Reise durch Indien

Reisezeit: Juni 2022 - Januar 2023  |  von Beatrice Feldbauer

Kuta Beach - Bali

Ich bin in einem grösseren Resort untergekommen. Dieses liegt direkt am Strand und wie schon erwähnt, in der Nähe des Internationalen Flughafens von Bali. Vom Strand kann man sogar die landenden Flugzeuge erkennen. Aber man kann sie kaum hören, denn sie setzen fast direkt am Meer auf. Die ersten zwei Tage sehe ich allerdings gar nichts von meiner Umgebung. Tatsächlich habe ich mir eine regelrechte Erschöpfung zugezogen. Ich schlafe fast die ganze Zeit, raffe mich für das Frühstück am Morgen auf und tauche bald wieder ab.

Das Frühstücksbuffet ist im übrigen fantastisch. Es gibt alles, was man sich wünschen kann, sowohl kontinental wie auch indisch/balinesisch mit Reis und warmen Gerichten. Und das Personal ist sehr freundlich.

Den Nachmittag verbringe ich im Zimmer, mag im Moment niemanden sehen und bin sehr froh, dass das Hotel so gross ist, dass niemand persönlich nachfragt, wie es mir gehe, ob alles in Ordnung sei, weil ich den ganzen Tag nicht gesehen werde.

Erst am Abend gehe ich ins Restaurant, das ein paar Drinks auf der Karte hat und ein paar einfache Gerichte anbietet. Nasi Goreng zum Beispiel, oder Burger, Paella oder Spaghetti marinara. Dazu spielt jeden Abend eine kleine Liveband alte internationale Hits.

Paella

Paella

Eigentlich hatte ich mir grandiose Sonnenuntergänge erhofft. Die Lage an der Westküste der Insel wäre perfekt, doch auch hier hängen noch immer viele Wolken am Himmel und vor allem Abends versinkt die Sonne nicht im Meer, sondern hinter den tiefen Wolken am Horizont. Damit ist das Sonnuntergangs-Sujet für meine Fotografiersucht gestrichen. Nachts gibt es manchmal heftige Regenschauer.

Dafür sind die Streifzüge nach dem Frühstück durch den Garten des Resorts sehr ergiebig. Überall blühen die exotischen Heliconias in verschiedenen Formen. Und in den verschiedenen Innenhöfen des Hotelkomplexes wachsen Frangipani. Im ersten Stock, wo mein Zimmer liegt, sind sie mir auf Augenhöhe. Ich muss jeden Tag ein paar Bilder machen, auch wenn mein Handy langsam von Frangipani überquillt.

Mich begeistern auch die kleinen Wasserspiele und die Teiche mit den Kois, die beim Frühstücksrestaurant sind. Auch die Schale mit dem Wasser, die alle paar Tage mit Frangipani neu ausgelegtwird, bieten wunderbare Fotosujets.

Ganz langsam erwachen meine Lebensgeister wieder, aber ich merke, dass ich in Zukunft mit meinen Kräften sorgfältiger umgehen muss. Ich werde versuchen noch langsamer unterwegs zu sein. Längere Aufenthalte am gleichen Ort. Schliesslich will ich auch meinen Blog nicht vernachlässigen. Im Moment bin ich über eine Woche im Verzug. Das belastet mich, das nimmt mir zusätzliche Energien weg. Die letzten Tage in Rajasthan waren so intensiv, so voller Bilder, mit vielen Informationen, Emotionen. Ich will die auf jeden Fall noch festhalten. Auch wenn in diesen Tagen ein paar Freunde mir raten: enspanne dich, geniesse es einfach, du musst nichts...

Nein, ich muss das nicht, aber ich will das. Ich schreibe zwar für meine Leser, das macht jeder, der schreibt, aber ich schreibe auch für mich. Will meine Erlebnisse festhalten, denn irgendwann werde auch ich diesen Blog wieder aufrufen und mich fragen, wie das genau gewesen war. Wo ich war, was ich gesehen habe.

Ich fange also irgendwann in dieser Woche an zu schreiben. Versuche mich zurück zu erinnern. Zurück auf die Strassen von Rajasthan, auch wenn ich hier im Bali grad extrem weit von diesen Erlebnissen weg bin. Ich sehe mir die Fotos und Videos wieder an, gehe in Gedanken zurück zu Nipendra und den Gesprächen, die wir hatten. Nur schon diese Informationen sind es wert, festgehalten zu werden.

Also bleibe ich weiterhin viel im Zimmer. Ich habe nämlich gemerkt, dass es mich überhaupt nicht an den Pool zieht. Hab es ein paarmal versucht, aber es wurde mir ganz schnell langweilig. Kurze Abkühlung im Wasser, ist ok, doch was macht man nachher auf dem Liegestuhl? Ich eigne mich tatsächlich nicht dazu. Habe mir daher nicht einmal einen winzigen Sonnenbrand eingeholt.

