villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

holà chicos

Während Carlotta's Hundebiss langsam verschwindet und das Regenwetter sich etwas zurückhält, lassen wir jeden Tag unsere Schirme auf dem legendären Lago Calima steigen. Wie bei jeder Sportart gibt es auch beim Kite Surfen fiese Momenten, so nach vier, fünf Stunden fühlt man sich endlich etwas näher an den Kollegen in der Luft gewöhnt, da schlägt dieser nochmals unbarmherzig zurück. Beim Einschlaufen in das aerodynamische Board, macht der Luftikus Pirouetten und Ueberschläge und wir unter an den Schnürren drehen uns freudig mit und lassen uns wie flache Steine über das Wasser schiefern.

Zwischendurch erhaschen wir mal wieder einen stärkenden Schluck Seewasser und frieren uns nach 1.5 Stunden im kühlen Nass die Finger und Zehen blau. Leicht draussen auf der linken Seite ziehen gleichzeitig die Cracks Ihre schnittigen Linien und springen völlig losgelöst bis zu dramatischen zehn Metern über den Seespiegel. Sehnsüchtig blicken wir da raus zu den Pro's, es sieht alles so einfach aus, doch wieder zurück im feuchten Stadion, werden wir vom Kite herumgewirbelt und es stellt sich leichte Frustration ein.

Unser Guru Jean Paul meint zwar, dass wir auf dem richtigen Weg wären, doch da denke ich an meine Snowboardlehrerzeiten und an die hoffnungslosen Fälle, die dank meiner Aufmunterung bis zum letzten Tag ohne eine anständige Kurve durchgebissen haben. Zum Glück macht der Wind zwei Tage Pause, so können wir uns bei Asado's am See mit den Weltcupsurfer Monica (COL 10) und Jean Paul (COL 1) erholen.

Die coole Kiterszene hat uns zwei Seewasser konsumierende Schleuder Azubis bereits entdeckt und so werden wir dem ganzen Rudel Idolen von links auf dem See vorgestellt. Wenigstens haben wir so mal einem Kiter die Hand geschüttelt, Harold der Boardbauer lädt uns ein seine kleine lokale Fabrik zu besichtigen, wo er in Handarbeit zusammen mit ein paar Kollegen trendy Kiteboards aus einheimischen Materialien wie Bambus und Tropenholz baut. Sechs Jahre hat er an der Form und Biegung herum gefeilt, jetzt produziert er bis zu 30 Boards monatlich für Wassersportler, die mit einem auf sich angepasstes Brett und eigenem Design auf den Gewässern kreuzen wollen.
Schaut mal rein : www.coguacustom.com, Harold schickt die Teile auch nach Europa.

Plötzlich windet es wieder und schon bauen unsere Touri Kumpanen Adrian aus London, Joshua aus Massachusetts und der neu eingetroffene Sven aus Den Hag Ihre Material auf. Mutig stellen wir uns dazu, pumpen mit, legen die Bar mit den Schnürren aus und streifen uns den sexy Neopren über, jetzt wollen wir es nochmals wissen, now or never!
Beim ersten Versuch knalle ich Jean Pauls neuen Kite frontal auf die Gischt, er hält sich die Augen zu und selbst auf Distanz zum Zodiak erkenne ich seine angespannten Stirnfalten und seine grimmige Miene.

Als auch Anke Ihren grünen Damenschirm dynamisch versenkt, schwant mir Böses, sind wir das hoffnungslose Villa Venus Aqua Team? Wir sammeln alle positive Energie wie Luke Skywalker und schon steht der farbige Plastikfusel wie eine Eins am Himmel, zwei, drei Kreise und Schwupp stehen wir gnadenlos auf dem Brett und siehe da wir kommen tatsächlich vorwärts. Einige Tauchgänge später fahren wir schon gezielter, wir gewinnen sogar an Höhe und erschreckt stellen wir fest, dass wir uns schon mitten in die Cracks gefahren haben, die nun allerhand damit zu tun haben unserer fantasievollen Routenwahl auszuweichen, trotzdem halten sie cool grinsend den Daumen nach oben - wir gehören dazu, yes!

Am nächsten Tag starten wir gleich zu Beginn in der Chefetage, gemeinsam düsen wir von links nach rechts, immer entspannter wird der Griff an der Bar und wir können uns sogar schon auf die Umgebung und auf das Flitzen über die Wellen konzentrieren. Was für ein Gefühl, der absolute Hammer, Gänsehaut, Freudentränen, aufgestellte Haare, aus lauter Wonne pinkeln wir ein Freudenpipi in den Neopren, yes again! Das Wetter ändert, die Sonne versteckt sich hinter den Wolken und langsam ziehen Nebelschwaden über den Lago Calima, mittendrin gleiten wir über das dunkle Grün und fühlen uns im siebten Himmel.

Die Zeit steht still in diesem Rausch und wird uns erst später bewusst, als wir mit blauen Lippen und Nase nach fast drei Stunden pausenlosem Kiten kurz vor Sonnenuntergang zitternd aus dem Wasser gefischt werden. Bibbernd lassen wir den Champagnerkorken knallen und der prickelnde Saft schmeckt deutlich besser, wie die geschlürfte Seepfütze der vergangene Tage, wir stossen an und singen : Ueber sieben Brücken musst du gehen, sieben Mal wirst du der Lölli im Wasser sein, dann auf einmal glänzt der coole Kiter Schein.

Hasta la proxima
a&t