Neustart

Reisezeit: Juni 2021 - Januar 2022  |  von Beatrice Feldbauer

Strand

Heute zieht es mich ans Meer. Zwar nicht direkt ins Meer, obwohl ein paar Leute baden, aber ich will am Strand spazieren. Gehe daher nicht Richtung Badestrand sondern in die andere Richtung. Vorbei an den Hafenrestaurants auf der Mole, vorbei am Jachthafen, der abgesperrt ist. Am Ufer entlang, da wo die Wellen sich sanft überschlagen und kurze Zeit ihren weissen Schaum ablagern, bis er vom Sand aufgesogen wird und bereit ist für die nächste Welle.

Ein paar Leute sitzen auch hier am Strand, oft aber sind es eher die Obdachlosen, die unterhalb der grossen Mauer einen temporären Ort gefunden haben, um ein paar Tage zu verbringen. Meist sind es junge Männer, ausgemergelte Figuren in schmutzigen Kleidern. Neben ihnen ein paar Müllsäcke. Plastik, den sie gesammelt haben.

Ich laufe an ihnen vorbei. Vorbei an den hohen Häusern. Es sind Appartmenthäuser, aber sie sehen unbewohnt aus. Und Hotels, auch hier ohne Leben. Weit draussen am Horizont stehen zwei Schiffe. Tanker oder Frachtschiffe. Ich kann das nicht so beurteilen. Auf einem stehen grosse Krane. Ob sie darauf warten, bis sie im grossen Hafen an Land kommen können? Vielleicht könnte ich den Hafen besichtigen. Vielleicht.

Auf dem Sand liegen ein paar blaue Boote. Ich nehme an, dass es Fischerboote sind, jedenfalls liegen Netze darin. Sie sind hoch auf den Sand gezogen, damit die Wellen sie nicht ins Meer ziehen können. Vielleicht fahren sie später hinaus. Die Ruder liegen in den Booten, einen Motor kann ich nicht erkennen. Ob man den mit nach Hause holt damit er nicht gestohlen wird. Fragen über Fragen.

Beim Wellenbrecher stehen ein paar Vögel. Sie beobachten das Wasser. Hoch aufgerichtete Silberreiher mit langem gelben Schnabel. Einer steht mit gestrecktem Hals auf einem Baumstrunk. Schaut über das Wasser. Ob er nach Fischen Ausschau hält. Andere ziehen den Kopf ein, der Hals bildet dann ein eleganttes S. Und dann gibt es ncoh eine kleinere Art. Sie sehen aus, als ob sie die Jungen wären, aber es ist eine eigene Art. Sie sind zierlicher, haben einen schwarzen Schnabel und gelbe Füsse. Ich hab sie gegoogelt, es könnten Seidenreiher sein.

Auf einem Stein hockt ein grosser Pelikan. Im Gegensatz zu den eleganten Reihern, wirkt er eher träge und schwer. Seine kugelrunden Augen beobachten aufmerksam die Gegend. MIr kommt er wie ein weiser alter Mann vor. Ich bleibe stehen, beobachte ihn, gern würde ich sehen, wie er startet, vielleicht sieht er etwas, das ihn anzieht. Doch er bleibt unbeweglich stehen. Erst als der Mann, der ganz weit draussen auf den Steinen fotografiert hat, zurückkommt, wird er etwas unruhig. Und endlich breitet er seine Flügel aus. Und gleitet knapp über das Wasser. Er braucht dazu kaum einen Flüglschlag. Dann setzt er auf dem Wasser auf. Mischt sich unter die anderen Pelikane, die bereits auf dem Wasser schwimmen. Wie Schwäne kommen sie mir vor. Auf dem Wasser wirken sie eleganter, als an Land.

Ich laufe bis da wo ein kleiner Fluss ins Meer fliesst. Hier gibt es Bäume und Büsche am Ufer und die Reiher sitzen in den Ästen. Ein paar schwarze Geier sind auch da. Ich sehe den Vögeln noch eine Weile zu und kehre dann um.

Im Hafenrestaurant trinke ich einen Papayasaft und als ein paar Regentropfen fallen, gehe ich zurück ins Hotel. Auf der Terasse sitze ich noch eine Weile und als es richtig anfängt zu regnen, ziehe ich mich für eine Siesta zurück. Ans Schreiben habe ich all die Tage gar nicht mehr gedacht. Ich glaube tatsächlich, dass ich in einer Krise stecke. Nicht psychisch, in dieser Beziehung geht es mir bestens, Aber ich bin müde und kann mich im Moment nicht von dieser Müdigkeit erholen. Geniesse aber andererseits auch, dass ich keinen Moment ans Schreiben denke, dass ich nichts was ich sehe, bereits im Kopf in Sätze packe, die ich später schreiben will. Ich mache einfach eine kleine Auszeit vom Schreiben. Es wird wieder kommen, davon bin ich überzeugt.

Später mache ich mich auf die Suche nach einem Restaurant fürs Nachtessen und irgendwann sitze ich in einem mexikanischen Restaurant. Ich bestelle Burritos und bin völlig überrascht von den riesigen Rollen, die ich von Hand essen sollte.

Das ist gar nicht so einfach zu bewerkstelligen. Vor allem wenn man dazu nur so winzige Servietten bekommt, die den Namen nicht Wert sind. Aber das Essen hat wunderbar geschmeckt. Überhaupt habe ich in diesen paar Tagen in Santa Marta sehr gut und vielseitig gegessen.

Italienisch, japanisch, mexikanisch, karibisch mit Krabben und Fisch. Kulinarisch war die ganze Palette vorhanden. Und überall wirklich fein.

mexikanische Burritos mit Nachos

mexikanische Burritos mit Nachos

Parque de los novios - Park dre Verliebten

Parque de los novios - Park dre Verliebten

Nach dem Nachtessen bummle ich in der Dunkelheit zurück zum Hotel, wo ich mir im italienischen Restaurant noch einen Cappuccino mit einem Tiramisu gönne. Morgen werde ich weiter ziehen,

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Immer wenn der Mensch seine Zukunft plant, fällt das Schicksal im Hintergrund lachend vom Stuhl. Dieser Satz hat mich durch das Corona-Jahr begleitet. Eigentlich war mein Abflug nach Südamerika am 3. April 2020 gebucht. Doch dann kam alles anders.
Details:
Aufbruch: 20.06.2021
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.01.2022
Reiseziele: Peru
Kolumbien
Argentinien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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