Neustart

Reisezeit: Juni 2021 - Januar 2022  |  von Beatrice Feldbauer

Parque Explora

Nachdem ich an den letzten beiden Tagen ziemlich träge war und fast nur gelesen habe, bin ich heute wieder motiviert für eine neue Entdeckung. Was bietet sich da besser an, als das heutige Ziel, der Parque Explora.

Er soll eines der grössten Aquarien Südamerikas haben und sonst noch ein paar Attraktionen bieten.

Ich nehme das Taxi und bin schon bald dort. Der Parque Explora liegt direkt neben dem botanischen Garten und dem Park der Wünsche wo das Haus der Musik ist, da wo ich letzte Woche die wunderschönen Tänze sah. Ich werde also bestimmt noch öfters hier sein, denn die Gegend scheint sehr vieles zu bieten.

Beim Eingang wird wieder einmal Temperatur gemessen und darauf hingewiesen, mit Maske unterwegs zu sein, aber das ist inzwischen eine Selbstverständlichkeit, fast würde ich behaupten, mir würde etwas fehlen, wenn ich ohne Maske unterwegs wäre.

Der Eintritt kostet 30'000 Peseten, das sind knapp 8 Franken und ich bin sehr gespannt, was mich erwartet. Schon von weitem habe ich den grossen Dinosaurier gesehen, der so etwas wie das Wahrzeichen des Museums ist.

Als erstes gehe ich ins Aquarium und steige die Stufen hinunter, die in den Bauch des Museums führen. Und dann stehe ich vor den grössten Aquarien, die ich je gesehen habe. Hinter den dicken Glasscheiben wird ein Wassersystem im überschwemmten Dschungel dargestellt. Riesige Urwaldbäume stehen da im Wasser, so wie das am Ende der Regenzeit auch in Iquitos ist. Zwischen den ausladenden Wurzeln schwimmen Fische. Riesige Welse mit ihrem breiten Maul und dem Bart, grimmige Barben, grosse Piranjas. Alles ist da. Was vor allem spannend ist, ist wie sie schwimmen. Sie schwimmen nicht nur geradeaus, sondern steil nach unten, umrunden den Baum, die Wurzeln, machen schnelle Tiefgänge, rasante Schussfahrten. In kleinen Aquarien sieht man Fische eigentlich nur in der Wagrechten, was so ein Bild im Kopf entstehen lässt. Hier sind sie senkrecht, in Schräglage, schnell und stehend. Ich bin völlig fasziniert.

Jetzt, wo ich die Bilder zusammenstelle, kann ich kaum verstehen, warum ich kein Video aufgenommen habe. Ich war wohl einfach zu sehr von den Fischen fasziniert, musste sie vor allem mit den Augen aufnehmen. Was absolut für diesen wunderbaren Ort spricht. Es gibt auf zwei Stockwerken verschiedene Aquarien und alle sind grösser, als ich sie an anderen Orten gesehen habe. Die Unterwasserwelt wird übrigens über dem Wasserspiegel mit einem üppigen Regenwald-Ambiente ergänzt.

Das Flusssystem des Amazonas ist das grösste der Welt. Das Foto links habe ich im Museum gemacht. Die Städte Iquitos und Manaus habe ich selber eingefügt. 
Das Bild rechts stammt aus Wikipedia.

Das Flusssystem des Amazonas ist das grösste der Welt. Das Foto links habe ich im Museum gemacht. Die Städte Iquitos und Manaus habe ich selber eingefügt.
Das Bild rechts stammt aus Wikipedia.

Bevor ich das Aquarium verlasse, entdecke ich das Bild der Flusssysteme der Welt. Der Amazonas ist bei weitem das grösste Wasser-System der Welt. Anhand der Flussläufe versuche ich mir vorzustellen, wo die grossen Städte liegen. Bei Manaus liege ich richtig, bei Iquitos ist es etwas schwieriger. Habe heute das Bild noch einmal studiert und mit einem Bild aus Wikipedia ergänzt.

Ich setze mich eine Weile draussen hin, lasse mich von den riesigen Dinosauriern beieindrucken und trinke einen Kaffee, bevor ich in den nächsten Saal gehe.

"Mente" ist das Thema. Mente - Verstand. Bin gespannt, was man mir da zeigen will.

Es geht um das Gehirn und wie es arbeitet. Zuerst fällt mir das grosse Labyrith auf. Zwei Leute versuchen daran, ihre kleinen Mäuse zum Käse zu bringen. Ich übernehme die gelbe Maus die sich mit vier Knöpfen steuern lässt. Wäre eigentlich gar nicht so schwierig, wenn das ganze sich nicht dauernd drehen würde. Immer, wenn ich glaube, dass ich jetzt weiss, wie es nach rechts/links, oben oder unten gesteuert werden kann, dreht das Rad um eine Vierteldrehung und alles schaut wieder ganz anders aus. Spannend und sehr herausfordernd.

