Neustart

Reisezeit: Juni 2021 - Januar 2022  |  von Beatrice Feldbauer

Rio Ampiyacu

Wir sind zum Frühstück verabredet, danach wollen wir um acht Uhr losfahren nach Boras Brilla Nueva. Liborio will heute Morgen noch ein paar Einkäufe machen, denn wir haben vereinbart, dass wir für das Dorf ein paar Lebensmittel mitbringen werden. Sachen, die im Dorf selber nicht produziert oder gekauft werden können, die aber lebensnotwenig sind und in Pebas besorgt werden müssen. Da sich Liborio damit bestens auskennt, überlasse ich ihm das Geld und die Einkäufe.

Dass er mich dabei hintergeht kann ich ausschliessen, denn das würde Berechnung bedingen und dazu habe ich ihn in den letzten Monaten zu gut kennen gelernt. Er hat nach seiner Blinddarmoperation vom April nicht einmal für Schmerzmittel etwas Geld beiseite gelegt, wenn ich ihm den wöchentlichen Betrag überwiesen hatte. Dass er am nächsten Tag Geld für seine Medizin gebraucht hätte, kam ihm immer erst dann in den Sinn, wenn er schon alles für Lebensmittel aufgebraucht hatte.

Rosa will ausserdem ein paar Sachen für mich einkaufen, Früchte zum Beispiel und Eier. Sie ist sehr besorgt, dass ich genug zu Essen bekomme. Und auch wenn sie mich mit ihren Leckerbissen wie Anaconda und Krokodil aufzieht, so weiss sie genau, dass das nicht mein Essen ist.

Ich steige derweil noch einmal hinauf zum Hauptplatz, denn die Ladenbesitzer von nebenan hat mir verraten, dass es dort Gratis-Wifi-Zugang gibt. Tatsächlich schaffe ich es, einen letzten Post von unserer gestrigen Begegnung mit Grippa zu posten und mich ausserdem telefonisch von meiner Schwester zu verabaschieden. Ab jetzt gibt es weder Internet noch telefonischen Kontakt mehr.

Maria Elena, unsere Frühstücksköchin

Maria Elena, unsere Frühstücksköchin

Ich finde Liborio bei einem Grillstand. Er hat am Morgen zwei frische Fische gekauft und liess sie von der Wirtin zubereiten. Dazu gibt es fritierte Bananen und einen Saft von Camu-Camu-Früchten. Fische zum Frühstück? ich bin etwas skeptisch, doch Liborio besteht darauf, dass ich etwas esse. "Die Fahrt ist lang und es wird heiss werden. Du brauchst etwas im Magen".

Der Fisch schmeckt fein, frisch. Ich lasse mich überreden. Dann brauchen wir nur noch ein paar grosse Wasserflaschen, eine Taschenlampe und dann geht es hinunter zu den Booten. Auch Rosa kommt jetzt, wie immere fröhlich und ziemlich emotional. Sie fährt das erste mal seit gut 30 Jahren zurück in das Dorf, in dem sie geboren wurde.

Frühstück

Frühstück

Die meisten Boote hier in Pebas sind kleine Fischerboote ohne Dach, mit tief liegenden Sitzen. Ich mache mich auf eine ziemlich unbequeme Fahrt gefasst, denn ich hasse diese tiefen Sitze, kann allgemein nicht lange auf dem Boden sitzen. Doch da habe ich nicht mit Liborio gerechnet. Er hat einen Bootsführer mit einem Boot mit Dach aufgetrieben. Also werden wir nicht in der prallen Sonne fahren. Als wir alles eingepackt haben, überrascht er mich gleich noch einmal, packt meine Hängematte aus und hängt sie ins Boot. Was für ein Luxus. Ich werde also schaukelnd auf dem Fluss fahren.

Seit ich als Kind zum ersten Mal im Nachbarsgarten in einer Hängematte liegen durfte, bin ich von diesem Virus befallen. Ich liebe es, in der Hängematte zu liegen, zu lesen, zu dösen, nachzudenken oder einfach abzuhängen. Und genau das kann ich jetzt in den nächsten Stunden. Liborio richtet sich auf der Sitzbank hinter mir ein und Rosa hockt sich vor mir beim Gepäck auf den Boden. Manchmal liegt sie auch da, eingerollt, dann wieder sitzt sie, verteilt kleine süsse Bananen.