Ich glaube zu zweit wärs anders. Mit einer Freundin könnte ich wohl endlos quatschen. Über Gott und die Welt und dabei noch die Leute beobachten. Allein verziehe ich mich lieber in mein kühles Zimmer und versuche, meine Gedanken in den Laptop zu bringen. Allein unterwegs zu sein, hat auch diesen Vorteil, dass man eben genau das machen kann, was man möchte, wozu man Lust hat, oder mindestens, das nicht zu tun, wozu man keine Lust hat.

Einmal mache ich einen Spaziergang in den Ort. Viele Hotels, viele Boutiquen, viele Restaurants und viel Verkehr. Zufällig gerate ich in einen Hotelgarten, der mit sehr schönen Pflanzen bepflanzt ist. Das Hotel scheint nicht gut besucht zu sein, einige Zimmertüren sind offen, die Zimmer werden neu gestaltet und sind eine Baustelle.

Die Rezeption ist verwaist, aber im Garten arbeiten zwei Frauen. Es gibt einen kleinen Teich mit einer echten Lotusblüte und viele Geweihfarne. Eine echte Oase. Ich komme mit einer grossen Foto-Ausbeute zurück ins Resort, vom Ort habe ich kaum etwas gesehen.

Bei meinem kurzen Abstecher in den Ort ist mir das grosse BBQ Brasil aufgefallen. Brasilianisches Grillrestaurant, das könnte spannend sein. Ob die das auch so handhaben wir am Strand von Copacabana?

Vor allem ist es extrem laut, ich kann die nette Bedienung nicht verstehen, als sie mir erklärt, wie der Ablauf ist. Doch nachdem ich den normalen BBQ bestellt habe, sehe ich, dass ich mich am Buffet mit Salaten und Beilagen eindecken kann und dann kommen auch schon die Kellner mit ihren Fleischspiessen. Ja, genauso wie in Rio. Solange mein Pappdeckel grün anzeigt, kommen sie regelmässig vorbei. Bieten Würstchen, Speckröllchen, Pouletstücke, Schweinsbraten und Rindssteak und -Filet an. Dazu kommen die sehr feinen Ananas, ebenfalls vom Grill.

Immer wieder gehen die Spiesse zurück auf den grossen Grill, immer wieder kommen die Kellner. Das Essen ist wunderbar, doch die Musik für mich viel zu laut.. Ich weiss nicht, wie die Leute am Nebentisch sich unterhalten können, ich würde kein Wort verstehen und der Krach lässt mich bald fliehen. Zurück in meine ruhige Oase.

Zeichen steht auf grün - es kann losgehen

Zeichen steht auf grün - es kann losgehen

rot -  ab sofort nähert sich kein Kellner mehr meinem Tisch.

rot - ab sofort nähert sich kein Kellner mehr meinem Tisch.

An einem anderen Abend mache ich am Strand entlang einen kleinen Spaziergang und kehre in einem der grossen Resorts ein. Hier ist die Speise-Karte grösser, es gibt sogar Aperol Spritz und ein feines Shirloin-Steak und ein Glas Rotwein. Dazu spielt auch hier eine Liveband. Mir geht es richtig gut

HIer findet ein Hochzeitsessen statt

HIer findet ein Hochzeitsessen statt

An einem Nachmittag buche ich bei einem der Taxifahrer, die immer vor dem Resort stehen, einen Abendausflug. Es geht in den Süden der Insel zu einer Folklore-Tanz-Aufführung.

Wir haben kaum die Stadt hinter uns gelassen, als ich links eine hohe Statue entdecke. Ist das etwa...? Ja es ist sie, die riesige 75 meter hohe Statue, die ich bei meinem Anflug von weitem gesehen hatte und nicht wusste, was es sein könnte. Es ist die Garuda-Wisnu-Kencana-Statue und stellt das Reittier, den riesigen Garuda-Vogel dar, auf dem Vishnu reitet. Sie ist mitsamt dem 46 Meter hohen Sockel ganze 121 Meter hoch. Ich muss anscheinend meine imaginäre Liste der höchsten Staturen der Welt wieder revidieren. Kommt wohl immer darauf an, ob man den Sockel mitzählt.

Mein Taxifahrer macht einen kurzen Schwenker, so dass ich die Statue wenigstens von der Strasse her fotografieren kann. Man kennt ja inzwischen mein Faible für hohe Statuen und Gebäude.

Dann fahren wir weiter Wir sind bei weitem nicht die einzigen, die den Ort im Süden der Insel beim Uluwatu-Tempel ansteuern. Jeden Abend wir der Kecak-Tanz da aufgeführt und jeden Abend seien die Strassen dahin verstopft.

