, dass er nachher noch hier sei.
Ich lass es, behalte ihn unter dem Arm und versuche Fotos ohne Zoom zu machen. Schlendere durch den riesigen Garten und sehe den Gärtnern zu, die jetzt nach dem Regen die Beete wässern. War wohl doch nicht so viel Regen, wie es den Anschein machte. Andere Gärtner sind dabei, den Rasen abzutragen. Mit Hacke und von Hand tragen sie die oberste Schicht ab, laden sie auf den Anhänger eines Traktors.
Es gibt einen riesigen Rosengarten vor einem Tempel. Die Rosen sind noch nicht in voller Blüte, der Bereich ist noch abgesperrt, die Blumensaison steht wohl erst bevor.
Dafür ist der Palast eindrücklich. 1912 wurde er nach 15-jähriger Bauzeit eingeweiht. Er war der Wohnsitz des damaligen Maharadschas, dessen Nachkommen auch jetzt noch einen Teil des Gebäudes bewohnen. Der Grundriss soll an den Buckingham-Palast angelehnt sein. Mit seinen vielen Kuppeln, den Türmen, Erkern und Rundbogen scheint er aber aus einer anderen Zeit zu stammen. Seine Breite macht es schwierig, ihn auf ein Bild zu bekommen. Gegenüber des Schlosses steht das nicht minder eindrückliche Eingangstor, das von frisch geschnitten Buchs-Elefanten gesäumt ist. Mir kommt aber in dem Moment grad eine andere Parade entgegen. Ein Teil der Palastkühe ist unterwegs, wechselt von der grünen Weide hinüber zum Tempel. Es sind ganz verschiedenen Kühe. Verschiedene Farben, Hornformen, Grössen. Da ich mich mit Kühnen nicht so auskenne, lasse ich eine genauere Beschreibung, lasse die Bilder sprechen.
Auch andere Tiere ziehen meine Aufmerksamkeit auf sich. Schwere Tigerstatuen aus Messing zieren den riesigen Platz in der Mitte zwischen Palast und Eingangstor. Ich lasse mir Zeit, laufe dem Palast entlang, sehe der alten Frau zu, die aus dem grossen Tor kommt. Könnte ich ihr den Schirm schenken. Doch bevor der Gedanke zu Ende gedacht ist, ist sie schon weiter. Was soll sie mit dem Schirm?, jetzt wo es wieder trocken ist.
Beim Palast sehe ich Hinweistafeln, dass man eine Maske tragen müsse. Also mache ich mich auf die Suche nach jemandem der Masken verkauft. Die gibt es bestimmt, wenn Masken Vorschrift sind.
Da hält mich ein Mann auf: Der Eingang zum Palast ist dort. Ja, ok, wollte nur Masken suchen. Braucht es nicht, ich zeige ihnen, wo sie durch müssen. Wollen sie einen Guide? Ich organisiere einen. Lassen sie ihre Schuhe hier, nein, den Schirm müssen sie mitnehmen. Hier ist auch bereits der Guide, er wird sie durch den Palast führen.
Es war mir alles etwas zu schnell. Bei solchen Aktionen muss man relativ schnell entscheiden. Aber einen Guide zu haben, kann ja vielleicht nicht schaden. Den Preis kann ich noch minim drücken, schon sind wir auf den Eingangsstufen zum Palast. Den Schirm will mir mein Guide tragen, das allein ist schon was wert.
Zuerst werden mir die Kanonen gezeigt. Sie kommen aus Frankreich und Grossbritanien. Dann geht es nur ein paar Stufen hinauf und schon bin ich in einer anderen Welt. In einer Märchenwelt. Mit dicken Säulen, italienischer Marmor, dezenten Wandmalereien, wunderschönen Deckengestaltungen. Jede anders, betont mein Guide und zieht meinen Blick hinauf, und gleich wieder auf den Boden, denn auch der ist wundervoll gestaltet. An den Wänden italienische Keramik. Warum Italien? Weil das wohl zu der Zeit grad Mode war.
Unvermerkt drängt sich ein junger Mann zu uns, will auch mithören, sagt etwas von Ausbildung und dass er das erste Mal hier sei, Tourist wie ich. Er spricht gut Englisch und da ich nichts dagegen habe, bleibt er mit uns auf der Runde. Er anerbietet sich, mich zu fotografieren In der Halle, bei den Säulen, vor den Fenstern. Doch ich winke ab. Wenn ich Bedarf habe, werde ich ein Selfie machen, hab das ja schliesslich geübt.
Wir gelangen immer wieder in andere Hallen, sollen uns Wandbilder ansehen. Grosse Gemälde, in denen die riesigen Palastelefanten im Mittelpunkt stehen, oder schottische Blaskapellen, indische Regimenter, grosse Staatstreffen.