Ganz hinten sitzt der Bootsführer. Von ihm werden wir in den nächsten Stunden kaum etwas sehen oder spüren, er hält in der einen Hand seinen Sonnenschirm, mit der anderen steuert er das Boot.

Es geht flussaufwärts. Am Ufer kann ich manchmal eine der Brücken erkennen, über die wir gestern zum Dorf von Tio Victor gefahren sind. Doch schon bald steuern wir in den kleineren Nebenfluss, der uns hinauf zu dem weit entfernten Dorf Brilla Nuevo bringt. Dabei kommen wir auch bei ein paar anderen Eingebornenstämmen vorbei. Den Huitoto zum Beispiel oder den Ocaina. Ihr Leben ist ähnlich den Boras, aber sie sprechen eine andere Sprache.

"Besteht keine Gefahr, dass sie Schrumpfköpfe machen aus uns?" will ich von Liborio wissen. "Nein, natürlich nicht", lacht er, doch dann wird er ernst.

Einmal, als er noch jung war, hat er einen Wissenschaftler begleitet, der von der Regierung in Lima eine Bewilligung hatte, verschiedene Eingeborenendörfer zu besuchen. Da kamen sie einmal in ein Dorf, an einem Nebenfluss des Ucayali, wo man sie in eine Maloka führte. Darin war es dunkel, aber oben unter dem Dach waren lauter kleine Köpfe aufgestellt. Kleine faustgrosse Menschenköpfe mit zusammen genähten Mündern und Augen. "Ja, sie waren echt", beteuert er mir. "Und nein, der Stamm wollte überhaupt keinen Besuch, anerkannte das Zertifikat aus Lima nicht und drohte uns, wenn wir nicht augenblichlich das Dorf wieder verlassen würden, würden wir da oben auf dem Bord enden".

"Wir haben ganz schnell unserer Sachen gepackt und sind losgefahren. Eine ganze Stunde hat niemand mehr etwas gesagt, sosehr ist uns der Schreck in die Glieder gefahren". Bei einem anderen Stamm ein paar Tage später glaubte Liborio auf dem Grill neben Hühnern einen menschlichen Arm zu erkennen. Auch da war es mit der Entdeckerfreude der Gruppe schnell vorbei, sie flohen Hals über Kopf. Es muss mehr als 30 Jahre her sein, ich weiss nicht, wie gut so alte Erinnerungen halten, aber Liborio steht der Schreck noch immer im Gesicht, wenn er sich daran erinnert. Er kann mir auch das Aussehen der Menschen noch erklären. Man konnte nicht erkennen, ob es Männer oder Frauen waren. Alle trugen lange Haare, die den ganzen Oberkörper bedeckten. Darunter einen Lendenschurz. Schon ihr Aussehen war furchteinflössend.

Das Wasser des kleinen Flusses ist gelb-trübe. Das kommt von der Farbe des Lehmbodens auf beiden Seiten des Ufers. In endlosen kleinen Windungen fahren wir auf dem immer schmaler werdenden Wasser. Am Ufer liegen kahle Äste, ganze Bäume in pizarren Formen. Sie spiegeln sich im Wasser. Manchmal sitzt weit draussen ein Vogel auf einem Ast, beobachtet das Wasser. Sehr oft sind es Eisvögel, die mit ihren farbigen Federn in der Sonne kurz aufleuchten bevor sie zum schnellen Gleitflug ansetzen und über das Wasser flitzen. Manchmal sitzt da ein grosser Adler. Braun-weiss, gut getarnt auf einem hellen Ast. Oft sind es auch winzig kleine blauschwarze Vögel, deren Federn schillernd leuchten wie kostbare Edelsteine. Natürlich bin ich mit meiner Kamera fast immer schussbereit, doch wir fahren zu schnell vorbei, um eine scharfe Aufnahme zu bekommen. Wir sind heute nicht auf Vogelbeobachtungstour, wir wollen ein Ziel erreichen.

Die Stunden ziehen sich dahin, jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei solchen Fahrten Geschichten entstehen. Geister zeigen sich, unheimliche Gestalten am Ufer, in den Ästen, den Bäumen, in den Wolken oder im Wasser. Sie verändern ihr Aussehen, wirken bedrohlich oder freundlich.

