Neustart

Reisezeit: Juni 2021 - Januar 2022  |  von Beatrice Feldbauer

Kirchen

Bei meinen Spaziergängen durch das Zentrum von Lima komme ich natürlich auch immer wieder an Kirchen vorbei. Manchmal sind sie offen, oft geschlossen. Und manchmal findet eine Messe statt, dann sind die Türen immer offen und man kann ungeniert hinein gehen. Natürlich mit dem nötigen Respekt, um den Gottesdienst nicht zu stören.

Nur ein Häuserblock von meinem Hotel entfernt ist die Iglesia de la Merced. Sie hat eine so wundervolles Portal, dass ich es eigentlich jedesmal wenn ich vorbei gehe, fotografieren möchte. Je nach Lichteinfall werden die Fotos dann auch ganz verschieden.

Gleich hinter dem Eingang steht die Jungfrau Maria und versperrt den ganzen Eingang, oder sie heisst alle Willkommen um an ihr vorbei ins Innere zu gelangen. Ganz wie man das gern sehen möchte. Die KIrchenbänke sind verstellt und ich vermute zuerst, dass da ein Vortrag oder sonst ein Anlass stattfinden wird, bis ich erkenne, dass es eine Gasse ist, die die Leute zu der grossen Krippe leitet.

Covid-Konzept. Ein langer Ganz zur Krippe, dann ein Spaziergang rund um die grosse Krippenlandschaft, die da in eine Seitennische gebaut ist und zum Seitenportal geht es wieder hinaus. So dass ich die Eintretenden nicht mit den Austretenden kreuzen. Ausserdem steht beim Eingang eine Kontrolle und verspritzt Alkohol - kein Weihwasser - kontrolliert das Zertifikat und macht darauf aufmerksam, eine zweite Maske anzuziehen. Abgesehen von diesen Auflagen ist das Leben aber sehr locker hier in Lima.

Es ist die grösste Krippenanlage, die ich hier in Lima gesehen habe. Es ist eine ganze Landschaft mit einem fliessenden Bach, echten Pflanzen, unzähligen Figuren, peruanischer Landbevölkerung und nebst Schafen und Ziegen finden sich auch ein paar Lamas.

Es ist die grösste Krippenanlage, die ich hier in Lima gesehen habe. Es ist eine ganze Landschaft mit einem fliessenden Bach, echten Pflanzen, unzähligen Figuren, peruanischer Landbevölkerung und nebst Schafen und Ziegen finden sich auch ein paar Lamas.

Heute ist das Convent San Francisco offen. Auch diese Türe hat eine auffällig gestaltete Fassade Torfassade, die das ohnehin riesige Portal noch grösser erscheinen lässt. Ausserdem ist die ganze hellgelbe Fassade mit den schmalen Simsen und den braunen Holzgeländern der ideale Aufenthaltsort für die unzähligen Tauben, die ihre Flüge rund um den kleinen Brunnen in der Mitte des Platzes absolvieren. Nur eine kleine Türe, die in das riesige Tor eingelassen ist, steht offen. Drinnen findet eine Andacht statt, aber es sind nur wenige Leute in den Bänken.

Aber an den Seitenaltären knien Leute in den Bänken oder gar auf dem Boden. In inniges Gebet vertieft. Ich versuche, sie nicht zu stören und gehe langsam durch das ganze Kirchenschiff. Jedesmal bin ich begeistert von der speziellen Bemalung der Kirche. Von den weissen Flächen und den roten Umrandungen. Den speziellen Effekten, die diese ganz besondere Bemalung bewirkt.

Auch die Decke und die Kuppel sind so gestaltet. Es macht die Kirche für mich zu einer der ungewöhnlichsten, die ich kenne. Es macht sie einmalig.

Natürlich gibt es auch hier in einer Seitennische eine grosse Krippe. Mit Maria Verkündigung durch den Engel Gabriel, mit der Krippenszene, wo allerdings das Jesuskind noch fehlt und der Flucht nach Ägypten.