Die Elefanten allerdings haben es in sich. Die beiden grössten hängen heute an der Wand. Ihre Köpfe wurden ausgestopft und so grüssen sie noch heute die Besucher und beeindrucken durch ihre Ausstrahlung.
Von anderen Elefanten werden die Stosszähne ausgestellt. An prominentester Stelle, im Thronsaal, in der Mitte zwischen den Stühlen für den Maharadscha und dessen Frau. Ja, sie hatten wohl eine grosse Stellung inne. Auch wenn sie wohl kaum ein ihnen gerechtes Leben geführt haben. In den Stallungen des Palastes.
Kleiner Abschweifer. Ich glaube, ich habe gar nicht erzählt, dass ich in der Mitte des Tempels in Madurai im Dämmerlicht einem riesigen Elefanten begegnet bin. Prunkvoll bekleidet und geschmückt wurden mit seinem Rüssel die Pilger gesegnet. Wie lange der Elefant jeweils dort steht, weiss ich nicht, aber es muss sich um Stunden handeln.
Doch zurück in den Palast von Mysore. Hier gibt es soweit ich sehe, keinen lebenden Elefanten mehr. Dafür sehr viele Menschen, denn heute ist Samstag, alles Volk ist unterwegs. Der Eintritt kostet gerade mal 100 Rupien Und obwohl ich irgendwo einen speziellen Preis für Ausländer gelesen habe, wurde der heute nicht angewendet. Lohnt sich wohl nicht, für die wenigen ausländischen Besucher.
Ganesha, der elefantenköpfige Gott, wohl einer der beliebtesten, kommt überall vor. Hier über einer Türe
Der schwere Sessel, den der Elefant herumgetragen hat. 750 kg schwer, davon 80 kg Gold. - unvorstellbar.
Wir steigen hinauf in den zweiten Stock, wo uns ein neuer Prachtssaal erwartet. Dicke Säulen, die aussehen, wie wenn sie mit Falten werfenden Tüchern überzogen wären, türkisfarbene Bogen, spiegelnde Böden. Was gibt es da noch zu sagen ausser: fantastisch, wunderbar, märchenhaft. Irgendwann gehen mit die Worte aus.
Dann treten wir hinaus auf die grosse Terrasse unter dem riesigen Vordach. Hier oben kann man auf breiten Zuschauertribünen sitzen und Vorführungen unten auf dem Platz folgen. Im Moment sind es nur die Besucher, die über den Platz flanieren und eine Blas-Kapelle, die direkt unter uns zu Ehren der Königsfamilie, die noch immer in den Köpfen präsent ist, ein Ständchen bringt.
Und noch einmal kommen wir in einen grossen Saal. Wir sind ganz oben im Palast. Im Dach dringt etwas Licht durch die Glasscheiben. Oder sind es dünne Marmorplatten? Jedenfalls ist es ein verzauberter Saal und wenn draussen die Sonne scheinen würde, wäre es wohl noch schöner.
Dann ist die Führung zu Ende, wir gehen hinunter durch das Treppenhaus. Der Guide macht mich noch auf ein paar silberne Türen aufmerksam, durch die der Herrscher zu bestimmten Zeremonien schritt, dann sind wir unten, ich bezahle den vereinbarten Preis, bekomme meinen Schirm zurück, den ich gerne vergessen hätte, verabschiede mich und hole meine Schuhe.
Und dann steht doch plötzich der erste Mann wieder da, der mir den Weg zum Eingang gezeigt hatte und den Guide organisiert. Trinkgeld? fragt er. Aber ich winke ab, das hätte ich auch ohne ihn geschafft.
Wohin gehst du jetzt? fragt mich der junge Mann, der irgendwie noch immer bei mir geblieben ist.
Ich werde mich noch einmal im Garten umsehen, noch etwas die Athmosphäre geniessen.
Er will mitgehen, will ein Selfie, will mich fotografieren. Er ist sympathisch, aber ich frage mich langsam, was er denn tatsächlich von der alten Lady will. Er sei so fremd hier, wie ich, versichert er mir, zum ersten mal in Mysore.
Und dann weiss er plötzlich, dass es einen Event gibt mit Beleuchtung und Wasserspielen in der Nähe des Zoos. Wann denn?, will ich wissen. Jetzt, es fängt bald an. Das lässt mich zweifeln, denn bis es dunkel wird, dauert es noch knapp zwei Stunden. Es ist nicht nur Licht, es geht auch um Musik und Wasser. Neugierig wie ich bin, strebe ich dem Ausgang zu, dort gibt es Tucktucks. Er telefoniert inzwischen, organisiert.