Dadurch entstehen Legenden. Wie zum Beispiel vom kleinen bösen Geist, der sich in jede beliebige Gestalt verwandeln kann. So kann es vorkommen, dass einem der eigene Bruder im Wald begegnet, wenn man alleine unterwegs ist. Wenn man dann nicht aufpasst, und dem bösen Gnom folgt, ist man verloren. Man sollte immer auf die Füsse des Gegenübers achten, denn, das einzige was der böse Geist nicht ändern kann, sind seine Füsse. Einer ist kürzer als der andere. Wenn man ihn erkennt, verschwindet er auf der Stelle und die Gefahr ist gebannt.

Es geht gegen ein Uhr, als wir vor uns wieder ein Dorf erkennen, ein paar Häuser, ein paar Boote davor, ein paar Planken, die eine Treppe andeuten. Zwei Mädchen sind da, sehen, dass wir anlegen und beobachten uns neugierig. Bis wir angelegt haben, sind oben ein paar wenige Leute, sehen zu, wie wir aussteigen.

Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit, ich merke, dass Liborio seine Sicherheit etwas verloren hat. "Das letzte Mal bin ich mit meinen Eltern da hinauf gestiegen", erzählt er. "Mit deinen Eltern? Dein Vater ist früh gestorben, das muss ja viele Jahre her sein!" "Ja, gegen 30 Jahre, ich war 16".

Ich sage nichts mehr, merke, dass da jetzt ganz viele Emotionen im Spiel sind. Habe ich ihn tatsächlich so falsch verstanden, dass ich von 3 statt 30 Jahren ausgegangen bin? Ich nehme eher an, dass er mir nicht gestehen wollte, dass er selber schon so lange nicht mehr hier war.

Jedenfalls komme ich mir jetzt wie ein Eindringling vor. Auf völlig fremdem Terrain. Ein junger Mann steht da, möchte kompetent erscheinen, weiss aber nicht genau, was er mit uns anfangen soll. Liborio begrüsst ihn, stellt sich vor. Sagt den Namen seiner Mutter und fragt, ob wir zwei Tage irgendwo unterkommen dürften. "Das muss die Präsidentin entscheiden", meint der Mann und kratzt sich etwas verlegen im Haar. "Wir haben Geschenke mitgebracht", jetzt langsam löst sich die Stimmung. Eine Frau lädt uns ein. Sie ist eine Cousine, ihre Mutter ist eine Schwester von Dolores, sie kann sich an sie erinnern.

Mich hat inzwischen ein älterer Mann in Beschlag genommen. Eli heisst er Er will wissen, woher ich komme, warum ich hier bin. "Ich möchte mehr erfahren über die Boras, kenne bisher nur die Gruppe von Liborio, die am Rio Momon in der Nähe von Iquitos lebt", erkläre ich ihm.

"Wir Boras kommen ursprünglich von Kolumbien, erst mit dem Kautschuk-Book wurden wir nach Peru gebracht. Viele von uns wurden von den Kautschukbaronen versklavt. Hier in Brilla Nuevo leben wir seit etwas mehr als 120 Jahren".

Von den Boras in Iquitos scheint Eli nicht viel zu halten. "Das sind gar keine Boras mehr, die sprechen nicht einmal mehr unsere Sprache, haben unsere Bräuche vergessen". Er würde noch weiter ausholen, doch inzwischen hat sie die Lage für uns geklärt, Unsere Geschenke wurden ausgeladen und in den Gemeinschaftsraum gebracht. Unser eigenes Gepäck ist im Haus von Livia Dolores, der wir jetzt folgen. Und dort sitzen wir dann kurz darauf auf alten Plastikstühlen bei denen die Lehnen längst fehlen.

"Wir könnten im Gemeinschaftshaus wohnen, oder hier bei der Familie von Livia, du entscheidest", meint Liborio und aller Augen richten sich auf mich.

Die Toilette erreicht man über einen langen Steg.

Die Toilette erreicht man über einen langen Steg.

"Wenn wir wirklich hier bleiben dürfen, würde ich gerne hier bleiben", erkläre ich nach einem kurzen Blick in die freundlich gespannten Augen von Livia Dolores. Kurz darauf hängt meine Hängematte in der Küche, man zeigt mir die Toilette, die am Ende eines langen Steges steht. Ich wohne jetzt also hier, im Haus von Livia mit ihren vier Kindern. Für Belen und Luz, die beiden Mädchen muss ich ziemich spannend sein, jedenfalls beobachten sie mich dauernd. So wie ich sie. Belen ist vierzehn. Nächstes Jahr wird sie ihren 15. Geburtstag feiern. Sie freut isch schon darauf.

