villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

holà chicos

Endlich richtung norden war eigentlich der national park perrito moreno unser ziel, aber nachdem es uns vorher schon auf der ruta 40 im schlamm geschleudert und quergestellt hatte*, mussten wir bald einsehen, dass es keinen sinn macht sich durch ein völlig durchtränktes nebensträsschen ans ziel zu quälen. Unterwegs haben wir dann noch ein paar franzosen geholfen, die ihre camioneta schon versenkt hatten. Anstatt nationalpark gabs dann halt cuevos del los manos, wo die nativos vor tausenden jahren ihre hände am fels verewigt haben.

*allgemein hat es in der provinz santa cruz die letzten tage heftig geschüttet, selbst die ruta 40 ist nur schwer passierbar und die tägliche fahrt darauf bestes training für paris-dakar. Bei der ersten schleuderfahrt hatten wir einfach nur riesiges schwein, dass nichts passiert ist und in diesen momenten, wird einem bewusst, wie schnell ein traum vorbei sein könnte. Wir passen jetzt auf wie der belgier mit dem wohnwagen auf der gotthardstrasse und lassen uns so schnell nicht mehr aus der bahn werfen...zudem haben wir gelernt, dass busputzen in patagonia nur für schildbürger ist.

Unterwegs lesen wir regelmässig hitchhikende backpacker's auf, die dann jeweils eine fahrt, ein paar stunden oder tage die reise mit uns teilen. Zwischenzeitlich haben wir ein hitchhiker-guestbook gegründet, damit wir uns noch an alle mitfahrenden kollegen erinnern können...wir hoffen, dass uns diese gute taten, dann beim nächsten gefährlichen moment wieder einen schutzengel schicken. Aktuell campen wir bei sternklarer nacht mit autostöppler alfred und christina aus good old germany, unserem schutzengel und einer flotte flamingos auf einsamer dirtroad an einem mystischen see vor dem paso roballos kurz vor der chilenischen grenze...gute nacht und bis morgen oder bis zur nächsten geschichte.

Nach dem naturfreunden-zollhäuschen bog sich die strasse einem flotten rio entlang nach cochrane, wo der überdimensionierte plaza del los armas das sehr entspannte zentrum eines herrlich entspannten städtchen bildet. Hier trifft sich die pupertäre dorfjugend zum austausch der news von der carretera austral, ein privathaus mit der einzigen öffentlichen kaffeemaschine, das telefonkabinen grosse touristenzentrum mit black eyed peas aus dröhnenden boxen und der vollgepackte supermarkt mit wein über jagdwaffen zu motorsägen und zurück. Trotz all diesen attraktionen haben wir uns in den np (national park) lago cochrane verzogen und uns am nächsten taf auf eine zweitägige "niemandstour" zum cerro tamango (1463 m) gemacht.

Niemandstouren sind hikes, ausflüge, wo man niemanden trifft, wir finden das herrlich abendteuerlich und geniessen diese feinen momente. Die wanderung war grandios, vorbei an wunderschönen lagunen und lagos hinauf auf den höchsten gipfel des parks mit einer phänomenalen rundblick über die schneebedeckten peaks der südlichen anden. Scheinbar soll es in diesem park auch ein grösserers grüppchen hulemuls geben, ein rehänliches teil, dass als praktisch ausgestorben gilt. Nach unserer meinung ist es das, denn wir sahen keines, dafür bei sonnenuntergang eine invasion von stechmücken, wie sie sonst nur in den 80er horrofilmen wie "rückkehr der fliegenden stechmonstern" vorkommt.

Zum sonnenaufang haben wir von unserem base camp in stechmückenfreierzone den erfolgreichen aufstieg zum cerro tamangua gegönnt, danach gings über verschiedenen lagunen und wasserfälle zurück zum ausgangspunkt. Der wanderwegchefe in diesem park scheint aber eher ein indigener fährtenleser zu sein, so das wir uns in einer traditionellen schnitzeljagd zum ziel wiederfanden. Da gleichzeitig die wanderkarte noch etwas fantastievoll mit koordinaten versehen war, schwante uns illustres, was sich dann in einem schlussendlich gesunden 12 stunden wanderung und einem leergefressenen rucksack wiederspiegelte.

Mit aufgefüllten reserven und bauch strebten wir auf der südlichen carretera austral weiter nach tortel, einem auf stelzen und holzstegen erbauten romantischen dörfchen am rio baker.

Was einem auf der carretera austral an landschaft entgegengeschmissen wird ist purer überfluss, neben den üblichen knallblauen lagunen und den bergen und gletschern, gesellt sich hier noch der dschungel der südlichen anden dazu - ein pitoreskes bild, dass irgendwie surreal wirkt. Kommt noch dazu, dass uns die auf stelzen erbauten häuser und die eher indigene bevölkerung mit hang zu geschlitzen augen mehr an asien als chile erinnert. Wir ziehen fasziniert den hut vor so viel schönheit und vergessen dabei fast die nun von bremsenähnlichen fliegerstaffeln verstärkte stechmückentruppe.. Dabei belächeln wir das tapfere schneiderlein mit 7 auf einen streich, und klopfen uns vor freude über die ca. 39 erlegten bremsen auf die verstochenen schultern - ein petriheil von einem weiteren unschlagbaren wilden campsite am glasklaren bach - unsere tägliche trinkwasserresource