Ich bin frühzeitig da und mein Taxifahrer meint, sich solle doch vorher noch den Tempel besuchen. Aber frühzeitig zurück kommen, um einen guten Platz in der Zuschauerarena auszusuchen. Überall tummeln sich kleine Affen. Es sind Makaken und ich nehme mir vor, bein Fotografieren ganz besonders auf mein Handy aufzupassen. Will nicht, dass mir einer der kleinen Kerle mit dem Handy abhaut. Ich halte die Kamera also mit beiden Händen fest, als ich den Blick über die Klippen festhalten will. Da springt mir etws ins Gesicht. Ich komme gar nicht dazu wirklich zu merken, was passiert, greife aber auf meine Nase und kann meine Brille grad noch festhalten, die mir der alte Affe, den ich vorhin fotografiert habe von der Nase gerissen hat. Ein Glas ist herausgefallen, aber es ist noch da. Ich brauche eine ganze Weile, bis ich mich von diesem Schrecken erholt habe und die Lust am Tempel oder an der Aussicht ist mir grad gründlich vergangen.

Lieber verziehe ich mich an einen ruhigen Ort bei den Toiletten und versuche, meine Brille wieder zu reparieren. Dabei sehe ich mich dauernd um, die Affen lasse ich nicht mehr nahe an mich herankommen.

Sie machen so einen friedlichen Eindruck...

Sie machen so einen friedlichen Eindruck...

Er hatte wohl etwas dagegen, dass ich ihn fotografiert hatte.

Er hatte wohl etwas dagegen, dass ich ihn fotografiert hatte.

Der Ort scheint von Damonen eingenommen zu sein.

Der Ort scheint von Damonen eingenommen zu sein.

Es ist nichts passiert, meine Brille ist wieder ganz, ich kann aufatmen.

Eine Stunde vor Beginn der Vorstellung sitze ich auf den heissen Steinstufen. Ich habe es tatsächlich geschafft, den Platz mit der sinkenden Sonne zwischen den beiden Steinskulpturen zu ergattern. Und den gebe ich nciht mehr auf, auch wenn die Platzanweiserinnen versuchen, mich nach rechts zu verschieben. Sollen sich andere dahin setzen, ich verstehe heute gar nichts, bleibe stur sitzen.

Tatsächlich wird die ganze Zuschauertribüne voll und pünktlich um sechs Uhr beginnt die Vorstellung. Mit einen Stakkato der 70 Sänger. Sie rufen ohne Unterlass und mit nur wenigen Verschiebungen der Tonlage Kecak - Kecak. Die Geschichte handelt von König Rama, dessen Geliebte vom König der Dämonen entführt wird. Rama versucht, sie zurück zu gewinnen, braucht aber dazu die Hilfe des Affenkönigs.

Es ist ein gewaltiges Spaktakel mit reichen balinesischen Kostümen, tanzenden Göttern, Märchenfiguren, einem Happy End und einem zerstörerisch guten Gesang der Sänger, die tatsächlich fast ununterbrochen ihren Kecak Kecak intonieren. Eine Riesenleistung.

Als ich das Gelände verlasse, stehen schon die Zuschauer für die zweite Vorstellung bereit Sie wird innert Kürze beginnen. Ob die Ränge dabei noch einmal gefüllt werden, weiss ich nicht, aber die Tatsache, dass jetzt grad 500 Menschen hier waren und das Spektakel jeden Abend zweimal aufgeführt wird, ist schon sehr beeindruckend.

Einen Tag später macht mich eine FB-Freundin darauf aufmerksam, dass es sich beim Kecak - oder Affentanz - nicht um eine alte balinesische Tradition handelt. Im Gegenteil, der Tanz wurde 1938 vom deutschen Künstler, Maler und Musiker Walter Spies zusammen mit dem balinesischen Tänzer Wayan Limbak kreiert. Spies, ein Lebenskünstler, lebte lange Jahre in Bali.

Was man nicht alles erfährt durch Freundinnen und Google. Jedenfalls war es ein unvergesslicher Abend. Auch der Sonnenuntergang hat diesmal sogar gepasst und die Feuerzeremonie war zwar kurz aber intensiv und eindrücklich.

Langsam fühle ich mich jetzt wieder etwas besser und stärker und so beschliesse ich, das Resort zu verlassen. Mein Ziel ist Ubud, 33 km nördlich von Kuta.. Agus, der mich zum Kecak-Tank gefahren hat, wird mich am Sonntag hinbringen. Vorher habe ich meine Woche im Resort aber noch um zwei Tage verlängert.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es geht wieder los. Vier Monate ist es her, seit ich von meiner Südamerikareise zurück gekommen bin. Sieben Monate war ich unterwegs. Und jetzt stehe ich vor einem neuen Start. Mein Traum ist das Taj Mahal. Mein Ziel heisst Indien.
Details:
Aufbruch: 01.06.2022
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 30.01.2023
Reiseziele: Vereinigte Arabische Emirate
Indien
Indonesien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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