Liborio hat sich inzwischen in die andere Hängematte gesetzt, die in der Nähe des Herdes steht. Rosa ist unterwegs, auf der Suche nach ihren Tanten und Cousinen. Verwandtschaft ihrer Mutter. Vater hatte sie keinen, als sie mit der Mutter das Dorf verlassen hat. Da war sie noch ein Kind.

Bevor sie gegangen ist, hat sie noch eine frische Ananas aufgeschnitten, die sie heute Morgen im Dorf gekauft hat. Sie bietet mir ein paar Schnitze an. Auch die Familie soll sich bedienen, aber ich merke, man hält sich zurück. Mag man keine Ananas?

Livia bietet uns Juane an. Das sind Reisballen mit Hühnchen in ein Bananenblatt gewickelt. Abgebunden mit Palmbast. "Die Kugeln mit den Schlaufen hat Belen gemacht", erklärt sie. "Sie hat ihre eigene Methode zu zeigen, was von ihr ist". Die Ballen sind in einem grossen Topf wo sie warm gehalten werden, bis sich jemand davon bedient. Sie schmecken fein, aber mir sind die Portionen zu gross. Mein Appetit hält sich in Grenzen, da kann ich gar nichts dagegen tun. Ich mag eh kein lauwarmes Essen aber das ist hier eben so üblich.

Die Küche von Abuela Victoria

Die Küche von Abuela Victoria

Danach lädt mich Livia ein, sie zum Haus ihrer Grossmutter zu begleiten, sie will heute Nachmittag Brot aus Yuccamehr backen. Liborio lehnt sich in der Hängematte zurück, wir beide verlassen das Haus, gehen über das grosse Fussballfeld und steigen vier hohe unregelmässige Stufen hinauf zum Haus der Grossmutter, die heute nicht zu Hause zu sein scheint.

"Ich bin hier aufgewachsen", erzählt mir Livia. "Meine Mutter hat meinen Vater und mich früh verlassen, da blieb ich bei meiner Grossmutter und den Schwestern meines Vaters." Sie weist auf einen niedrigen Schemel: "Setz dich bitte, ich möchte dir zeigen, wie wir Brot machen".

Als erstes schürt sie das Feuer, das ausggangen ist. Dann legt sie eine Eisenplatte darauf, die mit einem Stil und einem schmalen Rand als ganz flache Pfanne dienst. Danach wischt sie mit einem kurzen Besen aus Palmblättern den Boden, denn ihre Grossmutter hat ein ziemliches Chaos hinterlassen.

Als alles in Ordnung ist, sucht sie den Teig. Der ist in einem grossen Platikbecken. Gemahlene Yucca, die sie gestern vorbereitet hat. Noch immer etwas nass. Es scheint, dass die Yucca noch etwas zu nass ist, Livia huscht rasch nach Hause, holt ihre eigene Massa (Teig) dazu und mischt die beiden im Becken bis ein zusammenhängender Teig entsteht. Diesen streicht sie in eine lange Bastmatte, die sie von einem Gestell holt. "Meine Anaconda", lacht sie und legt zu dem Teig kleine kurze Holzstecklein. Danach rollt sie die ganze Schlange auf und jetzt könnte man tatsächlich auf eine dicke Schlange denken. Vorne und hinten sind grosse Oesen. Die eine spannt sie auf einen Stab auf der offenen Plattform der Küche, durch den anderen steckt sie einen Stab und dreht die ganze Schlange, wringt sie aus, bis alles Wasser, alle Flüssigkeit austritt.

Das ist eine ziemlich anstrengende Sache und braucht viel Kraft. Die Masse wird jetzt wieder aus der Matte geholt und zurück in das Becken gebracht. Sie ist jetzt fast trocken. Als nächstes wird sie durch ein feines Sieb gestrichen. Alles von Hand und alles am Boden. "Ich sitze am liebsten am Boden, auf einem Stuhl fühle ich mich nicht wohl", erzählt sie.

