Reise durch Indien
nach Dharamsala
Du brauchst nicht zu reservieren, kannst jederzeit zum Busbahnhof gehen, es fahren den ganzen Tag Busse nach Pathankot. Von dort fahren Busse oder Privattaxis nach Dharmashala. Die Fahrt dauert insgesamt circa 4 Stunden.
Nach dem Frühstück packe ich meinen Koffer und der Wirt ruft mir ein Tuctuc, nachdem Sachim auf meine Message von heute morgen nicht reagiert hat. Der sollte wohl etwas öfters sein Handy konsultieren. Vielleicht hat er aber auch einen guten Kunden und ist unterwegs am Fahren.
Bei der Busstation ist kaum etwas angeschrieben. Jedenfalls nicht so, dass ich es lesen könnte, aber ein Mann fragt mich, wohin ich wolle und zeigt mir den Bus, mit dem ich fahren sollte. Nur ein paar Kilometer, dann müsse ich in einen anderen Bus umsteigen. und ausserdem soll ich mich beeilen. Dabei ist der Bus noch ganz leer. Das kann lange dauern, bis der voll wird. Etwas unsicher bleibe ich davor stehen.
Ein paar Kilometer... Bis Pathankot sind es 115 km sagt mir mein Handy.
Also frage ich einen jungen Mann, der in der Nähe steht. Er ist der Assistent des Fahrers und bestätigt mir, dass das der richtige Bus ist. Dabei nimmt er meinen Koffer und packt ihn in den Stauraum. Also steige ich ein. Hinten beim hinteren Eingang, so dass ich den ganzen Bus vor mir überblicken kann. Wann fahren wir los? In 10 Minuten. Es dauert dann doch noch etwas länger, aber um ein Uhr sind wir unterwegs.
Genau in diesem Moment ruft mich meine Schwester an. Ich verstehe grad überhaupt kein Wort, denn durch das offene Fenster fängt soeben ein Hupkonzert der vereinten Tuctuc-Fahrer unterstützt von den Motorrädern an, die alle auf die Hauptstrasse drängen, auf die jetzt der Bus einbiegt. Es ist ein unbeschreiblicher Lärm. "Ich rufe zurück" kann ich noch durchgeben und hoffe, dass sie das durch den ganzen Lärm mitbekommen hat.
Später wird es draussen ruhiger, wir fahren auf einer Art Autobahn. Jetzt ist es nur noch das klappernde Geräusch des Busses und vor allem die Fenster, die fast aus ihren Halterungen springen und zu meinem grössten Erstaunen trotzdem ganz bleiben.
Später können wir tatsächlich telefonieren, wobei meine Schwester wohl eine ganze Menge Geräuschkulisse mitbekommt, denn zum internen Busgeklapper kommen die Dreiklang-Hupen der stärkeren Busse oder Lastwagen, die diese beim Überholen einschalten. Auch unser Busfahrer benutzt seine Hupe immer, wenn er schwächere Fahrzeuge überholt. Egal ob links oder rechts.
Plötzlich, nach einem kurzen Halt, tippt mich ein Mann an der Schulter. Er will mein Ticket sehen, das ich beim Lösen achtlos irgendwohin gesteckt habe. Zum Glück kann ich es finden, denn es scheint tatsächlich ein Kontrolleur zu sein.
Wir fahren über Land, vorbei an Getreidefeldern, Mais und Hirse. Oft sind die Felder bereits abgeerntet und es bleiben gelbe Strohstopeln. Wenn zwischen den Halmen Wasser blinkt, sind es Reisfelder. Manchmal kommen wir auch an Moscheen vorbei, an grossen Gebäuden. Auf den Feldern fahren Traktoren oder es sind Menschen am Ernten.
Auf meinem Handy kann ich sehen, dass wir auf dem Weg Richtung Pathankot sind. Also alles in Ordnung. Doch wie war das mit den zwei Stunden bis dahin? Es ist bereits vier Uhr, als wir uns dem Ort nähern und mir der Assistent 100 Rupien zusteckt. Anscheinend hat er mir zu viel kassiert. Der nächste Ort sei Pathankot, ich müsse aussteigen und im nächsten Bus ein neues Ticket kaufen. Hoffentlich finde ich den richtigen Bus.
Und dann, ganz unerwartet, fragt er mich nach meinem Facebook-Kontakt und wir schliessen spontan FB-Freundschaft. Dafür zeigt er mir bei der Busstation den richtigen Bus und tatsächlich, fünf Minuten später bin ich bereits wieder unterwegs.