Ganz anderss präsentiert sich die Hauptkirche von Lima, die Kathedrale am Plaza Mayor. Zum einen ist sie natürlich viel grösser als alle anderen Kirchen. Rund um das Kirchenschiff präsentieren sich 15 Seitenaltare und der grosse Altarbereich mit dem Podium vorne. Das Kirchenschiff ist sehr hoch und obwohl die Säulen recht dick sind, wirken sie elegant mit ihren Bogen und den goldenen Reliefs in Gewölbe. Dazu kommen die vielen ausladenden Leuchtern in Kerzenform. Sie hängen von der Decke und an den Säulen. Und sie spiegeln sich in den Bodenplatten. Auch diese Kirche hat ihren eigenen Charakter. Wenn nicht gerade Messe ist, ist sie ein Museum und man bezahlt Eintritt. Dafür bekommt man einen Glanzprospekt, in dem alle Seitenaltare und die angrenzende Gemäldesammlung mit Sakristei beschrieben sind.

Die Seitenkapellen sind verschiedenen Heiligen gewidmet und jeder Altar ist völlig anders gestaltet. Mit verschiedenen Materialen und in verschiedenen Stilen. Da gibt es dunkles schweres Holz mit aufwändigen Schnitzerein oder marmorene leichte Säulen, die verspielte Balustraden tragen. Es gibt über und über vergoldete Himmelsgewölbe mit unzähligen Engeln und Heiligen.

Capilla de Santo Toribio de Mogrovejo

Capilla de Santo Toribio de Mogrovejo

Capilla de la Visitacion

Capilla de la Visitacion

Capilla de San José

Capilla de San José

Die auffälligste aller Kapellen ist aber die erste auf der rechten Seite. Es ist das Grabmal von Francisco PIzarro. Er ist der Gründer der Stadt und hat ausserdem 1535 den Grundstein der damaligen Kirche genau an diesem Ort gelegt. Darum hat er sich wohl ein ganz spezielles Grabmal verdient.

Ausserdem ist er aber auch der Eroberer Perus, also der erste Held. Allerdings ist die Geschichte nicht rümlich. Der letzte Inkakönig versuchte sich von ihm mit Räumen vonller Gold und Silber frei zu kaufen, nachdem ihn die eindringenden Spanier gefangen genommen hatten. Seine Leute schafften das Gold her und die Zahlung war vollzogen. Doch trotzdem liess Pizarro ihn ermorden. Die Geschichte Perus ist auf Blut gegrundet. Sehr viel Blut, wie auch in anderen Ländern. Die Spanier waren geblendet vom Gold, das sie hier in der neuen Welt fanden. Sie liessen alles auf ihre Schiffe laden und fuhren damit nach Spanien. Alles wurde für den König von Spanien erobert. Menschen kamen als Schauobjekte mit, denn die Wilden nahm man vorerst kaum als Menschen wahr.

Eine schreckliche Geschichte, die mich immer wieder nachdenklich macht. Es waren andere Zeiten, die Spanier waren grad eben vom der Belagerung durch die Mauren befreit, als Kolumbus loszog. Diese Geschichte steht für mich immer vor Augen. Auch wenn ich in spanischen Kirchen die Schätze sehe, die aus dem eingeschmolzenen Gold aus den neuen Ländern gemacht wurden.

Nichts desto trotz, das Grabmal von Pizarro ist fantastisch. Der Boden und die Wände sind fast ausschliesslich aus Mosaiksteinen gestaltet.

Dass seine Gebeine so bloss im Glassarg ausgestellt sind, mag ich ihm gönnen, jedenfalls empfinde ich dies eher als piätätlos. Ich bin allerdings nicht ganz sicher, ob die Knochen auch wirklich von Pizarro sind, denn irgendwo habe ich gelesen, dass seine Leiche mumifiziert in der Kathedrale aufbewahrt wird. Als Momie kommt er mir aber mit seinen weissen Knochen und dem grinsenden Gesicht nicht vor.