Sie erzählt von ihrem Leben, von ihren Kindern. Natürlich will sie wissen, warum ich hier bin, ob verheiratet, wie viele Kinder. Ob ich denn keinen Mann mehr haben wollte, nachdem mein Mann gestorben ist. "Doch schon, aber es ist eben gar nicht so einfach, den richtigen zu finden", erkläre ich, worauf sie verständnisvoll nickt. "Mir hat es nie gefallen, wie Männer die Frauen behandeln, wie sie sie aufziehen und sich ihnen nähern. Ich wollte nichts wissen von Männern, ausser von Juan. Ihn wollte ich, er war der einzige". Sie kann sich nicht vorstellen, dass sie noch einmal einen anderen Mann möchte, wenn Juan sterben würde. Die beiden sind verheiratet. in der Kirche mit allen Dokumenten.

Das Mehl ist gemahlen, die Pfanne heiss. Sie schüttet das Mehl hinein. Von Hand, eine Handvoll, noch eine, bis die Masse ungefähr 3 cm hoch ist. Dann lässt sie sie anbraten. Nach einer Weile dreht sie das ganze, formt mit einem Spachtel eine runde Scheibe und gibt ihm noch ein paar Minuten Hitze.

"Wie weisst du, dass das Brot fertig ist?" "Ganz einfach, ich drücke mit dem Finger, das fühlt man." Vier Brote bäckt sie an diesem Nachmittag, das reicht für 2-3 Tage. Dann wird sie wieder neue Brote backen.

Inzwischen ist Belen gekommen mit einem Becken voller Früchte. Sie war bei den Palmen ganz in der Nähe und hat blaue reife Palmfrüchte gepflückt. Sie sind roh nicht essbar, aber man kann ein feines Erfrischungsgetränk daraus machen. Dazu wäscht Livia die Früchte, die fast wie grosse blaue Trauben aussehen und setzt sie dann in einem Topf mit Wasser auf das Feuer. Noch immer ist sie mit Brotbacken beschäftigt.

Belen bringt frische Früchte aus dem Dschungel

Belen bringt frische Früchte aus dem Dschungel

waschen und sortieren

waschen und sortieren

Nachdem alle Brote gebacken und die Beeren eine Weile auf dem Feuer gekocht haben, holt sie eine grosse Holzkelle und zerstösst sie. Natürlich sitzt sie dazu wieder auf dem Boden.

Jetzt kommt eine alte Frau herein. Es ist Grossmutter Victoria, liebevoll Abuelita genannt. Sie war den ganzen Tag auf dem Yuccafeld. Barfuss kommt sie daher und begrüsst mich freundlich. Sie setzt sich auf den anderen Schemel, zusammen beobachten wir, wie Livia die Früchte zerstösst. Später wird sie auch diese durch ihr Sieb streichen. Morgen wird der Saft auf dem Tisch stehen.

Es ist kurz vor Sonnenuntergang, als wir zurück zu Livias Haus gehen. Liborio hat inzwischen mein Moskitonetz montiert, meine rosa Wolke. Bald darauf ziehe ich mich darin zurück. Der Tag war voller neuer Eindrücke. Ich bin froh, lässt man mich in Ruhe, muss ich nicht mehr alles zuhören. Ich merke, wie meine Batterien so wie der Akku meines Handys langsam zur Neige geht. Jetzt nur noch ein wenig liegen, nicht mehr denken. Was für ein Gefühl, in diesem fremden Land, bei einer völlig unbekannten Familie zu Gast zu sein. Und mich aufgehoben zu fühlen.

Später, als die anderen schlafen, bin ich wieder aufgewacht. Ich bin froh, dass ich meinen Reader dabei habe. Kann mich damit kurzfristig zurückziehen. Aussteigen aus dieser Welt und in einer völlig anderen Welt wieder auftauchen. Bücher geben Pausen, lassen mich umsteigen, inne halten, Luft holen oder abtauchen. Ganz egal, was grad angesagt ist.

Auch heute gibt es wieder ein paar Videos auf meiner eigenen Seite
www.bison.ch

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Immer wenn der Mensch seine Zukunft plant, fällt das Schicksal im Hintergrund lachend vom Stuhl. Dieser Satz hat mich durch das Corona-Jahr begleitet. Eigentlich war mein Abflug nach Südamerika am 3. April 2020 gebucht. Doch dann kam alles anders.
Details:
Aufbruch: 20.06.2021
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.01.2022
Reiseziele: Peru
Kolumbien
Argentinien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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