villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

hola chicos

Kurz vor Weihnachten waren wir durch die verschiedenen Verzögerungen aus dem vorigen Kapitel noch immer weit weg von Iguazu und seinen Wasserfällen, eine strikte Planänderung musste her und die fanden wir mit einer Abkürzung durch Paraguay.

Irgendwie weiss man nicht viel von Paraguay und keiner reist grundsätzlich in dieses zwischen den Riesen Argentinien und Brasilien eingeklemmte kleinere südamerikanische Land. Paraguay ist flächenmässig grösser als Deutschland beherbergt aber nur 7 Millionen Einwohner, die Mischung ist einzigartig, indigene Guarani Indianer, Mischlinge, eingewanderte Deutsche, Polen, Schweizer Russen und die sonderbaren Mennoniten.

Es gilt als das zweitärmstes Land in SA, hat jedoch als einziges Land mit "Guarani" eine indigene Hauptsprache und trotz fortschreitender Abholzung des Regenwaldes erscheint hier alles grün und freundlich. Eine klare Hauptattraktion gibt es nicht, weil sie überschwemmt wurden oder einfach nicht bekannt sind, mit dem Fakt dass in Paraguay aus historischen Gründen ein Geschlechterverhältnis von einem Mann zu sechs Frauen herrscht, könnte man durchaus eine nette Werbekampagne lancieren.

Im romantischen SanBer (San Bernardino) sind deutschen Strassennamen, Bäckereien und Thüringer Würsten an der Tagesordnung, hier feierten wir Weihnachten in einem herrlichen Anwesen mit Garten und Pool inklusive der Gastgeberin Paola, Ihrer Mutter Christine, drei Schildkröten, zwei Affen, drei Hunden, Hunderten von Vögeln sowie farbigem Feuerwerk, das gemäss südamerikanischer Tradition von den Nachbarn zur Erleuchtung des heiligen Abends in den sternigen Himmel geknallt wurde.

Gespannt lauschten wir der bewegten Lebensgeschichte von Christine und Paola, Harley Davidson Abenteuer, Bar-Disco Betrieb an der Küste Valencias, spannende Erfahrungen in den USA und aktuell Paraguay.

Wunderbar erholt durchkreuzten wir anschliessend das Land waagrecht und endeten am Itaipu Staudamm, dem weltweit zweitgrössten Wasserkraftwerk nach den Sieben Schluchten in China. Die Dimensionen dieses Bauwerks sind überwältigend, die erzeugten 75 Milliarden kWh versorgen nicht weniger als 80 % Paraguays (5 Millionen) sowie 25 % Brasiliens (70 Millionen) mit Energie.

In nur zehnjähriger Bauzeit wurde der paraguayisch-brasilianische Monsterbau mit bis zu 30'000 Arbeitern verwirklicht, dabei wurde Eisen- und Baustahl in der Menge von 380 x Eiffelturm verbraucht und gleichzeitig jede Stunde soviel Beton produziert, dass man daraus ein Haus mit 20 Stockwerken hätte bauen können.

Natürlich gibt es zum sauberen Strom die Schattenseite, viele Guarani Dörfer wurden umgesiedelt resp. überschwemmt, einzigartige Fauna, Flora und imposantere Wasserfälle als Iguazu versanken auf den Seiten Paraguays in den Fluten.

Direkt an der Grenze zu Bruder Brasilien liegt das als Shopping und Schmuggel Paradies bekannte Ciudad de Este, bei unserer Ankunft um 5 Uhr Nachmittags begegneten wir jedoch keiner Maus, hatten wir wohl eine Dammbruchwarnung verpasst? Wenn der Glöckner die Kirchenuhr am nächsten Morgen sechs mal bimmeln lässt , wimmelte es Ciudad wie am Morgenstraich in Basel. Wild gewordene Brasilianer und Argentinier schleppen wie eine Ameisenarmee tonnenweise Plastiktüten mit Elektrogeräte, Spirituosen und Parfum durch die engen Gassen und versuchen damit über die Grenze zu schwirren.

Gerne folgten wir dem Tipp eines Hotelangestellten und tauschten den kilometerlangen Grenzstau mit einer romantischen Fähren-fahrt über den breiten Fluss, immerhin weiss man so, dass selbst bei allfälligem Abtreiben des alten Kahns mit den weiter unten tosenden Iguazu Wasserfällen kostenlos für ein weiteres Highlight gesorgt wird.

Hasta la proxima
a&t&j