Mein Orientierungssinn ist gefordert und der ist nicht wirklich gut. So wie wahrscheinlich viele Frauen (und bestimmt auch einige Männer) muss ich eine Karte oder mein GPS auch immer wieder drehen, um zu verstehen, ob ich jetzt nach rechts oder links abbiegen muss. Ich behaupte, dass Männer darin besser sind. Darum ist es wohl kein Zufall, dass es der Mann ist, der die Maus zuerst zum Käse gelotst hat, womit das Spiel zu Ende ist und die Mäuse zurück in ihren Startpositionen flitzen.

Im nächsten Schaukasten sind verschiedene Hirne ausgestellt und ihre Beziehung zur Grösse des Körpers. Ein Reptil, ein Vogel und der Mensch. Spannend, wie winzig die Hirne von Tieren sind und wie sie sich trotzdem auf besondere Eigenschaften spezialisiert haben. Es gibt Schaukästen, in denen gezeigt wird, wo die verschiedenen Zentren sind, die wir brauchen, zum Beispiel zum Sprechen, zum Sehen, zum Hören.

Und ganz eindrücklich ist die Darstellung von Alzheimer und wie die Krankheit das Gehirn angreift.

Vom gesunden zum Alzheimer-Kranken Hirn

Vom gesunden zum Alzheimer-Kranken Hirn

In Schaukästen gibt es verschiedene Tiere und es wird aufgezeigt, wie sich auf ihre besonderen Eigenschaften spzialisiert haben. Zum Beispiel kleine Nager, die vorwiegend unter der Erde in der Dunkelheit leben. Oder die Küchenschaben, Cucaracha mit ihrem Nervensystem. By the way, es handelt sich um die grössten Cucarachas, sie sind bis 8 cm lang und können bis 2 Jahre alt werden. Und weil wir grad dabei sind noch etwas mehr aus dem Leben der Küchenschaben. Im Gegensatz zu den meisten Insekten legen sie keine Eier, sondern gebären lebend.

Was man nicht alles erfährt im Museum über den Verstand.

Immer wieder werde ich von einer der jungen Aufseherinnen angesprochen. Sie wollen mir die einzelnen Objekte erklären. Zum Beispiel die Kammer mit dem Schachbrettmuster. Zwei ungefähr gleich grosse junge Frauen stellen sich in je eine Ecke und wechseln dann den Platz. Ein verblüffender Effekt, den ich gar nicht so genau nacherzählen kann. Ich liebe optische Täuschungen.

Auch die magische Hand ist faszinierend. Ich lege meine beiden Hände nebeneinander. In der Mitte ist ein Spiegel, durch den ich meine rechte Hand sehen kann. Ich sehe nun also zwei Hände vor mir, wobei es beide male die gleiche Hand ist.

Die junge Frau mir gegenüber streicht jetzt mit zwei Pinseln parallel über meine Hände. Zuerst über beide genau gleich und plötzlich spüre ich auf der linken Seite etwas, was ich nicht sehe. Ein sehr eigenartiges Gefühl. Man kann das Experiment auch ganz einfach selber nachmachen. Wichtig ist, dass man selber nur die eine Hand sehen kann, dass der Spiegel oder die Trennwand gross genug sind, um die linke zu verdecken.

Der Raum geht rechts mehr in die Tiefe, nach unten. und in die Höhe. Das ist aber nicht einmal auf der Foto so richtig zu sehen.

Der Raum geht rechts mehr in die Tiefe, nach unten. und in die Höhe. Das ist aber nicht einmal auf der Foto so richtig zu sehen.

durch ein Stroboskoplicht wird aus der sich drehenden Scheibe ein lebendiges Bild. Schwierig zu beschreiben, hab ein Video auf meine Seite gestellt.

durch ein Stroboskoplicht wird aus der sich drehenden Scheibe ein lebendiges Bild. Schwierig zu beschreiben, hab ein Video auf meine Seite gestellt.

Ich gehe noch zum magischen Tunnel. Bevor ich auf den Steg trete kommt ein kleines Mädchen auf mich zu und empfiehlt mir, mich an der Seite festzuhalten. Sie hat recht, als ich hineingehe, fängt der ganze Tunnel an sich zu drehen. Zwar stehe ich auf dem Steg völlig ruhig, aber mir wird tatsächlich leicht schwindelig. Ein sehr spezielles Gefühl. Wenn das was man sieht nicht dem entspricht, wa man fühlt.