Und dabei macht er einen entscheidenden Denk-Fehler. Ja er habe bereits einen Driver, der warte dort drüben. Das erste Mal hier und schon einen eigenen Driver? Und erst noch seine Nummer... Ja, natürlich, das macht man so.. Aber da ist mein Vertrauen zu Ende. Wenn schon fahre ich selber hin, mit einem Driver, den ich mir jetzt selber suche, oder wir lassen es. Er ist ziemlich verdattert, damit hat er nicht gerechnet.
Ich lasse ihn stehen. Muss er jetzt seinen ganzen Aufwand noch einmal von vorn betreiben. Noch einmal jemanden suchen, dem er sich anhängen kann? Nicht mein Thema. Ich bin inzwischen meinen Schirm losgeworden. Hab ihn einem Mann geschenkt, der Geld gebettelt hat. Ein Tranvestit. Bin zwar nicht sicher, ob es das hier gibt, aber die Gestalt war gekleidet wie eine Frau, hat sich aber bewegt und gesprochen wie ein Mann. Auch er war etwas verdattert, als ich ihm meinen Schirm in die Hand gedrückt habe. Er wollte Geld, versuchte er mir zu vermitteln. Verkaufe den Schirm beim nächsten Regen, dann bekommst du Geld, erkläre ich ihm und fühle mich grad unglaublich befreit.
Dass mir jetzt der einarmige Verkäufer wieder über den Weg läuft, passt. Jetzt verkauft er Silberketten. Doch ich winke ab, lache, auch er hat mich erkannt. Mir hat er seinen allerletzten Schirm verkauft, bevor der Regen aufhörte. Ich frage, ob ich ihn fotografieren darf und zeige ihm dann das Ergebnis. Ja, nickt er, das Foto ist in Ordnung.
Vor dem Palast, dort wo die Tucktucks stehen, stehen auch ein paar hochrädrige Kutschen. Die werde ich mir bei anderer Gelegenheit genauer ansehen.
Jetzt zieht es mich, ein Restaurnat zu suchen, das mir eine Freundin empfohlen hatte. Es soll ja hier in Mysore tatsächlich normale Restaurants geben. Ich laufe also an der Aussenmauer des Palastes entlang. Irgendwo fällt mir ein stehendes Tucktuck auf und kurze Zeit später hält es vor mir.
Woher kommst du? Welches Land? Oh, Switzerland, die beste Schokolade. Ich habe Freunde dort. - die normale Anmache halt. Doch der Mann ist mir sympatisch und es ist der Moment etwas abzuklären. Weiss er irgend etwas von einem Event in der Nähe des Zoos?
Nein, davon weiss er nichts, es gibt keine spezielle Beleuchtung. Schon gar nicht in der Nähe des Zoos. Dort ist überhaupt nichts los.
Gut, letzte Bedenken erledigt, dass ich jemanden zu Unrecht verdächtigt hätte.
Dafür bin ich aber jetzt schon mitten in einem Gespräch mit Sheriff, wie er sich nennt, oder Master Blaster. Schau mal im Youtube, dort gibt es ein Video über mich, weist er mich an, ich bin bekannt, jeder kennt mich.
Youtube - Master Blaster in Mysore. Tatsächlich da hat jemand ein Video von einer Tour mit ihm gepostet. Auch mir empfiehlt er eine Tour. Das Restaurant, das ich suche, können wir später anpeilen, und ganz am Schluss will er mich ins Hotel zurück bringen. Ich willige ein und bereue es keinen Moment, denn in diesem Moment bin ich tatsächlich zurück in Indien. Zurück im Trubel, im Chaos, im Leben.
Eigentlich hatte er etwas vom Markt erzählt, aber dann zeigt er mir einen Gewürzmischer. Hier in dieser über 100 jährigen Maschine werden oben die Gewürze eingefüllt, unten werden sie in Säcke abgefüllt. Halte deine Nase daran. Es duftet... und genau so geht es weiter.
Der nächste Halt in der engen Gasse der Altstadt, in denen fast nur ein Tucktuck fahren kann, gilt einer Bäckerei. Handgemachte Brote, nichts elektrisch, versichert er und ich soll in den Backofen gucken. Kann die Brote sehen, die der Bäcker herausholt, die Teigfladen, die er hinein stösst. Es sind grössere und kleinere Brötchen und auch hier: es duftet.
Auf der anderen Strassenseite werden sie in einem kleinen Laden verkauft.
Der nächste Betrieb ist ein Holzverarbeiter. Künstler in jeder Beziehung. Es fängt beim Design an, das für jeden Auftrag neu gemacht wird. Es wird geschnitzt und die verschiedenensten Hölzer zu Intarsienbilder zusammen gestellt. Nichts gemalt, sagt er stolz und fährt mit der Hand über die farbigen Bilder. Alles aus verschieden farbigen Hölzern. Einzig die weissen Stellen, die früher aus Elfenbein waren, sind heute Plastik. Ja, das ist schade, doch da führt kein Weg daran vorbei. Elfenbein ist verboten.