Das grosse Tor neben der Kathedrale, hinter dem sich eine weitere separate Kirche versteckt, steht heute offen. Natürlich muss ich hinein sehen, vor allem als ich sehe, dass der Küster davor steht, und den Eingang mit einem Seil abgesperrt hat.

Eine Hochzeit findet da drin statt. Nur Familienangehörige dürfen eintreten.

Also setze ich mich auf die Stufen vor der Kathedrale, warte bis die Zeremonie vorbei ist und beobachte die Leute auf dem Platz. Da gibt es ja immer genug zu sehen. Strassenfeger, die gar nicht erst Unordnung aufkommen lassen, Polizisten, die sich fotogen in Reihen aufstellen, immer wieder an einem anderen Ort, aber immer freundlich und in Vollmontur.

Dann kommen sie heraus, die beiden jungen Leute, die soeben den Bund fürs Leben geschlossen haben. Sie tragen beide Masken und ich bin wieder einmal tief berührt, wie wichtig und ersthaft die Menschen hier mit der Situation umgehen. Es sind diese Momente, in denen ich mich fast schäme, aus dem Land zu kommen, das zur Zeit die schlimmste Ansteckungsquote hat. Einfach weil die Menschen nicht verstehen, wie es um die Welt steht.

Mein Leben hier ist sehr entspannt, wenn man einfach davon absieht, dass man halt Maske trägt. Bis die Sache ausgestanden ist, dann wird die Welt wieder normal werden und die Einschränkungen sind vorbei. Freiheitsentzug würde anders aussehen.

Doch ich schweife ab, war nicht mein Thema, aber manchmal überkommt es mich...

Mit Blütenblättern werden die jungen Leute beworfen und mir vorsichtigen Umarmungen beglückwünscht. Und während die Gratulationen noch anstehen und die Fotografen die besten Momente suchen, schliesst der Küster das grosse Tor wieder.

Ich mache noch einen Abstecher zum Cordano, lasse mir ein fantastisches Schinkenbrot servieren und besuche dann das Haus der Literatur, das im alten Bahnhofsgebäude unter gebracht ist.

Es ist sehr schön gestaltet mit vielen Erklärungen zu den verschiedenen Sprachen, die in Peru gesprochen werden.

Auch die verschiedenen Arten der Kommunikation von den in gezeichneten Geschichten in den Handarbeiten von Chinchero bis zur modernen Kommunikation per Internet ist alles sehr schön dokumentiert. Und mit vielen Zitaten ergänzt.

Sprachenvielfalt

Sprachenvielfalt

Die Bibliothek mit dem wunderschönen Glasdach ist dem peruanischen Literaturnobelpreisträger Mario llosa Vargas gewidmet. Hier erfährt man alles über sein Leben und Wirken.

Leider habe ich es nicht geschafft, ein Buch von ihm fertig zu lesen. Zu kompliziert sind seine langen Sätze, die oft eine ganze Seite einnehmen. In meiner Bibliothek in Iquitos gab es aber ein paar Bücher von ihm in spanisch und in deutsch.

Bevor ich mich auf den Rückweg zum Hotel mache, setze ich mich noch einen Moment in einen der alten Bänke. Hier fuhr noch bis vor der Pandemie monatlich ein Touristenzug los. Heute gibt es nur noch die langen Güterzüge, die hier im Schneckentempo vorbei fahren.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Immer wenn der Mensch seine Zukunft plant, fällt das Schicksal im Hintergrund lachend vom Stuhl. Dieser Satz hat mich durch das Corona-Jahr begleitet. Eigentlich war mein Abflug nach Südamerika am 3. April 2020 gebucht. Doch dann kam alles anders.
Details:
Aufbruch: 20.06.2021
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.01.2022
Reiseziele: Peru
Kolumbien
Argentinien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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