Diesmal sitze ich vorne, gleich neben dem Chauffeur und kann sehen, wie er sich immer wieder mit den Gängen abmüht. Aber er fährt ruhig und sicher. Es geht langsam in die Berge, wir haben die doppelspurige Autobahn verlassen. Manchmal gibt es einen kurzen Halt unterwegs. Irgendwo stehen am Strassenrand Leute, die zusteigen, einmal halten wir bei einem kleinen Markt, aber es sieht nie nach einem längeren Halt aus. Ich bin froh, dass meine Blase mîch nicht im Stich lässt, ich habe heute überhaupt kein Problem damit. Das liegt wohl auch daran, dass ich meine Wasserflasche im Hotel vergessen habe. Unterwegs gibt es keine Möglichkeit etwas zu kaufen, wir fahren durch. Und wenn ich die verbleibende Strecke mit den vielen Kurven auf meinem Handy ansehe, werden wir wohl noch eine Weile unterwegs sein.
Auf meine Frage, wann wir ankommen würden, hat mir einer der Mitfahrer gesagt um sechs Uhr, doch ich glaube nicht mehr daran.
Irgendwann sehe ich hinter mir die Sonne untergehen, es ist sechs Uhr. Doch das Ziel ist noch weit weg. Wir kommen jetzt durch kleine Dörfer, wo sich der Bus durch den lokalen Verkehr kämpfen muss. Immer wieder sind die Strassen von Autos und Tuctucs verstopft, die sich irgendwie an den Strassenrand drängen, wenn der grosse Bus kommt. Die Sitze hinter mir haben sich inzwischen gefüllt, ein Blick zurück zeigt mir eine bunte Schar Mitfahrer. Manchmal steigen Leute zu, manche steigen aus, wir fahren weiter. In die Berge, durch Kurven, mit Hupen und anstrengendem Schalten. Doch irgendwie findet der Chauffeur die Gänge immer. Manchmal muss er zweimal anfangen, aber am Schluss klappt es.
Und dann, draussen ist es längst dunkel, es geht gegen acht Uhr, kommen wir an. An einer Bushaltestelle im nirgendwo. Die meisten Reisenden steigen aus und verschwinden in der Nacht. Nur ich stehe noch am Strassenrand. Ich kann ein paar Häuser erkennen, von meinem Navi weiss ich, dass das Hotel in knapp 2 km Entfernung ist. Aber ich vermute, dass das den Berg hinauf geht, denn es ist eine kurvenreiche Strasse eingezeichnet.
Wo sind die Taxis, die normalerweise an Busstationen stehen und auf Kunden warten? Auch Tuctucs kann ich keine sehen, vielleicht gibt es die in der Berggegend gar nicht. Ich rufe im Hotel an, frage den Mann, ob er mir ein Taxi schicken kann. Doch er scheint mich nicht zu verstehen, legt den Hörer wieder auf. Jetzt sehe ich einen Taxistand, doch der ist dunkel. Aber es fährt ein Auto vor.
Taxi? Ja es ist ein Taxi, doch der Fahrer ist bereits gebucht. Er will wissen, wie mein Hotel heisst und meint, sein Bruder könnte fahren. Das ist einer der beiden Männer, die in der Nähe stehen. Also gibt es doch ein Taxi. der Fahrer wollte mich nur nicht sehen, oder hat so spät abends nicht mehr mit einem Passagier gerechnet.
Die Strasse geht tatsächlich in die Höhe. Vorne sitzen die beiden Männer, ich sitze hinten. Die schmale Strasse geht steil hinauf. Doch wir fahren gar nicht auf der Strasse, die in meinem Navi eingetragen ist, sondern daneben. Immerhin in die richtige Richtung. Bergauf. Als uns von oben ein Auto entgegenkommt und wir kurz zurück fahren müssen, schaue ich rechts aus dem Fenster. Neben der Strasse geht es tief hinunter. Einen Moment packt mich Panik. Was, wenn die Bremsen nicht halten, wenn der Fahrer die Strassenbreite falsch einschätzt. Kennst du diese Strasse will ich von ihm wissen. Ja, es ist ein neuer Weg, die normale Strasse ist defekt. Zuviel Regen.
Das entgegnkommende Auto ist vorbei, mein Panikmoment vorbei und bald kommen wir zu ein paar Häusern.
Zehn Minuten später bin ich in meinem Hotelzimmer. Wenigstens ein Fenster, atme ich auf, doch es stellt sich heraus, dass die Aussicht in einen schmalen Hof geht. Die Mauer steht knapp 2 Meter vom Fenster entfernt. Werde mich morgen darum kümmern müssen. Jetzt will ich nur noch endlich etwas essen und dann schlafen. Im Restaurant gibt es eine Portion gebratenen Reis. Gut gewürzt. Und eine grosse Flasche Wasser.
Die Matraze ist superweich, ich versinke förmlich darin. Nachdem ich jetzt 3 Wochen in harten Betten geschlafen habe, ist das ein extremer Unterschied. Lange mag ich darüber keine Überlegungen mehr anstellen, ich schlafe sehr schnell ein.
Es war eine lange Fahrt, aber ich habe sie erstaunlich gut überstanden.
Aufbruch: | 01.06.2022 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 30.01.2023 |
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