Ja, gesteht er ein, die Türen, die ich im Palast gesehen habe, mit den weissen Applikationen, das waren Muscheln, sofern es nicht eben doch Elfenbein war.
Die Arbeiten hier sind fantastisch. Alles Einzelanfertigungen, Arbeiten, die Monate dauern. Es ist eine ganze Familie, die hier arbeitet. Schon seit Generationen.
Beim nächsten Halt rieche ich es schon auf der Strasse. Jasmin. Unverkennbar, der Duft, der rund um den Tempel in Madurai war. Wir sind in einer Manufaktur für Räucherstäbchen, Öle und Parfüms.
Ali, der Inhaber zeigt mir zuerst wie man die Räucherstäbchen macht. Selstverständlich nur mit natürlichen Materialien. Jasmin, Rose, Sandelholz, Lotus, Zimt. Dann führt er mich in das kleine Hinterzimmer, lädt mich ein, mich auf dem niedrigen Kissen zu setzen. Er macht mir einen wunderbaren Chai und ganz schnell sind wir in einem tiefsinnigen Gespräch. Ganz nebenbei zeigt er mir dabei verschiedene Öle. Gibt einen Tropfen auf die Handrücken, die Handgelenke, lässt mich schnuppern, an weissem und schwarzem Jasmin, weiss wofür sie gut sind, weiss was gegen Depression hilft, gegen Kopfweh. Gegen alle Krankheiten gibt es den richtigen Duft. Und meistens reicht ein einzelner Tropfen.
Je länger wir da sitzen und reden, je intensiver entwickeln sich die Düfte. Immer wieder rieche ich an meinen Händen, verspreche mich nicht mehr zu duschen, um diese Intensität zu behalten, während wir in sehr interessante Gespräche eintauchen. Über das Leben, über das Glück, über das was es ausmacht, was wichtig ist. Über die schwierige Zeit der beiden Covid-Jahre. Nein, vom Goverment gab es keine HIlfe. Man hatte etwas Ersparnisse, meint Ali, aber das zweite Jahr wurde dann sehr schwierig. Es gab Hilfe von Organisationen. Und es gab viele Tote. Von Covid und von den wirtschaftlichen Folgen. Wer es nicht geschafft hat, ist eben jetzt nicht mehr hier. An ein nächstes Leben glaubt er nicht. Er glaubt überhaut nichts und er ist überzeugt, dass die Mehrzahl der Hindus eigentlich auch nicht mehr an eine Wiedergeburt glaube. Ich wende ein, dass das 2-3 Generationen brauchen werde, bis so ein Umdenken tatsächlich zustande köme, doch er winkt ab: Wir stehen in einem grossen Umbruch, in den nächsten fünf Jahren wird sich hier sehr viel ändern. Die meisten Inder sind nicht zufrieden mit ihrer Regierung. Despoten müssen aufgeben.
Ich muss zugeben, habe mich zuwenig mit den politischen Verhältnissen in Indien befasst, belasse es daher beim Zuhören. Es ist die Meinung von Ali, und wie immer, Meinungen sind persönlich, Wahrheiten entstehen aus dem entsprechenden Standpunkt, aber die Gespräche sind doch sehr interessant.
Am Schuss gibt er mir einen Tropen eines Öls in die Handflache, und weist mich an, die Hände gegeneinander zu reiben. Dann die geschlossenen Hände ans Gesicht zu führen und zu öffnen. Es haut mich fast um. Pfefferminz in höchster Konzentration. Gut für den Atem.
Nach diesem äusserst spannenden Gespräch fährt mich Sharif zum Parklane Restaurant. Es ist das Restaurant, das mir meine Freundin empfohlen hat. Es gehört zu einem Hotel, aber es ist ein völlig normales Restaurant, Neben anderen Lokalen, von denen ich, wie ich mich inzwischen übrzeugen konnte, ganz viele gibt.
Mich bestätigt diese Erkenntnis, dass meine Schwierigkeiten nicht von nichts kamen, nicht eingebildet waren, hier in Mysore ist alles anders. Ist es so, wie man sich das Leben in einer Stadt, einem Ort eben vorstellt. Mit den verschiedensten Essensangeboten. Ich freue mich jetzt auf meine weitere Reise durch dieses spannende, faszinierende, chaotische Indien.
Nach einem einfachen Teller gebratenem Reis, zu mehr reicht mein Appetit nicht, fährt mich Sharif zum Hotel. Seine Einladung zu einem Chai in der Nähe lehne ich dankend ab, aber wir vereinbaren eine City-Tour am Montag.
Aufbruch: | 01.06.2022 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 30.01.2023 |
Indien
Indonesien