Ich brauche jetzt definitiv frische Luft, habe fast alles gesehen, manches verstanden, anderes nur angedacht. Manchmal bin ich zu faul, um alles zu lesen und zu übersetzen, manchmal verstehe ich es eben schlicht nicht. Es sind übrigens sehr viele Kinder im Museum. Ganze Schulklassen scheinen unterwegs zu sein. Und die Aufseherinnen erklären den Gruppen geduldig die verschiedenen Experimente, lassen sie die Sachen berühren, fühlen. Ein fantastisches Erlebnis.

Ich schlendere draussen den Rabatten entlang, fotografiere die eine oder andere Pflanze, als mich ein junger Aufseher auf einen Baum aufmerksam macht. "Hast du den gesehen, das ist einer der interessanten Bäume die es hier gibt."

Es ist ein Kanonenkugelbaum. Leider hat er nur sehr wenige Blüten und nur ganz wenige Kugelfrüchte hängen weit oben in den Ästen. Ich zeige ihm meine Foto, die ich vor ein paar Tagen im botanischen Garten gemacht habe. Das ist nur auf der anderen Strassenseite. Er staunt und meint, dass er den in den nächsten Tagen besuchen werde. Ich bedanke mich für seinen Tipp. Er hat gesehen, dass ich mich für Pflanzen interessiere. So aufmerksam.

Kanonenkugelbaum

Kanonenkugelbaum

Pachystachys luitea - gelbe Dickähre / kennen wir aus dem Blumentopf

Pachystachys luitea - gelbe Dickähre / kennen wir aus dem Blumentopf

Zingiber - Bienenkorb-Ingwer

Zingiber - Bienenkorb-Ingwer

Dichorisandra thyrsiflora - blauer Inger (Ingwer scheint eine riesige Familie zu sein.)

Dichorisandra thyrsiflora - blauer Inger (Ingwer scheint eine riesige Familie zu sein.)

Cordyline fruticosa - Keulenlilie

Cordyline fruticosa - Keulenlilie

Es gibt auch draussen ein paar Experiomente und optische Täuschungen und als ich nicht auf Anhieb verstehe, wird mir auch hier das eine oder andere erklärt. Auch die vielen Kinder haben grossen Spass an diesem Tag im Museum.

mexikanisch: Tomatensuppe mit Mozarella-Stücken
Poulet, Reis, Tomaten, Bratkartoffeln, Mais und Avocado.

mexikanisch: Tomatensuppe mit Mozarella-Stücken
Poulet, Reis, Tomaten, Bratkartoffeln, Mais und Avocado.

Beim Blick von der Terrasse entdeckt - werde bestimmt noch einmal hierher kommen...

Beim Blick von der Terrasse entdeckt - werde bestimmt noch einmal hierher kommen...

Ich bin schon fast den ganzen Nachmittag hier im Parque Explora, in diesem vielfältigen Museum mit so vielen Informationen und Experimenten. Im grossen nach zwei Seiten offenen Restaurant bestelle ich das mexikanische Menu.

Danach fahre ich mit dem Taxi zum Botero-Platz. Hier setze ich mich in mein Lieblingscafe und beobachte wieder einmal die vielen Leute auf dem Platz. Und google endlich das hohe Gebäude in der Nähe. Es ist der Torre Coltejer, das höchste Gebäude der Stadt. Es gehört der Firma Coltejer, einem Textilunternehmen und die Form ist einer Nähnadel nachempfunden. - was Wikipedia alles weiss!

Es ist 175 m hoch und hat 37 Stockwerke und 11 Lifte.

Schade, dass es dort oben kein Restaurant gibt. Auf dem Heimweg frage ich den Taxifahrer nach einer Bar oder einem Restaurant auf einem der hohen Gebäude. Er weiss von nichts, sowas scheint es hier nicht zu geben.

Am Himmel ziehen wieder Regenwolken auf, doch bis es anfängt zu regnen, bin ich längst zu Hause.

meine App PeakFinder funktioniert auch in den Anden. Unglaublich

meine App PeakFinder funktioniert auch in den Anden. Unglaublich

der Torre Coltejer, mit 175 m das höchste Gebäude Medellins

der Torre Coltejer, mit 175 m das höchste Gebäude Medellins

Auf meiner Bison-Seite habe ich ein paar Videos von heute aufgeladen.

www.bison.ch Kolumbien-Videos

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Immer wenn der Mensch seine Zukunft plant, fällt das Schicksal im Hintergrund lachend vom Stuhl. Dieser Satz hat mich durch das Corona-Jahr begleitet. Eigentlich war mein Abflug nach Südamerika am 3. April 2020 gebucht. Doch dann kam alles anders.
Details:
Aufbruch: 20.06.2021
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.01.2022
Reiseziele: Peru
Kolumbien
Argentinien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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